CS-Chef Tidjane Thiam hat in diesem Jahr bereits über 5’000 Stellen abgebaut. Bis Ende Jahr sollen es sogar 6’000 sein.
Doch der Personalbestand seines Finanzhauses steigt. Per Ende September arbeiteten knapp 48’000 Leute bei der CS weltweit – knapp 500 mehr als Mitte 2016.
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Wie ist das möglich? Thiam meinte gestern, es bräuchte mehr Juristen und andere Spezialisten.
Aber doch nicht Tausende? So viele müssten es ja sein, um die Entlassungen und den Massenabbau zu kompensieren.
Ab 2016 weist die CS für ihre neue Tochter Schweiz die Zahlen aus. Diese liegen derzeit bei 13’440.
Die Antwort liegt einerseits im Abbautempo. Viele CS-Angestellte, welche die Bank verlassen, sind noch in der Statistik drin.
So haben laut der Zeitung Schweiz am Sonntag Hunderte älterer Mitarbeiter in den letzten Monaten gekündigt, weil sie noch rechtzeitig vor spürbaren Verschlechterungen bei der Pensionskasse und der Frühpensionierung abspringen wollen.
Doch auch das ist noch nicht die ganze Erklärung. Diese liegt in einer CS-Spezialität, die ein Jonglieren mit den Personal-Zahlen erlaubt.
Es geht um die sogenannten Contractors. Gemeints sind eine Art von Ich-AGs, welche vor allem in der Informatik und der Beratung Bedeutung haben.
Die Informatiker lassen sich als Freischaffende für die Zeit eines bestimmten Projekts von der CS quasi fest anstellen.
Sie haben aber keinen ordentlichen Vertrag, der via Personalabteilung und mit allen Sozialleistungen und Kündigungsfristen ausgestattet ist. Sondern nur einen auf Zeit.
Die Verpflichtung erfolgt oft über eine weltweit agierende Firma. Bei der CS ist das die Allegis, ein globaler Player in der Personalvermittlung für Dienstleister.
Die CS hat Tausende solcher Zeitarbeiter bei sich im Haus. Diese fallen statistisch nicht unter „Angestellte“ und tauchen somit auch nicht im ausgewiesenen Personalbestand auf.
Es handelt sich um eine Puffermasse, die genutzt werden kann. Der Bestand an solchen Projektleuten steigt und sinkt, ohne dass dies von aussen nachvollzogen werden kann.
Erstmals aufmerksam wurde man auf die Contractors – und vor allem deren Ausmass bei der CS – im vorletzten Quartal.
CS-Finanzchef David Mathers führte damals bei der Präsentation der Zweitquartals-Zahlen aus, dass seine Bank nun vor allem bei diesen Contractors abbauen würde.
Mathers nahm Stellung auf eine Frage nach dem hartnäckig hoch bleibenden Personalbestand. Schon per Ende Juni dieses Jahres war klar, dass der CS-Abbau im Mitarbeiterbestand nicht zum Ausdruck kam.
Das Problem mit den Contrators ist: Es handelt sich oft um ehemalige Festangestellte der CS. Diese finden über die Hintertür einer Ich-AG zurück an ihren alten Arbeitsplatz.
Nur: Die Kosten sind dann nicht mehr die gleichen. Die CS muss den freischaffenden IT-Cracks direkt oder via Allegis hohe Stunden- und Tagesansätze vergüten.
Die Bank spart zwar umgekehrt bei den Sozialleistungen und muss nichts für Kündigungen zur Seite legen. Ob aber insgesamt die Rechnung aus Sicht des Managements aufgeht, ist fraglich.
Jedenfalls sind die Kosten für externe Dienstleistungen unter Tidjane Thiam zunächst auf über 3 Milliarden für 2015 explodiert. In diesem Jahr sind sie zurückgekommen.
Dieser Rückgang könnte belegen, wo die CS ihre Stellen unter anderem kürzt: eben bei den Contractors, den modernen One-Man-Shows.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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.. aber es ist schon eine tolle Leistung, tausende von Stellen verschwinden, auch in der Schweiz, und das ohne Sozialplan! Das soll der CS doch mal einer nachmachen.
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Es handelt sich hier nicht nur um Contractors, sondern vor allem Mitarbeiter von Drittfirmen wie Wipro, Cognizant, etc. Diese Zahl dürfte 25,000 überschreiten, da vorallem die IT über Jahre Mitarbeiter in Indien und Polen aufgebaut hat, ohne den Mitarbeiterbestand in Zürich, London oder New York zu reduzieren. Die total Workforce der CS ist über 70,000 FTE, eine Zahl die intern kaum beachtet und extern nicht kommuniziert wird. Diese Zahl stieg über Jahre unkontrolliert, mit entsprechenden Kostenfolgen. TT, POB, Goerke und Co. verstehen sehr wenig von Execution, und ich bezweifle stark dass die nötigen Kostenreduktionen (die erwähnten Headcount Reduktionen sind m.E. viel zu tief angesetzt) erzielt werden.
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LOL , die CS ist einfach in unserer Zeit der Spezialist für Eigentore. das mangelhafte bzw. fehlende IT Knowhow wird noch wesentlich heftiger zurückschlagen, als man jetzt glaubt. Da kommt noch eine Riesentiefenwelle auf die CS zu.
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Erstens: Diese Puffermasse-Strategie geht finanziell überhaupt nicht auf! Zwischen IT-Mensch und CS sitzen Profiteure, die Geld sehen wollen, so den Contractor verteuern, und dieser manchmal weniger bekommt als bei einer Festanstellung.
Zweitens sind Contractors oft passgenaue, eingearbeitete Leute. Ich rede nicht von Indern mit 2-5 Jahren Berufserfahrung, die nur wegen Spezialvertrag zwischen Cognizant und einem willfährigen CS-Manager da sind.
Drittens, auch aktuelles Thema: Solange die IT Spar-Prügelknabe ist, Weiterbildung vom Arbeitnehmer erfolgen muss, bei gleichem oder sinkendem Lohn, verliert der Raum Zürich Spezialsten für sämtliche technisch höheren IT-Aufgaben. Am Ende bleibt nur IT-Lehrlinge, die ihren Job so schnell aufgeben wie Automonteure, weil sie sehen, dass man in anderen Berufen 10 mal weniger leisten muss bei gleichem oder mehr Lohn. Die „harte“ IT, also Mainframes, JavaEE-Cluster, Datenbanken aufsetzen und tunen etc wird nicht mehr betreibar sein. 1000e Manager helfen da nicht weiter.
Zürichs IT hat ein armenisches Schicksal: Die Bankenindustrie lässt sie in den Schnee wie damals die Türken die Armenier.
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Wie ich informiert bin, zählen die Contractors als Head Counts wogegen Consultans als „sachmittel“ gelten.
Der mit der Ich-AG funktioniert auch nicht da der Kuchen durch die sog. preferred suppliers monopolistisch verteilt ist. Zudem müssen dies ihre IT Spezialisten usw anstellen, aus arbeitsrechtlichen Gründen. Es verdienen ein paar Vermittler und wir Worker kriegen die Brohsamen. -
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Die CS hat immer wieder gerade auch Juristen freigestellt, um die etwas kritischeren Mitarbeiter los zu werden. Eingestellt wurden oftmals ausländische Juristen oder solche ohne jegliche juristisch praxisbezogenen Erfahrungen. Kaufmännisches Personal wurde oftmals ersatzlos gestrichen oder durch Contractors und Billigst Arbeitskräfte ersetzt. Es gab ausserdem extrem viele Reorganisationen. Bekannte Führungskräfte mit vielen DUs sind oftmals über Nacht verschwunden.
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Nach dem jämmerlichen 3.Quartal Resultat ist deutlich klar geworden, dass umgehend mehr gespart werden muss, um die Boni für die Teppichetage sicher zu stellen. Die 41 Millionen reichen hinten und vorne nicht für die Super Manager und ihre bescheidenen Lebensbedürfnisse.
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Jämmerliches 3. Quartal. Intern hat die CS das als „gutes Resultat“ an die MA verkauft. Jaja, damit werden die erneut höher ausfallenden „Bonus“ für die Schmarotzer ganz oben begründet.
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In der Informatik wird massivst abgebaut in der Schweiz, aber gleichzeitig in Polen der Ersatz eingestellt. Somit bleibt der Bestand gleich. Gleiches im HR. Während im Bereich Compliance und Legal in CH rekrutiert wird. So geht logischerweise nichts runter
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Es handelt sich dabei um das Wal-Mart-Prinzip. Personal wird nur noch auf Abruf gebucht. Wir haben keine Lebzeitjobs mehr, daran muss sich auch Europa einstellen. Schlechte Entwicklung, aber that’s Life. Für die CS hätte ich noch grosses Sparpotential. Löhne beim Topkader um 60 % runter und keine externe, teure und absolut nutzlose Berater mehr bezahlen, à la Deloitte und Mc Kinsey.
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McKinsey ist das „Exit“ für Firmen: sie werden von den Todkranken gerufen, und beschleunigen ihr Ableben.
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Beim Einsatz von Contractors geht es nicht um Zahlenschieberei sondern um die Verlagerung von intern nach extern und das möglichst billig. Hier werden oftmals Personen eingesetzt, die das Unternehmen und dessen Prozesse nicht kennen und unkritische Ja- Sager sind. Sie werden überwiegend nur zur Missstandsverwaltung eingesetzt und bringen einen geringen Nutzen.
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Noch schlimmer: Viele Externe halten die Arbeitszeiten nicht ein, weil sie zu wenig/gar nicht überwacht werden. Ausgiebige Kaffeepausen und dürftige Einsatzbereitschaft sind ein anderes Problem. Das sehe ich tagtäglich. Und als Interner muss man gleichzeitig täglich Angst um seinen Arbeitsplatz haben!
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