Angelsächsische Investmenttrupps ziehen derzeit durchs Land. Im Gepäck haben sie Dutzende kleine und mittelgrosse helvetische Privatbanken. Diese bieten die Banker-Haie zum Kauf an.
„Man will mir den halben Finanzplatz andrehen“, sagt der Chef einer grossen Privatbank. Doch das Meiste sei unverkäuflich. „Nur die sauberen Kundenassets haben einen Wert.“
Traditionshäuser mit klangvollen Namen sind über Nacht unverkäuflich geworden. Je länger sie nicht weggehen, desto grösser ist das Risiko, dass ihre Berater mit den guten Kunden abspringen.
Treiber des grossen Ausverkaufs von Swiss Banking sind die drohenden US-Bussen. In 12 Tagen müssen alle 300 Banken der Aufsicht mitteilen, was sie mit Uncle Sam planen.
Die Rede ist vom grossen US-Ablassdeal. Die Banken müssen sich entscheiden, ob sie auf schuldig oder nicht schuldig plädieren. Alternativ kann ein Institut beschliessen, am Programm nicht teilzunehmen.
Die letzte Variante kriegt Aufwind. „Wenn eine Bank mit Kategorie 2 (Schuldbekenntnis) den sicheren Tod wählt, dann ist logisch, dass sie sich lieber versteckt“, sagt der Private Banker.
Der inoffizielle Begriff der „Kategorie 5“ macht die Runde. Gemeint ist, dass der Verwaltungsrat einer betroffenen Bank der Finma in Bern mitteilt, nichts mit US-Geldern am Hut zu haben.
Der Einsatz ist hoch. Alles oder nichts, lautet die Wette.
Eine Bank, die zur Unzeit US-Schwarzgeld akquiriert hat und sich trotzdem nicht meldet, darf sich nicht erwischen lassen. Sonst ist sie nicht nur am Ende, sondern hat ein neues Verfahren am Hals.
Vielleicht sogar in der Schweiz. Je nachdem, wie die Behörden dieses Verhalten einschätzen, riskieren die Verantwortlichen Strafen in der Heimat.
Die Lage ist verzwickt. Das US-Programm ist derart clever aufgesetzt, dass es für die Schweizer Banken faktisch kein Entrinnen gibt.
Das machte Steuerexperte Christoph Schärer von Beraterin PwC gestern in einem Videointerview klar. Laut Schärer müssten fast alle Banken in Kategorie 2 gehen.
„Die Auslegung des US-Programms zielt darauf ab, möglichst viele Banken in Kategorie 2 zu treiben“, sagte Schärer der AWP, einer Nachrichtenagentur.
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„Ein Fall mit (unrechtmässigem) Schwarzgeld genügt“, meinte der PwC-Mann. „Das spricht dafür, dass mehr Banken als erwartet in Kategorie 2 landen werden.“
Die Bussen-Bandbreite sei horrend. „(Die Banken) rechnen mit plus minus 300 Prozent.“
Das Problem sei, dass die USA mit ihrem Programm die Beweislast umkehren würden.
„Eine Bank in Kategorie 2 muss nachweisen, dass ein bestimmter Kunde versteuert war“, führte Schärer aus. „Kann sie das nicht, dann hat sie das Risiko, dass sie zahlen muss.“
Der amerikanische Ablass-Deal wirkt laut dem Experten wie ein „Katalysator“.
„Wenn sie ein US-Risiko von 10 Jahresgewinnen hat, dann überlegt sich die eine oder andere Bank, ob weiteres Geschäften noch einen Sinn hat.“
Deutlicher hatte sich zuvor Vontobel-Chef Zeno Staub geäussert. Vor zwei Monaten meinte der CEO der Zürcher Privatbank, dass rund 100 Schweizer Banken in den nächsten Jahren der Schnauf ausgehe.
Der Grund für das Massensterben auf dem Finanzplatz sah Staub, ein intelligenter Typ mit scharfem Verstand, im US-Programm. Dieses würde den grossen Bereinigungsprozess beschleunigen.
Vereinzelte Kräfte versuchen, Swiss Banking zum Widerstand zu mobilisieren.
Steve Kraft, ein US-Steuerexperte, der schon lange hier lebt, hat soeben mit einem Partner eine neue Firma gegründet.
Das Unternehmen will als neutrale „Prüferin“ für die Banken agieren. Diese brauchen gemäss dem US-Programm einen „Independent Examiner“, welcher der US-Justiz gegenüber garantiert, dass alles korrekt abläuft.
Steuermann Kraft macht sich stark für Kategorie 3. Dort können sich jene Banken melden, die überzeugt sind, nicht systematisch und bewusst US-Gesetze verletzt zu haben.
„Mehr und mehr Banken merken, dass Kategorie 2 möglicherweise nicht die beste Wahl ist“, sagte Kraft vor kurzem der Handelszeitung. Deshalb würden viele Banken jetzt Kategorie 3 „als Alternative“ prüfen.
Ob das mehr als Wunschdenken ist, bleibt offen. Am 9. Dezember fallen die Würfel. Dann müssen sich alle Banken gegenüber der Finma entscheiden.
To be or not to be – die Frage aus der Weltliteratur stellt sich für Swiss Banking so akut wie noch nie.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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…ob diese „M&A-Teams“ aus UK/USA auch alle ein Verkaufs-Mandat haben?… Könnte ja auch sein, dass man noch zusätzlich Gerüchte über die Banken im Markt streut…
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…und in der Berner „Offiziersmesse“ wird noch über den „passenden Blumenschmuck zum Dinner“ diskutiert, während die Amis das Schiff schon beinahe versenkt haben.
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Zitat:
“Wenn sie ein US-Risiko von 10 Jahresgewinnen hat, dann überlegt sich die eine oder andere Bank, ob weiteres Geschäften noch einen Sinn hat.”
– Dann soll diese Bank gefälligst den Laden dicht machen und den Kader an die Kandare nehmen.
Sauhaufen organisierter Bandenkriminalität!-
Sauhaufen organisierter Bandenkriminalität = USA? Oder wie meinen Sie das? Ähhhhhhhhhhhhhhh?
Was für ein Kommentar, da ist dieser hier ja schon fast besser…
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SWISS BANKNG als Performance Finanz-Label und basierend auf einem klipp-und-klaren Credo.
Der Welt zeigen, dass das Private und Wealth Business hierzulande nicht nur funktioniert, weil die Versteckis-Gebühren x-fach kleiner waren als die Steuerlast im Kundenland.Punkt 1. Herkunft der Gelder sind bekannt.
Punkt 2. keine unversteuerten Gelder betreut.
Punkt 3. Daraus wird das Allerbeste gemacht.NB: Und wenn noch George mit Volluto Lungo Erfahrung in den VR einzieht, überträgt sich dies eventuell charmant auf das Bussen-Valuta. Anstatt mein Boni is over the Ocean.
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.@ ROBUSTO
zu Punkt 1:) Was heißt z.B.im Osten, Herkunft der Gelder bekannt ? Wer will das zu vetretbaren Kosten prüfen ?
Außerdem , wer will das wissen, wenn er nicht muß ?zu Punkt 2.) CH-Banken als omnipotente Steuerrevisoren?
zu Punkt 3.) vielleicht wird das Allerbeste für die Bank daraus gemacht !?
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Der Wettbewerb um die Vorherschaft in Europa war spätestens nach WK II durch die Angloamerikaner entschieden. Dem Bankgeheimnis war lediglich eine lange Gnadenfrist gewährt. Der Finanzplatz Europa, incl.CH, verliert weltweit an Bedeutung. -
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Die Konkurrenz freut sich, wenn es ein paar Banken weniger gibt. Besonders die beiden Grossbanken.
Privatbanken warben viele Anlageberater samt Kunden bei Grossbanken ab.-
Vor allem die Konkurrenz in London Miami Delaware, die bei Fatca, OECD Standards, AIA etc nicht mitmachen.
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Beweislast umkehren, Schutzgeld zahlen wie bei der Mafia, Gesetze rückwirkend ändern, fremde Gesetze akzeptieren und anwenden und die eigenen verwässern….
Wo ist die Schweiz eigentlich geblieben und warum wird das toleriert. Wo sind unsere Grossväter die noch für Souveränität, den Bankenplatz und Rechtsstaatlichkeit gekämpft haben. Was für eine Schande läuft hier eigentlich. Irgendwann bezahlen wir den Amis noch Schutzgeld damit keine Bombe von Terroristen hier hoch geht.
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@honus: Die Grossväter sind gestorben und das Bankgeheimnis ist am sterben…..
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Es läuft ein grosser Wirtschaftskrieg, der die bisherige Erfolgsnation Schweiz in die Knie zwingen soll. Für gewisse Länder und Regionen auf dieser Welt ist es inzwischen Unerträglich, dass die Schweiz so viel besser dasteht als sie selber ! Wie immer in solchen Zeiten ist Heuchelei ein grosses Thema ! Der andere soll dies und das tun, selber macht man aber genau das Gegenteil von dem, was man verlangt ! Der Schweiz geht es inzwischen so gut, dass wir keine Ziele mehr haben für die wir kämpfen wollen (sog. Wohlstandsdegeneration !) die sich in Kampflosigkeit und Naivität wiederspiegelt ! Somit wird unser Wohlstand auf das Niveau zurückgehen, wo unsere „Freunde“ aus den USA und der EU heute schon stehen. Die RAV in den Finanzzentren Zürich, Genf und Basel sollen sich schon mal warm anziehen, denn viel neue Kundschaft (Arbeitslose) sind zu erwarten in den nächsten Monaten und Jahren !
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Genau, und die Steuerämter sowie die Politiker werden sich erst freuen, wenn die Steuereinnahmen aus dem Finanzplatz (inkl. natürliche Personen) plötzlich ausbleiben; und man konsterniert feststellt, dass die Kassen für die nächsten Wohlfühlprogramme der Linken & Grünen einfach leer sind und bleiben….
Dies ist die andere Seite der Medaille, welche scheinbar „keis Bei“ in Bern zu interessieren scheint…
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ueli meier sie Sprechen mir aus Seele das was da abläuft ist nichts anderes als Erpressen von einer Florierender Wirtschaft da man selbst Pleite ist so wie ganz Europa das ist die neue Kriegsführung von Europa und Amerika früher hat man mit Waffen alles ausgetragen und heute macht man das mit dem Geld und der was hat wird Bekämpft
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Was ist bloss mit Euch Schweizern los?
Wollt Ihr Euch wirklich die Butter vom Brot nehmen lassen?
Wann steht Ihr endlich mal für Euch, Euer Land und Euere Unabhängigkeit ein?
Ich verstehe Euch nicht, dass Ihr Euch alles diktieren lasst.
Ihr seid wirklich nur noch Marionetten!!!-
Danke für die klaren Worte.
Mit unserer fast krankhaften Suche nach einem Kompromiss sind wir gar nicht mehr gewohnt, eine Position zu verteidigen und für die eigenen Interessen zu kämpfen. Wir geben lieber nach, vermeiden die Konfrontation und verkaufen das dann als „Kompromiss“. Die Gegenseite weiss das und baut jeweils eine grosse Drohkulisse auf – und die kleinen Schweizer fallen prompt darauf rein und geben rasch nach.
Darum müssen wir viel klarer kommunizieren: komme was wolle – bis hierhin und nicht weiter! Dafür nehmen wir notfalls auch Unannehmlichkeiten und allfällige wirtschaftliche Einbussen in Kauf.
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Da haben Sie völlig recht! Leider haben wir eine schwache Regierung und die Linken schätzen den Reichtum an Steuern, welchen die Finanzindustrie in der Schweiz beisteuert, nicht. Die glauben, dass man unseren Sozialstaat mit „Luft“ finanzieren kann und deshalb ist das ganze Land gegen die Banken. Auch die Schweizer Presse tut ihren Beitrag denn, die berichten lieber über Sensationen als über Facts. Leider hat auch die Presse keine Ahnung von der Finanzindustrie und dessen Beitrag an das Wohl des Landes. Sie sehen, wir ruinieren uns selber!
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Wer kämpfen will, soll vortreten! Fragen Sie Herrn Hummler von der Ex-Wegelin-Bank, wie das geht. Der wollte auch kämpfen.
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@credibility gap
Leider hatte Hummler aus der Bankenwelt Null Unterstützung. Die Banker sind fast wie die Bauern. Sie vergönnen sich gegenseitig die Butter auf dem Brot. Alle lachen immer „hämisch“ falls es einen Anderen trifft. Den Grossbanken war Hummler immer ein Dorn im Auge. Sie freuen sich über seinen Niedergang. Sie freuen sich über jede Kleinbank die untergeht. Aber sie machen eine komplett falsche Ueberlegung. Die Grossbanken werfen zur Zeit alle Kunden raus die nicht mehr genehm sind. Sie haben über Jahre mit Diesen gutes Geld verdient, wohl wissend, dass diese Gelder nicht versteuert sind. Jetzt spielen sie alle das Unschuldslamm. Aber dieser Bumerang kommt zurück. Alle wissen, dass die Banken und Banker nur versuche Ihren eigenen „AAAA“ zu retten um jeden Preis.
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Deutlicher hatte sich zuvor Vontobel-Chef Zeno Staub geäussert. Vor zwei Monaten meinte der CEO der Zürcher Privatbank, dass rund 100 Schweizer Banken in den nächsten Jahren der Schnauf ausgehe
Vontobel ist selber in einer sehr kritischen Grössenordnung. Zeno Staub sollte mit derartigen Aussagen eher vorsichtig sein.
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@A. Meyerhans: Etwas am Thema vorbei, dafür das eigene Ego mit einem nichtssagenden Kommentar, der wenig erhellendes zur Sache beiträgt, befriedigt. Gähn.
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Deutlicher hatte sich zuvor Vontobel-Chef Zeno Staub geäussert. Vor zwei Monaten meinte der CEO der Zürcher Privatbank, dass rund 100…
Was ist bloss mit Euch Schweizern los? Wollt Ihr Euch wirklich die Butter vom Brot nehmen lassen? Wann steht Ihr…
Danke für die klaren Worte. Mit unserer fast krankhaften Suche nach einem Kompromiss sind wir gar nicht mehr gewohnt, eine…