Um eine Anklage der USA im Steuerkrieg zu verhindern, wirft die Sankt-Galler Privatbank Wegelin ein heiliges Prinzip über Bord. Sie trennt sich von Kollegen, die in die Schusslinie geraten sind.
Den Wechsel vollzog Wegelin-Chef Konrad Hummler persönlich. „Ich teile Ihnen mit, dass wir mit Christian Hafner übereingekommen sind, ihn bis auf weiteres von seiner Arbeit und seinen Funktionen zu beurlauben“, schrieb Hummler letzten Donnerstag dem Wegelin-Kader. Eine Bank-Sprecherin hat dies offiziell bestätigt.
Mit dem Schritt versuchen Wegelins amerikanische Anwälte, das US-Justizministerium zu besänftigen. Ziel ist ein Deal über eine Busse und Schuldanerkennung zu erhalten und damit eine Anklage gegen die Bank zu verhindern. Eine solche wäre für das Institut nur schwer zu überleben.
Wegelin ist ins Schussfeld geraten, weil die Sankt-Galler ab 2008 viele unversteuerte US-Kunden der UBS akquirierte, nachdem die Grossbank diesen unter US-Druck gekündigt hatte.
Die von Wegelin verwalteten US-Offshore-Vermögen schossen in der Folge von rund 240 Millionen auf über 1,2 Milliarden Dollar hoch. Damit liegt Wegelin vor anderen Schweizer Banken, die von den US-Behörden ebenfalls bedrängt werden.
Die Strategie war ein Entscheid der Geschäftsleitung. Trotzdem zahlt Zürich-Chef Hafner nun als bisher einziges Führungsmitglied der Bank die Zeche dafür.
Würde Hafner, der die US-Strategie seiner Bank umgesetzt hatte, im Amt bleiben, dann würde ein Deal schwierig, sollen laut einer Quelle Wegelins US-Anwälte argumentieren. Wenn die Bank auch jetzt noch Manager schützen würde, könnten die US-Ermittler dies als uneinsichtig wahrnehmen.
Indirekt bestätigt Wegelin-Sprecherin Albena Björck. „Es braucht nun grösstmögliche Objektivität, um alle Handlungsvarianten zu evaluieren.“ Björck betont, die Trennung vom Zürich-Chef, einem unlimitiert haftenden Partner, sei kein „Präjudiz für ein schuldhaftes Verhalten“.
Hafners Funktionen werden ab sofort von Christian Raubach wahrgenommen. Raubach ist Leiter Privatkunden International bei Wegelin.
Der erzwungene Abgang eines Miteigentümers zeigt, wie rasch Hummler und seine Kollegen an der Spitze von Wegelin zur Erkenntnis gekommen sind, dass sich die Lage dramatisch zuspitzt.
Als zum Jahresauftakt drei Wegelin-Kundenberater als „Konspiratoren“ und Hafner als „Co-Konspirator“ von den USA ins Visier genommen wurden, stellte sich Wegelin-Chef Hummler noch demonstrativ vor seine Kollegen. „Die angeklagten Mitarbeiter und der beschuldigte Partner bleiben an Bord“, sagte der Oberst ausser Dienst der Schweizer Armee damals. „Wir sind gemeinsam in die Krise geraten und werden diese gemeinsam bewältigen“, sagte er der SonntagsZeitung.
Am Tag danach schrieb Reuters von einer drohenden Anklage gegen die Bank. Die Verhandlungen hätten eine „kritische Phase“ erreicht, „mit einer möglichen Anklage, obwohl die Bank versucht, einen Deal mit aufgeschobener Strafverfolgung zu erreichen, welche weniger zerstörerisch wäre“, meldete die Nachrichtenagentur. Entscheidend sei, worauf sich die US-Ankläger, das US-Aussenministerium und das US-Finanzministerium einigen würden.
Trotz dieser Bedrohungslage, geäussert in einem Medium, das meistens gut im Bild über die US-Vorgänge ist, gingen Hummler und Wegelin ein letzten Mal in die Offensive. In einem Communiqué distanzierten sie sich von ihrem angeschossenen Partner Hafner. „Die Solidarhaftung der Kommanditgesellschaft greift nicht für solche (oder auch andere) persönliche Verbindlichkeiten – es findet kein Bail Out statt“, schrieb die Bank.
Juristisch argumentierte die Bank korrekt, psychologisch ging der Schuss nach hinten los. Wegelin hatte in der Krisenzeit im grossen Stil verängstigte UBS-Kunden gewonnen, nicht zuletzt, indem Hummler&Co. herausstrichen, dass die Partner mit ihrem eigenen Geld für die Verbindlichkeiten gegenüber den Kunden geradestehen würden.
Jetzt, da der Ernstfall vor der Tür steht, entpuppen sich diese Worte als leeres Versprechen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Was ist los mit euch Banker, typos are real, every day, was die Bangsters abgespielt haben in Zuerich ist eine Schande und keine Besserung in Sicht, bin ueber 20 Jahre in Florida und habe in 69 Jahren viel gesehen aber vermisse die Dehmut bei den verursachern, keine Ethik, Standards und Moral, Schaumschlaeger wie es im Buche steht MO und Co. laesst gruessen, von den Politikern ganz zu schweigen, armes Zuerich, es Gruessli us em Cape!!
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Frau Bertoni und Herrn Flüeler ist beizupflichten. Wegelin kennt noch die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers. Ein seltenes Gut bei unseren Banken.
Den hier mitkommentierenden Kollegen ist zu empfehlen, sich der Grammatik etwas anzunehmen. Ein Kommentar ohne Rechtschreibefehler wirkt einfach mehr. Statt moralisch über etwas zu urteilen, das man offenbar nicht kennt: Ab in die Migros- Clubschule zur Deutschstunde. Das wird Ihnen zwar nicht vom RAV bezahlt, aber hilft Ihnen persönlich weiter… @bluesky: Nicht nur grammatikalisch sondern inhaltlich schlicht falsch. Heieiei, wie hat Forrest Gump schon gesagt?: „stupid is as stupid does“. -
Sehr geehrter Herr Tobler,
Sehr geehrter Herr Falkenschweif,Vielen Dank für Ihren geschätzten Comment.
Ja, das ist richtig. Ich habe mich heute morgen verschrieben. Im gestrigen Report von Bloomberg Businessweek wird von 1,2 Billionen US Dollar gesprochen, (gemäss US/IRS Dokument/Anklageschrift). Diese Summe entspricht dem deutschsprachigen Wert von 1,2 Milliarden.
Sorry….! -
Unterdessen ist es ja eigentlich bereits eine Auszeichnung, wenn eine CH-Bank von den US-Steuerbehörden verfolgt wird. Wenn die Bank Wegelin die passenden Vorkehrungen trifft, um sich aus den Fängen dieses geradezu stalinistisch anmutenden Kraken zu befreien, geht der Schuss auch psychologisch nicht nach hinten los.
Im Gegenteil, es spricht für die Bank Wegelin. Indem sie sich vorübergehend von ihrem Partner distanziert, nimmt sie sich selbst aus der Schusslinie. Das bedeutet aber ganz gewiss nicht, dass sie ihren Partner nun verhungern lassen wird. -
Steuerhinterzieher tun in erster Linie eines: sie versuchen, den allmächtigen Staaten, die schon seit langem zu schäbigen Wegelagerer und Räuber verkommen sind, den Zugriff auf einen Teil (auf einen Teil !) ihres Geld zu verunmöglichen. Wir sollten ihnen ein Denkmal errichten! Die hämischen, von Schadefreude und „Moralin“ triefenden Kommentare (meistens voll von grammatikalischen und sonstigen Fehlern) sind Ausdruck der Neidgesellschaft,zu der wir verkommen sind.
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Liebe Redaktion,
Sie schreiben von 1,2 Milliarden Dollar, in Wirklichkeit ist von 1,2 Billiarden Dollar die Rede. (siehe auch Businessweek Bloomberg).. that`s it !-
Die „Billion“ der englischen Sprache entspricht der „Milliarde“ der deutschen Sprache, geschätzter Herr Hans-Rudolf Scheller. Besuchen Sie doch einen Kurs: http://www.cambridgeesol.org/exams/fce/index.html
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Zur allgemeinen Info; Alles der Reie nach: Million, Milliarde, Billion (die US Boay hängen mit US$ 15,1 Billionen im Strumpf) und dann kommen die Billiarden, erst. Bei der Wegelin Bank beginnen die Kontonummern mit 10_xyz.. Schon das System dieser Bank ist am Anschlag bei sage wir Gegenwert CHF 16 Milliarden.
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Hafner war lange UBSler vorher. Keiner dieser kurzsichtigen manager tut mir leid sorry. Hat genug kohle in den arsch geblasen bekommen. Wie blöd kann man eigentlich sein einfach die US kunden der UBS zu nehmen…
Die anderen kleinen privatbanken sind genau gleich gestrikt, maerki baumann, rahn u bodmer bank frey… Byebye
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Your answer shows real inltleiegnce.
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Wie war das schon wieder:
Seit Jahren „bombardierte“ Dr. Hummler die USA. Selber wollte er auch SNB Cheff werden. Und jetzt, muss einer seiner Partner über die Klinge springen…
Aber die Gewinne aus den US Deal hat er auch mit eingesteckt!
Sitzt du lange genug am Fluss, siehst du deine eignen Leichen vorbei schwimmen… -
wie heisst wohl der Titel des nächsten Anlagekommentars ?
Hier mein Vorschlag:
„Goodbye Wegelin“
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Wie sich wohl K. Hummler am morgen vor dem Spiegel fühlt ?
5 Mitarbeiter verloren und immer noch voller guter Dinge und mit einem breiten Lächeln. -
Wundert sich jemand? wie sagte Napoleons Mutter Laetitia , wenn man den großen Sohn und seine Macht rühmte : „Pourvou que cela doure.“
Wundert sich jemand? wie sagte Napoleons Mutter Laetitia , wenn man den großen Sohn und seine Macht rühmte : "Pourvou…
Wie sich wohl K. Hummler am morgen vor dem Spiegel fühlt ? 5 Mitarbeiter verloren und immer noch voller guter…
wie heisst wohl der Titel des nächsten Anlagekommentars ? Hier mein Vorschlag: "Goodbye Wegelin"