In 7 Tagen lässt Nicole Pauli die Korken knallen. Im Terrassen-Restaurant Aqua am Zürichsee feiert die Aufsteiger-Managerin der Credit Suisse ihr einjähriges Jubiläum als grosse Chefin.
Einige Mitstreiter sprechen von „Frustsaufen“. Pauli habe den einstigen Paradebereich „Investment Services and Products“ (ISP), der die CS-Kundenberater an der Front mit Tools und Produkten unterstützt, heruntergewirtschaftet. Viele würden am liebsten weg.
Die CS-Spitzenfrau, die im September 40 erst wird, polarisiert. Als enge Vertraute von Oberboss Hans-Ulrich Meister geniesst „Sankt“ Pauli Protektion.
Schoss sie allein dank blindem Vertrauen des Global Heads der CS-Vermögensverwaltung im Express-Lift nach oben? Ist sie überfordert?
Oder sind die kritischen Stimmen aus Paulis Küche lediglich Ausdruck von Frust einer abgehalfterten ISP-Männerriege?
Die CS und Pauli wollten keine Stellung nehmen und verwiesen statt dessen auf Artikel in Kunden- und Mitarbeiter-Publikationen.
Dort wird Pauli in Szene gesetzt. „Für die Division Private Banking ist die Unterstützung durch das ISP-Team von Nicole Pauli nicht mehr wegzudenken“, lobt eine lange Story über die Managerin, die im Frühling auf der CS-Homepage aufgeschaltet wurde.
Solche Lorbeeren sind deutliches Zeichen dafür, dass Pauli fest im Sattel sitzt. Die CS könnte noch mehr mit ihr vorhaben.
Die Bank ist sich auch nicht zu schade, Paulis Lebenslauf leicht getürkt abzudrucken. In der Juni-Ausgabe des CS-Mitarbeitermagazins „One“ steht unter einem langen Interview mit Pauli beim Punkt „Bei der Credit Suisse seit“ das Jahr 2000.
Tatsächlich aber ging Pauli kurz weg von der Bank, nachdem ihr einstiger Chef und Ziehvater Dave Blumer als Chef der CS-Division Asset Management in Ungnade gefallen war und 2008 fliegend zur Swiss Re gewechselt hatte.
Über die eigene Leistung sagen die wohlwollenden Worte aus der Feder von CS-Autoren wenig aus. Sie sind PR in eigener Sache.
Unbestritten ist selbst bei offiziellen CS-Sprachrohren, dass Paulis Wahl auf den Chefstuhl eines zentralen Bereichs im Private Banking einen gigantischen Karrieresprung für die junge Bankerin bedeutete.
Bis Sommer 2011 stand Pauli ein paar wenigen Dutzend Mitarbeitern vor, heute sind es rund 1000. Statt kollegial-bilateral motivieren zu können und im kleinen Kreis direkt zu führen, sind nun plötzlich ausgeprägte Leadership-, Strategie- und Powergame-Fähigkeiten gefragt.
Auffällig ist, dass sich zeitgleich mit Paulis Wahl bekannte CS-Schlachtrösser absetzten.
Das Geschäft mit den Externen Vermögensverwaltern (EAM) unter Daniel Renner, jenes der Solution Partners von John Zafiriou sowie die weltweite Analyse mit Giles Keating wurden abgespaltet.
EAM und Solution Partners seien Fremdkörper in Paulis ISP gewesen, sagt ein CS-Manager, der Pauli wohlgesinnt ist.
Ein Kritiker spricht hingegen von offener Obstruktion der drei Seniors. Diese seien nicht bereit gewesen, an Pauli zu rapportieren.
Für Meister hätte das ein Warnsignal sein müssen, sagt die Quelle. Wenn gestandene Profis das Weite suchten, würde das Bände über die Qualitäten einer Führungsperson sprechen.
Meister, ganz Diplomat, machte es damals allen recht.
Nachdem er im August 2011 Nachfolger des langjährigen Walter Berchtold als Chef des weltweiten Private Bankings geworden war und sein innerstes Führungsteam zusammenstelle, hievte er Pauli auf dem Stuhl der ISP-Chefin und berücksichtigte gleichzeitig die Sonderwünsche einzelner Manager.
Dann begann Pauli zu wirken. In ihrem Stab scharte sie unbekannte Köpfe um sich, die in den Augen gestandener ISP-Profis bisher wenig zustande gebracht haben.
Bemängelt wird der Mangel an konkreten Initiativen. Solche würden an allen Ecken und Enden fehlen.
Neue strukturierte Produkte? Neue Angebote für die Ultra-Reichen? Vorstösse bei Private-Equity- und Fonds-Produkten? Weit reichende Online-Services?
Überall Fehlanzeige, heisst es ISP-intern.
Ein Pauli-Supporter entgegnet, die ISP-Chefin müsse sich zuerst um den Umbau kümmern. „Es gibt viel zu viele Produkte, hier braucht es Fokussierung, Gruppierung, Verschlankung.“
Das Projekt „Offering Shelf“ mit einfachen Zugriffen der Front auf die Produkte und Services von ISP soll Abhilfe schaffen. Allerdings ist auch dieses umstritten. Bisher seien fast nur Kosten angefallen.
Für Meister kommt die Kritik an Pauli zur Unzeit. Sein eigenes einjähriges Jubiläum ist kein Feiertag.
Die Clariden-Leu-Intergration hat viel Geschirr zerschlagen, und die Performance in seinem Private Banking ist ungenügend.
Nun kommt zusätzlich die Frage nach Meisters Fähigkeiten im „People Management“ auf.
Von den CS-Urgesteinen Alois Bättig und Arthur Vayloyan, auf die Meister setzt, ist nicht viel neuer Schwung zu erwarten. Mehr Drive könnten die relativ neuen Rolf Bögli und Barend Fruithof bringen.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
@Tobler:
Wird der beratungsprozess durch die ISP-Leute gemacht? Empfangen die Kunden und besprechen Ziele, Einkommen, usw? -
Das ganze ISP mit allem wird als das non plus Ultra gepriesen. Ist aber nicht mal warme Luft. Bspl. der fünf Stufige Beratungsprozes, Einladung in Filiale dann das ganzel blabla über Ziele, Einkommen ( nun gut das muss ja sein ) dann die Depot Analyse hmpf… Top Depots mit guter Rendite, da muss alles umgestellt werden und anschliessend mit den „Top“ CS Produkten bestückt werden. Wie Triman, Strukis usw. Unter dem strich bringt es dem Kunden nichts ausser kosten und einer schlechteren performence. Sankt Pauli lebe Hoch und der Kunde ist in der Versenkung.
-
Klassiker… kann gut nachvollziehen dass einige seit Jahren überbezahlte ‚Seniors‘ ohne Leistungsausweis ein Problem damit haben an eine Person zu rapportieren die so gar nicht mit deren Komfortzone kompatibel ist: jung, weiblich und attraktiv – zudem intelligent und top ausgebildet und dann noch ohne Arroganz und ohne Furcht jederzeit Klartext zu reden! Mit Leuten wie Frau Pauli an der Spitze hat die Schweizer Bankenwelt dochnoch eine Chance!
-
Das ganze ist eine weitere „Meisterleistung“ von Hans-Ulrich Meister.
-
Dölfi ist kein Insider. Sonst wüsste er, dass ISP zum Juniorpartner degradiert wurde. Es dient jetzt der erfolglosen Front, die Schuld abzuschieben. Pauli ist bemüht und wenigstens nicht zynisch. Die meisten Ihr heute Unterstellten waren vorhin schon da. Mit den jüngsten Ernennungen hatte sie aber keine besonders gute Hand. Wenn man ihr etwas vorwerfen kann, dann ist es ein zögerliches Vorgehen. Aber wer kann es ihr verargen angesichts der Dino-Sharks als Peers, die so vorzüglich vom Schönwetter der Jahre zuvor profitiert haben aber jetzt keine Plan haben wo es schwierig wird. Meister muss ein paar Alte entfernen. Neuer Wind ist gefragt. Das ist das Problem im PB, nicht die ,Analytiker, im ISP. Wo sind die denn eigentlich?
-
-
Danke für den Link zur CS HP, Kuhfladenbingo vom Feinsten, nicht mal J. Zeltner bringt soviele Worthülsen auf die Reihe. Hoffentlich hat sich die honorige Dame einen bonusmässig exponentiell wachsenden Vertrag für die nächsten tausend Monate gesichert, chapeau! Che bella gnocha con un pelo grande cosi……..
-
Madame Pauli wurde schon unter Blumer innerhalb paar Jahre. von AVP zu MDR (Managing Director) gemacht. Insider wissen warum.
Das wahr wiederum „Meisterlich) ihre Wahl. Keine Ahnung…once again-
Also das der Dave Blumer eine wirkliche Flasche war und nur dank Ossi Grübel an das Ruder gekommen ist, ist ja klar. Nicht umsomst war Ossi bei der Hochzeit von Dave Blumer und seiner Frau „live“ dabei. Aber nochmals, das Gute war, dass Dave Blumer, der wahrlich von Führung noch vom Geschäft eine Ahnung hat, Nicole Pauli durch ein Unfall auf die Spitze gebracht hatte. Dieser Unfall zeigt sich heute in der CS-Anglo John Wayne Management Mentalität als purer Glücksfall.
-
-
Das Nicole Pauli das Zepter als Frau übernimmt und sich hie und da mit einer derart verko(r)zten Männerwelt herumschlagen muss spricht für diese Frau ! Zudem ist sie Schweizerin und hat die Anglo Tussies in den Schatten gestellt. Das passt denen natürlich nicht. Durch die Anglos sind und werden schon viel zu viel Scherben zerschlagen und deshalb ist es nur recht wenn hier wieder einmal nicht das John Wayne Denke an der Tagesordnung ist sondern die Nachhaltigkeit. Weiter So Nicole Pauli !
-
Danke für die Info, wenn es gratis zu saufen gibt werde mich auch einschleichen.
Gruss
Robert. -
pauli hat drive & knowhow im gegensatz zu einer anderen dame die ehemals in ähnlicher funktion bei der clariden ihren dienst verrichtete. allerdings ist die neue isp strategie eigentlich der brüller. die isp midoffice specialists haben sich tatsächlich vorgenommen zu wissen und an die bankers zu diktieren was die kunden zu wollen haben… eine verkehrte welt… der bauer sagt dem koch was den restaurant gästen munden soll. ein eigentümlicher wealth management ansatz. es wimmelt neuerdings bei isp von analytikern und möchtegern strategists, die haben zwar nie einen kunden gesprochen, kennen jedoch angeblich die kundenbedürfnisse en detail, willkommen in der schönen neuen ach so analytischen welt. personal-relationship management degeneriert zu data-relation management. dieser approach wäre zu hinterfragen und weniger die personalie pauli.
-
Aber genau dieser Umstand hat Frau Pauli zu verantworten und seit einem Jahr weder beachtet noch gelöst. Wo ist da der drive?
-
Das ist eben genau die „optische“ Teuschung, weil die Dame halt eine Frau ist – da denkt man(n) es gehe „dynamischer“ zu und her, doch eben: …
-
-
Danke für die Live-Demo.
-
„Diese seien nicht bereit gewesen, an Pauli zu rapportieren.“ – vielleicht hat da auch jemand ein grösseres Problem damit, dass eine Frau diesen Job ausübt statt ihnen, den alteingesessenen Bankern…?
Just saying…-
Das ist gut möglich. Es zeigt sich jedoch des Öfteren, dass Führungsfrauen es noch viel besser machen wollen als ihre männlichen Kollegen und dann die Authentizität verloren geht. Das geschieht übrigens auch bei Männern, doch da erwarten wir nichts anderes.
-
Toll, dass Du weisst was wir erwarten!
-
Also ich finde, der „Wahrsager“ hat es nicht schlecht getroffen.
-
-
…wer ist Frau Pauli? Immer noch Sauregurkenzeit?
-
Pauli macht einen guten job. Solange die anderen einen noch besseren machen.
-
...wer ist Frau Pauli? Immer noch Sauregurkenzeit?
"Diese seien nicht bereit gewesen, an Pauli zu rapportieren." - vielleicht hat da auch jemand ein grösseres Problem damit, dass…
Das ist gut möglich. Es zeigt sich jedoch des Öfteren, dass Führungsfrauen es noch viel besser machen wollen als ihre…