Es würde bedeuten, dass Raiffeisen neue Wege geht, die den Bankkunden einen klaren Mehrwert bringen. Vincenz‘ Raiffeisen würde den Grossbanken zeigen, dass sie durch Innovation das Geschäftsmodell der Schweizer Banken von St. Gallen aus ändern oder beeinflussen kann.
Im 2004 sagte Hans J. Bär, Bank Julius Bär: „Das Bankgeheimnis ist ein defensives Instrument, das die Schweiz vom allgemeinen Wettbewerb verschont und das uns, um ein Churchill-Wort aufzunehmen, fett aber impotent macht.“
Hier liegt ein Problem, denn genau der Wettbewerb ist es, der innovative Businessideen fördert und vorantreibt.
Die Zusammenarbeit mit Vontobel und die Übernahme der Notenstein ermöglicht der Raiffeisen, dem Kunden ein Anlage-Kompetenzzentrum anzubieten.
In diesem Zusammenhang hat die Raiffeisen-Tochter Notenstein auch ihren Anteil an der EFG Financial Products von 2,5 auf 22,75 Prozent aufgestockt. Diese Konstellation bietet aber dem Kunden bezüglich Fonds-Anlagebedürfnisse nicht die einzige oder beste Lösung an.
Die Raiffeisen könnte jetzt die Weichen stellen für eine innovative Zukunft; eine Zukunft, in der der Aufbau einer unabhängigen Fondsplattform mit einer wirklich wahren offenen Fondsarchitektur und einer Performance orientierten Fonds-Anlageberatung das Ziel ist.
Solch eine offene Fondsplattform würde insbesondere den Kunden einen klaren Mehrwert bringen. Darüber hinaus böte sie einige zusätzliche wesentliche Differenzierungen gegenüber der Konkurrenz. Die Marke Raiffeisen würde als Anlage-Kompetenzzentrum glaubwürdiger wahrgenommen.
Um die wahre offene Fondsplattform besser zu erklären, kann man eine Metapher aus der Welt des Fussballs nehmen.
Als Fussballtrainer treten Sie mit Ihrer internen Mannschaft gegen eine andere Top-Mannschaft an. So muss man sich eine Fondsplattform vorstellen, die nur hauseigene Fondsprodukte enthält und empfiehlt.
Auch eine Mischung von hauseigenen Fonds und Dritt-Fondsprodukte läuft oftmals Gefahr, dass eigene Fonds-Produkte aus verschiedenen wirtschaftlichen und firmenpolitischen Interessen ausgewählt werden.
Die wahre offene Fondsplattform bietet aber die Möglichkeit, eine Mannschaft aus dem Weltkader mit Spielern wie Messi, Iniesta, Ronaldo auswählen zu können.
Würden Sie nicht lieber mit einer Mannschaft antreten, die aus den 11 weltbesten Spielern besteht? Warum sich mit dem Durchschnitt zufrieden geben, wenn man das Beste haben kann?
Nun werden einige Leser sagen, dass die offene Fondsplattform ein alter Hut ist und schon mehr oder weniger gut von Banken umgesetzt wird. Es gibt aber diesbezüglich noch sehr viel Verbesserungspotenzial.
Was müsste die Raiffeisen Fondsplattform besser machen als die Konkurrenz?
Sie müsste in wesentlichen Leistungen viel besser sein und einen klaren Mehrwert für ihre Kunden schaffen, um als vertrauenswürdige Anlageberaterin wahrgenommen zu werden.
Wichtige Merkmale dieser neuen Fondsplattform wären, kurz erklärt:
- Wahre offene Fondsplattform ohne jegliche Interessenkonflikte
- Analyst = Fondsmanager = Fondsexperte
- Fondsexperte + Kundenberater = Kundennähe
- Nachvollziehbare Analysen und messbare Empfehlungen
- Fokussierte Empfehlungsliste, die mehr als nur eine quantitative Übung ist
- Performance orientierte Anlageberatung
Obwohl Raiffeisen eine offene Fondsplattform einkaufen kann, so wie dies viele Kantonalbanken zum Beispiel mit der Firma „ifund services AG“ machen, wäre Vincenz gut beraten, dies selbst, in eigener Entwicklung, zu machen.
Die neue Raiffeisen-Fondsplattform wäre dann der Konkurrenz insbesondere bezüglich der Abdeckung der Kundenbedürfnisse wesentlich überlegen. Sie könnte sich zudem viel flexibler den Wünschen der Kunden anpassen.
Solch eine offene Fondsplattform könnte mit wenig Personal und relativ tiefen Aufbau- und laufenden Kosten auf die Beine gestellt werden. Zudem könnte man damit ein starkes Alleinstellungsmerkmal (USP) für die Marke Raiffeisen im Fonds-Anlagegeschäft aufbauen.
Es gibt verschiedene Definitionen für Innovation, aber vereinfacht kann man es auf folgenden Nenner bringen: „etwas Neues (neu, originell oder verbessert), das einen Mehrwert kreiert“. Die Raiffeisen würde so die Fondsplattform verbessern und auch einen klaren Mehrwert für die Kunden schaffen.
Raiffeisen muss sich als oberstes Ziel setzen, die erste Adresse für die Erfüllung der Kundenbedürfnisse zu werden.
Raiffeisen kann die Grossbanken nicht überholen, wenn sie deren Spuren und Geschäftsmodellen folgt.
Wie schon Willy Brandt (1913-92), deutscher Politiker, Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger sagte: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“
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Interessante Gedanken, aber PV geht genau den anderen Weg. Auf diesem Weg wird er sich verrennen.
Das zukünftige Bankgeschäft wird in seine bestimmten Value Drivers entbündelt. Die Wertschöpfung ist so vertikal integriert. Die Anbieter sind spezialisierte und effiziente Finanzdienstleister. Allesamt in einem soweit regulierten Bereich operierend, dass die Kundeninteressen bestmöglichst gewahrt werden.
Die Schwerfälligkeit der vorwiegend horizontal aufgestellten CH-Banken ist offensichtlich (Matrix, dotted-lines, co-Heads, IT). Dazu kommen die viel zu hohen und teuren Bilanzsummen. Absurd. Aber die „ich kann und kontrolliere alles“ CEO’s lieben es.
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Liegt es alleine an einer offenen Fondsplattform? Ich glaube die Aussage ist, dass der Kunde eine ehrliche Beratung erhalten muss und dies zu einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis. Dann wäre es eine win-win Situation für Kunde und Bank.
Raiffeisen muss es schaffen, diese Botschaft glaubwürdig am Markt zu platzieren. Innovation heisst das Stichwort oder eben Alleinstellungsmerkmal. -
Konstruktive innovative Idee, erfrischend !
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Es ist richtig und wichtig dass diese Bank jetzt nach Alleinstellungsmerkmalen sucht bzw. diese Merkmale auch aktiv zeigt und nach aussen vertritt. Dazu zählt womöglich auch eine fortschrittliche innovative Fondsplattform. Jedoch wäre es nach einer Einkaufstour wie dieser nur ein logischer Schritt, den „Gemischtwarenladen“ aus Raiffeisen, Notenstein (also Ex-Wegelin), Vontobel und EFG FP entsprechend geschlossen in Szene zu setzen um dem Kunden und auch den Genossen einen Mehrwert mit einer neuen Fondsplattform zu signalisieren. VW operiert mit seinen über 10 Marken sehr erfolgrich, ist dies auch in einer Bank denkbar? Jetzt liegt es an Vincenz innovative Wege zu gehen.
Es ist richtig und wichtig dass diese Bank jetzt nach Alleinstellungsmerkmalen sucht bzw. diese Merkmale auch aktiv zeigt und nach…
Konstruktive innovative Idee, erfrischend !
Liegt es alleine an einer offenen Fondsplattform? Ich glaube die Aussage ist, dass der Kunde eine ehrliche Beratung erhalten muss…