Ab 2003 hatte Julius Bär ihren Ex-Cayman-Kadermann Rudolf Elmer als Datendieb im Verdacht. Darauf liess die Bank Elmer durch ein Detektivbüro intensiv überwachen.
Elmer, der erstinstanzlich verurteilt ist, klagte gegen die Bär-Chefs wegen illegaler Observierung mit Gesundheitsschädigung von sich und seiner Tochter. Ende 2011 zog er die Klage zurück.
Nun wird bekannt, was die von Elmer beschuldigten Bär-Spitzenleute in einer Gruppen-Einvernahme ausgesagt hatten. Diese fand am 26. August 2011 in Zürich statt.
Der damals zuständige Bär-CEO Walter Knabenhans machte dabei bemerkenswerte Aussagen. Knabenhans gab zu, dass die Bespitzelung des Whistleblowers Elmer von ganz oben kam.
„Zusammen mit Herrn Raymond Bär haben wir die Bedrohungssituation für die Bank erwogen und überlegt, was es für Massnahmen gibt, um eine Idee zu bekommen, wer dahinter steht hinter diesen bedrohenden Mails und ob es Anhaltspunkte gibt“, sagte Knabenhans in seinem ersten Statement.
Raymond Bär war damals frisch Präsident der Privatbank, die noch bis 2005 von der Familie kontrolliert worden war.
Die „bedrohenden Mails“ standen im Zusammenhang mit einer CD mit gestohlenen Daten, die 2005 in den Medien publik wurde.
Sie zeigten, dass das Ur-Leck im Bär-Ableger auf den Cayman Islands in der Karibik sein musste.
„In diesem Zusammenhang (…) gab es Hinweise, dass die Quelle dieser Mails Herr Elmer sein könnte“, fuhr Knabenhans fort. „Dann hat man überlegt, wie man handfestere Beweise bekommen könnte. Ein Mittel, das sich dann hier ergeben hat, war die Observierung.“
Aus der Aussage (die wie alle im Originallaut gemäss Protokoll widergegeben werden) des damals obersten operativen Chefs der Bär-Bank geht hervor, dass die beiden wichtigsten Personen des Instituts, welche zusammen die Bank nach innen und aussen vertraten, den Fall Elmer frühzeitig und detailliert besprochen hatten.
Laut Knabenhans wurde die „Observierung“ von ihm persönlich angeordnet und im kleinsten Kreis behandelt.
„Mit Ausnahme der generellen Anordnung, habe ich mit niemanden über die Details gesprochen“, steht im Einvernahmeprotokoll der zuständigen Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl.
Die konkrete Ausführung der von der Chefetage angeordneten Bespitzelung war Sache der Rechtsabteilung. Bär-Rechtschef Christoph Hiestand war dabei die entscheidende Person.
„Eine der Massnahmen, weil ein offensichtlicher Bezug zu den Cayman Island war, weil man Kenntnis hatte von den Vorfällen im 2003/2004, war eine Spur in Richtung Herr Elmer, wobei es immer auch darum ging, auszuschliessen, dass er es ist“, sagte Hiestand in der Gruppen-Einvernahme.
„Daraus hat sich ergeben, dass man zuerst wissen wollte, wo ist Herr Elmer, wo lebt er, wie ist seine persönliche Situation im Bezug auf Stabilität, das war der Sicherheitsaspekt und andererseits sind auch Briefe, die in der Schweiz aufgegeben wurden, herum gegangen bei Kunden und Dritten, hier war die Frage, sind sie irgendwo aufgegeben worden im Umkreis wo die möglichen Täter sich befinden.“
Dies sei die Basis für einen Auftrag an ein externes Detektivbüro gewesen. „Wir hatten keinen Kontakt zu Detekteien, wir hatten keine Erfahrung in diesem Bereich“, meinte der Bär-Chefjurist.
Hiestand betonte in der Einvernahme vehement, dass das Ziel der Übung eine „verdeckte Ermittlung“ gewesen sei.
„Wir dachten, vielleicht erwischen wir ihn inflagranti bei der Aufgabe von Briefen“, sagte der Bär-Manager, der nach wie vor bei der Bank in seiner Chefposition arbeitet.
Der von Bär-Jurist Hiestand für die konkrete Durchführung der Bespitzelung beauftragte Daniel von Stockar, ein externer Unternehmer, versuchte in seiner Befragung das Bild einer korrekten, legalen Überwachung zu zeichnen.
„Wir wollten ja, dass Herr Elmer es nicht merkt, dass es ihm möglichst gut geht“, meinte von Stockar. „Wir wollten ja vor allem, dass das mit den Drohungen aufhört und er es quasi vergisst.“
Das gelang offenbar nicht. Weitere Mails wurden verschickt, Kunden gingen auf Bär zu, es mussten Deals gemacht werden.
Die Behörden, darunter auch die amerikanischen, konnten aktiv werden, so das Schreckensszenario für die Schweizer Privatbank.
In der Folge wurden die Observierungen Elmers intensiviert.
„Wir wollten Beweise beschaffen, um zu beweisen, dass es Herr Elmer ist“, sagte Spezialist von Stockar. „Das heisst konkret, ein Email zu ihm zurück verfolgen.“
Dazu beauftrage von Stockar Profis. Diese übernahmen dann die eigentliche Überwachungsarbeit.
Es kam zu Pfusch. Die Sache eskalierte, als statt Elmer dessen Frau auf der Autobahn verfolgt wurde.
Am Wohnort von Elmer seien die Detektive mit „quietschenden Reifen“ durchs Quartier gefahren, so der Staatsanwalt in der Befragung, Mitarbeiter von Elmer seien „aufdringlich“ befragt worden, im Garten von Elmer habe man sich auffällig postiert.
Das wäre wohl illegal gewesen.
Die Beschuldigten hielten sich bedeckt. Sie spielten Unschuldslämmer.
„Es war für mich immer klar, dass alles, was mir machen müssen, rechtskonform sein muss“, sagte CEO Knabenhans. Er kriegte Unterstützung durch seinen Präsidenten.
„Für die Gremien der Bank war es immer klar, einfach heraus zu finden, woher diese Bedrohung kommt“, meinte Raymond Bär. „Wir hatten nur ein Ziel, gibt es eine Quelle oder nicht.“
Dann versuchte Raymond Bär, der heute Ehrenpräsident der Bank ist, seine Rolle als zweitrangig dazustellen. Der Entscheid zur Bespitzelung Elmers sei nicht von ihm gefällt worden.
„Im Gespräch mit Herrn Knabenhans war ich beteiligt, nicht aber am Auftrag, dazu war (ich) rechtlich gar nicht befugt.“
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Die beliebtesten Kommentare
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5’000 Fr. für jeden, der mir auf Fakten beruhende, wahre Geschichten – von Knabenhans liefert!
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Das Verhalten von R. Elmer ist zweifelsohne fragwürdig und hat zu Recht strafrechtliche Konsequenzen nach sich gezogen. Die Art und Weise, wie Julius Bär offenbar über eine beauftragte Dedektei dessen Familie drangsaliert hat, ist einer Schweizer Bank unwürdig. Die Verantwortung hierfür lässt sich nicht abschieben, lieber Herr Knabenhans.
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Lieber Herr Knecht, Sie kennen den Fall nicht beurteilen und ich bitte Sie deshalb Zurückhaltung zu üben bevor Sie voreilige Schlüsse ziehen! Die Schweiz ist noch ein Rechtsstaat und Sie haben sich nun über das Recht gesetzt bzw. die Richter! Ich bin heute noch nicht rechtsgültig verurteilt …..
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Sie haben Recht, Herr Elmer. Aber eigentlich war mein Votum weniger gegen Sie als vielmehr gegen das Verhalten Ihres vormaligen Arbeitgebers in dieser Sache gedacht. Als Bankangestellter erwarte ich hingegen ein Mindesmass sn Loyalität. Soviel muss gesagt werden dürfen.
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Unter anderem wegen Subjekten wie Herr Elmer und Herr Kieber ist die Situation heute so wie sie ist. Auch wenn Herr Elmer noch nicht rechtskräftig verurteilt ist, ist seine Intention von damals klar: selber reich werden. Heute in diversen Talkshows auftreten und das Blaue vom Himmel lügen, von wegen er wollte nur Gerechtigkeit und so, ist einfach nur noch traurig. Wir sollten ihn einfach vergessen und nie mehr erwähnen…
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Herr Knecht, ich war sehr loyal, aber wenn gewisse Kunden durch das Management um jeden Preis geschützt werden und die Justiz nicht handeln will d.h. willful blindness übt und man am Arbeitsplatz bedroht wird und mit einem fiktiven Lügendetektor drei Wochen vor eine Wirbelsäulenoperation gekündigt wird, hört die Loyalität auf! Zumindest bei mir, vielleicht auch bei Ihnen!
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Rudolf Elmer tanzt vielleicht auf zu vielen Hochzeiten…
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Herr Elmer ist und bleibt ein verraeter der seinem arbeitgeber absichtlich und zuerst aus niedrigem Motiv geschadet hat. Diese Leute gehoeren verurteilt. Sich dann danach als held darstellen zu wollen, zeigt seine wahre persoenlichkeit.
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Jetzt etwas halb off-topic Info für Conspiracy Liebhaber, zur Abwechslung, am Muttertag:
Von Macao bis Manila, von Panama bis Bahamas, inklusive allen Britischen Inseln, Crown Besitztümer, Commonwealth, ex-Kolonien und so weiter: Die NSA via Cyberspace, die CIA via Spitzel in fast jeder Bank, Verwaltung, Regierung, haben jederzeit Zugang zu allen Offshore Daten und Informationen. Seit Jahrzehnten. Die NSA holt schnell auf wegen der Technologie aber auch dem ach so schlauen Cloud-Computing und -Datenlagerung.
Ja warum denn tut sich die IRS, die US Steuerbehörde, so schwer, mit Whistleblower und Anklagen und staatlichen Abkommen wenn doch alles beim CIA, der NSA auf dem Silberplättli parat ist um sich zu bedienen?
Zuerst einmal: Inter-Agency und -Ministerien Konkurrenz ist vielfach stärker als das Interesse am ‚gemeinsamen Feind‘. Das hängt auch zusammen mit Job preservation.
Zudem, die IRS gehört wohl zu den am meisten, ja, man kann fast schon sagen ‚gehassten‘ Bundesbehörden bei den anderen Regierungsdiensten.
Der richtige, der plausible und immer vertretbare Grund aber ist für die CIA zum Beispiel, dass man nicht daran denkt mit dem IRS zusammen zu arbeiten, weil sonst diese Armee von willigen Kollaborateuren, von Moles und Informanten auseinander fällt, nicht mehr ‚gute‘ Informationen liefert.
Dieses Netzwerk kann jederzeit mobilisiert werden um Steuer- und andere dubiose Offshore Kunden helfen zu erschrecken, je nach dem, wenn es der CIA passt, sie zu rekrutieren, für irgendwelche punktuelle oder permanente ‚Hilfeleistungen‘. Unausgesprochen im Raum steht natürlich immer die Drohung, man weiss ja alles und bei Kooperations-Unwille wäre man halt doch vielleicht dazu gezwungen das IRS oder andere Law enforcement Departements zu informieren…
(Nein, ist mir nicht passiert aber ich habs von erster, erstklassiger Quelle)
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Nicht nur die Amis haben ihre Spitzel. Keine einen Israelischen Privatdetektiv (ex-Mosad) der kann fast jede Kontoinformation beschaffen.
Man muss ihm nur Name der Bank, Kontonummer & Kontoinhaber geben. Natürlich ist ein solcher Service nicht gratis…
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Dieser Artikel ist wichtig. Die Tage sind gezählt für Institute, welche sich als Staat im Staat aufführen. Eine Bank darf nicht erpressbar sein in der Form in der JB es war. Wer das nun utopisch oder idealistisch, naiv oder lächerlich findet, der hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Zu dieser Gruppe gehören leider auch noch immer die meisten Banken. Die notwendigen Strategieänderungen finden ihren Weg in die Köpfe nur zaghaft.
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Hi Andreas – interessanter Artikel – Gruss Moritz
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Ciao M.A.: Fand es auch nicht i.O. , dass man Dir, als verdientem CB-Cevisenhändler, im Metropole einen Job beim CL-Empfang offerierte!
Scheeni Griess nach Basel….
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Das helle Büro im Schiffbau wird mir Señor Hässig bestimmt gerne kostenlos zur Verfügung stellen; spätestens dann, wenn wir gemeinsam das Buch der Bücher schreiben, welches die Schweiz verändern und in ihren Grundfesten erschüttern wird. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung.
Was die Überwachung von Ex-IT-MA’s in Schlüsselpositionen etwelcher Banken im Lande betrifft, bewegt sich die Staatsanwaltschaft bestenfalls auf dem Vorhof einer substantiellen Beweisführung.
Mit etwas Glück werden die Tatbestände jeweils postum aufgedeckt, wenn der Schaden bereits angerichtet und der Whistleblower schon tot ist.Aufgrund hiesiger Gutmenschen-Gesetze, Datenschutz etc. sind die Möglichkeiten einer griffigen Überwachung dermassen schwach, dass die Aktionen der Überwacher transparent, überschau- und voraussehbar werden, sodass nicht mal ein Blinder davon keine Kenntnis nehmen würde.
Bleibt die Feststellung, dass die Banken im Lande gut daran tun, ihre Mitarbeiter in sensitiven Positionen schon bei der Anstellung auf Herz und Nieren zu prüfen.
Und, das ist nicht geschehen.
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Was Elmer gemacht hat, ist die Reaktion JB ja nur logisch alles andere (nichts tun) das würde niemand verstehen. PS was Herr Hässig immer bring, ist ja sehr gut, das wird in Zukunft die „Bänklis“ abhalten von ihren „Machenschaften“ wenn dem Letzten klar ist das er an Pranger kommt.
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Was soll die Aufregung? Elmer war doch ein ungetreuer Mitarbeiter. Lohn hat er bezogen, Sozialleistungen hätte er in Anspruch genommen. Sein Handeln beurteile ich als verwerflich. So auch seine Reaktion jetzt.
In Anbetracht seiner Handlungsweisen war es von der Bank JB nur richtig, ihn überwachen zu lassen. Vor 10 Jahren noch hätte die JB dafür nur Lob erhalten. Die heutigen Reaktionen der „Gutmenschen aller Herkünfte“ sind ja typisch. Sie wollen der Sache keinesfalls dienen, sondern sie wollen ihr schaden.
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Wer ist Hässig ??? gähn……urururalte story…..
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Nicht so uralt wie sich die Sache bei Offshore Leaks zeigt und das Interview von Rudolf Elmer auf http://www.liberte-info.net/interviews/elmer.html
Diese Geschichte wird noch eskalieren!
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Das helle Büro im Schiffbau ist schon lange ausgeschrieben, offenbar will niemand mit Hässig einen Arbeitsplatz teilen. Warum?
Das helle Büro im Schiffbau ist schon lange ausgeschrieben, offenbar will niemand mit Hässig einen Arbeitsplatz teilen. Warum?
Wer ist Hässig ??? gähn......urururalte story.....
Was soll die Aufregung? Elmer war doch ein ungetreuer Mitarbeiter. Lohn hat er bezogen, Sozialleistungen hätte er in Anspruch genommen.…