Boris Collardi hat mit „My 3 Choices“ die Chance, der stark expandierenden Bank Julius Bär eine innovative und vereinfachte Struktur sowie ein neues Image zu geben. Es würde das Alleinstellungsmerkmal (USP) der Bank noch weiter stärken und der Wachstumsvision von Collardi eine starke Basis bieten.
My 3 Choices“ präsentierte ich zum ersten Mal im Februar 2009 dem Top-Management der UBS.
Acht Monate später, im Oktober 2009 stellte die Credit Suisse ihren Kunden mit „MyChoice“ eine neue Vermögensverwaltungsmandat-Anlagelösung vor.
Obwohl „My 3 Choices“ und „MyChoice“ der Credit Suisse einige Ähnlichkeiten aufweisen, unterscheiden sie sich sehr wesentlich voneinander.
„My 3 Choices“ ermöglicht einer Bank, dem Kunden ein ganz neues innovatives Kundenerlebnis zu vermitteln, welches weit über das Vermögensverwaltungsmandat „MyChoice“ der Credit Suisse geht.
„My 3 Choices“ erlaubt dem Kunden, das Ausmass der Bankberatung auf eine einfache und intuitive Art selbst zu bestimmen. Der Kunde entscheidet, wann und wie intensiv sich die Bank in den Beratungsprozess involviert. Somit behält der Kunde das Ruder fest in der Hand.
Dadurch werden aber weder die existierende Bankenberatung noch die angebotenen Finanzprodukte verändert oder verbessert. Auch bleiben die bestehenden Massnahmen der Banken, die dem Anlegerschutz dienen, wie das Ermitteln des Risiko- und Anlageprofil des Kunden und das Aufzeigen der Anlage-Risiken der Finanzprodukte mit „My 3 Choices“ dieselben.
Aber das neue Kundenerlebnis wird durch die strukturelle Vereinfachung der relevanten Asset-Klassen Gruppen weiter gestärkt. Das Herzstück von „My 3 Choices“ ist die Aufteilung der Bankberatung in drei Stufen, was die Qual der Entscheidungen auf das Wesentliche reduziert.
„Choice Blue“, bei der der Kunde keine Beratung will und einfache und kostengünstige Bankgeschäfte wie Bargeld-Transaktionen, Aktien-, Obligationen-, Anlagefonds-, börsengehandelte Indexfonds (ETFs) Handel selber tätigen kann.
„Choice Gold“, bei der der Kunde eine traditionelle Beratung wünscht.
„Choice Black“, bei der der Kunde eine sehr anspruchsvolle und komplexe Beratung beansprucht. Dies ist insbesondere bei sehr vermögenden Kunden oft der Fall.
Der Kunde kann sich bei „My 3 Choices“ aussuchen, welche Beratung er möchte und welche Anlagelösungen er in Anspruch nimmt. Er kann sogar gleichzeitig ein Kunde „Blue“ und ein Kunde „Gold“ sein, wenn er sein Anlagevermögen entsprechend aufteilt.
Die vom Kunden explizit gewünschte Beratung durch die Wahl von „Choice Gold“ und „Choice Black“ wird somit auch mehr geschätzt und vom Kunden angenommen.
Die Vorteile von „My 3 Choices“ für den Kunden sind schon im Namen verankert, der Kunde steht im Mittelpunkt. Er entscheidet selber, welche Dienstleistungen er beanspruchen will.
Der Entscheidungsprozess wird durch die Reduktion auf das Wesentliche für den Kunden vereinfacht. Der Kunde erlebt die Bank somit als eine „bedürfniserfüllende Destination„.
Die Vorteile, die eine Bank aus „My 3 Choices“ zieht, sind aber nicht minder oder unwesentlicher.
Die Bank hat die grosse Chance, sich neu zu positionieren und ihre Anziehungskraft und ihr Image gegenüber dem Kunden zu stärken.
Die Bank kann ihre existierende Infrastruktur und Erfahrungen mit „My 3 Choices“ im vollen Umfang nutzen.
Noch wichtiger für das Management einer Bank ist aber der Effekt der Gewinnsteigerung und des Zuwachses an Kunden und Kundenvermögen durch „My 3 Choices“.
Die kritische Frage, die sich eine Bank stellen wird, ist, wie mit „Choice Blue“ ein Gewinnzuwachs entstehen soll.
Die Antwort liegt auf der Hand. Da keine Beratung erfolgen muss, kann sich der Banker auf die Kunden konzentrieren, die eine Beratung wünschen. Die „Choice Blue“-Kunden fühlen sich durch wiederkehrende Beratungsangebote nicht bedrängt und verbleiben bei der Bank.
Neue Kunden werden von diesem intuitiven Kundenerlebnis angezogen, und bereits existierende Kunden werden sich nicht nach anderen Banken umsehen, was sich positiv auf den Gewinn auswirkt.
„My 3 Choices“ wird für alle Mitarbeiter der Julius-Bär-Gruppe eine positive Entwicklung darstellen. Die Zukunft kann gemeinsam gestaltet werden, was alle Mitarbeitenden für die bevorstehenden schwierigen Aufgaben der „Collardi-Vision“ zusammenschweisst.
Wie schon Immanuel Kant (1724-1804), deutscher Philosoph der Aufklärung gesagt hat: „Der Ziellose erleidet sein Schicksal – der Zielbewusste gestaltet es.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Es scheint einfach und klar zu sein, dass man versucht ist, darüber mehr nachzudenken.
Der Gedanke, dass man bewusst oder nicht, das Zepter in die Hand bekommt, wie die Bankberater ihre Verkaufs- und Beratungsinitiative einsetzten können, ist ein starker Selling-Point gegenüber dem Bankkunden, wie die angelsächsischen Banker sagen würden.
Die Bankkonsolidierung, durch die wirtschaftliche Krise, in der wir jetzt stecken und die auch eine längere Zeit bleiben wird, wird nur an Momentum gewinnen.
Kleinere Banken müssen und können noch mehr für neue Businessmodelle, die vielleicht auch einmal kundenbezogen sind, offen sein. Dass ist ja der Vorteil der kleineren Grösse – klein aber fein- , dass man sich schnell an neuen Gegebenheiten anpassen kann. Das können die grossen Elefanten nicht …
Das „My“ … in My 3 Choices gefällt mir sehr. -
My 3 Choices könnte funktionieren. Man muss in meinen Augen aber einige Anpassungen machen, aber dies in ein Problem, welches in der Umsetzung gut gelöst werden könnte.
Schon der Gedanke, dass man eine Wahl als Kunde hat, ist sehr attraktiv.
Es differenziert die Bank von den gebräuchlichen Geschäftsmodellen der Konkurrenz.
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Ohne Kundenzwang, oder nennen wir es Marktzwänge, werden die Banken einen Weg, wie dies hier beschrieben ist, nicht so schnell gehen wollen.
Es würde für die Banken bedeuten, dass sie ihre Verkaufstechniken nicht mehr so einfach am Kunden anwenden können, da es in diesem My Three Choices Vorschlag so scheint, dass der Kunde entscheidet, wann er eine Beratung/Empfehlung will.
Dies ist ein anderes Kundenerlebnis, als was wir, die Banken, jetzt unseren Kunden an Kundenerlebnis vermitteln.
Die Kunden wollen keine neuen Produkte, aber sicher ein neues Erlebnis.
Apple hat uns doch gezeigt, wie wichtig und zentral das Kundenerlebnis als Erfolgsfaktor eines Unternehmens ist. Die Banken haben dies leider noch nicht begriffen … -
Brutal innovativ diese Produkteplatzierung. Bin überzeugt das wird ein Erdbeben in der Finanzwelt auslösen ….
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Collardi’s 3 Choices
Choice 1) Nichts machen und mit den anderen Banken und CEOs vergleichbar sein.
Choice 2) Akquisitionen tätigen und sich hinter den Integrationen verstecken, die lange brauchen und womit sich Verluste erklären lassen.
Choice 3) Etwas Neues machen, vielleicht auch ein My 3 Choices.
Jetzt sind Collardi und sein Management gefragt. Ich tippe auf Choice 2 …
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Top Beitrag!
Zielt genau auf das Problem der meisten Banken.
Würde sogar noch weiter gehen: der Kunde muss gar nicht Bankkunde sein – damit diese Bank Dienstleistungen a la 3 Choices anbieten und Kommissionen verdienen kann.
Hat unter Umständen sogar die höhere Marge…
Denke JB ist am ehesten auf dem richtigen Weg, von den im internationalen Privatkundengeschäft tätigen CH-Banken. Glaube das Know-how der Amerikaner in diesem Geschäft ist uns um Längen voraus. Mit ML Intl. hat JB wohl ein Stück davon eingekauft.
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Ich nehme nicht an, das Boris Collardi und sein Management etwas Neues wie My 3 Choices in Angriff nehmen würden. Der Ansatz hört sich wohl vernünftig an, aber wird von den Banken kaum umgesetzt werden, zu revolutionär, zu wenig Verkaufsdruck, …
Collardi wird wie immer auf alte und bewährte Private Banking Strategien zurückgreifen wollen, oder eine Strategie der Akquisition fahren, wie er dies zuletzt mit der, über die letzten Jahre, umprofitable Bank of America-Tochter Merrill Lynch gemacht hat.
Das Business der Merrill Lynchs International-Wealth-Management konnten nicht einmal die Amerikaner erfolgreich umsetzen, wie soll das nun mit Collardi’s Management anders sein.
Hier liegt genau das Problem von Collardi und zu seiner Verteidigung, dass der anderen Banken CEOs. Das Altbewährte funktioniert nicht mehr …
Es ist nicht nur das Bankgeheimnis, dem wir Adieu sagen müssen, aber auch dem alten Private Banking Geschäftsmodell.
Es scheint mir, dass mit My 3 Choices Ansatzes der Kunde wieder König ist, was aber in den Augen der Banken einer Revolution gleichkommt.
Wer das Bankengeschäft kennt, weiss das die Beratung nicht in erster Linie dem Kunden dient. Der König ist da immer noch die Bank.
Nicht wahrscheinlich, dass eine Bank so einen Schritt wagen würde, wie dies in diesem Artikel vorgeschlagen wird. Es würde bedeuten, dass die Banken das Zepter aus der Hand geben würden, aber genau diese Entscheidung könnte wieder Vertrauen bei den Kunden schaffen.
Vertrauen ist das A und O im Banking und da steckt genau der (Banken) Wurm drin.
Ich nehme nicht an, das Boris Collardi und sein Management etwas Neues wie My 3 Choices in Angriff nehmen würden.…
Top Beitrag! Zielt genau auf das Problem der meisten Banken. Würde sogar noch weiter gehen: der Kunde muss gar nicht…
Collardi's 3 Choices Choice 1) Nichts machen und mit den anderen Banken und CEOs vergleichbar sein. Choice 2) Akquisitionen tätigen…