Zeno Staub ist ein Intellektueller, mit passender Mähne und scharfzüngigem Mundwerk. Dass er auch zupacken kann, beweist er mit guten Zahlen.
Mit 1’400 Mitarbeitern machte Staub mit seiner Vontobel im ersten halben Jahr einen Gewinn von 76 Millionen. Pro Kopf sind das über 50’000 Franken, und zwar netto unter dem Strich.
Damit lässt Staub Konkurrent Boris Collardi von Julius Bär hinter sich. Dessen Privatbank ist zwar viel grösser, sie ist aber umgerechnet gerade mal halb so gewinnkräftig.
Staub, der in diesen Spalten kritisiert wurde, liegt damit gut im Rennen Richtung New Swiss Banking. Erstaunlich, wie seine kleine Vontobel in 6 Monaten 8 Milliarden Neugeld anzog.
Das Meiste stammt zwar aus New York und dort vom Asset Management, also der Vermögensverwaltung für Fonds und andere Profi-Anleger.
Doch auch im Private Banking, Vontobels ewigem Sorgenkind, scheint die Basis für eine gute Zukunft gelegt. Der Gewinn stieg markant, die Sparte sieht sich jetzt bereit zum Wachsen.
Staub ist fürs Erste der grosse Sieger. Umso schwächer erscheint im Rückblick die Bilanz seines Vorgängers.
Herbert Scheidt führte die Bank rund ein Jahrzehnt lang als CEO. Scheidt war ein Private-Banking-Chef der Deutschen Bank und verkündete rasch grosse Ambitionen in der Vermögensverwaltung.
Das Resultat war niederschmetternd. Vontobel verzettelte sich zwischen On- und Offshore, tätigte Übernahmen ohne klar ersichtliches Ziel, wollte in vielen Auslandmärkten dabeisein.
Die Kosten gerieten ausser Kontrolle und die Gewinne unter die Räder, und die verwalteten Vermögen verharrten auf tiefem Niveau.
Als Scheidt im Frühling 2011 neuer Präsident der Zürcher Privatbank wurde, konnte vermutet werden, dass sein Nachfolger auf dem CEO-Stuhl zum Ausführungsgehilfen würde.
Stattdessen gelang Staub in nur 2 Jahren, was Scheidt in seinem ganzen Dezennium nicht hingekriegt hatte. Staub sanierte das Private Banking und brachte das Asset Management auf Touren.
Zwischen Scheidt und Staub herrsche heute ein Mix zwischen kaltem Krieg und respektvoller Distanz, heisst es bei Vontobel.
Auch im Fight mit Raiffeisen hat Staub gute Karten. Raiffeisen und Vontobel arbeiten unter einem Kooperationsvertrag eng zusammen.
Mit ihrer neuen Tochter Notenstein nimmt Raiffeisen der Vontobel Business weg. Ob das ein Verstoss gegen das Regelwerk ist, beurteilt nächstens ein Schiedsgericht.
Sollte Staub auch im Streit mit Raiffeisen obsiegen, dann steht weiteren Erfolgen wenig im Weg.
Die Ausgangslage, um eine starke eigenständige Privatbank langfristig im Markt zu etablieren, war schon lange nicht mehr so gut.
Die Familie Vontobel hat offenbar entschieden, auch über Ehrenpräsident Hans Vontobel hinaus die Kontrolle zu behalten.
Das hält Zeno Staub den Rücken frei, um ohne Druck von der Börse oder Übernahmegelüsten von Konkurrenten das Geschäft Schritt für Schritt auszubauen.
Nun zeigt sich, dass mehrere Standbeine Vontobel zu mehr Gewinn-Stabilität verhelfen. Das früher boomende und jetzt lahmende Strukturen-Business wird ausgeglichen durch die Vermögensverwaltung für Privatkunden und Institutionelle.
Vontobels Bilanz bleibt aber für eine Bank, die im Vertrauensbusiness Private Banking punkten will, ein Risiko.
Die Hälfte der Bilanzsumme stammt vom Strukturiertengeschäft. Wenn dort einmal eine Bombe platzen sollte, dann wäre Vontobel rasch in Schieflage.
Für die Risiken ihres Geschäftsmodells fährt Vontobel mit wenig Eigenkapital, obwohl das Gegenteil behauptet wird.
Die Leverage Ratio, also der absolute Vergleich von Eigen- und Fremdkapital, ist mit 8 Prozent tief.
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Kaum sind die Zahlen besser als erwartet, schwenkt „Bankenkenner“ Lukas Hässig (lh) ins Lager der Staub-Fans. Wo bleibt ihre journalistische Distanz? Ihre „Analyse“ sowohl in den letzten Artikeln als auch im hier vorliegenden Artikel strotzen nur vor Oberflächlichkeiten (Stichwort Frisur) und fehlender Sachkenntnis. Wer den Neugeldzufluss unter die Lupe nimmt stellt fest, dass neben der US-Sub-Division im Asset Management keine der anderen Sub-Divisionen im AM und auch nicht die beiden Bereiche Private Banking und Investment Banking überzeugen. Aber es ist klar: Vontobel ist auf dem richtigen Weg.
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Sicher ein gutes Resultat und VT kann Erfolge vorweisen.
Trotzdem folgendes:
Personalbestand: ca. unverändert vs. 12/12 und 06/12
Personalkosten YoY: +25%, resp. +40 Mio.
(Seite 41 Halbjahresbericht)Irgend jemand hat ganz massiv mehr Lohn/Bonus bezogen!
Seite 21 des Halbjahresberichts (Asset Management) ist diesbezüglich recht interessant.Betreffend Asset Management:
Wurde das AuM Wachstum wieder vorwiegend über den US Ableger erzielt? Das würde aber ein paar Fragezeichen aufwerfen…-
+25 Prozent mehr Lohnkosten in Zeiten, in denen ganze Teams seit Monaten NICHTS zu tun haben.
+25 Prozent mehr Lohnkosten in einem Jahr, in dem sich die Bank aus Kostengründen von vielen Mitarbeitern getrennt hat.
Mit solchen Infos fühle ich mich als Kunde vera….t!
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Lieber Fragende: wären Sie Vontobel-Aktionär, könnte ich Ihr Votum nachvollziehen. Als Kunde einer Bank hingegen können Ihnen die Personalkosten egal sein, solange die Performance in Ihrem Portfolio stimmt. Ihr undifferenziertes Votum lässt allerdings vermuten, das Sie weder das eine noch das andere sind. Ich tippe auf Ex-Mitarbeiter mit mittelmässiger Leistungsbeurteilung.
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Mit einem Gewinnwachstum von 20 Prozent und einem deutlich stärkeren Private Banking kann Vontobel eigentlich zufrieden sein. Aber natürlich findet sich auf dieser Plattform immer ein Besserwisser, der ein Haar in der Suppe findet. Ich bin froh um jede Schweizer Bank, die sich im derzeitigen Umfeld erfolgreich behauptet. Ob sie nun Bär oder Vontobel heisst.
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Wer hätte das gedacht: Schubiger bringt’s doch. Kompliment. Vontobel go ahead.
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8% Leverage Ratio findi jetz nöd soooo schlecht
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Die Zahlen sind insgesamt ganz gut, aber das PB kommt nicht wirklich voran. Das von signifikaten Vortschrtiten gesprochen wird ist etwas übertrieben. Das PB besser aufzustellen nach dem was Peter Fanconi dort angerichtet hat ist nicht besonders schwierig.
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Was hat den Paradeplatz gegen Boris Collardi?
Vontobel kann man nicht 1 zu 1 mit Bär vergleichen… -
Die Paradeplatz Redakteure haben ein gewisses Etwas gegen Boris Collardi…dabei ist die Baer Aktie nach den vermeintlichen schlechten Resultate gestiegen. Dazu muss man hinfügen, dass es ungerecht ist eine Bank (Baer) mit einer Investmentbank zu vergleichen. Hienge Ihre Abneigung zu Collardi mit der Tatsache, dass er ein Welscher ist und noch dazu nicht Akademiker?
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Vontobel eine Investmentbank? Take some lessons Monsieur Oberli. Meines Wissens ist Vontobel im Geschäft mit strukturierten Produkten, das im IB angesiedelt ist, tätig. Damit hat es sich dann aber auch schon. Der grössere Rest ist Asset Management und neurdings wohl auch wieder Private Banking. Letzteres hat man Vontobel lange nicht mehr zugetraut. So kann man sich täuschen…
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Damit dürfte der Vontobel-CEO seinen Kritikern den Wind aus den Segeln genommen haben. Ich mag es ihm gönnen.
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Sorry, Herr Hässig, aber Zeno Staub hat weder einen Wuschelkopf noch eine Mähne. Wenn Sie mit Ihren Beschreibungen immer so falsch liegen, sollte das zu denken geben.
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Big hair trifft’s eher…
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Ich vermute der Coiffeur ist in Tat und Wahrheit Charcuterieverkäufer.
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Sorry, Herr Hässig, aber Zeno Staub hat weder einen Wuschelkopf noch eine Mähne. Wenn Sie mit Ihren Beschreibungen immer so…
Damit dürfte der Vontobel-CEO seinen Kritikern den Wind aus den Segeln genommen haben. Ich mag es ihm gönnen.
Die Paradeplatz Redakteure haben ein gewisses Etwas gegen Boris Collardi...dabei ist die Baer Aktie nach den vermeintlichen schlechten Resultate gestiegen.…