Bernard Stalder ist ein Schlachtross von Swiss Banking. Nun macht der Präsident der kleinen Privatbank Heritage von sich reden.
Das Genfer Haus mit Ablegern in Zürich, Lugano, Guernsey, Uruguay und Singapur kauft von Markus Frey und dessen Zürcher Bank Frey die Kundenvermögen.
„Wenn alles gut läuft, dann übernehmen wir bis zu 500 Millionen Franken Assets“, sagte Stalder in einem Telefongespräch am Freitag.
Es seien ausschliesslich Nicht-US-Gelder und nur solche, die versteuert seien, betonte Stalder, darunter auch solche aus Ost-Europa und anderen aufstrebenden Märkten.
Der ausgehandelte Deal sei aussergewöhnlich, meinte Stalder, ein Ex-Chef von Clariden Leu.
„Wir machen einen Asset-Deal und übernehmen nur jene Kunden, die wir wollen“, sagte Stalder. „Wir haben beim On-Boarding bei jedem einzelnen Kunden ein Vetorecht.“
Für Verkäufer Markus Frey und seine Mit-Aktionäre geht die Rechnung offenbar auf. „Wir zahlen Markus Frey und den Verkäufern der Assets „ongoing“ eine Retro-Gebühr für die übernommenen Vermögen“, meinte Bernard Stalder.
Für Stalders Banque Heritage und ihre über 200 Mitarbeiter bedeutet der Deal ein grosser Sprung. Die verwalteten Vermögen lagen Ende 2012 bei 6,7 Milliarden. Nun springen sie deutlich über 7 Milliarden.
Die Transaktion kommt überraschend. Markus Frey gab vor einem Monat bekannt, dass er seine Zürcher Bank herunterfahren und dann schliessen würde.
„Aufgrund der Entwicklungen in den letzten Jahren haben sich vor allem innerhalb der Schweiz Umstände und Herausforderungen ergeben, die eine sinnvolle Weiterführung des grenzüberschreitenden Dienstleistungsgeschäfts für eine kleine Bank nicht mehr erlauben“, schrieb Markus Frey damals in einer Mitteilung.
„Die Bank Frey zieht sich daher aus der operativen Geschäftstätigkeit als Bank zurück.“
Frey liess eine SMS-Anfrage von gestern Abend unbeantwortet. Bei seinem Schliessungsentscheid von Mitte Oktober erwähnte er auch das laufende Verfahren der US-Justiz gegen die Bank Frey.
„Dabei ist herauszustreichen, dass die Bank Frey in diesem Verfahren „subject“ und nicht „target“ ist“, stand im Communiqué des kleinen Familieninstituts, das im US-Steuerkonflikt ins Zentrum gerückt war.
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„(Die Bank Frey) ist also weder angeklagt noch bedroht, angeklagt zu werden“, hiess es damals. „Ebenso hat sie sich innerhalb der Schranken des schweizerischen Rechts und des US-Rechts kooperativ verhalten und beabsichtigt, dies auch weiterhin zu tun.“
Allgemein wurde erwartet, dass Markus Frey seine Privatbank herunterfahren würde und für ihn ausser Kosten für die Geschäftseinstellung nichts bleiben würde.
Mit dem Heritage-Deal zeigt sich, dass Frey weiter am Profit mit seinen alten Kunden beteiligt bleibt. Dies gilt zumindest für jene Kunden, die keinen US-Bezug haben.
Von den rund 2 Milliarden verwalteten Vermögen der Frey-Bank stammen rund 0,9 Milliarden aus den USA, hinzu kommen ein paar Hundert von Externen Vermögensverwaltern. Ob diese zur Heritage wechseln werden, muss sich noch weisen.
Die Bank Frey teilt derzeit ihren Kunden mit, dass die Banque Heritage zur „Preferred bank“ würde für jene Kunden, die ihre Gelder weiter in der Schweiz haben möchten.
Dass die Banque Heritage die Frey-Assets kauft, hängt mit den involvierten Personen zusammen. Diese kennen sich aus gemeinsamer Tätigkeit bei der Ex-CS-Tochter Clariden Leu.
Heritage-Präsident Bernard Stalder war der erste CEO der im 2006 als Fusion von insgesamt 5 CS-Töchtern aus der Taufe gehobenen Clariden Leu. Zuvor war Stalder Clariden-CEO.
Heritage-Privatebanking-Chef Roland Knecht war lange Jahre Asien-Chef der Clariden. Knecht hatte vor fast 30 Jahren für die Clariden-Bank den Asien-Ableger eröffnet.
Chief Risk von Heritage ist Jean-Pierre Colombara, der diese Funktion zuvor lange Zeit bei der Clariden innehatte, bevor er dort zum Chief Operating Officer und Mitglied der Geschäftsleitung aufgestiegen war.
Colombara verliess die Clariden Leu, nachdem diese 2008 in Hongkong einen dreistelligen Millionenverlust erlitten hatte.
In Asien sprang Stefan Hausherr notfallmässig für die damals gebeutelte Clariden Leu ein. Zuvor bei Julius Bär und später bei der Credit Suisse, ist Hausherr derzeit auf dem Markt. Er soll demnächst bei der Heritage-Bank anheuern.
Die Familie Frey war ebenfalls stark bei der Clariden-Bank involviert. Vater Hugo Frey war ihr erster Präsident, Sohn Markus wurde Mitglied im VR. Dort trat er zurück, nachdem er im 2000 seine eigene Bank unter dem Familiennamen gegründet hatte.
Die Kundenassets der Bank Frey gelten in anderen Banken als „toxisch“. In der Credit Suisse haben die höchsten Stellen, darunter Rechtschef Romeo Cerutti, den Mitarbeitern und Chefs befohlen, Vermögen von Frey nur mit Bewilligung von ganz oben aufzunehmen.
Faktisch heisst das, dass die CS keine Frey-Kundenvermögen bei sich haben will.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bernhard Stalder hatte in der Vergangenheit immer wieder ein gute Nase bewiesen bei seinen Akquisitionen und die mit Abstand erfolgreichste Privatbank der CS geleitet.
Ich hoffe, dass er sich hier bei der Bank Frey nicht getäuscht hat und toxische Assets einkauft!
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„Markus Frey verkauft die Assets seiner Bank an Clariden-Freunde.“
So weit so gut. Aber was geschieht mit den KUBE’s welche diese Kunden zur Bank Frey mitgebracht haben? Werden die jetzt Tennislehrer, Marktfahrer oder Bodyguards bei der FIFA-Gala!
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Bank Frey-CEO Battaini ist bekanntlich ein langjähriger Blatter-Freund. Also Vorsicht bei der Uebernahme von Assets aus der Havelange Entourage!
François Bernard St. verfügt ja über eigene Erfahrungen in Brasilien…
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„Frey liess eine SMS-Anfrage von gestern Abend unbeantwortet..“
:-). War gestern nicht Sonntag? Ach so, Frey gehorcht mal wieder nicht?
LH, bitte überprüfen Sie Ihre Erwartungshaltung!Und überhaupt, hier spielt heute die Musik!
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/geld/USSteueroasen-entgehen-der-Kontrolle/story/15372935
Ich hoffe, Sie nehmen das unverzüglich an die Hand und morgen lesen wir darüber.
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Gute Idee, das müssen wir zum Thema machen. Auch wenn’s die Amis nicht juckt, uns tut’s gut. Die EU hätte schon lange eine Salve rüberschiessen müssen.
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Beni Stalder war eben immer schon ein cleverer int. PB-Dealmaker und er hat jetzt auch erkannt, dass sein Ausflug zur Walliser KB nur ein Ausrutscher war.
Mit JP Colombara hat er auch einen ausgewiesenen Compliance-Spezialisten an Bord, dem leider einige unredliche PB-Betreuer in Singapore/Hong Kong zum Verhängnis wurden. Hinzu kommt, dass Bank Frey und Banque Heritage an der Bahnhofstrasse (nähe HB) schon heute Nachbarn sind.
Hab‘ ich Recht „Sandra Niggli“?
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JPC: Nur bad luck oder mangelhaftes Risk Management? Bei Heritage ists zum Glück wieder etwas überschaubarer…
PS: Habe noch nie was von einem „Beni“ Stalder gehört. Oder meinten Sie Beni Turnheer? Der hat von zeitgemässem PB vermutlich ebenso wenig Ahnung.
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Wie auch immer: Seine Freunde aus gemeinsamen Brasilien-Zeiten haben Herrn Stalder im kleinen Kreis durchaus „Beni“ genannt.
Gehe davon aus, dass auch Sie ihm mehr Kompetenz im Int. Private Banking zugestehen als manche Kantonalbänkler, welche sich ohne Sprachkenntnisse und Auslanderfahrung in dieses mit Fallstricken gespickte Geschäft vorgewagt haben. Einige sind nicht einmal in der Lage, ihre Altlasten selber zu bewältigen und lagern diese in einer Art „bad bank“ an teuer zu bezahlende Staranwälte aus. Da fragt man sich schon, wie KB-CEO’s ohne Gesichtsröte sich erlauben, mehr als ein Bundesrat zu kassieren?!
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Die CS hat eben weltweit nur noch versteuerte Vermögenswerte von Kunden ! und der hohe Lohn von Herrn Cerruti wird nur noch aus Erträgen von versteuerten Kundenvermögen bezahlt !
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Ha Ha Ha genau auf den Punkt getroffen!!
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Ist doch völlig normal. Frey hatte sicher nicht dreckige Gelder. Verstehe nicht, was Cerutti hier für ein Problem hat. Echte Probleme hat er intern.
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Cerutti und Probleme intern? – Er ist eins dieser Probleme?
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Beni Stalder war eben immer schon ein cleverer int. PB-Dealmaker und er hat jetzt auch erkannt, dass sein Ausflug zur…
Ist doch völlig normal. Frey hatte sicher nicht dreckige Gelder. Verstehe nicht, was Cerutti hier für ein Problem hat. Echte…
Die CS hat eben weltweit nur noch versteuerte Vermögenswerte von Kunden ! und der hohe Lohn von Herrn Cerruti wird…