Die Basler Samba-Bank Safra Sarasin verliert ihren nächsten Crack. Christian Gmünder, Chef Operations und Mitglied der Geschäftsleitung, hat kürzlich gekündigt.
Gmünder ist der Letzte in einer Reihe von Ex-Sarasin-Topbankern, die von Bord gehen. Er habe selbst gekündigt, sagte Gmünder gestern am Telefon. „Ich gehe im Frieden mit der Bank.“
Ein Sprecher von Safra Sarasin bestätigte den Abgang. Die Chefposition würde durch ein Teammitglied von Gmünder neu besetzt.
Mit Gmünders Abgang, der vor seinem Wechsel zur Sarasin im 2008 bei der Raiffeisen war, kippt das Gewicht bei der Basler Privatbank weiter Richtung brasilianische Eigentümer.
Als gewichtigster Überlebender von der alten Sarasin-Equipe hält Eric Sarasin den Vizevorsitz. Am Übergewicht der Safra-Leute ändert das wenig.
COO Gmünder scheidet auch als Mitglied eines speziellen Komitees aus. Die Rede ist von einem internen Wettbewerb, mit dem die Bank ihre Frontleute antreiben will.
„The Campaign 2013/14“ heisst der Wettstreit für die Private Bankers von Safra und Sarasin, die sich zu einem neuen Ganzen finden müssen.
„Enjoy work & have fun!“, ist das oberste Ziel. Weitere sind: „Have happy clients“, „Motivate our staff“, „Create healthy & competitive spirit“, „Improve results of the bank“, „Reward our top performers“.
In einer Präsentation für die Teams im den teilnahmeberechtigten Bereichen Private Banking und Asset Management erscheinen unter „Prizes“ Bilder von Karibik-Sandstränden und Sportanlässen.
Auch ein grosses Fussballstadion ist aufgeführt. Laut einer Quelle soll einer der Hauptpreise für die Gewinner der „Campaign“ eine Reise an die Fussball-WM in Brasilien diesen Sommer sein.
Das sei möglich, meint Nick Miles, Sprecher der Bank Safra Sarasin. Doch darum gehe es nicht.
„Geldmässig sind die Preise ein Tropfen im Ozean“, sagt Miles. „Es geht um Team- und Sportsgeist im besten Sinne.“
Grundidee sei die Zusammenführung der beiden Kulturen auf „sportliche, kompetitive Art“, betont Miles. „Wie ein internes Turnier.“
Wettbewerbe im Private Banking mit Luxusuhren und Traumferien als Anreiz sind umstritten. In den Nullerjahren peitschte die UBS damit ihre Frontleute zu aggressiven Verkäufen.
Martin Liechti, der spätere Kronzeuge der USA im Steuerkrieg gegen die UBS, war bekannt für „Our journey to the moon“ und andere Einpeitscher-Sprüche.
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Liechti führte mit Zuckerbrot und Peitsche. Als im 2007 das ganze Mexiko-Team zur Erzrivalin CS absprang, griff der Americas-Chef der UBS zu Kriegsrhetorik. „Our ship has been attacked“, schrieb er der Mannschaft.
Liechti ist bei der UBS längst vergessen. Die Anreize für die Kundenberater beschränken sich bei der Grossbank heute auf normale Fixlöhne mit der Aussicht auf mehr oder weniger Bonus, je nach Ergebnis und Leistung.
Die Safra-Chefs hingegen greifen mit ihrer „Campaign“ in die Mottenkiste der Anreizsysteme. Sie vergeben nach einem komplizierten Mechanismus Punkte für Neugeld, Marge und Produktverkauf.
Monatlich wird pro Kundenberater ein Punktetotal berechnet. Interne Ranglisten zeigen wie bei einem Skirennen mit mehreren Läufen den aktuellen Zwischenstand.
Die Kampagne begann am 1. Juli und dauert bis Ende März. Dann wird das definitive Total berechnet. Am 30. April werden die Sieger bekanntgegeben. Rund 10 Prozent sollen Preise erhalten.
Ein mehrseitiges „Terms & Conditions for The Campaign“ listet detailliert auf, wer teilnehmen darf und wie die Gewinner ermittelt werden. Reisen gehen aufs private Ferienkonto, für Steuern ist jeder selbst verantwortlich.
Problematisch könnte sein, dass die Kampagne den Verkauf eigener Produkte pushen will.
Je mehr „Own Mandates“ und „Own Structured Products“ den Kunden verkauft werden, desto mehr Punkte gibt es für die Safra-Sarasin-Banker.
Selbstverständlich sei eines der Ziele, die Kundenvermögen und den Gewinn zu steigern, sagt der Sarasin-Sprecher.
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Die beliebtesten Kommentare
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Das mit den Punkten kennt Coop und Migros für die Kunden schon lange. Das gab’s übrigens schon vor 40 Jahren im Dorfladen, in dem meine Grosseltern einkauften.
Zeigt nur, wie hinterwäldlerisch die Finanzbranche – und speziell die Safra – ist. -
Definition von TopBanker?? Anyone??
Und ein Wettbewerb ausschreiben damit man vielleicht sehen kann wo die Schlafkappen unter den Frontleuten sind ist nicht ganz schlecht.
Nur Assets reinholen und diese dann einschlafen lassen ist auch nicht im Sinne einer Bank.-
Das ist bei uns so, wie etwa bei Musikern. Wir können da lange etwas definieren, das bleibt ja unter uns.
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Her name was Lola, she was a showgirl
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wieso wird gleich von einem eklat gesprochen, nur weil eine cervelat geht?
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Die Samba-Bank wäre doch etwas fuer den ex LUKB CEO Bernie Kobler wenn es mit dem Job als Taxi Dancer nicht klappt…
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@ Schlaumeier: Der Zusammenhang ist Insidern wohl bekannt. In der Rolle als versteckter Produktepusher war dieser COO gefürchtet. Seine Marionetten waren ihm hörig. Es wurden Pseudogenehmigungsprozesse eingeführt, am Ende hat er alles approved – wie man lesen kann, machen vor allem die Steuerprodukte jetzt Ärger. Die Revenues sind im Keller, aber auch Reisen an die Copacabana für Vertriebserfolge haben nicht geholfen, die Erträge zu steigern.
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Vielen aber herzlichen Dank!
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‚Samba‘-Bank – ich lach mich tot.
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Dies erinnert mich doch sehr an den AWD. Auch dort wurde den Beratern das Blaue vom Himmel versprochen und mit Luxusreisen etc. gelockt. Schlussendlich verdient hat nur das Management. Es scheint, dass das Arbeitsklima bei dieser Bank nicht das allerbeste ist. Es ist immer problematisch, wenn man als Ausländer in ein anderes Land geht und dort alles auf den Kopf stellt.
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Und was will uns der Artikel nun genau sagen? Wo ist der genaue Zusammenhang zwischen dem Abgang des COO und der campaign?
Und was will uns der Artikel nun genau sagen? Wo ist der genaue Zusammenhang zwischen dem Abgang des COO und…
Dies erinnert mich doch sehr an den AWD. Auch dort wurde den Beratern das Blaue vom Himmel versprochen und mit…
'Samba'-Bank – ich lach mich tot.