„Das Schwerste ist der Entschluss“ (Holzach, Wolfsbergschrift, 1985) gilt auch heute noch, und mit 50plus wird es noch anspruchsvoller. Darum liegt der Fokus im heutigen dritten Schritt auf dem „Entscheid“, nachdem wir (respektive Sie – wenn nicht, machen Sie es doch jetzt) mit der Standortbestimmung und den grundsätzlichen Entwicklungsmöglichkeiten / Optionen die wesentlichen Grundlagen gelegt haben.
Neu finden Sie hier den vollständigen Kreislauf der beruflichen Entwicklung, welcher alle Schritte zusammenfasst. Wir werden uns heute und auch in Zukunft immer wieder darauf beziehen.
Sie haben sicher bemerkt, dass wir mit diesem Ablauf einem klassischen Beratungsansatz folgen (Understand Your Client, Propose, Decide & Implement, Review), wobei anstelle des Kunden ganz einfach Sie im Mittelpunkt stehen.
Erfahrungsgemäss erleichtert die Anwendung eines bekannten Prozesses den Umgang mit unserem Thema enorm, denn so können Sie alles immer und überall rekonstruieren, ohne dass Sie Unterlagen suchen müssen (tönt banal, ist aber entscheidend wichtig). Und falls Ihnen am Strand langweilig wird, nehmen Sie eine Illustrierte als Unterlage und skizzieren Sie auf der Rückseite der Rechnung aus der Bar vom Vorabend.
Ihr persönliches Symbol (Standortbestimmung, analog unserem Segelschiff), mit ein paar Gedanken zu Ihren Zielen, dem Befinden, den Einflussfaktoren, den Kreis mit den 8 Optionen (vier innerhalb des Unternehmens, drei nach aussen), und fassen Sie schon mal einen diesbezüglichen Grobentscheid.
Sie wollen sich also für eine Option der beruflichen Entwicklung entscheiden, entsprechende Massnahmen definieren und umsetzen. Auch wenn Sie sich für „Soll bleiben, wie es ist -> nichts tun“ entschieden haben, lesen Sie bitte weiter. Denn dass das nicht funktioniert, spüren Sie selber.
Zwei wesentliche Entscheidgrundlagen sind Ihr Alter sowie Ihre gegenwärtige Situation (aus Ihrer Standortbestimmung). Dies kann man in einer 9-Box mit erheblicher Sprengkraft zusammenfassen. Die einen hassen solche Darstellungen; wir finden das „Kästchendenken“ in diesem Fall zumindest hilfreich. Wir machen zu den 50plus-Feldern ein paar Aussagen neben der 9-Box. Diese sind weder richtig noch falsch, sondern verkürzt, plakativ, provokativ. Ein Denkanstoss.
Weitergehende Überlegungen zu den 50plus Situationen finden sie im Folgenden.
50plus / (++): Wenn Sie und Ihr Umfeld Ok sind, wissen Sie in diesem Alter vermutlich recht genau, worauf das zurückzuführen ist. Wenn Sie allerdings denken, dass das allein Ihr Verdienst ist, dann fordern Sie diese Überzeugung doch bitte einmal heraus.
Die Erfolgsfaktoren, die Sie identifiziert haben, sollen Sie natürlich weiterhin pflegen. Je mehr davon eng mit Ihnen verbunden sind, desto besser für Ihre interne oder externe Marktfähigkeit (gesuchte Fähigkeiten, relevantes Spezialwissen, entscheidende Vernetzungen, messbarer Erfolgsausweis, wichtige Kundenbeziehungen).
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Ein paar Fragen, die Sie sich stellen könnten:
– Was ist, wenn mein Mentor ausscheidet / das Management wechselt?
– Was ist, wenn ich in eine Pechsträhne gerate? Gibt es für mich überhaupt Glück oder Pech?
– Wie gestalte ich künftige Übergänge sinnvoll? Beispielsweise interner Coach oder Mentor von Jüngeren werden, Führungsaufgabe zurückfahren, mich über Adlatus oder ähnliches informieren;
– Was ist mein Plan B?
50plus / (+-) oder (-+): Sie sind Ok, aber Ihr Umfeld nicht, oder umgekehrt. Das dürfte die schwierigste Lage für einen Entscheid zu sein. Robert Holzach hat damals übrigens sinngemäss angeregt, sowohl Intuition wie auch Ratio walten zu lassen, was – besonders wenn man sehr stark zur einen oder anderen Seite neigt – nicht so banal ist, wie es tönen mag.
Hier ein Beispiel zur Veranschaulichung.
50plus / (–): Nichts ist Ok. Es ist einfach aufzuzählen, was dem einzelnen nichts hilft. Wir machen es, weil wir das dann abhaken können und damit keine weitere Zeit verschwenden.
– Demographischer Wandel (kommt zu spät);
– Einstellungsquoten für über 45- oder 50-jährige (siehe andere Quotendiskussionen);
– Statistiken, Durchschnittswerte (nice to know, nur: Was bringt es mir heute?)
– Ansichten und Meinungen, zum RAV, zur Politik, zur PFZ, zur EU (damit sind die einschlägigen Blogs gefüllt, der praktische Nutzen ist aber gleich Null);
– Sonntags- und 1. August-Reden von Managern und Politikern (ohne Begründung);
– TV-Diskussionen, wie „Arena“, „Club“, „Jauch“ (häufig ernüchternd, wenig praktischer Nutzen, hilfreich sind in der Regel die Sequenzen, in denen Direktbetroffene von ihren Erfahrungen berichten).
Was können wir tun?
1. Wahrscheinlichkeit erhöhen, die Situation zu vermeiden; beispielsweise indem
– berufliche Entwicklung während des ganzen Lebens ein Thema ist, die 9-Box beginnt darum auch nicht erst mit 50;
– alles an sich Selbstverständliche gemacht wird (Weiterbildung, Flexibilität, Änderungsbereitschaft), auch wenn es gut läuft;
– die Antennen grundsätzlich dauernd ausgefahren sind (wie der Windmesser, das Echolot oder die Beobachtung des Wetters), auch wenn es gut läuft;
– Netzwerke (berufliche und private) gepflegt werden (siehe „Standpunkt“ vom 16. Juli 2014), nicht erst, wenn man sie „braucht“;
– Szenarien durchgespielt werden, auch mit dem Partner / der Partnerin (das kann auch den mentalen Schock mildern, wenn die Situation einmal eintreffen sollte);
– idealerweise ein (realistischer) Plan B existiert.
2. Voraussetzungen schaffen, um besser aus der bedrohlichen Lage herauszukommen; beispielsweise indem man (zusätzlich zu oben)
– offen kommuniziert (Familie, Freundeskreis, Bekannte, Geschäftspartner), was heute „einfacher“ ist als früher, da wir alle wissen, dass jeder von uns in diese Lage kommen kann; was kann man also schon verlieren?
– sich mit guten Kollegen / Kolleginnen berät, das kann bis zu einem (Peer-)Coaching gehen, wobei die Unterlagen hier als Orientierung dienen können;
– an den richtigen Orten signalisiert, dass man auf der Suche ist;
– die Netzwerke einsetzt. Dies kann beispielsweise dazu führen, dass ein Bewerbungsdossier nicht „automatisch“ vom Stapel fällt, sondern ein Personalverantwortlicher es wenigstens ernsthaft prüft;
– Social Media: Wenn Sie noch nichts gemacht haben, ist es zwar nicht zu spät, aber so ohne Anlauf etwas schwieriger. Wir kommen allenfalls in einem späteren Standpunkt darauf zurück.
Das sind die wenigen Punkte, bei denen wir einen „Erfolgsnachweis“ beibringen könnten.
Was Sie im RAV oder Internet lernen können, ist alles gut und notwendig. Dies allein aber macht nicht den Unterschied aus, der Ihre Chancen wirklich erhöht. Dafür braucht es zusätzliche Anstrengungen – ein paar wenige sind hier beschrieben, hoffentlich ergeben sich in der Diskussion weitere.
3. Professionelles Coaching?
Wenn Sie all das gemacht haben, was wir hier vorgeschlagen haben, können Sie sich das Geld allenfalls sparen oder mindestens die Ausgaben einschränken oder den Nutzen erhöhen, weil Sie hervorragend vorbereitet sind.
Während Coaching einen Anfang und ein Ende hat, versuchen wir hier ja gerade, Ihnen Ihre berufliche Entwicklung als eine permanente Denkhaltung zu vermitteln, die Sie (ja: SIE, nicht Ihr Coach) verinnerlicht haben und die so selbstverständlich ist, wie regelmässiges körperliches Fitnesstraining.
Selbstverständlich? Regelmässig?
Naja. Wenn Ihnen Fitnessstudio-Abos helfen, sich unter Druck zu setzen, dann empfehle ich Ihnen auch einen eigenen Coach. Wie auch immer, es gibt einige „Standpunkte“ zum Coaching („Der Selbstbetrug„, „Bin ich ein Schwächling, wenn ich ein Coaching will„), die Ihnen beim Entscheid helfen können.
Nun sind Sie wieder dran. Fassen Sie Ihre Gedanken zusammen in IHREM persönlichen Kreislauf der beruflichen Entwicklung. Es lohnt sich.
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