„The U.S. Internal Revenue Service (IRS) is Coming to Switzerland“, lädt die US-Botschaft in Bern zu einer zweitägigen Veranstaltung per Ende Januar im Zürcher Arbeiter- und Ausgehkreis 4 ein.
Die Idee des Events ist, US-Steuerpflichtigen ins Gewissen zu rufen, was sie der Weltmacht gegenüber für monetäre Verpflichtungen haben.
Auf der Internet-Seite der US-Botschaft, die den Anlass bewirbt, wird detailliert aufgelistet, wer alles Uncle Sam einen Obolus schuldet.
Der Anlass und die Informationsoffensive darum herum erinnern an eine Siegermacht, die auf dem eroberten Territorium den Tarif durchgibt.
Die Basis bildet der Kniefall der Schweiz im August 2013. Das sogenannte US-Programm für Banken verpflichtet den Finanzplatz zu flächendeckender Bussenzahlung und der Offenlegung aller Mitarbeiter.
Das Geld nutzen die USA für ihre Schulden und Investitionen, die Namen der Banken helfen ihnen, Jagd auf die Steuersünder zu machen.
Der grosse Steuerkrieg war mit dem „Deal“ von August 2013 entschieden. Seither staunt die Schweiz über die Konsequenzen.
Banken, die sich in die sogenannte Schuldkategorie 2 eingereiht haben, merken, dass sie zur Ader gelassen werden. Obwohl sie vielleicht nur wenige US-Schwarzgeldkunden hatten, müssen sie ihre Leute verraten und Busse leisten.
Zudem droht eine ewige Knebelung. Jetzt versuchen einige Banken, mittels Sprung in die Nicht-Schuldkategorie 3 sich aus dieser Umklammerung zu befreien.
Die Manöver der Schweizer Geldhäuser scheint die Strategen der Supermacht nicht zu beeindrucken. Sie fahren auf ihrem Feldzug weiter, als ob die Schweiz eigenes Gebiet wäre.
Am 26. Januar 2015 fliegen aus dem Büro des IRS in Paris Spezialisten ein, um am Zürcher Anlass das US-Steuerdiktat zu erläutern.
Laut der Ankündigung auf der Webseite der US-Botschaft würden die IRS-Beamten einer „begrenzten Zahl 15-minütige Privatberatungen über individuelle Steuerfragen“ offerieren.
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Knapp 50 Personen haben sich bisher in einer eigens dafür eingerichteten Doodle-Umfrage für solche Individualberatungen eingetragen. Rund 50 Interessierte meldeten sich zudem für die „öffentliche Präsentation zu steuerspezifischen Informationen“ für US-Steuerpflichtige an.
In Bern ist der Vormarsch der US-Steuerbehörde kein Thema. Weder das Bundesamt für Justiz noch die Steuerverwaltung des Bundes sehen einen Verstoss gegen helvetisches Recht.
Auch die Bundesanwaltschaft, die für nationale Straffragen zuständig ist, winkt ab. „Reine Beratungen sind strafrechtlich nicht relevant“, sagt eine Sprecherin.
Der IRS-Anlass im Kreis 4 wirft ein Licht auf das Selbstverständnis der USA in Steuerfragen. „You Can Run But You Can’t Hide“, ruft Washington seinen Schäfchen zu.
Egal, wo jemand lebt: Für die Amerikaner bleibt steuerpflichtig, wer irgendeinen Bezug zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat.
Das kann die Geburt auf US-Boden sein, eine Arbeitsbewilligung, ein längerer Studienaufenthalt oder selbstverständlich das Bürgerrecht.
Beim globalen Steuereintreiben agieren die Schweizer Banken inzwischen als willige Helfer des US-Sheriffs.
Dies zeigt der Fall eines Schweizers, der seine „Green card“, also die Arbeitsbewilligung, Anfang 2013 der US-Vertretung im peruanischen Lima offiziell zurückgab.
Kurz darauf fragte ihn die UBS nach seinem US-Bezug. Der Kunde kreuzte bei allen Fragen zu Amerika das Nein-Kästchen an.
Trotzdem forderte ihn die Bank im 2014 auf, eine Steuerbescheinigung einzureichen. Weil er nicht reagierte, teilte ihm die UBS im November mit, alle seine Assets zu verkaufen und seine Konten per Januar 2015 zu blockieren.
Als Grund gab die Schweizer Grossbank ihrem Kunden an, dass er als „US-Bürger mit Wohnsitz ausserhalb der USA“ entsprechenden Vorschriften unterworfen sei.
Auslöser sei der Foreign Account Tax Compliance Act (Fatca). Mit diesem Gesetz besorgen die Banken rund um den Globus sämtliche Vermögensinformationen von „US-Bürgern“ zuhanden der amerikanischen Weltmacht.
Fatca und frühere Offenlegungen für Ausland-„Amerikaner“ machen aus allen Betroffenen gläserne Bürger.
Der Einzelfall zeigt aus Schweizer Sicht: Egal, ob ein Kunde die Seile zu den USA kappt, er bleibt für die Amerikaner fassbar.
Dank gütiger Mithilfe von UBS & Co.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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… dass eine amerikanische Behoerde diese hoheitliche Aufgabe uebernimmt. Das hiesige Aufsichtsorgan ist ja fest entschlossen, (fast) alles durchgehen zu lassen.
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es ist klar, dass diese art Regulierung zunehmen wird. unser blogautor günther dobrauz meint auch, „…dass über lange Jahre etablierte und praktizierte Geschäftsmodelle, die vielfach vom Abstellen auf spezifische, nationale Sonderregelungen getragen waren, ihre Gültigkeit verlieren. Vor diesem Hintergrund muss Regulierung als strategische Dimension verstanden werden: Sie macht erforderlich, dass Recht mit Geschäft verbunden wird. …“
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die CS hat schon wieder einen Prozess am Hals, in den Staaten. ich schätze auf 250 bis 400 Megafranken Busse. Diese Investmentbanker machen diese Furma noch kaputt.
Ich sitze hier weit weg von diesen zwielichtigen Gestalten und kann nur den Kopf schütteln über die CS Wirrköpfe. Jedes Mal fallen sie mit ihren Geschäften, von denen man nie weiss, ob sie nun besonders clever oder besonders dumm sind oder einfach nur mal wieder kriminell, auf die Nase. Die Rechnung zahlen, wie immer, die normalen Mitarbeiter. Die US Behörden werden beschenkt und überhäuft mit Gelegenheiten, der CS Geld abzunehmen. -
Ich bin guter Dinge. Wir haben jetzt Frau Sommaruga als Bundespräsidentin. Sie wird stahlhart durchgreifen und die Interessen der CH eisern verteidigen.
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Wann wird dieser verfassungswidrig und strafbar handelnde Bundesrat gestoppt?
Art. 266 http://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19370083/index.html#a266
Art. 266bis http://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19370083/index.html#a266bis
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We are traitors, we betray at will, we have no courage, we are Swiss bankers, when will we stand up and defend our clients and our country, when?
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Hä?
Deutsch bitte!
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Und wieder einmal hat Amerika gesiegt! Hail USA!
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Ich rate allen US Bürgern in der Schweiz sich wie andere Prominente hier einzubürgern und dann auch nicht mehr in die USA einzureisen. Ehemalige pop stars machen dies schon so und geben dann vor, sie hätten gesundheitliche Probleme auf Langstreckenflügen… Die ehrliche Aussage wäre, sie dürfen dann nicht mehr in die USA einreisen, weil sie dort bei Einreise sofort verhaftet werden wegen Steuervergehen.
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Das wird wohl nur die halbe Story sein: BIS zum Zeitpunkt der Aufgabe der Green Card war diese Person – selbst im Ausland wohnhaft –
noch steuerpflichtig. NACHDEM die Greencard in der U.S, Botschaft zurückgegeben wurde, ist diese Person als non-resident nicht mehr steuerpflichtig und erhält in seinem Pass einen entsprechenden Eintrag, dass die Green Card aufgegeben wurde. Wenn BIS zur Aufgabe eine Steuererklärung fällig war und sie auch gemacht wurde, so ist die Beweislage doch völlig klar. Oder gibt es hier eine(n) Besserwisser(in)??? -
Wie ist das eigentlich mit den Geldern von Schweizern in den USA oder glaubt irgendjemand, dass keine Gelder von Schweizern in den USA liegen ? Wo ist eigentlich Frau Widmer-Schlumpf in dieser Frage ? Hat sie jemand gesehen ? Beim CH Bürger verraten mit Namenslieferung in die USA war sie doch immer zur Stelle.
Frohe Weihnachten und weiter wursteln im 2015. -
Die haben einen Knall!
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Unglaublich! Wenn das so weitergeht mit den Amis, dann ist der Uncle Sam demnächst nicht mehr nur noch zu einer „zweitägigen“ Info Veranstaltung bei uns, sondern fest installiert mit IRS office auf der Bahnhofstraße und gibt den Banken dann nicht mehr nur noch den Tarif durch, sondern wird Kontrollinstanzen in den Gremien installieren..
Was Polizei und Politik / Bern mit uns zur Zeit machen, geht zu weit.. Kniefall vor den Amis ist/ war der Todesstoss für unser Private Banking, das hätte man eleganter lösen müssen..
Auf der anderen Seite greift man immer brutaler bei uns Autofahrern durch, das ist eine absolute Farce, 140 CHF + Bussenverfahren bei Bagatellverstössen und kleinen Limitüberschreitungen- auf der anderen Seite lässt man gemeingefährliche Super-Chaoten die die Stadt Zürich mit Millionenschaden verwüsten mit 100 CHF mini Bussen davonkommen..Wieso lässt Bern das zu, was soll dieser Kniefall vor den Amis, wieso schmeisst man die IRS nicht raus und schickt Uncle Sam die ganzen verdammten Fatca Formulare zurück. Stattdessen liefert man Namen(!) von Schweizer Bürgern (ex US Private Bankern) und gräbt unserem Private Banking das Grab..
Mich wundert immer mehr, weshalb die Bevölkerung nicht langsam aufsteht.. unsere Politiker schaden uns und der Schweiz immer mehr..-
@Lehmann: Schon richtig festgestellt. Warum will niemand Snowden interviewen? Noch nicht mal per Telefonkonferenz und ebenfalls nicht in Moskau?
Solange der NDB auf die CIA angewiesen ist und die beste Armee der Welt FA-18 fliegt, wird sich daran so rasch nichts ändern.„Souveränität der Untoten“ – Swiss made – das Zauberwort des Jahres 2014! Lieber mal über die Farbe der Güselsäcke abstimmen…
Schöne Festtage dennoch -
@Lehman – Hey Lehman, jetzt hast Du dich aber gerade selbst verraten: …Zitat „und gräbt unserem Private Banking das Grab“. Heisst das, dass Private Banking in Switzerland basiert auf reinem „Geld verstecken“? Wäre Schade, denn „geld verstecken“ ist keine Handwerkskunst.
Im übrigen finde ich den ganzen „Anti-USA-Kult“ mehr als lächerlich, nur weil eine Steuerbehörde seine Sünder härter an die Kandare nimmt. Highways finanzieren sich nicht mit Hosenknöpfen.
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Na dann setzt ‚mal alle stolzen Harvard-, etc. Alumnis/Bluffer in der Schweiz auf die Liste, liebe UBS, CS etc. Das wird ein Fest!
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1. die UBS nimmt an diesen Programm nicht teil, da sie der Auslöser war bzw. ihre Schuld bereits beglichen hat ( => http://www.srf.ch/sendungen/dok/der-schmerzvolle-abschied-wie-das-bankgeheimnis-abhanden-kam )
2. die CS ist eine Kategorie 1 Bank, worauf ebenfalls andere, strengere, Regeln aplizieren.
Frohe Festtage!
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Na dann setzt 'mal alle stolzen Harvard-, etc. Alumnis/Bluffer in der Schweiz auf die Liste, liebe UBS, CS etc. Das…
Unglaublich! Wenn das so weitergeht mit den Amis, dann ist der Uncle Sam demnächst nicht mehr nur noch zu einer…
Die haben einen Knall!