Die EFG International packt unter neuer Führung ein heisses Eisen an. Zum ersten Mal gibt die Schweizer Privatbank zu, dass sie ein Riesenproblem in ihrer Bilanz hat.
Es geht um rund eine halbe Milliarde Dollar in US-Lebensversicherungen in den EFG-Büchern. Diese Position hat die Bank, die griechischen Milliardären gehört, vor Jahren erworben.
Das Investment sieht vor, dass die EFG Prämien bis zum Ableben der versicherten Personen bezahlt und dann die vereinbarte Todesfall-Auszahlung einstreicht.
Die Policen stammen von US-Bürgern, die ihre Versicherungen vorzeitig Zwischenhändlern verkauften, um Kasse zu machen.
Die Händler bündelten darauf die erworbenen Lebensversicherungen und verkauften sie „en bloc“ institutionellen Anlegern wie der EFG.
Das Problem für diese Finanzanleger: Aus einem scheinbar lukrativen Geschäft wurde ein finanzieller Albtraum.
Der Grund liegt in der Demographie. Die Amerikaner werden – wie viele andere Menschen auch – immer älter.
Die Lebenserwartung in den USA hat sich gemäss neuesten Sterbestatistiken seit der Zeit, auf denen die Berechnung für die Lebensversicherungs-Investments basiert, dramatisch erhöht.
Damit geht eine Schere auf.
Auf der einen Seite verlängert sich die Prämienzahlung, welche nun nicht mehr die ursprünglich versicherte Privatperson zahlt, sondern der Finanzinvestor, hier also die EFG.
Auf der anderen Seite schiebt sich der Zeitpunkt immer weiter hinaus, bis die Einmalauszahlung erfolgt.
Je später also der dem Investment zugrunde liegende Todesfall der versicherten US-Privatpersonen eintritt, desto länger müssen EFG & Co. auf die Auszahlung warten.
Prämien zahlen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag führt dazu, dass die EFG auf ihrem Versicherungs-Klumpen einen riesigen Verlust erleiden könnte.
Das war Experten schon lange klar. Doch bisher hat die Bank stets abgestritten, ein Problem mit ihrem US-Versicherungsposten in der Bilanz zu haben.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Auf die Frage, wie der offenbar notfallmässig „eingeflogene“ Joachim Strähle als neuer CEO das Problem des US-Investments lösen wolle, reagierte ein Sprecher zuletzt unwirsch.
„Sorry, but you seem to have some sort of fixation re life insurance“, meinte Keith Gapp noch im April. „We have addressed this before and there is no point going over the same ground again.“
Für einen Artikel im Tages-Anzeiger hatte Gapp sich zuvor auf den Standpunkt gestellt, dass die Lebenspolicen „hold to maturity“ seien.
Damit wollte die EFG sagen, dass ihr keine überraschenden Abschreibungen drohen, da die Anlagen sicher seien und bis zum Verfall gehalten würden.
Ein Investment für die Ewigkeit – so lautete das Argument der Bank.
Nun ist alles anders.
„Bezüglich Lebensversicherungspolicen ist ein Projekt zum Re-Underwriting im Gange, das bis Ende Jahr abgeschlossen sein wird“, gibt die EFG International heute erstmals offiziell zu.
Es folgt der entscheidende Satz: „EFG International kann eine Erhöhung der geschätzten Lebenserwartung nicht ausschliessen, was einen negativen Effekt auf die Erfolgsrechnung oder die Bewertung haben könnte.“
Das Problem mit den US-Lebensversicherungen kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die EFG hat ein enttäuschendes erstes Halbjahr hinter sich.
Man habe zwar Stärken in der Vermögensverwaltung, meinte der neue starke Mann Strähle.
Doch: „Stärken machen aber nur Sinn, wenn sie in Resultate umgemünzt werden, und dies war im ersten Halbjahr nicht der Fall“, wird er im Communiqué in ungewohnt selbstkritischer Manier widergegeben.
Vor wenigen Wochen musste die EFG International einen geplanten Kapitalrückkauf abblasen. Die Schuld gab die EFG dem Markt.
„As I am sure you are aware, fixed income markets deteriorated across Europe on Thursday (12.5.) morning, leading to investor paralysis“, meinte Sprecher Gapp am Tag, als der Rückkauf einer sogenannten Tier-2-Anleihe sistiert wurde.
Je nachdem, wie hoch der absehbare Abschreiber auf die US-Lebensversicherungen im Herbst ausfällt, könnte die EFG frisches Kapital benötigen.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Das Problem wird Joe Strähle nicht lösen können … eher den Kopf in den Sand stecken, abkassieren und sich aus dem Staub machen!
-
Die Lebenserwartung steigt nur ganz langsam und in vorhersehbarem Maße. Das Sinken der Zinsen wiederum, die zur Finanzierung der Versicherungsprämien aufgewandt werden müssen, sollte diesen Effekt mehr als kompensieren. Hier muß die EFG-Bank das Versicherungsportfolio beim Erwerb einfach schlecht geprüft haben. Wahrscheinlich fehlte ihr bei diesem Geschäft schlichtweg das nötige Knowhow.
-
Vom Saulus zum Paulus. Eine ungewohnte Rolle für Jo Strähle. Viel Erfolg wünscht man allen, die dort arbeiten (müssen) …
-
Wenn da mal nur die aggressiven Hiring-Initiativen (z.B die Leute die von der Coutts abgeworben wurden) nicht ins Leere laufen…..wenn sich die EFG in 6 Monaten nicht aufrafft und das Steuer rumreissen kann wird wohl ein Verkauf immer wahrscheinlicher.
-
Hab nur die Überschrift gelesen… dreistelliger Verlust ist doch kein Weltuntergang.
-
-
Das, dass überrascht nun überhaupt nicht! Die versuchten schon seit Monaten zu deckeln wo es nur möglich war. Da werden noch einige Institute folgen, welche ihre einigermassen merkwürdigen Anlagen in Griechenland nicht- oder noch nicht der EZB unterjubeln konnten…..
Bänkler, im Abgreifen Weltmeister und wenn’s dann eng wird, sind Alle im Militärdienst oder sonst irgendwo abgeblieben…….-
Abstrud…
-
Zuerst ist EFG KEINE GRIECHISCHE BANK, dh dass Insiderparadeplatz total falsch liegt und es sollte es SOFORT ändern . Zweitens Herr Falkenschweif Sie sollten den Artikel LESEN; es handelt hier NICHT über Griechische Papiere !!!!!!!!
-
Das, dass überrascht nun überhaupt nicht! Die versuchten schon seit Monaten zu deckeln wo es nur möglich war. Da werden…
Hab nur die Überschrift gelesen... dreistelliger Verlust ist doch kein Weltuntergang.
Abstrud...