Wohnen Sie in einem Haus, das teurer ist als dessen Baukosten? Dann sind Sie auf ein Ponzi-Schema hereingefallen. Das zumindest wird Bitcoin vorgeworfen. Weil man darauf angewiesen ist, dass jemand einem die Bitcoins wieder abkauft, sind diese des Teufels.
Aber halt.
Bei praktisch allem Wertvollen ist man darauf angewiesen, dass jemand dafür mehr bezahlt, als es wert ist. Ihre Banknoten sind nur etwas wert, weil jemand anders diese als Zahlung entgegennimmt. Die Nationalbank zumindest gibt Ihnen nichts dafür – ausser vielleicht eine neue Banknote. Wenn niemand mehr Ihre Banknoten will, eignen sie sich höchstens noch als Notizzettel.
Gute Kunst kostet immer mehr als die Arbeit, die darin steckt. “Das kann ich auch”, hört man von Kunstlaien immer wieder. Die Kopierkosten sind aber irrelevant, denn es zählt etwas ganz anderes: Einzigartigkeit.
Bitcoin ist einzigartig und unfälschbar, das zumindest ist die gängige Expertenmeinung, der man in diesem Fall vermutlich vertrauen darf.
Kein Wunder, eignet sich die Technologie zum Aufbewahren von Werten – sofern die Menschheit sie verwendet. Das genügt schon. Genau wie bei Ihrem Heim, das mehr wert ist als dessen Baukosten, ist Bitcoin mehr wert als Kopien davon, weil Sie davon ausgehen können, dass die Bitcoins einzigartig und unfälschbar sind und sie von Menschen zur Übertragung von Werten eine gewisse Akzeptanz gefunden haben.
Aber ist Bitcoin auch eine Investition? Wenn man unter Investition eine Geldanlage versteht, die später Früchte tragen soll, dann ist dies bei Bitcoin – wie auch beim Eigenheimwert – unsicher.
Bitcoin ist eine Technologie, die sich durchsetzen kann oder auch nicht. Wer auf eine Rendite angewiesen ist, sollte keine Bitcoins kaufen. Wer bei der neuen Technologie dabei sein will, sollte nur soviel ausgeben, wie er oder sie auch wieder verlieren kann.
Schlecht stehen die Chancen für Bitcoin nicht, denn eine Technologie, die eine weite Verbreitung gefunden hat, wird sich eher durchsetzen, als eine, die man noch nicht kennt. Bitcoin ist dafür heute definitiv genügend bekannt.
Nun könnten die Regierungen Bitcoin natürlich verbieten. Aber warum sollten sie das überhaupt wollen? Regierungen verbieten weder Gold noch Kunst, und sie haben keine Probleme mit Häuserpreisen, die über den Baukosten liegen.
Wieviel Bitcoin wert sein könnte, steht in meinem Weihnachtsblog. Happy Holidays.
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Dass Bitcoin eine Technologie ist, behaupten doch nur deren Macher oder Leute, die sie nicht verstehen wie Hans Geiger (der kann wahrscheinlch nicht einmal einen PC einschalten),. Es ist lächerlich, einen Wettbewerb um möglichst schnelles Berechnen von Hash Codes als Technologie zu bezeichnen. Die Blockchain wird mit Bitcoin & Co untergehen. Da wird nichts aber auch gar nichts übrig bleiben. Von der Dotcom-Blase sind wenigstens ein paar Unternehmen wie Amazon geblieben. Die besseren wie Google, Facebook usw sind allerdings erst nach der Blase an die Börse gegangen. In Sachen Bitcoin wird aber auch im Nachgang nichts mehr kommen. Bitcoin wird nur noch die Juristen beschäftigen, die irgendwelche Firmen, wahrscheinlich wieder die bösen Banken, auf Schadenersatz verklagen .
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Der Autor verwechselt die Technologie, die hinter Bitcoin steht, mit der Funktion des knappen „Gutes“ Bitcoin als Geld oder als Vermögenswert. Bitcoin kann man nicht mit realen Vermögenswerten wie Real Estate gleichsetzen, die einen Ertrag abwerfen. In Häusern kann man wohnen. Firmen erwirtschaften Gewinne. Als Tauschmittel eignet sich Bitcoin offensichtlich nicht, zu unstabil ist dessen Wert.
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@Moneymoney
dem Autor ging es aus meiner Sicht um die Differenzierung von „Herstellpreis eines Gutes“ und „Wert eines Gutes“ und dass die hinter „Wert“ liegende Technologie unerheblich ist. Einzig relevant ist das Vertrauen des Käufers in das „Gut“, dass er es zuverlässig wieder an jemand anderes verkaufen kann, idealerweise zu einem höheren Preis als selber bezahlt.
Was noch wichtig wäre zu unterscheiden, und da sehe ich ihren Punkt als richtig, ist die Differenzierung zwischen Realwirtschaft und Finanzuniversum. In der Realwirtschaft gibt es andere Nutzen aus Gütern, die nicht alleine in ihrer nackten Existenz begründet sind. Bei Bitcoin, Goldbarren und sehr oft auch bei Kunst ist der Wert der Objekte allein aus der Werterhaltungs-/Wertsteigerungshoffnung begründet. Solche Objekte liegen im „Safe“ oder jetzt eben im „Wallet“, was diese Charaktereigenschaft sehr deutlich macht.
Was beim Bitcoin lediglich eine gute „Wert-Story“ ist, ist die Behauptung eine Form von Geld zu sein. Diesen Anspruch muss der Bitcoin erst noch beweisen. Den meisten Bitcoin-Besitzern geht es aber gar nicht darum, Waren zu bezahlen mit Bitcoin. Sie wollen lediglich an der Wertsteigerung teilnehmen.
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@Wohlfahrt: Ich bin im Prinzip mit Ihnen einverstanden, allerdings verwendet der Autor mit Herstellungskosten vs Preis ein Strohmann-Argument, denn es behauptet ja niemand, dass der Preis eines Gutes immer den Herstellungskosten entspricht oder entsprechen sollte.
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Bitcoin ist offenbar als Geld gedacht und nicht als Investment. Zu den Qualitäten von Geld gehören Funktion als Wertaufbewahrungsmittel und Tauschmittel. Beide dieser Funktionen scheint Bitcoin zu erfüllen, wenn auch das Instrument nicht für Transaktionen in der Migros gedacht ist. Der Aufwand eines einzelnen Deal gibt Bitcoin eher die Eigenschaft für Grosstransaktionen im Bereich Commodities geeignet zu sein.
Was mich stört, ist das fehlen einer anderen Eigenschaft von Geld, die Unmöglichkeit des Zugriffs zum Kollateral. Bei Gold als Geld können sie ihr Gold Physisch abholen. Bei Zentralbankengeld können sie Banknoten aus dem Bankomat beziehen (obwohl deren Wert nach Jahren von quantitativ easing mehr und mehr anzuzweifeln ist).
Bei Bitcoin ist der Zugriff nicht möglich (Was machen sie mit einem Stück Blockchain).
Zudem fehlt bei Bitcoin jede Funktion von Oberaufsicht oder Audit. -
@Werni Wolf:
„Zudem fehlt bei Bitcoin jede Funktion von Oberaufsicht oder Audit.“Sie verstehen nicht: die Technoilogie *ist* sowohl Oberaufsicht, als auch Audit. Genau das ist ja die *Funktion* einer *Blockchain*.
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@Anton Huber
Gilt dies auch für coinbase und andere Portale? und die Technologie findet regelmässig den Weg zur Antikität (ich habe irgendwo noch einen Commodore PC)…
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Der Autor verwechselt die Technologie, die hinter Bitcoin steht, mit der Funktion des knappen "Gutes" Bitcoin als Geld oder als…
@Moneymoney dem Autor ging es aus meiner Sicht um die Differenzierung von „Herstellpreis eines Gutes“ und „Wert eines Gutes“ und…
Bitcoin ist offenbar als Geld gedacht und nicht als Investment. Zu den Qualitäten von Geld gehören Funktion als Wertaufbewahrungsmittel und…