Urs Linsi war lange auf Tauchstation. Gestern Sonntag erschien er kurz an die Oberfläche. Auf die Frage, wie er bei der Zürcher Bank Sparhafen weitermache, nachdem er vor den Richter müsse, meinte er:
„Ich habe beim Sparhafen keine Funktionen mehr.“ Danach bedankte er sich.
Das war’s.
Linsis Karriere endet hier; zumindest jene im Scheinwerferlicht.
Nach der Zeit als operative Nummer 1 beim Weltfussball-Verband Fifa startete Linsi den Nachbrenner, mit Mandaten und Beteiligungen im privaten Finanz- und Sportbusiness.
Alles lief wie geschmiert, bis die US-Justiz vor 3 Jahren mehrere Fifa-Spitzenfunktionäre im Zürcher Nobelhotel Baur au Lac abführte und Verfahren eröffnete.
Im Fokus stand rasch Fifa-Präsident Sepp Blatter. Bei ihm gings um eine Zahlung an Uefa-Chef Michel Platini.
Beide gerieten ins Visier der Schweizer Strafbehörden. Am Freitag gabs für Platini Entwarnung. Die Bundesanwaltschaft ermittelt nicht weiter gegen den Franzosen.
Blatter zeigte sich erleichtert, auch wenn er selbst noch nicht vom Haken ist.
Bereits deutlich schlechter sieht die Lage für Blatters langjährigen Intimus Linsi aus. Die beiden waren in den Nullerjahren das Spitzenduo bei der Fifa.
Linsi muss laut deutschen Zeitungsberichten vor den Richter, zusammen mit ehemaligen Spitzenleuten des Deutschen Fussball-Verbands (DFB).
Im Fokus steht eine Zahlung im Vorfeld der Fussball-Weltmeisterschaften 2006 in Deutschland.
Der einflussreiche Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus hatte im Vorfeld der WM im Sommer 2002 umgerechnet 10 Millionen Franken auf ein Schweizer Anwaltskonto überwiesen.
Von dort ging das Geld sogleich weiter in den Wüstenstaat Katar. Dahinter vermuten die Behörden Bestechung für die Vergabe der WM nach Deutschland.
Ein ausführlicher Bericht der Kanzlei Freshfields tauchte der Name des damaligen operativen Fifa-Chefs, Generalsekretär Urs Linsi, auf – gleich im Multipack.
„Generalsekretär Linsi war bei der Fifa offenbar die Schaltstelle für die fragliche Zahlung“, hielt die NZZ im Herbst 2016 lakonisch fest, als bekannt wurde, dass gegen Linsi ein Strafverfahren auch in der Schweiz läuft.
Die NZZ damals weiter:
„Im Freshfields-Report steht auf Seite 297 jedenfalls: ‚Basierend auf den uns vorliegenden Informationen kommen wir zu dem Ergebnis, dass . . . Urs Linsi über den wahren Empfänger und den Zweck der Zahlung seinerzeit Kenntnis hatte.'“
Als die Bundesanwaltschaft in Bern gegen ihn vorging, versuchte Linsi, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Bei der Bank Sparhafen und bei der ebenfalls zum kleinen Sparhafen-Imperium gehörenden Immobilien-Gesellschaft wollte er die Affäre jedenfalls aussitzen.
Es gebe „keinerlei Bezug zu seinen heutigen Ämtern bei der Bank Sparhafen, der BSZ Immobilien und der BSZ Genossenschaft“, hielt der Sparhafen vor anderthalb Jahren in einem Schreiben an die Genossenschafter fest.
Linsi, ein Ex-CS-Banker, sei sich „keiner Schuld bewusst“.
Der starke Mann im Sparhafen, der Zürcher SVP-Nationalrat Hans Egloff, der auch in der Immobilien-Branche ein Schwergewicht ist, spielte mit.
Der Sparhafen habe „der Bitte von Urs Linsi entsprochen, seine Ämter (…) bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe ruhen zu lassen“.
Heute, nachdem die deutschen Strafermittler Anklage gegen höchste Ex-Funktionäre des Deutschen Fussball-Verbands und gegen Ex-Fifa-Chef Linsi erhoben haben, muss der Zürcher Politiker Egloff über die Bücher.
Linsi war nicht länger tragbar. Der Ex-Fifa-Boss ist draussen. Egloff liess übers Wochenende eine SMS-Anfrage unbeantwortet.
Seit Ausbruch der Affäre versuchte er, Linsi vor weiterer Unbill zu schützen. Erfolglos.
Nun muss sich Spitzen-Politiker Egloff die Frage gefallen lassen, warum er die längst substanziell vorliegenden Vorwürfe derart lange in den Wind geschlagen hat.
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Die beliebtesten Kommentare
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Herr Linsi war vom ersten Tag an mit seinen Freunden und Geschäften umstritten. Herr Kyburz gehorchte dankbar, schaltete aus und wurde zum Dank zuerst Chef, dann Zünfter.
Herr Egloff interessiert nur das Händeschütteln der Genossenschafterinnen an der GV. -
„Alles lief wie geschmiert“ – Herrlich! 🙂
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„Drei Jahre zuvor war die gleiche Summe über ein kompliziertes Konstrukt, an dem Beckenbauer maßgeblich beteiligt war, an den ehemaligen Skandalfunktionär Mohamed Bin Hammam in Katar geflossen.“ (http://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/sommermaerchen-affaere-theo-zwanziger-und-wolfgang-niersbach-anklage-a-1209153.html)
Handelt es sich um das gleiche „Konstrukt“ wie seinerzeit bei Uli Hoeness und Vontobel, nämlich „Swap-Strategien ohne Terminbelege“?
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Da kann man nur hoffen, dass der Politikerfilzschutz Linsi in Deutschland nichts nützt.
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Vom Adidas-Spezialisten und Dreyfus-Kumpel Bernard Tapie fordert Frankreich seit Mai 2017 rund 404 Mio. Euro zurück wegen «escroquerie en bande organisée». Als ex-Phocéa-Besitzer ist Tapie allerdings an alle möglichen 10-Beaufort-Winde gewöhnt.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und die BA müssten sich endlich um den «Kunden 002» bzw. «Beaufort» kümmern, der beim Hoeness-Prozess so stiefmütterlich behandelt wurde. Es besteht eine seltsame Differenz von rund 7 Mio Euro zwischen den Zahlen gem. Urteilsbegründung und den Aussagen der Münchner Staatsanwaltschaft.
Die im Prozess durch Gabriele Hamberger genannten Erträge (SLB-Fees, Kapitalerträge), die das versteckte Riesenvermögen wunderbar bestätigen, brechen nach 2008 massiv ein und dokumentieren damit eine weitere Behauptung des Stern-Informanten: «Das Vermögen wurde nach 2008 auf andere Banken übertragen.»
Die beiden Schlitzohren und OM-Fans haben ja so einiges mit Bezug auf Adidas (und OM) gedreht, siehe z.B. RLD & Tapie und die Affaire «Tapie – Crédit Lyonnais»!
Robert Louis-Dreyfus verstarb nach 2008, nämlich am 04.07.2009. -
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Warum es einem Mann wie Bernard Tapie nicht gelingt, die in der Mitte der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 erlangte Entschädigung in Höhe von EUR 285 Mio. zzgl. Zinsen für den entgangenen Gewinn 1993 aus der Zwangsliquidierung seiner kreditfinanzierten Adidas – Beteiligung dergestalt anzulegen, so daß es ihm ab 2017 leicht fällt, nun EUR 404 Mio. wieder zurückzuzahlen, bleibt sein Geheimnis.
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Bernard Tapie war wohl kaum überrascht über den angeblich geheimen Käufer im Hintergrund, seinen Kumpel RLD.
Die Frage ist doch, ob RLD nicht schon im Jahr 1990 (bei Tapies Adidas-Kauf) verdeckt investierte bei der angeblich 100 %igen Bankfinanzierung via die SdBO, ein „U-Boot“ des Crédit Lyonnais, die den Lead hatte mit 31,25 % …..
Gem. französischer Presse erfolgte die angebliche „Liquidierung“ im 1993, weil Tapie in die Politik wollte und sich auf Wunsch Mitterands von seinen Beteiligungen trennen musste bzw. wohl eher „hätte trennen sollen“. Die Adidas-Sanierung war auf gutem Weg, und Tapie hatte die (politischen) Connections, um Adidas bis zum Börsengang allenfalls verdeckt durchzuziehen.
Tapies Kauf und auch der angebliche Verkauf an RLD: alles lief lustigerweise über die SdBO.
Gilberte de Beaux arbeitete sowohl mit Tapie wie mit RLD ….. -
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Verrückt. Anstatt sich ordentlich um die Einkünfte der Fussballspieler in der Champions League zu kümmern, solch kümmerliche Berichte über die Sparhafen-Mannschaft. Und was für Töne oder besser Geräusche macht noch der Le Coq aus Montreux bei Airesis Equity?
Linsi war da auch abgefedert.-
Airesis? Finma?
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VR Sparhafen – insbesondere Immobilien – verhält sich wie der VR Raiffeisen.
Revisionsgesellschaft PWC wie Finma wollen bei VIP KE und den Zünfter nicht genauer hinschauen!-
Nur ein Frage der Zeit!
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War oder ist nicht Kyburz der CEO der 16-Mitarbeiter-Kleinstbank?
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@ Headhunter 2
Notenstein-La Roche ist an der gleichen Strasse zwei Hausnummern nah. Die Gelegenheit alle Linsi-Leute einfachst auszuwechseln.
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Na, das hat aber lange gedauert. Ist Linsi irgendwie verwandt mit Gisel? Beide scheinen ihre Zeit zu brauchen, bis sie die harte Realität erkennen.
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Beim älteren UL kommt dazu, dass er unbedingt das letzte „Schalthebeljöbbli“ in seiner bunten Karriere behalten wollte. Einzig sich als „Investor“ auf Sparhafen Immobilien-Entwicklungsprojekte zu reduzieren, ist zu wenig sexy.
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Na, das hat aber lange gedauert. Ist Linsi irgendwie verwandt mit Gisel? Beide scheinen ihre Zeit zu brauchen, bis sie…
VR Sparhafen - insbesondere Immobilien - verhält sich wie der VR Raiffeisen. Revisionsgesellschaft PWC wie Finma wollen bei VIP KE…
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