L. galt als grosser Name auf dem Platz Zürich, wenn es um Amerikaner-Kunden ging, die Probleme mit dem eigenen Fiskus lösen wollten, eine Schweizer Banken-Heimat für ihr Vermögen suchten oder gar ihren US-Pass loswerden wollten.
Für all das galten L. und seine Anwaltskanzlei Anaford, die aus den USA stammt und sich vor einigen Jahren in Zürich niedergelassen hatte, als die ultimativen Cracks.
Nun ist L. nicht mehr im Namen von Anaford unterwegs für seine vermögenden Kunden, sondern er steht vor einem US-Richter. Dort hat er kürzlich ein umfassendes Geständnis abgelegt. Ihn erwartet die Strafe des Richters, sie ist für April vorgesehen.
Es geht um ein Global Pump-and-Dump Scheme. So nennen dies die Ermittler in Amerika. Gemeint ist, dass ahnungslosen Kleininvestoren Wertpapiere von Firmen angedreht werden, deren Kurs zuvor in die Höhe getrieben worden sind.
Im Fall von L. und weiteren Beschuldigten, darunter sein ehemaliger Anaford-Anwaltskollege M., ging es um eine Firma namens Environmental Packaging Technologies Inc. (EPTI), deren Aktien über die Börse gehandelt wurden.
L. habe „his co-conspirators“ dabei unterstützt, ein Finanzgebilde aufzubauen, über das sie grosse Mengen von Aktien der Environmental Packaging Technologies Inc. verkauft hätten – ohne sich zu erkennen geben.
Die Käufer, darunter vor allem Retail-Investoren, wussten somit nicht, dass ausgerechnet jene Leute, die ihnen gegenüber das Unternehmen in den höchsten Tönen lobten und deren Aktien wärmstens zum Kauf empfahlen, zur selben Zeit auf der anderen Seite des Tisches sassen und ebendiese Aktien in rauen Mengen abstiessen – wie heisse Ware.
Eine zentrale Figur beim Betrug, den die Amerikaner auf 165 Millionen Dollar oder noch mehr beziffern, ist Roger Knox. Der Nordire steht hinter einem Unternehmen namens Silverton, die spätere Wintercap, deren Sitz in der Schweiz ist und die Finanzanlagen tätigt.
„During the pump-and-dump, Silverton sold approximately $1.5 million worth of EPTI stock before trading was halted by the Securities and Exchange Commission“, steht in einem Communique der US-Ermittler.
Knox beharrt darauf, unschuldig zu sein. Er sitzt in Haft und wartet auf sein Gerichtsverfahren.
Die US-Behörden lobten zahlreiche in- und ausländische Behörden für deren Unterstützung im umfangreichen Ermittlungsverfahren. Eine Behörde bleibt unerwähnt und glänzt damit durch Abwesenheit: die Schweizer Finanzaufsicht Finma.
Wo war die Finma, als die Anaford-Anwälte zusammen mit dem Silverton-Besitzer ihre Operation durchführten? „Die Gesellschaft hatte keine Bewilligung der FINMA“, meint ein Sprecher der Aufsichtsbehörde. Und: „Die Gesellschaft ist auf unserer Warnliste publiziert.“ Als nicht unterstelltes Finanzunternehmen war die Silverton bei einer SRO, einer Selbstregulierungs-Organisation.
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Hier meldet sich Giorgio Keller, der erste, aus dem Tessin stammend, welcher mit diesem Namen 1975 in der Deutschschweiz strandete. War bis vor kurzem auch der einzige der zum Vorschein kam, als man Giorgio Keler googelte. Er hat aber mit Untenstehendem nichts zu tun. Sondern er führt swissSpirit.org, Animationen und Firmenevents. Könnte auch Sie für das nächste Fimenfest interessieren.
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Da gibt es auch ähnliches Schweizer Unternehmen namens Venstone AG (ehemals Belvoir Group), welches tolle Penny Stocks verkauft. Sie verkaufen am Telefon Aktien von unbekannten Unternehmen wie Screen24, mit einer sehr phantasievollen Bewertung (ja, KPMG/PwC rechnete einen DCF aufgrund eines total überdrehten Businessplans, und weiss natürlich von nichts)… Erstens sind die Aktien vermutlich wenig wert, und zweitens gibt es keinen Sekundärhandel. Hinter dieser Aktion stehen Fredy Piller (ex HSG, einmal mehr!) und Oliver Scheuerer (ziehen beide die Fäden) und als „Strohmann“ Giorgio Keller (ist nur vorgeschoben, als Restaurateur ist man ja wohl geeignet für so den Job als VRP). Peinlichst ist, dass die NZZ diesen Herren noch den roten Teppich ausrollte… während ein Verfahren der FINMA gegen das Vorgängerunternehmen von Venstone AG läuft. Siehe auch SoZ vom 20.08.2017; https://fhaemmerli.files.wordpress.com/2013/08/belvoir_group.pdf
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Stimmt! Die haben mit einem schmierigen Anwalt auch eine Hypo-Firma gepuscht. Die ist nun scheintot. Wenigstens haben sie beim Aktienverkauf abkassiert. Ethik – nein danke!
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Das die FINMA schläft, sieht man bei den krankenkassenkosten und dem unbegrenztem gewinn mit fixkosten monopole… Solange keine aktionäre klagen ist alles gut.
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laaangweilig Hr Hässig. Warum schreiben Sie nie über Carl Stadelhofer? Das wäre mal ein aufregender Case. Er bezahlt seit Jahren wenig Steuern, lässt seine russischen und französischen Kunden bei Ubs, Pictet und Julius Bär anders aussehen und macht…..
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Die #Finma unter Direktor Mark Branson schaut nicht nur zu, sondern ist in Deals involviert die Wirtschaftsprüfungsunternehmen und deren Organe, die in Machenschaften involviert sind vor den USA schützen soll. Natürlich passiert das ganze nicht ohne Eigennutz, ist doch die Aufsichtsbehörde selber in Mauscheleien involviert – hat Staatsanwaltschaft und Liquidatoren Informationen und Beweismaterial vorenthalten!
Wenn also ein VR-Präsident Bauer und Direktor Branson von einer glaubwürdigen, unabhängigen Finanzmarktaufsicht sprechen, selber aber die Sprecher vorschieben und Falsches kommunizieren lassen, sollte man die Glaubwürdigkeit wie sie die FINMA-Verantwortlichen kommunizieren hinterfragen!
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Auch interessant: ISIN CH0404880129
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Knock, knock, Mr. Knox! Habe den Schlüssel zu Ihrer Zelle verloren, sorry.
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Irgendwie habe ich mit dem Grundton von IP bezüglich der FINMA etwas Mühe. Es kommt immer wieder vor, dass hier gesagt wird, sie „schlafe“ bzw. sie mache ihren Job nicht richtig. Die Frage ist doch viel eher, ob es einen Unterschied machen würde, wenn die Finma ihren Job richtig machen würde und ob ein Regulator überhaupt den Zweck – präventiv – erfüllen kann, welcher man für ihn vorsieht. Ich bin da äusserst skeptisch. Wollte man nämlich wirklich präventive Kontrollen, dann tönt das nach einem sehr invasiven Regulator, der fast alles engmaschig kontrollieren müsste – mit entsprechenden Kosten und Personalaufwand. Ob die Regulatoren – auch mit einem solchen engmaschigen Netz – dann auch alle Risiken erkennen und frühzeitig adressieren könnten, ist auch fraglich (wobei die letzte Finanzkrise diese Frage fast beantwortet). In die Glaskugel kucken kann die Finma genauso gut wie wir alle (also praktisch gar nicht), daran ändern auch all die Reports über Solvenz, risikogewichtetes Eigenkapital und sonstige Compliance nichts.
Persönlich halte ich die Finma vor allem für ein Globuli mit dem Zweck, der Öffentlichkeit zu vermitteln es würde schon kontrolliert. Faktisch dürfte sie mit dem Aufwand und dem Red-Tape die sie bereits heute verursacht, vor allem zum „Too big to fail“ Problem beitragen. Kleinere Banken werden so aus dem Markt gedrängt und neue Institute entstehen schon gar nicht erst (alles während man sich neue komplizierte Regeln zur Verhinderung genau dieses Problems einfallen lässt). Überlegt man sich dann noch, dass die Wirkung hauptsächlich detektiv (also im Nachhinein) anstelle von präventiv ist, hätte man die Rolle der Finma auch gleich den Strafverfolgungsbehörden überlassen können.
Aus meiner Sicht wäre es da manchmal sinnvoller, man würde – ganz Glass-Steagall mässig – gewisse Dinge einfach verbieten (auch wenn damit möglicherweise Positives verloren geht) oder klare, einfache Regeln schaffen (z.B. effektives Eigenkapital anstelle von „risikogewichtetem“). Zu guter Letzt müsste die Gesellschaft als ganzes auch wieder erkennen, das im Leben nur der Tod und die Steuern sicher sind. Man kann keine Welt frei von Risiken schaffen – und die Verantwortung für Risiken, die dann negative Konsequenzen nach sich ziehen, liegt nicht immer bei den „Anderen“.
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Frage: Halten Sie es für glaubwürdig, wenn die FINMA mit EY Schweiz AG einen Deal aushandelt, der EY und EY-Organe in den USA schützen soll? Natürlich ist ein solcher „Deal“ nicht ohne Eigennutz weil die Penner der Finma selber in Mauscheleien involviert sind! Fragwürdig ist das Vorgehen seitens FINMA weil man mit diesem Vorgehen ausgerechnet gegen die Interessen der Geschädigten agiert, also jener Parteien deren Interessen es eigentlich zu schützen gäbe. Aber eben, pennnt die FINMA und nimmt die FINMA ihre Aufgaben nicht oŕdentlich wahr, steht dem Geschädigten die FINMA nicht zur Seite, sondern steckt diesem noch das Messer in den Rücken weil die Eigeninteressen der FINMA, das Interesse Finma-interne Mauscheleien unter den Teppich zu kehren, über allem stehen.
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Betreffend Finma kann man geteilter Meinung sein. Es fällt einfach auf, dass immer erst die Ami’s aktiv werden müssen, wenn es darum geht, irgendwelche Schweinerei aufzudecken. Darum ist der Eindruck, dass die Finma schläft, nicht ganz verkehrt.
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@Fragilist:
Sie stellen die richtigen Fragen!Die genaue Rolle der FINMA hat wahrscheinlich schon eher beruhigenden Charakter für die Öffentlichkeit, ich würde sie dennoch nie als Globuli bezeichnen, denn Globuli haben ihre wissenschaftlich belegte Wirkung, auch wenn BAG, Pharmamafia, Krankenkassen etc. etwas Anderes behaupten…
Rein aufgrund des auserkorenen Namens (FINMA = Finanzmarkt Aufsicht), müsste man davon ausgehen können, dass diese Aufsicht eben eine präventive und nicht eine detektive Rolle inne haben sollte. Dies zeigt einmal mehr sehr deutlich, dass wir mit von ihrer Bedeutung entfremdeten Begrifflichkeiten systematisch an der Nase herum geführt und im Namen des Systems und des Grosskapitals verarscht werden.
Interessant ist auch, dass die FINMA bei diesen US-Prozessen – Ihren Informationen nach – nicht mal als Zeuge vorgeladen wird. Es gibt offenbar nichts was die FINMA weiss, das die NSA/CIA nicht auch schon wüssten…
Wenn das alles ist, was die FINMA bieten kann – nämlich wegschauen – können wir uns die Kosten für diese geschützte Werkstatt sparen. Insgeheim glaube ich, die Unfähigkeit der FINMA etwas zu bewirken, ist gewollt, denn es geht eher darum die grossen Finanzströme zu verschleiern, nicht diese aufzudecken… Da spielen – neben der FINMA – eben auch alle Mainstream-Medien mit. Eine bessere Erklärung dafür, weshalb es eine One-Man-Show Namens IP geben muss, um bspw. den Raiffeisen-Sumpf auszutrocknen, gibt es nicht…
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Finma stellt fest – aber was tut sie eigentlich? Die Behörde gehört doch selber unter Aufsicht.
Irgendwie habe ich mit dem Grundton von IP bezüglich der FINMA etwas Mühe. Es kommt immer wieder vor, dass hier…
Finma stellt fest - aber was tut sie eigentlich? Die Behörde gehört doch selber unter Aufsicht.
Betreffend Finma kann man geteilter Meinung sein. Es fällt einfach auf, dass immer erst die Ami's aktiv werden müssen, wenn…