Hundertdreiundzwanzig Seiten verfassten die Wirtschaftsanwälte von Niederer Kraft Frey, kurz NKF, für Francesco Maisano. Damit wollte der Herzchef des Zürcher Unispitals zurückschlagen.
Der Schuss ging nach hinten los, Maisano wurde am Freitag abgesetzt. Nach der Suspendierung war das der wohl entscheidende Schlag der Spitalleitung gegen ihren einstigen Star.
NKF verdiente am Parteigutachten für den Mediziner gutes Geld. Pro Seite sind 1’000 Franken vermutlich vorsichtig geschätzt.
Die Arbeit erinnert an viel Fleiss und wenig Inspiration. Einiges war mehr oder weniger Copy-Paste aus der zuvor durchgeführten Untersuchung des Uni-Spitals, die den Fall zur Explosion brachte.
NKF hatte vor kurzem einen „Palast“ an der Zürcher Bahnhofstrasse bezogen. Die zu den vier grossen Wirtschaftskanzleien Zürichs zählende NKF thront nun im ehemaligen Hauptsitz der Schweizerischen Volksbank.
Stolzer Umbau, hohe Bürokosten, grosse Belegschaft: Das alles schreit nach Aufträgen. So nimmt heute die NKF Mandate an, die wohl früher bei weniger renommierten Juristenbüros gelandet wären.
Beispielsweise der Auftrag von Globegarden. Die explosionsartig gewachsene Krippen-Gruppe geriet nach Storys in der „Republik“, einem Online-Magazin, in den Ruf, zu wenig Betreuer für zu viele Kinder zu beschäftigen.
NKF befand, es sei alles bestens, die Leitung habe die gesetzlichen Vorschriften eingehalten.
Was die Anwälte nicht untersuchten: Sie sprachen nicht mit Ex-Betreuern, die sich beim Magazin über die Arbeit bei Globegarden beschwert hatten.
Ein typisches Parteigutachten. So läuft das halt. Doch bei NKF fällt auf, dass die Firma respektive deren Arbeiten in letzter Zeit wiederholt in die Schlagzeilen geraten.
Neben Herzchirurg Maisano und Krippenfirma Globegarden ist das der Fall Pierin Vincenz. Also jenem Wirtschaftskrimi, der in der jüngeren Vergangenheit am meisten zu reden gab, da der Hauptprotagonist von ganz oben nach weit unten fiel.
Peter Forstmoser, einer der langjährigen und führenden Partner von NKF, hatte vor gut 10 Jahren ein Gutachten rund um eine Privatbeteiligung von Vincenz verfasst.
Dabei sah Forstmoser zwar Fehler, was gute Governance anging. Doch dies könne man tolerieren, da niemand geschädigt worden sei.
Mit Forstmosers Gutachten auf dem Tisch passierte Vincenz nichts. In der Folge beteiligte er sich an weiteren Firmen, ohne dies offenzulegen.
Nachdem die Vorab-Investments des bekannten Raiffeisen- und Helvetia-Managers vor 4 Jahren zum Vorschein gekommen waren, legte sich Forstmosers Partnerkollege Peter Honegger für Vincenz ins Zeug.
In der heissen Phase, als die Finma ermittelte, schrieb er dem hier Schreibenden Abmahnbriefe, verfasste eine Klage, intervenierte bei Themen, welche sein Klient unter keinen Umständen an der Öffentlichkeit sehen wollte.
NKF tat viel für Vincenz. Die Kanzlei hatte aber nicht nur einen der bekanntesten Banker des Landes auf der Kundenliste.
In ihrem obersten Partnergremium sass lange selbst ein Bankier: Markus Frey, der Sohn jenes Freys, der zu den Gründern und Namensgebern von NKF gehörte.
Auch der brachte der NKF wenig Glück. Frey Junior musste im Zuge des US-Steuerkriegs rasch von Bord. Er hatte nebenbei eine eigene Bank, die Bank Frey, ebenfalls an der Zürcher Bahnhofstrasse.
Diese betreute viele US-Kunden, ohne deren Gelder zu deklarieren – was nach Schweizer Recht nicht verboten war. Doch das half wenig, die Bank Frey musste ihren Betrieb auf Druck der USA einstellen.
Ein weiterer NKF-Partner musste damals von Bord. Er wurde in den USA angeklagt, stellte sich dem Verfahren, erhielt eine Strafe und ist heute frei – und selbstständig.
Die Partner von NKF hatten mit ihm kurzen Prozess gemacht. Die Gefahr bestand, selbst von den USA in den Schwitzkaste genommen zu werden. Mit dem Fallenlassen des Partners sank dieses Risiko.
„Die Tätigkeit einer grossen Kanzlei bringt es mit sich, dass wir hin und wieder Mandate betreuen, die auch das Interesse der Öffentlichkeit auf sich ziehen“, sagt der Sprecher der NKF-Partnerschaft auf eine Anfrage.
„Zu einzelnen Mandaten kann ich Ihnen aufgrund des Anwaltsgeheimnisses keine Angaben machen.“
Der Sprecher der NKF hatte selbst ein brisantes Mandat für einen Banker. Er betreute die Privatfirmen von Boris Collardi, als dieser noch Chef der Julius Bär war und dort von einem Bär-Kunden Renditeliegenschaften erwerben konnte.
In einem frisch in die Medien gelangten Fall ist nun ein Schiedsgerichtsverfahren am Zürcher Handelsgericht gegen die NKF am Laufen.
Es geht um die Leo Trust. Finews berichtete über einen grossen Scheidungsstreit, der auf die Finanzgesellschaft mit Sitz an der Zürcher Löwenstrasse überschwappt.
NKF hatte zunächst das Mandat der Leo Trust, vertritt nun aber nach Ausbruch des Streits die Seite eines der Involvierten. Das hat zu einer Klage wegen eines möglichen Interessenkonflikts geführt.
„Das Handelsgericht erteilt grundsätzlich keine Auskünfte zu allfällig hängigen Verfahren“, meinte ein Sprecher des zuständigen Obergerichts von Zürich.
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Die beliebtesten Kommentare
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Bemerkenswert ist natürlich nicht die Tatsache, dass sich Anwälte für ihre Mandanten einsetzen, sondern, dass eben dieses Anwaltshaus solche Aufträge übernimmt, die es so wohl früher nobelhobel eben nicht übernehmen musste…
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Wann schreitet da mal die Anwaltskammer ein?
Es gibt (oder nicht mehr) doch auch noch sowas wie Standesregeln und Berufsethik.
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Und welche soll hier verletzt worden sein?
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… jaja die liebe NKF. Sie ist bekanntermassen auch im ruvercap Schlamassel involviert. Konkurse im hohen zweistelligen Bereich wurden in Kauf genommen. Investoreninteressen bewusst mit Füssen getreten und schlampig gearbeitet.
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Nur Persil wäscht weisser.
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Jurist ist, neben dem Verwalter/Manager/Treuhänder, die wohl meistüberschätzte Berufsspezies. Grosses Mundwerk, ausuferndes Geschreibsel voller Behauptungen und Wichtigtuereien, grosse Rechnung und dann sehr oft sehr dürftiges Resultat.Berufsethik meist mangelhaft. Beim Abzocken dafür Spitze. Darum hoffe ich eben doch, dass sich AI und Blockchain durchsetzen und diesen Typen das Wasser abgraben. Sie hätten es definitiv verdient.
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Als aussenstehender Leser hat man insgesamt den Eindruck, dass ein nicht vernachlässigbarer Teil des Kaders/Direktion des USZ’s eine verfilzte Gesellschaft sein könnte, n.b. inklusive Herr Maisano.
Zudem müsste man bei allen sog. „Akademiker-Innen“ grundsätzlich den Werdegang auf dessen Korrektheit überprüfen. Natürlich von einer unabhängigen Stelle-versteht sich.-
Der Eindruck stimmt mit meiner Erfahrung überein und zwar bis hinab zum Chef der Leistungs-Codierung, der sich von externen für das Liefern von Testdaten bezahlen/bestechen lässt.
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Wer sich „gezwungen“ sieht zu klotzen und, um seine Klientel zu beeindrucken, in einen „Palast“ einzuziehen, ist in den allermeisten Fällen nicht mehr weit weg vom ethischen oder finanziellen Abgrund. Ob es sich dabei um eine Anwaltskanzlei oder einen Finanzdienstleister handelt, spielt da keine Rolle. Seba lässt herzlich grüssen.
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Die Reputation von diesem Saftladen, ist trotz der hohen Expertenlöhne erst mal dahin.
Würde mich nicht für diese Firma bewerben. -
Hohe Belegschaft war früher ein Zeichen der Stärke. Gleichzeitig war es für die Kunden auch ein Zeichen der Sicherheit. Diese Zeiten sind vorbei. Mit der Digitalisierung der Abläufe ist die Produktivität der Mitarbeiter stark gestiegen. Es gibt keine Fax mehr wie beim BAG oder Telex wie in den 80er…Ich nehme an, moderne Anwaltskanzleien werden diese Schritte auch noch einleiten wenn Sie sie noch nicht gemacht haben. Es gibt Topanwälte in Zug und Zürich, die diesen Schritt bereits gemacht haben. (zu) grosse Belegschaften dienen heute vielfach der Einschüchterung der Gegenseite.
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Komme bei diesem Artikel nicht draus. Ist die Aufgabe von Anwälten / Fürsprechern nicht genau, Ihre Klienten (Gemäss Insider Paradeplatz „Angegriffene“) bestmöglichst zu verteidigen?! An einen Anwalt hätte ich genau diese Erwartung!
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Mandat Maisano: Der Beschuldigte hat die ganze Übermacht der Spitalverwaltung plus den Tagi gegen sich. Der Tagi, der längst von Deutschen und deutscher Mentalität unterwandert ist, das Sprachrohr der EU-Anschlussbefürworter. Maisanos Vorgesetzter am Unispital heisst Ruschitzka, das ist der deutsche Kardiologe, der an einer Studie beteiligt war, die wegen falscher Daten zurückgezogen werden musste. Dazu kommt die Seilschaft der zahllosen deutschen Ärzte am Unispital.
Auf Seiten des Tagi: der deutsche Hauskolumnist und nebenamtliche Psychiater Peter Schneider (auch für SRF im Einsatz); der Auslandteil von der Süddeutschen gemacht; die Chefredaktorin wechselt jetzt wohin … zur selben Süddeutschen, dem am weitesten links positionierten und einflussreichsten Blatt im grossen Kanton.
Es gibt mehr als genug gute Gründe, dass Prof. Maisano sich gegen diese mächtige Gegnerschaft zur Wehr setzt. Es geht hier um den Ruf einer Koryphäe unter den Herzchirurgen. Auf der gegnerischen Seite ist der Leistungsausweis ziemlich überschaubar, also bei Klinikleitung und insbesondere beim Spitalrat um den ehemaligen SP-Stadtrat Waser, mit kurzzeitiger Berufserfahrung als Primarlehrer.
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Peinlich. Vielleicht mal den Aluhut absetzen.
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Am deutschen Wesen … : Niemand bezweifelt, dass Prof. Maisano ein begabter und initiativer Arzt ist. Es ist auch ehrenwert, neue OP-Methoden und neue OP-Produkte zu entwickeln, auch mit Firmen zusammen. Es gibt etliche Beispiele, dass sich das segensreich auswirkt für die Patienten. Leider hat nun Prof. Maisano einige unentschuldbare Fehler begangen, die man einfach nicht so wegstecken kann. Er ist an der heutigen Bredouille selber schuld und das UNI-Spital verliert vermutlich einen überdurchschnittlich guten Arzt. Schade.
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Wenn die Fresssucht immer grösser wird, dann reichen die Delikatessen nicht mehr aus, um den unersättlichen Magen füllen zu können und so wird der müllige Abfall zur Sättigung gebraucht.
Gunther Kropp, Basel -
NKF scheint geldbefangen und wenig seriös zu sein.
The Devel’s Advocate?-
@ „Analyst“: Can you analyse?
To analyse:
https://www.nkf.ch/de/expertise/
https://www.nkf.ch/de/newsroom/deals-cases/ -
@Bürofroilein:
Scheint trotzdem wenig seriös… Vielleicht sollten Sie nicht immer alle einseitigen Infos vom selben Entity entnehmen, um zu analysieren 😜 -
@Analyst:
Habe verschiedene Quellen und kann auch Englisch. „Seriös“ ist ein weiter Begriff, aber „unseriös“ jedem anzuhängen, den man nicht mag, ist eine ganz andere Sache.
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Wer ist The Devel? Ein belgisches Bier? Wieso braucht ein belgisches Bier einen Advokaten? Wo kommen wir denn da hin?
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Wer ist The Devel? Ein belgisches Bier? Wieso braucht ein belgisches Bier einen Advokaten? Wo kommen wir denn da hin?
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Sauhäfeli – Saudeckeli! Da liegt noch viel mehr unter dem Teppich verborgen, gell Peter..
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der ganze Prunk und die vielen Mitarbeiter müssen bezahlt werden, da zählt einzig das Geld und nicht die Qualität.
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Diese Anwälte machen nur ihren Job.
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Nein, die machen die Jobs ihrer Ka’zleien.
Das sind überbezahlte A…kriecher und Jasager.
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Wer mit Schweinen schläft, nimmt deren Gestank an. Offenbar hat sich diese Kanzlei auf das oberflächliche Schönschreiben von reichen Mutmasslichen Lügnern und Betrügern spezialisiert, weil die einerseits immer Staatsanwaltschaft und Aufsichtsgremien an der Backe haben, und andererseits genügend Geld für die Mandate.
Bin gespannt, wie lange es dauern wird, bis „NKF“ im Lebenslauf vom Türöffner zur Hürde mutiert. Kann ja kein Mitarbeiter behaupten, er hätte nicht gewusst, für wen er da gearbeitet hätte.
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NFK ist nur noch eine Schande in der Schweiz. Wie die Bosser der Grossbanken. Ekelhaft.
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Kein grösser Unrecht wird Juristen angethan,
als wann ein jeder Recht erweiset jedermann.
Weil ihnen Unrecht recht. Wann Unrecht wo nicht wär,
wär zwar ihr Buch voll Recht, ihr Beutel aber leer.Friedrich von Logau
* 12. Januar 1605 † 14. Juli 1655 -
N achhaltigkeit ein Fremdwort 😳
K önigsdisziplin was ist denn dies 😳
F ucking you : mit Shit auf du und du 😳 -
NKF einst bekannt für IPO, Börsengänge. Heute Firma die es schafft Hunderte Seiten beschrieben zu produzieren ohne wirkliche Kompetenz zum Thema.
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Wer sich von NKF beraten lässt, ist selber schuld. Die Jungs würden alles tun um Stunden zu schreiben. Widerspruch gegenüber dem Klienten schadet den Umsatz. Duckmaus Inkompetenz.
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Wieder mal Streufeuer eingestellt mit Hoffnung auf einen Treffer?
Ich wusste gar nicht, dass Lukas Hässig eine Frau ist:
„Er schrieb der hier Schreibenden Abmahnbriefe,…“
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Manchmal weiss man bereits aufgrund der Wahl der Anwaltskanlzei, ob ein Verdächtigter schuldig ist oder nicht.
Manchmal weiss man bereits aufgrund der Wahl der Anwaltskanlzei, ob ein Verdächtigter schuldig ist oder nicht.
Mandat Maisano: Der Beschuldigte hat die ganze Übermacht der Spitalverwaltung plus den Tagi gegen sich. Der Tagi, der längst von…
Wer mit Schweinen schläft, nimmt deren Gestank an. Offenbar hat sich diese Kanzlei auf das oberflächliche Schönschreiben von reichen Mutmasslichen…