Ob Paradeplatz oder Oerlikon, es ist das Problem jeder Mittagspause: Der Magen knurrt und muss dringend gefüttert werden. In die Pizzeria?
Das erlaubt die knappe Mittagspause nicht. Also Kebab? Das ist dem Hipster-Kollegen zu langweilig. Edel-Burger? Zu fettig für den veganen Arbeitskollegen.
Wohin also? Zu Hitzberger, da sind alle bedient.
Die Gastro-Kette bietet, was das urbane Herz begehrt: Qualität – dafür garantiert der hinter dem Label stehende Engadiner 18-Gault-Millau-Sterne-Koch, Eduard Hitzerberger.
Rasche Bedienung – es handelt sich um ein Fastfood-Lokal. Gesund – auf der Speisekarte steht beispielsweise ein Umami-Zöpfli, ein Chia-Mango-Joghurt oder ein Quinoa-Tabulé-Becher.
Nachhaltig – und wie: Das Restaurant arbeitet mit dem Max-Havelaar-Label, das Verpackungsmaterial ist gemäss Webseite zu 100 Prozent biologisch abbaubar.
Das Gründergespann um Hitzberger hatte mit seinem Startup Erfolg. Nachdem es 2009 im Sihlcity sein erstes Schnelless-Lokal installierte, wurden Bio und Nachhaltigkeit für die Kunden aus den Geschäftsviertelnin der City und an deren Rändern immer wichtiger.
Das Gastro-Konzept kam derart gut an, dass das Team seine Kette vor vier Jahren zu unbekanntem Preis an Grossverteiler Migros verkaufen konnte.
Die neue Besitzerin kündigte prompt Expansionspläne an. So sollten die zu diesem Zeitpunkt existierenden sechs Standorte auf elf hochgeschraubt werden, was praktisch einer Verdopplung entspricht.
Sein Ziel hat das Unternehmen fast erreicht. Derzeit gibt es neun Standorte in Zürich und einen in Bern. Der einstige Standort Basel musste 2019 aufgegeben werden, dafür kam ein Jahr später in Zürich-Oerlikon ein neuer dazu.
Nun aber stellt sich heraus, dass eine nächste Filiale schliessen muss. Ausgerechnet das Restaurant im hippen Puls 5 soll geopfert werden.
Wieso, erfährt man von der Genossenschaft Migros Zürich nicht. Es heisst einzig: „Der Mietvertrag von Hitzberger Puls 5 endet regulär im vierten Quartal von 2021”.
Und weiter: „Diese Schliessung steht ausdrücklich nicht im Zusammenhang mit der aktuellen Situation um Covid-19.“
Das passt nicht ins Bild eines Berichts der NZZ, die zuvor berichtet hatte, dass die Migros starke Umsatzeinbussen bei Hitzberger wegen des Shut-Downs erlitten hat.
Die offizielle Migros-Aussage zu ihrer Tochter-Gastro-Kette steht auch einem im Puls 5 vernehmbaren Gerücht entgegen. Diesem zufolge habe die dortige Hitzberger-Filiale wegen der Coronakrise einen massiven Kundeneinbruch verzeichnet.
Bei Intershop, der Vermieterin des Ladenlokals, habe Hitzberger anschliessend einen Mieterlass beantragt, doch der sei abgewiesen worden. Einzig im Frühling 2020 habe das im gleichen Haus ansässige Immobilienunternehmen Hitzberger eine Monatsmiete geschenkt, sagt ein Puls-5-Verkäufer.
Grossaktionär bei Intershop ist Martin Ebner, Shareholder-Value-Papst, Chef-Sparer und Aktien-Renditen-Maximierer. Dieser verwies auf Anfrage ans Intershop-Management.
Dort reagierte man nicht auf Fragen. Auch die Migros will sich zu den konkreten Hintergründen der Mietverhandlung nicht äussern: „Wir kommentieren unsere Geschäftsbeziehungen nicht.“
Möglicherweise ist der Grund für die Schliessung auch an einem anderen Ort zu suchen. So bietet der Migros-Express beim Puls 5 bereits eine Auswahl an Hitzberger-Produkten. Zwei Mal Hitzberger auf engstem Raum war vielleicht zu viel des Guten.
Es gibt aber noch einen naheliegenderen Grund. Das Betriebskonzept der Hitzberger-Kette steht auf dem Prüfstand.
Wie zwei Mitarbeitende zweier verschiedener Filialen nämlich bestätigen, wollen die Hitzberger-Verantwortlichen das Konzept in all ihren Filialen vereinheitlichen.
Die Blaupause liefert der Standort am Zürcher Hauptbahnhof. So wie dort wolle man sich vermehrt an Take-Away-Kunden orientieren, sagen die Gesprächspartner. Deshalb würden jetzt die Lokale der ersten Stunde, also Sihlcity und Glattzentrum, umgebaut.
Die genannten Quellen führen aus, dass die Verkaufsfläche in den beiden Filialen jeweils vergrössert würde. Einer meint, dies gehe auf Kosten des Sitzplatzangebots.
Die Migros hält sich mit Details zu ihren Plänen bedeckt. Beim Orangen Riesen heisst es nur, dass die Standorte Sihlcity und Glattzentrum schon seit über zehn Jahren existieren und jetzt erneuert respektive aktualisiert werden müssten.
Dabei komme es unter anderem „zu Anpassungen im Erscheinungsbild und in der Angebots-Präsentation“.
Und die Hitzberger-Mutter verspricht: „Es werden weiterhin genügend Sitzplätze für unsere Gäste vorhanden sein.“ Ob die Plätze, von denen die Migros spricht, zusammen mit anderen Take-Aways im Food-Court-Prinzip geteilt werden, wird sich zeigen.
Rentiert denn das Restaurantkonzept des Sternekochs unter der Migros nicht mehr wie gewünscht? Werden bald weitere Geschäftsstellen geschlossen?
Nicht doch, tönt es von der Migros-Medienstelle: „Das Konzept Hitzberger erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit und ist erfolgreich am Markt.”
“Eröffnungen in den vergangenen Jahren, Erneuerungen in diesem Jahr und künftige Eröffnungen sprechen eine klare Sprache. Wir suchen weiterhin nach guten Standorten, um Hitzberger weiter wachsen zu lassen.“
Und was findet der Gründer? Nichts. Sternekoch Hitzberger wollte sich zur aktuellen Situation seiner einstigen Kette nicht äussern.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich habe fast 12 Jahre leider in der Nähe vom Turbinenplatz gearbeitet. Schrecklicher Ort. Manchmal habe ich im Hitzberger gegessen. Der Chef dort war sehr frech. Das Essen war eigentlich in Ordnung. Habe jeweils ein Curry bestellt. War aber komplett überteuert. Ich glaube dass bald die meisten Restaurants in der Umgebung zumachen werden. Home Office halt. Man kann sich aber glücklich schätzen nicht jeden Morgen an die Hardbrücke pendeln zu müssen, ein Ort des Grauens. Au revoir Hitzberger!
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Habe nach dem Wort „Mitarbeitenden“ aufgehört zu lesen. Dieser Gendersprech geht mir so dermassen auf die Nerven. Da zabe ich keine Lust mehr weiterzulesen sorry.
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Viel pseudo-intelligentes Geschwurbel ohne Substanz einer klassischen Blenderin. Was ist denn das für ein substanzloses Schüeleraufsätzli?
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Martin Ebner: Der erste Reiche, dessen letztes Hemd DOCH Taschen haben wird. Warum muss ich bei ihm immer an den Simpsons-Charakter Burns denken🧐?
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Was sich diese unsägliche Migros-Führung leistet, geht auf keine Kuhhaut. Da ist dieser Hitzberger-Flop mit dem überteuerten Hipster-Food noch heilig, obschon dafür die normalen Migros-Konsumenten mit überteuerten Lebensmittel-Preisen diesen Reinfall irgendwie kompensieren müssen UND mit Personal, welches hinterrücks gefeuert wird wie oft passiert in der Vergangenheit, vor allem seit diese Eisprinzessinen-Hexe ganz oben wütet unterstützt von F. Zumbrunnen, diesem heuchlerischen egozentrischen Showmanager und Oberchaoten.
Aber als Migros-Genossenschafter, noch gewohnt vom vorbildlichen Duttweiler, kritisiere ich am meisten den Migrolino/Socar (State Oil Company of Aserbaidschan Republic) Deal. – Da wird mit der Dutti-Philosophie ganz unverfroren ein totalitäres, völlig ungerechtes, menschenverachtendes Regime unterstützt mit unserem Geld an den Socar-Tankstellen. – Aserbeidschan hat völlig unrechtmässig das kleinere friedliche Armenien überfallen, um Gebiete zu erobern im Grössenwahn und dabei Zehntausende von Toten in Kauf genommen!
Und so eine diktatorische Bananen-Republik ohne Rechte für die Bevölkerung ausser den Günstlingen der Präsidentenfamilie unterstützt die Migros noch mit dem Socar-Deal. – Duttweiler würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was für Pajasse jetzt bei der Migros oben am Ruder sind und über Leichen gehen nur mit dem Gedanken der Profit-Maximierung sogar auf Kosten von unschuldigen Menschenopfern ausserhalb der heilen Schweiz, der die Migros ja ihr vordergründig glänzendes unbeflecktes Renommee verdankt…! -
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Aserbeidschan ist mit Sicherheit eine Diktatur. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Bergkarabach (rund 150’000 Einwohner) hat ein mehrfach so grosses Gebiet erobert und die dortige Bevölkerung vertrieben. Google einmal nach Agdam, dann weisst Du, was ich meine. Das konnte auf die Länge nicht gut gehen.
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Echt interessant. Sauregurkenzeit im Quadrat.
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Fastfood hat nicht nur mit kurzen Arbeitspausen zu tun. Es ist viel mehr das Resultat von Faul- und Bequemlichkeit inkl. einem grossen Anteil von Dummheit der heutigen Gesellschaft. Viele dieser Leute wissen ja nicht einmal mehr, was ein Faustbrot ist und dass man so etwas sehr schnell und sehr viel nachhaltiger selber machen kann. All das Fastfood, egal ob Chicken Nuggets, Cheese- und Hamburgers,fettstrotzende Pizzen, Vegetarisches voller chemischer Zusätze, Shakes mit jeder Menge Zucker,überteuerte Energydrinks mit Billigfusel zersetzt oder Bier voller Phytoöstrogene…gesund ist das auf keinen Fall und nachhaltig schon gar nicht, egal ob das nun von Hitzberger ist oder nicht.
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Eine Story von höchster Relevanz für den Finanzplatz! Ob die jüngsten Fehlleistungen von CS & Co. mit Hitzberger Food Mängeln zu tun haben? Dampfplauderer LH kann ja in dieser Richtung weiter im Trüben fischen. Es gibt ja genug „Quellen“ mit Geltungsbedürfnis, die ihn mit Latrinenparolen versorgen werden…
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Vielleicht ist die Zahl der Bioveganfairwhateverfoodkäufer*innen auch wesentlich kleiner als uns die mediale Klasse verkaufen will. Die hippen Fleischersatzprodukte haben in meinem Coop jedenfalls auffällig oft 50% Aufkleber dran.
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Junge, vergiss die Sternchen nicht 😉
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Da könnte doch Andri Silberschmidt auch mitplaudern, der ist ja angeblich Unternehmer und Nationalrat mit dem Flair, in jedem Medium zu erscheinen. Im Tagblatt der Stadt Zürich am liebsten 2 mal pro Ausgabe. Besser wird es kaum in der FDP.
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Geht sowieso alles in die Hosen, was die Migros anfasst. Schade, denn die Konzepte waren vor der Übernahme durch die Migros gut, siehe auch Globus etc. Ein Trauerspiel nach dem anderen.
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Lukas Elser als Autor? Seltsam der Bericht liest sich 1:1 wie einer von Hässig….dieselben unnötigen Adjektive, extra dramatisch aufgebauten Sätze mit wenig bis Null Inhalt. Zudem wissen wir auch, wo Luki öfters mal seinen Zmittag geholt hat – ist doch die Filiale nicht weit vom Schiffsbau entfernt. Spannend wäre noch, welche Banker er dort angetroffen hat…
Kurz zusammengefasst: ein weiterer Bericht den die Welt nicht braucht.
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Es bleibt nur Zeit für Take-Away,
nun nimmt man den auch noch away. -
Was hat dieses Werbegeplauder mit Inside Paradeplatz zu tun.
Schade das ursprüngliche IP war super und wurde an GVs und in Anlegerkreisen diskutiert.
Heutzutage werde ich blöd angeschaut und ausgelacht.
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@ Veritas: IP ist die beste Diskussionsplattform der Schweiz. Unabhängig und praktisch unzensiert. lh bringt täglich aktuelle Anreisser, die zu Kommentaren ermuntern. Die primär angesprochene Zielgruppe, die Banker, ist zwar etwas schreibfaul oder befürchtet Sanktionen, verfolgt jedoch IP, zuhause, oft. Zu gönnen wäre IP mehr Werbung. Besucht man IP im Festnetz gibt`s davon sehr wenig, übers Handy mehr. Unklar, ob letztere von Trittbrettfahrern aufgeschaltet ist.
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Vielleicht ist der Kundeneinbruch auch auf die Preise zurückzuführen. Nur weil das Fleisch Qualität aufweist und „hinter dem Label“ ein Engadiner Sternekoch steht, kann man auch an einem angeblich hippen Take Away nicht jeden Preis verlangen. Dafür müsste der Sternekoch schon hinter dem Herd stehen und nicht bloss hinter dem Label. Dass Take Aways Qualität bieten ist eine selbstverständliche Mindestanforderung. Ansonsten hoffentlich die Gesundheitspolizei einschreitet. Dass man ausgerechnet in Zeiten von Restaurantschliessungen mit Takeaways einen Kundeneinbruch erleidet, ist nicht nachvollziehbar.
Was sich diese unsägliche Migros-Führung leistet, geht auf keine Kuhhaut. Da ist dieser Hitzberger-Flop mit dem überteuerten Hipster-Food noch heilig,…
Was hat dieses Werbegeplauder mit Inside Paradeplatz zu tun. Schade das ursprüngliche IP war super und wurde an GVs und…
Vielleicht ist der Kundeneinbruch auch auf die Preise zurückzuführen. Nur weil das Fleisch Qualität aufweist und "hinter dem Label" ein…