Diese Woche vermeldete AMS-Osram die erfolgreiche Durchführung einer Kapitalerhöhung – ein Befreiungsschlag.
Rund 780 Millionen Franken fliessen dem Unternehmen zu. Geld, das dringend benötigt wird.
Der einstige Vorzeigebetrieb ist zum Sanierungsfall geworden. Im Februar resultierte der grösste Verlust der Firmengeschichte. AMS-Osram ist hoch verschuldet.
Im Januar musste der Hauptverantwortliche für das Debakel, CEO Alexander Everke, seinen Stuhl räumen.
Im März 2016 hatte der Deutsche die Führung des österreichischen Chipherstellers übernommen.
Zu Beginn sah alles gut aus, dank einer Akquisition, die AMS fünf Jahre vor seinem Antritt getätigt hatte – der Taos.
Mit Taos wurde die kleine AMS Lieferant von Apple und wuchs mit dessen Erfolg. Everke erntete die Früchte.
2017 verdoppelte sich der Umsatz auf über 1 Milliarde Franken, der Aktienkurs kletterte um 200 Prozent.
„Go big – or go home“ verkündete der Kampfsport-Fan in der Manier Muhammed Alis. „Es geht ums Gewinnen“.
In der AMS-Zentrale liess er eine Glastafel aufhängen mit der Aufschrift „Glaube an das Unmögliche“.
Von da an gings nur noch bergab.
Das Geschäft mit Apple begann zu wanken. Everke tat, was viele Manager tun, wenn die Felle davonschwimmen.
Man kauft sich neue.
Schliesslich war der Gewinn eine wichtige Komponente des 4 Millionen-Salärs, egal ob selbst erwirtschaftet oder hinzugekauft. Wächst der Gewinn, wächst das Salär.
Kurzerhand übernahm man so für mehr als eine halbe Milliarde Schweizer Franken den asiatischen Apple-Zulieferer Heptagon.
Weitere Akquisitionen folgten. Doch die Löcher konnten nicht gestopft werden. Im Gegenteil. Sie wurden grösser.
Die Lösung: Noch eine grössere Akquisition. Weg von Apple. Osram!
Eine 4,6 Milliarden Euro-Akquisition, grösser als AMS selber. Kein Problem. Trotz vehementen Widerstands von allen Seiten zog Everke die Akquisition 2019 durch.
Gegen zwei milliardenschwere Private Equity-Angebote, die Osram-Belegschaft und gegen die Vorstände beider Firmen. Unbeirrt.
„Verlieren ist keine Option, ich mag keinen Plan B“, sagte Everke damals.
Für ein Interview im deutschen Manager Magazin zur Übernahmeschlacht bestand er darauf, sich als James Bond ablichten zu lassen.
Skurril.
Böse Zungen behaupteten, Everkes geheime Mission war es, seinen ehemaligen Chef und Erzgegner bei Infineon zu schlagen.
Dieser war nun zuständig für die Finanzen bei Osram. Mit James Bonds scheint sich Everke zu identifizieren.
2003, als damaliger Leiter des globalen Vertriebs von Infineon, hatte Everke eine Vertriebstagung im thailändischen Phuket als James-Bond-Film inszeniert.
Titel: „The World Is Never Enough“.
In den Hauptrollen: Er als 007 und seine Controllerin als 008. „Are you tough enough to conquer the world that is never enough?“, fragte er im silbernen Overall die Belegschaft.
Der Drang nach Mehr äusserte sich auch im regen Eigenhandel mit Unternehmens-Aktien, der ihm zweistellige Millionenbeträge in die private Kasse spülte.
Untersuchungen wegen Insiderhandel der österreichischen und deutschen Aufsicht wurden eingeleitet.
Gegen „natürliche“ und „juristische Personen“, hiess es. Die Schweizer Aufsicht schwieg.
Von operativen Meriten Everkes im Bereich „organisches Wachstum“ vernahm man derweil wenig.
Oder zumindest erzählt man sich heute bei NXP, wo Everke 2007 in den Vorstand aufgestiegen war, lieber den Flop mit den Windelchips, die Funksignale sendeten bei vollen Windeln.
Eine Idee Everkes.
Tempi passati. Die AMS-Aktie fiel unter der Führung Everkes ins Bodenlose. Die Eigenkapitalquote sank auf gefährliche 18 Prozent.
Die Zeche des Abhebens bezahlten der Aktionär und Tausende Mitarbeiter.
Einräumen von Fehlern? Demut? Nicht davon zu sehen bei Everke. Er verlasse AMS-Osram aus „persönlichen Gründen“, verkündete er dieses Jahr.
„Grosse Themen“ und die Integration seien „erledigt“. Das bringt uns zur Ausgangsfrage:
Was macht ein Manager wie Everke, der dermassen viel verbrannte Erde hinterlassen hat? Trübsal blasen?
Die Antwort: Das, was sein Alter Ego James Bond auch tun würde; das Leben nach getaner Arbeit geniessen.
2018, nur gerade zwei Jahre im Amt, verkaufte Everke bereits den Grossteil seiner Aktien und Optionen.
2019 erwarb er zusammen mit seiner russischen Frau, der Ex-NXP-Managerin Vanda, mehrere stattliche Anwesen an der Algarve.
Unter anderem, passend zu 007, die Villa Skyfall.
Während die AMS-Aktie den Skyfall machte, sorgte Everke vor. „Die Another Day“, kommt einem in den Sinn.
Die Villa Skyfall ist nicht nur Rückzugsort, sondern auch Dreh- und Angelpunkt rauschender Partys und Events der Familie Everke.
Das Hollywood würdige Anwesen kann zusammen mit anderen Immobilien für Filmproduktionen und massgeschneiderte Unternehmensanlässe gemietet werden.
„Spy Manor Real Estate“ und „Spy Manor Production“ heissen die Familienbetriebe der Everkes, die sich auf Vermietung, Bau und Vermittlung von vom Film inspirierten Luxusimmobilien in der Algarve spezialisiert haben.
Im Stile von Bond dürfen da die Aston Martins nicht fehlen. Auf mehreren hundert Quadratmetern Garage hat Everke seine beträchtliche Aston Martin-Sammlung untergebracht.
Schon zu Amtszeiten organisierte Everke für Aston Martin in Singapur und Europa Anlässe.
Luxus mögen die Everkes. Beim Londoner Juwelier Calleija sieht man sie regelmässig shoppen, wenn es die Zeit erlaubt.
Diamonds are forever.
Jetzt können sie endlich das Schöne mit dem Nützlichen verknüpfen. Ob es doch noch zu einem Comeback kommt?
Bei der Duogon in Dietikon, einem Anbieter von elektronischer Steuerungstechnik, amtet Everke im Verwaltungsrat. Das lädt ein zu Spekulationen.
Gerüchten zufolge war Verwaltungsratspräsidentin Dr. Monika Henzinger die treibende Kraft hinter dem Abgang von Alexander Everke bei AMS-Osram.
Aber Bond-Fans erinnern sich: In Skyfall wurde die Loyalität des Agenten Ihrer Majestät zu seiner Vorgesetzten M auch auf die Probe gestellt.
Vielleicht kommt am Ende alles anders. Oder vielleicht hat Everke schlicht die Rollen verwechselt und spielte einfach die ganze Zeit den überdrehten Bösewicht Raoul Silva.
Aldo Kamper, Everkes Nachfolger bei AMS-Osram, dürfte es wenig interessieren. Es bleibt zu hoffen, dass ihm der Turnaround gelingt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Everke hat die Ams mit der völlig unnötigen Uebernahme der Osram an den Abgrund gefahren. Dieser Zukauf kostete eine Granate und war eine weitere grössen wahnsinnige Tat dieses Versagers. Gottseidank wurde er aussortiert.
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…wie hiess doch dieser Spruch nochmals… ah ja, „Narzissten haben kurze Beine“ oder so ähnlich…
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Noch nie gehört!
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Schau sich einer die Uebernahme von Monsanto durch Bayer an. Eigentlich ein Irrsinn, aus der Sicht der Bayer-Aktionäre. Aber eine Sanierung der Monsanto-Aktionäre. Dann schaut man sich die Uebernahme von osram (ehemals Bayer) durch die winzige ams an. Aktienpakete wechseln den Besitzer. Banken finanzieren das undenkbare (auch Benko). „Der Markt“ ist Spielball der Insider und ihren Spielkameraden in Politik und Bankenwesen. Bitte keine Klagen, wenn einer der Marionetten mit englischen Sportwagen etwas über die Stränge schlägt.
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@MRG Finance
Da hat der MRG aber einen Griff ins Klo gemacht, Osram war zuletzt bei Siemens.
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🤔
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die frage ist: wer hat den heißluftfön zu verantworten?
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der sollte eigentlich Trabant 601, Wartburg 353 oder Dacia 1310 aka Ceausescus letzte Rache fahren. Das würde passen
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Wieder einer wie der Stöhlker, mir reichts es langsam.
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Schlechter Vergleich
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Erhellender Bericht, danke.
Wenn ich mir Typen wie diesen Everke anschaue, weiss ich warum ich inzwischen Aston-Martin für Dreckskarren halte. Genau wie dieses gesamte Nine Eleven Gedöns (Porsche 911) und Bentley-Kacke die jeder fährt. Was früher einmal Stil hatte ist heute unisono in Händen von Typen die noch nicht einmal schnallen, was für Lachnummern sie mittlerweile in solchen Fahrzeugen abgeben. Der fesche René aus Öster-Reich gehört doch in dieselbe Liga. Kaufen sich Style, dabei fehlt es an Stil.
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omg … Neid, Neid, Neid … wirklich ein peinlicher Kommentar!
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@J.J. Spähni
mein lieber Nine Eleven Driver, da irren Sie leider. Neid kommt bei mir höchstens auf wenn Sie mich den Berg hoch auf dem Fahrrad abhängen. Aber peinlich wäre es mir in einer dieser Karren die jegliche Klasse vermissen lassen vorzufahren. Oder eben den Stil einer Kirmes ausstrahlen. Mal ehrlich, meinen Sie nicht, peinlich wenn nicht oberpeinlich sei dieser Everke als Freizeit-Bond mit seinem A-Martin? Kennen wir das nicht von Jungs die HmHm-Vergleiche machen? Ich schaue mir schon gut an wer welche Marken lenkt und in der Folge wie ich nicht daher kommen möchte. Darum dreht es sich.
Stil kann man nicht kaufen, bloss Style.
Es bleiben doch immer andere auf den angerichteten Schäden sitzen, nicht der Everke und der Benko und und….
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Als Top Manager ein totaler Versager muss er mit ins Grab nehmen, sein Luxus hat darin keinen Platz…..
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geil waren auch andere Events wie die Segelregatta in Barcelona, an der 500 geladene Gäste aus Sales und Marketing geladen waren um die Ramblas so richtig schön zu rocken.
Der Best-Buddy von Schumacher und Zitzewitz hat so ordentlich Geld verbraten um seine Schäfchen in Laune zu halten. Heute wundert es keinem mehr, dass sämtliche Investments in IT-Ausrüstung, Party-Gigs, FirstClass-Flüge für drei Stunden Meetings von London (wo er seinen Hauptsitz hatte) nach Singapore auf Kosten der verdummten Aktionäre getätigt wurden. Oh ich könnte Stunden noch erzählen …
Geile Zeit – wie in 1001 Nacht!-
@ Maier: Mein Patient meint auch immer er sei Milliardär Rockefeller.. er kann auch Stunden erzählen..😂
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@RoyPflegerson
geil, wenn man sich die Geschichten von seinen Patienten anhört und daraus nichts lernen mag! – Genieße das Leben, so lange es noch geht.
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Der Sales-Alex!
kann mich noch gut an den Beginn seiner Karriere erinnern. Unsere Büros lagen auf dem selben Gang im Vorläufer vom Campeon in München!
Eigentlich muss man nur das Kunstwort „Infineon“ zerpflücken und man hat die Antwort auf viele Fragen. Evtl. setzt es sich ja aus Infinite und Neon zusammen? Jetzt muss man nur noch diese beiden Worte identifizieren. War es nicht auch Neo, der in der Matrix mit Trinity gegen das Üble und Böse kämpfte. Schlau ist wer lesen kann. Lerne das Leben zu lesen!-
@ Maier: „Karriere“ der ist gut und jetzt Stammkunde beim Sozialamt!
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Oh mei, o mei, IP – habt’s a rechts Problem midda Rechtschreib- und Grammatik-APP? – ich sach ja, wenn gar nix mehr so richtig klappt, sollte man mal wieder auf Handbetrieb umstellen …
oder: jedem Depp sei oagane APP
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Der geistige Tiefflieger bist wohl Du selbst.
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Erneut ein Grossmaul aus dem grossen Kanton..
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Wenn ich Jemanden einstelle der nix kann und mein Business an die Wand fährt. Wer ist dann Schuld?
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Ein Selbstdarsteller wie kein anderer. Alles richtig gemacht für sich. Gratuliere. Man kann ihm nix vorwerfen. Aber Irgendjemand hat den angestellt, da würde ich mal nachfragen.
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Viel zu kurz und langweilig.
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Kannst ja arbeiten gehen!
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Erneut ein Grossmaul aus dem grossen Kanton..
Ein Selbstdarsteller wie kein anderer. Alles richtig gemacht für sich. Gratuliere. Man kann ihm nix vorwerfen. Aber Irgendjemand hat den…
geil waren auch andere Events wie die Segelregatta in Barcelona, an der 500 geladene Gäste aus Sales und Marketing geladen…