Ave Klaus, morituri te salutant. Long time no see. Und in der Zwischenzeit wird man noch älter, als man es schon von Geburt an geworden ist.
Und nun präsentierst Du in der Internet-Zeitung Inside Paradeplatz eine zeitnahe Momentaufnahme von mir als Paradebeispiel für die Gesichter der alten Männer, deren Blick voller Misstrauen und deren Leben voller Enttäuschungen sei.
Long time no see. Indeed. Sonst könntest Du dich daran erinnern, dass der Blick, den man da sieht, mein nachdenklicher Blick ist.
Der Blick, den ich zum Beispiel habe, wenn ich (was man from the outside natürlich nicht sehen kann) an das im Entstehen begriffene neue Buch denke.
Und Du wüsstest, dass ich auch in dem respektablen Alter, das ich jetzt erreicht habe, daneben immer noch viele andere Gesichter und Augenblicke habe.
Oder, was glaubst Du, sollte ich denn angesichts der Tatsachen für ein Gesicht machen, dass ich in diesem Herbst das 50-Jahre-Jubiläum des Buchs habe feiern können, mit dem ich 1973 berühmt geworden bin und das seither im Buchhandel stets greifbar geblieben ist, weil es auch heute immer noch gekauft wird?
Oder angesichts der Tatsache, dass seit einiger Zeit eine Gesamtausgabe meines Werks im Entstehen ist, von der inzwischen sowohl in gebundener Form wie auch als eBooks bereits 15 Bände vorliegen?
Oder angesichts der Tatsachen, dass ich schon einmal auf der Liste der Nobelpreis-Anwärter gestanden bin, wenn auch vermutlich ziemlich weit hinten?
Aber bis jetzt ist dieser Preis bekanntlich ohnehin erst zwei Schriftstellern aus unserem Land zugesprochen worden, und das jedes Mal nach einem Weltkrieg.
Und es darf wohl zu Recht bezweifelt werden, dass dies auch nach einem Dritten Weltkrieg noch einmal möglich sein würde.
Vor 60 Jahren in ganz Europa berühmt und heute von der Welt vergessen. Von der Jugend vergessen, bevor sie von dem, was sie vergessen haben soll, überhaupt hat Kenntnis nehmen können.
Die einst weltweit bekannte deutsche Suhrkamp-Buchwelt, die sogenannte Suhrkamp-Kultur, in der es noch möglich war, dass ein Schriftsteller wie Thomas Bernhard (who the fuck is Thomas Bernhard?) den grossen Verleger Siegfried Unseld fragen konnte, ob es nicht möglich sei, ein Buch wie „In Trubschachen“ von E. Y. Meyer zu verbieten, gibt es in dieser Form nicht mehr.
Die Elektronikwelt verschlingt die Fähigkeit der Menschen, zu schreiben und zu lesen, weshalb auch ich nun eine Webseite habe, auf der die Jugend die Möglichkeit hätte, Werke von mir zu entdecken, mit denen ich der Zeit leider meist etwas zu weit voraus gewesen bin.
Wie zum Beispiel mit meinem „Plädoyer. Für die Erhaltung der Vielfalt der Natur beziehungsweise für deren Verteidigung gegen die ihr drohende Vernichtung durch die Einfalt des Menschen“ von 1982.
Oder dem Roman „Das System des Doktor Maillard oder Die Welt der Maschinen“ von 1994.
Mich nun also quasi einzuholen.
Nur passen diese Bücher natürlich nicht in den von Dir beschriebenen Konsumrausch in Zürich, auch wenn sich „In Trubschachen“ zum Beispiel bestens als Weihnachtsgeschenk eigenen würde.
„No Country for Old Men“ ist der Titel eines 2007 erschienenen Films der Coen-Brüder, dem sie nun allerdings schon bald einen Film folgen lassen sollten mit dem Titel „No Country for No One“.
„Kauft Land, denn es wird keines mehr produziert“ soll schon Mark Twain gesagt haben.
Und im Zeitalter des Hightech-Neofeudalismus, indem wir uns jetzt befinden, ist es genau das, was der neue Super-Geldadel tut.
Mit den gigantischen Geldsummen, die ein paar wenige Menschen damit verdienen, dass sie dem Rest der Menschheit Luftschlösser verkaufen, häufen sie noch und noch Landbesitz an, auf dem sie für sich selber echte Schlösser bauen.
Burgen, die sie Gated Communities nennen und von Privatarmeen bewachen lassen. Und aufs luxuriöseste ausgestattete, riesige unterirdische Fluchtburganlagen, die sie sich auf von Ihnen gekauften, mehr oder weniger grossen Inseln in Hawaii oder Neuseeland bauen lassen.
Back to the caves.
Es ist der Boden, um den es geht und um den es schon immer gegangen ist. It’s the soil, stupid.
Und das ist der Grund, my dear Klaus, warum ich jedes Mal, wenn ich in mich, wie es im Alter halt so sein kann, wieder einmal für eine grössere Operation in meine Hausklinik, in die direkt oberhalb meines Wohnorts am Berner Altenberg gelegene Klinik Beau-Site begebe, einige Tage zuvor noch in der Brasserie Bärengraben bei meinem Lieblingskellner, dem Herrn Pfarrer, der zwar sinnigerweise so heisst, aber trotzdem keiner ist, eine kleine Henkersmahlzeit einnehme.
Und jedes Mal denke ich dann daran, wann Du Dich denn nun endlich entscheiden wirst, bei dem von mir mitgegründeten „Grumpy Old Man Club“ Mitglied zu werden?
Du könntest dann nämlich sogar einen Antrag stellen, dass wir den Club doch besser umbenennen und von nun an „Grumpy Old White Man Club“ nennen sollen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich staune immer wieder, wieviel selbstverliebte Autoren und Kommentatoren sich für intelligent hoch über dem Durchschnitt halten. Oft sind es gescheiterte Leute. Das gute ist, keiner ist unsterblich.
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…ganz fein geschrieben <3 !
DANKE.-
Woher stammen diese Bot Kommentare, die unter jedem Gastartikel zuhauf zu finden sind? Es kann doch keinen Menschen geben, der dieses Geschreibsel als gut empfindet?
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Was hat er geraucht??
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Danke für diese herrliche Replik. Intellektuell auf einem anderen Level. Ob man auf dem Land nicht zufriedener altert? Nun erinnere ich mich, dass in meiner Gymerzeit in den 80ern in Burgdorf dieses Buch schon ein Thema war, vor allem bei den Langnauer-Mitschülern. Selber hatte ich damals eine Philosophie-Überdosis… Aber jetzt will ich mir dieses Buch besorgen. Dann hatte dieser von Selbstgerechtigkeit strotzende Beitrag von Stöhlker wohl doch was Gutes. Allen besinnliche Weihnachten.
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Ist es in der Literatur nicht so, dass manche Literaten, es besser drauf haben, Literaturpreise einzusammeln, als andere Literaten? Hat es vielleicht E.Y. Meyer leichter gehabt, auf der Liste der Nobelpreis-Anwärter zu landen, weil man ihn aufgrund der Namensgleichheit mit C.F. Meyer per se für besonders tiefgründig hielt? Übrigens: „dass ich schon einmal auf der Liste der Nobelpreis-Anwärter gestanden bin“ ist kein korrektes Hochdeutsch. Gemäss Chat gtp heisst es „gestanden habe“.
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Die Weihnacht ist auch futsch mit dem Klaus.
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Warum nur, sehr geehrter Herr E.Y.Meyer, dieser Werbespot in eigener Sache? Hat Sie doch unser lieber Herr K.J. Stöhlker als Vorbild des kritischen Menschseins gewürdigt. Die Blicke einer Person zu deuten, fällt oftmals schwer. Denn sie können auch töten.
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IP ist nun definitiv am Ende angelangt. Was für einen Stuss, sowohl von Stöhlker wie nun von diesem Meyer. Lukas Hässig, Sie lassen nun die Zügel schleifen, und zwar bis zum Boden.
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„man muss dem Klepper halt auch mal größtmöglichen Freilauf einräumen!“
– Lucky Luke
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Humorvoll, traurig aber wahr.
Von den grauen Panthern schon
zu lange nichts mehr gehört. -
Warum glauben alle, wenn lebenslange Erfahrung zur Stur- und Dummheit deklariert wird und infantile Ahnungslosigkeit und ideologischer Glaube in den Himmel gelobt werden, die Welt dann besser würde? Vor allem dann, wenn man in Betracht zieht, wer hinter all diesen Bewegungen steht und warum ?
It’s the money stupid! And they do not care where you eat and what you eat nor what you write or get surgically removed! All they want is your money and the certitude that it stays with them.
Import-Klausi mag seine Schwächen haben und sich ab und zu richtig verhaspeln, aber er sagt wenigstens noch was gegen die Stupiditismen der Gegenwart und rüttelt etwas an der helvetischen Selbstverständlichkeit und Bequemlichkeit. Und das ist gut so !!
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Was für ein absoluter Quatsch, was dieser angebliche „Schriftsteller“ da zusammenschwurbelt. Ein kaum erträgliches Gedöns eines selbstverliebten aber ob seiner Bedeutungslosigkeit nur noch gekränkten alten Mannes…
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Frohe Weihnachten Herr E.Y. Meyer. Danke. Habe Einiges über Sie gelernt und werde mich bestimmt in Ihr Plädoyer von 1982 einlesen. Btw: Schreiben Sie hier auf ip regelmäßig unter “Grumpy old man”?
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Nein.
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Der Konsumrausch wird uns wohl ein weiteres Mal in eine tiefe Depression stürzen. Alles wird auf Pump gekauft, die Ueberschuldung der Haushalte ist brutal.
Was wir 2008/9 erlebten wird ein warmes Lüftchen sein verglichen mit dem was dieses Mal auf uns zukommt. Haltet euch fest.
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Das ist ja auch das Ziel. Die Menschen sollen abhängig sein durch ihren Überkonsum und die damit einhergehende Verschuldung. Zudem stellt man mit den sogenannten „Bildungsinstitionen“ sicher, dass ein möglichst grosser Anteil der Menschen einfältig denkt und sich einfach lenken lässt. So wird das reGIERen viel einfacher und man kann mit der Mehrheit der Menschen machen was man will.
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In einer Liga mitzuspielen die einfach zu hoch ist für Sie.
Und der um Klassen bessere Meyer ist noch so grosszügig, Sie am Schluss noch zu einem Freundschaftsspiel einzuladen.
Stöhlker, 0 zu 10 für Meyer, das passiert, wenn ein Yakin einen Guardiola kritisiert und provoziert.
Aber ich mag Ihre provokativen Texte, Stöhlker, trotz z.B. EU Beitritts Phantasien, die nüchtern betrachtet nur, mit Verlaub, ein Wahnsinniger, haben kann.
Unterhaltend sind Sie fast immer, nur manchmal besteht das Risiko eine Klatsche einzufangen.
Wie vom brillanten Meyer.
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Meyer erfüllt jedes Klischee des alten, verbitterten Überegos, das sich an der eigene Grandiosität besaufen muss,weil es sonst keiner tut. Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass er seinen Text ironisch meint. Es schmerzt beinahe, dass es nicht so ist. Jeder blamiert sich, so gut er kann.
Wenn Meyer für den Nobelpreis nominiert war, hätte ihn Stöhlker dreimal gewinnen müssen.
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Danke für die sehr interessanten Ausführungen. In einem Nebensatz schreiben sie: Und das ist der Grund, my dear Klaus, warum ich jedes Mal, wenn ich in mich, wie es im Alter halt so sein kann, wieder einmal für eine grössere Operation in meine Hausklinik, in die direkt oberhalb meines Wohnorts am Berner Altenberg gelegene Klinik Beau-Site begebe.
Ich möchte die vielen etwas fülligen alten weissen Männer, darauf hinweisen, dass ein grosser Teil dieser Operationen nicht nötig sind. Viele Schmerzen die wir haben an Rücken, Gelenken etc. sind muskulär bedingt und können mit entsprechenden Uebungen ohne chirurgischen Eingriff beseitigt werden.
Anleitungen für solche Uebungen gibt es viele im Internet oder z.B.im Rheumabüchlein. Ich weiss,es ist mühsam und fordert Disziplin und ist weniger spektakulär als eine OP. Natürlich gehört auch etwas Disziplin bezüglich Essgewohnheiten dazu, ein Ranzen ist alles andere als hilfreich. Trotzdem es lohnt sich für die Lebensqualität.
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Echt jetzt..Es gibt zuhauf Diagnosen, die ein neues Hüftgelenk voraussetzten. Das hat dann nichts mehr mit Muskeln zu tun. Aber ja, öffentliche Ratschläge sind mehr Schläge als Rat..(Gerhard Schröder)
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Der Artikel bestätigt mir die Aussage von kjs
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Sag ich doch: Die totale Unfähigkeit, sich vorstellen zu können und zu wollen, dass sich die Welt nach dem eigenen Tod weiterdreht und dass man nach zwei, drei Generationen aber auch wirklich vergessen ist. Who the fuck is Meyer? Auch wenn man kokett im Nebensatz einer eher peinlichen Aufzählung der eigenen Meriten darauf hinweist, dass man „ganz unten“ auf der Liste der Nobelpreisträgeranwärter gestanden habe. Jaja, das bringt das Alter mit sich, dass man irgendwann alles schonmal gedacht gesagt, gedacht und manchmal sogar geschrieben hat. So what?
Souveränität und Würde geht jedenfalls anders.
Bitte nicht nachmachen, Jugend!
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Bravo Herr Meyer, Klausi wird auf jeden Fall nie für einen Nobelpreis vorgeschlagen, auch nicht weit hinten!
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Aus welcher Klappse haben sie den rausgelassen?
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Wahr und wie Wahr.
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Who the fuck is E. Y. Meyer?
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Also wenn ich diesen Rechtfertigungs-Käse, diese verzagte Betroffenheit, ja dieses Jammern, diese unglaublichen Plattitüden obendrauf lese, dann frage ich mich, lieber E.Y. Meyer, wo ihre literarische Tiefe ist, ich sehe nichts. Und ja: „Grumpy“ steht Ihnen wirklich gut, aber das ist keine Auszeichnung! Und: Den Hut legt man bei Essen ab. Mein Gott.
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da geht es einem E.Y. Meyer halt auch so wie millionen anderer Dummhirne. Am Ende erkennen sie dann doch, dass ihr Dasein nichts anderes als ein armseliges und jämmerliches Schmarotzen auf Kosten der Umwelt gewesen ist. Bedauern? – Fehlanzeige.
Selbst im Untergang prahlen sie noch mit ihren berühmten Werken, die sie nur getan haben, weil irgendeine dunkle Macht ihnen das Leitwerk gegeben hat. Oh Mensch, was bist du nur für eine überflüssige künstliche Kreatur!
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@ Geier von Franken: Scheinst ja selbst der größte Schmarotzer hier zu sein!
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Peinliche Schlammschlacht zwei ausser Form tingelnder Boomer… Eitelkeit nimmt offenbar auch im Alter nicht ab, bzw. vielleicht haben die Autoren auch einfach nichts verstanden.
Warum glauben alle, wenn lebenslange Erfahrung zur Stur- und Dummheit deklariert wird und infantile Ahnungslosigkeit und ideologischer Glaube in den…
Also wenn ich diesen Rechtfertigungs-Käse, diese verzagte Betroffenheit, ja dieses Jammern, diese unglaublichen Plattitüden obendrauf lese, dann frage ich mich,…
Aus welcher Klappse haben sie den rausgelassen?