Ulrich Körner brachte am 4. April 2023 vor den Aktionären der Credit Suisse kein Wort der Entschuldigung über die Lippen.
An der letzten Generalversammlung der zwei Wochen zuvor untergegangenen Grossbank meinte der Chef der CS lediglich, er bedaure, dass es keine bessere Lösung gegeben habe.
Was der Deutsche mit Zweitpass Schweiz damit meinte, brachte die NZZ am Sonntag vor zwei Tagen. Der „Plan Körner“ habe eine „Kapitallücke in Milliardenhöhe“ vorgesehen.
Dafür hätte die Finma Hand bieten müssen, dann hätte die CS noch eine Chance gehabt. Doch die Aufsicht hätte nicht mitgespielt – weshalb „Plan B“ nötig geworden sei:
Mit einer Kapitalerhöhung, die den Niedergang erst recht befeuert hätte.
„Plan Körner“ klingt gut. Effektiv war er ein Desaster. Er riss durch die „radikale“ Abkehr vom Investment-Banking derartige Löcher in die Bilanz, dass die CS schlagartig viel zu wenig Eigenkapital auswies.
Die NZZ am Sonntag gibt mit Verweis auf ungenannte CS-Quellen der Finma die Schuld. Die habe stur nach Checklist gearbeitet.
Wirklich? Tatsächlich hatte die Finma der CS seit Jahren eine Ausnahme beim Aufbau von viel mehr Kapital gewährt. 12 Milliarden betrug dieser Bonus zugunsten der CS.
Hinzu kommt eine Sonderbewilligung per 30. September 2022. Damals lief der erste Run on the Bank: Reiche zogen massenhaft ihre Gelder ab, in den kommenden Wochen wurde daraus ein reissender Fluss.
80 Milliarden strömten allein im Oktober aus dem Haus, im ganzen 4. Quartal 2022 waren es über 110 Milliarden. Der Grund dafür lag dort, wo er bei Banken in Schieflage immer liegt: dem Vertrauen.
Dieses war weg.
Die CS verfügte in ihrer Bilanz per Ende des 3. Quartals nicht mehr genug Eigenkapital. Die Finma liess das explizit zu: Sie gewährte dem torkelnden Paradeplatz-Riesen eine Ausnahme.
Der sogenannte CET-1-Buffer wurde von 5,5 auf 4,78 Prozent reduziert.
Damit konnte der kranke Mann vom Paradeplatz weitermachen. Oder wursteln. Körner präsentierten seinen „Plan B“ am 27. Oktober 2022, die Aktie sackte um gegen 15 Prozent ab.
Die Finma war der CS noch viel weiter entgegengekommen. Die Berner Behörde hatte ebenfalls per Ende September 2022, dem vorentscheidenden Moment im Drama, eine massive Höherbewertung der CS in der Schweiz akzeptiert.
In den Büchern des Stammhauses CS AG tauchte das Inland-Geschäft statt wie bisher mit 15 Milliarden jetzt plötzlich mit 24 Milliarden Franken auf. 60 Prozent mehr.
Jeder Franken war nötig geworden, weil umgekehrt der Wert des CS Investmentbankings in London und New York, ebenfalls Teil der CS AG, um über 20 Milliarden nach unten gesaust war.
Von 47 auf 25 Milliarden Franken.
Einzig dank dieser Aufwertung des Schweizer Business konnte die Finma das CS-Eigenkapital per 30. September 2022 für genügend gross befinden.
Es war also gerade nicht so, dass die Finma der CS den Weg zur Rettung verbarrikadierte. Sondern umgekehrt: Sie erlaubte der Bank und ihrer Spitze mit Körner und Präsident Axel Lehmann, mit viel zu wenig Kapital weiterzumachen.
Genau so, wie es die Finma in den Vorquartalen und -jahren stets getan hatte. Der Watchdog hatte von den CS-Oberen wiederholt mehr Kapital gefordert, liess diese aber in Ruhe, wenn sie nichts herankarrten.
Die Story vom Sonntag erscheint kaum von ungefähr. Die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) will in Kürze ihren CS-Bericht publizieren.
Dann wird die Schweiz endgültig wissen, wer der Gute und wer der Schuldige ist. Für die CS-Kapitäne, allen voran Ulrich Körner, besteht wenig Hoffnung, dass die PUK ihr Versagen mildern könnte.
Umso wichtiger ist es, die „andere“ Sicht rechtzeitig in die öffentliche Arena zu pflanzen. Das ist jetzt mit „Plan Körner“ geschehen. Ein letzter Versuch, die eigene Pleite schönzufärben.
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Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Neureichen Provinz Ghetto an der Goldküste meint
Mein Parkplatzproblem am Paradeplatz wollte Körner auch lösen, aber man liess ihn nie machen.
Immerhin musste ich nie meine Boni zurückgeben, wie es so mancher freche und entlassene Mitarbeiter, sogar in meiner eigenen CS, gefordert hat.
Aus meiner Sicht hat das der Körner fast so gut wie Thiam gemacht.
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Etwa eine PUK, ausgerechnet unserer Parlamentarier?
Da untersuchen also genau dieselben Totalwegseher und Nieten während Jahren ihr eigenes Versagen?
Lasst doch gleich dieselben Pharmalobbyistenversager das BAG-Desaster untersuchen!
Sind denn alle wahnsinnig geworden!?
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Matter und die weiteren Koryphäen dieser PUK wollen doch bloss zusätzliche Sitzungsgelder einstreichen.
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Wir kennen es ja bereits zur Genüge: (Ex-)McKinsey-Partner wissen alles, können alles und machen nie jemals irgend etwas falsch.
Und: Selbstkritik ist keine ihrer Charakter-Eigenschaften.
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Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass diese „Captains“ ihre Firma als Selbstzweck anschauen und einfach vergessen, dass diese einzig von einem Faktor abhängen: Den Kunden. Der Schlunk mit weniger (bzw. gar keinem) Eigenkapital hätte den Banksturm auf die CS doch einfach noch befeuert. Und das war ja das eigentliche Problem. Wenn die blöden Kunden die Füsse stillgehalten hätten, dann wäre doch alles gut gekommen…
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Ein Totalversagen von
Weisse Weste
Körner
Finma
Bundesrat und Parlament
Mainstream Medien à la NZZHaben allesamt ein paar Booster zu viel abbekommen.
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Alles wird teurer. Nur die Ausreden werden immer billiger. Fazit: Narzissten geben ihre Fehler nicht zu!!!
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Körner war auch vorallem damit beschäftigt, seine Gier nach Kohle zu befriedigen. Wie die ganze „Mannschaft“.
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Der Kapitän ist nie schuld am Untergang des Bootes.
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Der Anwalt („weisse Weste“) Rohner, der Versicherungsvertreter Thiam, der Taxifahrer Körner, der Golfer Gottstein, der Schlafwandler Lehmann – und wie sie alle heissen:
Keiner steht hin und sagt offen und glaubwürdig: „Wir haben als Team kläglich versagt. Wir entschuldigen uns dafür in aller Form – und wir sind bereit, durch Rückgabe eines Teils der Leistungsprämien einen Teil an den Schaden zu leisten.“
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Unglaubliche Frechheit von Herr Koerner
Superschwach von der NZZ sich als Medium zur Verfügung zu stellen -
Deutsche Tugenden, wir sind die grössten und besten auch wenn es nur die grosse Klappe ist. Die Ampel 🚦 lässt Grüssen!
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Hört mir mit diesen arroganten und überheblichen Grossmäuler aus dem grossen Kanton auf.
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Wird die Rolle von Rohner noch irgendwann geklärt?
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Das wird nie aufgearbeitet werden, und wenn doch dann nicht transparent und öffentlich, und ohne Konsequenzen.
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Schreib doch den Stuss wenigstens zu Ende, bevor Du ihn publizierst. Oder musst Du in der NZZ nochmals nachlesen, was genau steht? Die Eigenleistung des Investigativ-Journis Hässig strebt gegen 0
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Kannst ja arbeiten gehen, wenn Dir langweilig ist!
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„Ich trage doch keine Schuld, tat doch alles…“. So einfach ist das! Job und Verantwortung, Kompetenz, Verantwortlichkeit sind doch Begriffe aus der Mottenkiste.
Der Kapitän ist nie schuld am Untergang des Bootes.
Wird die Rolle von Rohner noch irgendwann geklärt?
Hört mir mit diesen arroganten und überheblichen Grossmäuler aus dem grossen Kanton auf.