2024 war kein gutes Jahr für Postauto und ein unsicheres für die Fahrgäste.
„Schwerer Unfall mit Postauto“, „Horrorcrash mit Postauto“, „Frontallkollision mit Postauto“, „Verkehrsunfall mit Postauto“.
Alles Schlagzeilen der letzten 12 Monate.
In Koblenz mussten 10 Personen hospitalisiert werden, in Rottenschwil waren es 9. Drei Todesopfer in Wattwil, je eines in Forel und Bonstetten.
Das ist nur eine Auflistung. Die Zahl der Verkehrsopfer wird erst im Januar bekanntgegeben.
Schon jetzt ist aber klar, dass 2024 das Vorjahr in den Schatten stellen wird. 2023 waren in der Kategorie Autobus zwei Personen ums Leben gekommen.
Auch die Zahl der Verletzten ist enorm hoch.
Hinter jedem Unfall steckt ein individuelles Schicksal. Wer das sympathische Aussenbild des Tü-ta-to-Unternehmens näher betrachtet, erschrickt aber über die Firmenkultur.
Vor fünf Jahren schrieb der „Blick“ von 14 Stunden Arbeitsschicht und zwölf Arbeitstagen in Folge. Mitarbeiter von Postauto berichteten von fehlenden Toiletten und Druck von oben.
Postauto-Chef Christian Plüss sagte ein Jahr zuvor: „Ich will den Chauffeuren ins Gesicht schauen können.“
Das werden müde Gesichter sein, schrieb der Blick maliziös. Geändert hat sich anscheinend wenig am Arbeitsklima der Fahrer. Und auch nicht an der Sicherheit für die Passagiere.
Auf den Bewertungsportalen werden immer wieder die 13-Stunden-Schichten erwähnt, die ein enormes Sicherheitsproblem darstellten.
Postauto antwortet mit einem Promovideo, wo man einem glücklichen Herrn Büchi beim Postautofahren zuschauen darf.
Manche Postfahrerlenker sind aber nicht nur übermüdet, sie sollen auch eine volle Blase haben.
So schrieb ein ehemaliger Mitarbeiter jüngst auf dem Bewertungsportal Kununu: „Kaum Möglichkeiten für Toilettengang auf einigen Linien, da die Zeit so knapp bemessen ist, oder sich einfach keine Toilette an der Endhaltestelle befindet.“
Die Medienstelle betont, dass es wichtig sei, auf die Toilette zu gehen.
Und man will wissen: „Welche Linien betreffen diese Beschwerden? Haben diese Personen ihre Vorgesetzten oder das Meldetool kontaktiert, damit diese reagieren konnten?“
Das könnte eine letzte Aufgabe für Christian Plüss sein, der Ende Januar geht. „Seine Verdienste für die Post“, schreibt Konzernleiter Roberto Cirillo, „bleiben unvergessen“.
Cirillo kann gar nicht aufhören: Plüss, ein hervorragender Manager, mit riesigem Wissen gesegnet, ein äusserst geschätzter Buddy.
Bevor es „Tschüss, Herr Plüss“ heisst, könnte der unvergessene Chef nochmals nachschauen, ob es auf allen Endstationen eine funktionierende Toilette gibt.
Die Fahrer selber geben alles. Versuchen, 13 Stunden hellwach zu bleiben und nicht in die Hosen zu pinkeln.
Manchmal grenzt es aber an Irrsinn, was das Management unter Sicherheit versteht. Die TV-Zuschauer konnten das vor ein paar Tagen selber erleben.
Fritz Lüthi war Gast bei Röbi Kollers Happy Day. 38 Jahre lang hatte der Postautofahrer ein Dreiklanghorn für sein Postauto gewünscht. Wegen den Gefahren.
Seine Tour ist eng, steil und kurvig. Weil die Strecke aber keine Bergpoststrassen beinhaltet, gab es kein Horn.
„Zwei Jahre vor der Pensionierung“, jubelt Postauto, „wurde sein Wunsch erfüllt.“ Einbauen muss er das Horn aber selber.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ein Kompliment dem Postauto-Personal. Ich mache mit diesen Leuten – vorab den Chauffeuren – nur positive Erfahrungen. Aber der Typ von McK und der ex-SP-Funktionär an der Spitze sind beide unbrauchbar und deshalb überflüssig. Abschaffen!
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Staaten, staatsnahe sowie steuergeldbesoldete Betriebe werden wohl nur durch (Bürger-) Kriege zur Raison gezwungen. Carl von Clausewitz ist nicht mein Fan, aber seine Konklusion scheint mir nahe…
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Die Gemeinden sind dabei wenn es um Kanalisationen geht. Toiletten sind anscheinend kein öffentliches Bedürfnis, da vielerorts nicht mehr vorhanden. Unglaublich wie weit diese Zivilisation gekommen ist.
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Hei Beni
Nach „wegen“ kommt der Genitiv – im Fall! So von wegen DER Gefahren. Aber korrektes Deutsch ist bei dem Stuss, der hier geschrieben wird, auch nicht mehr richtig wichtig, gäll no. -
Fahre nur noch mit sehr ungutem Gefühl mit dem Postauto, weil m.E. vielfach gerast wird. Heiss wird`s besonders an engen oder unübersichtlichen Stellen, wenn mit einem LKW gekreuzt wird. Eigentlich ein Wunder, dass nicht noch mehr passiert. Vermutlich ist der Fahrplan zu eng. Aber auch ein enger Fahrplan rechtfertig nicht solche Fahrweise.
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Dafür gibt`s doch ein BAV oder sind die gar verantwortlich?!?
Schon Bismarck hatte Escher und die uneinigen Stände in die Schranken gewiesen (pro Gotthard, kontra Lukmanier). Der dazumalige Totengräber Emil Welti, heute ebenfalls Freunde-des-Portemonnaies und ebenfalls aus dem Aargau wie der Immensee-Plauderi SR Thierry B., müsste heute wohl als GLP-Mitglied darben, schiesst allerdings nicht auf Marienbildli…
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Ist bei der VBZ auch nicht anders. Wird halt von Zeit zu Zeit ein Fussgänger oder Velofahrer gschlirget. Das interessiert die Führung einen feuchten Kehricht.
Der Bevölkerung wird jeweils in ellenlangen Zeitungsartikeln gezeigt wie man die Zeitverschiebung von einer Stunde ohne grosse Gesundheitsschäden übersteht.
Die Fahrer von Postauto und VBZ machen das täglich. Gerne auch mit einer „Nachtruhe“ von 9 Stunden, natürlich inkl. Arbeitsweg. Wenn dann der Fahrer nach 5 Stunden effektivem Schlaf wieder hinter dem Steuer/Kontroller sitzt gibt es halt mal ein Opfer.
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Es geht nur indirekt um die Führung. Das Problem ist, dass sich einige Postchauffeure als King der Landstrasse fühlen. Die Einstellungsbedingungen sind meines Wissens mehr als vorteilhaft. Wer gewerkschaftlich vertreten ist, arbeitet immer am Abschlag. Selbst wenn man ihm das Frühstücks ans Bett bringen würde.
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Derweil die Autonomous Rail Rapid Transit bereits herumfahren und auch bald die Robotaxis zugelassen werden. Ja dann, ja dann kauft die PTT noch ganz viele neue Busse mit Pöschteler mit GAV auf Lebenszeit: https://www.postauto.ch/de/ueber-uns-und-aktuelles/verantwortung/nachhaltig-unterwegs
Die Schweizer, die spinnen! -
Soso: „Mitarbeiter von Postauto berichteten von fehlenden Toiletten und Druck von oben.“
Volle Blasen mögen keinen Druck. Schon gar nicht von oben.
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Jeder Private Busbetrieb braucht eine Lizenz und muss auch Eingehalten werden! Die Post nicht. Oder wo sind die Kontrollen , auch Veröffentlichen.
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…so manche „gelbe Linie“ ist längst Privatisiert… zerstückelt wie die Paket- Expresszustellung die pro Stück, im Vergleich zur Briefpost, gut Geld einbringt. So mancher weiss bis heute nicht das der Betrieb der ZVV Trambetriebe vor rund 25 Jahren an private Investoren übertragen wurde…
…In Bassersdorf (ZH) erfolgte im Dezember 2013 die Grundsteinlegung für ein neues Buszentrum in partnerschaftlicher Beteiligung von Eurobus, VBG Verkehrsbetriebe Glattal AG und Zürcher Verkehrsverbund (ZVV). Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2014 hat das neue Buszentrum Glattal seinen Betrieb aufgenommen….
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Das BAV, wie alle Bundesämter, sind Amtsträger i.A. des BR. Im Gegensatz zu FINMA und SNB.
Oder wie es Ueli M. so treffend ausdrückte: Kä Luscht (will ich da nüt z`säge han und sowieso nüt verstaa)!
Staatssekretäre und Bundesämter konsolidieren oder gänzlich abschaffen!
Unser Parlament besteht aus Lobbyisten, welche das politische „perpetuum mobile“ miterfanden und die Exekutive nach KGV wählen…
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Besser als 12-Tage-Schichten ohne (Klo-) Pause. Ein Postautofahrer, welcher nach einer solchen Schicht aufs (vormals) stille Örtchen geht, sprengt garantiert die Schüssel.
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Wirtschaftsliberal zu Tode gespart. Die Alliance Swisspass als quasi Gewerkschaft des Privatisierten Öffentlichen Verkehrs immer eifrig dran Preise zu erhöhen und Leistungen abzubauen und auch gleich noch Bargeld das Leben schwer zu machen.
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Spekulation & Privatisierungen wie bei Spitälern, Strom und Öffentliches Eigentum, Service Public… der Grundpfeiler des Wohlstands für alle und einstiges Fundament für Wohlstand in Europa, so dachten sich einst unsere Vorfahren irgendwann zu Zeiten der Entbehrungen. .
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Seit den 90′ schreiben uns WTO Handeslverträge vor was Wir hier im Land mit unserem Eigentum tun dürfen. Das führt dann dazu das möglichst keine Steuergelder mehr für öffentliche Aufgaben verwendet werden dürfen und man das Dogma von Verursachergerechten Kosten verkündet. Das hat zur Folge das Arbeiter 13h Schichten schuften…-
Die Schweizerische Post wirtschaftsliberal. Der ist gut!
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Grundsätzlich gebe ich Ihnen Recht. Allerdings ist ursächlich nicht das Verursacherprinzip verantwortlich oder massgebend.
Augustus wusste das, Gaius Julius nicht…
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Allerdings kommt bei fehlenden Toiletten der Druck nicht von oben, sondern von unten!
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Aber doch ein gutes, weil keine Millionen von Subventionen ertrogen wurden (..)
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Druck von oben.
Druck auf der Blase.
Vorsicht bei der Berufswahl. -
„Drei Todesopfer in Wattwil“
Also wenn ein Auto in der Kurve auf die Gegenfahrbahn gerät und frontal in ein korrekt fahrendes Postauto knallt, ist es die Schuld des Postauto?
Entschuldigung Herr Frenkel. Aber das ist einfach nur noch lächerlich.
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Herr Lüthi kann nun, völlig übermüded, dem Koma nahe, und mit übervoller Hose, wie ein Irrer den ganzen Tag über aufs Dreiklanghorn drücken.
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Nicht zu vergessen: Schichtarbeit. Und zwar manchmal früh am Morgen. Manchmal mitten am Tag. Manchmal in der Nacht. Mich überrascht es, dass nicht mehr Unfälle passieren. Der Mensch kann nicht auf Knopfdruck schlafen. Klar sind die Fahrer übermüdet.
Von Herze wünsche ich jedem Banker einen Monat als Buschauffeur. Dann würden die Manager Typen merken was richtig arbeiten heisst.
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tja…die Preise dürfen ja nicht raufgehen weil die Kunden jetzt schon jammern. Vermutlich ist es wie bei der SBB mit dem Selbstfinanzierungsgrad: keine 50%. Aber keiner möchte mehr bezahlen und wieder soll der Staat alles richten. Unsere Gesellschaft geht so vor die Hunde.
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Das gerechteste Prinzip ist das Verursacherprinzip!
So gesehen überrascht es mich keineswegs, dass der ÖV einer Katharsis entgegensieht.
Fragt die WTO, D, USA oder sonst ein schwarzes Loch…
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Wahnsinnig interessant, Freni Benkel macht jetzt auf Unfallpsychologe staatlicher Betriebe. Post, SBB, uva werden jetzt analysiert. Fehlende Toiletten resp. defekte bei Stadler Rail werden hoffentlich auch beschrieben.
Eine Umbenennung von IP auf IUP ist scheinbar geplant.
Grossartig.-
BF bringt bestimmt bald einen Vortrag über die VBZ, dort hatte bestimmt ein Tram keine Luft in den Rädern.
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Nicht zu vergessen: Schichtarbeit. Und zwar manchmal früh am Morgen. Manchmal mitten am Tag. Manchmal in der Nacht. Mich überrascht…
"Drei Todesopfer in Wattwil" Also wenn ein Auto in der Kurve auf die Gegenfahrbahn gerät und frontal in ein korrekt…
Wirtschaftsliberal zu Tode gespart. Die Alliance Swisspass als quasi Gewerkschaft des Privatisierten Öffentlichen Verkehrs immer eifrig dran Preise zu erhöhen…