Im Gegensatz zum Universitätsspital Zürich (USZ) liegen beim Kantonsspital Winterthur (KSW) die vollständigen Financials für das Jahr 2024 vor.
Rekord bei den stationären und ambulanten Patientinnen und Patienten. Rekord bei den Geburten – trotz Rückgang der Geburtenrate.
Weiterhin hohe Patientenzufriedenheit. Stabilisierte Personalfluktuation um 11 Prozent. Striktes Kostenmanagement, verbesserte Prozesse, schrittweise Digitalisierung, Abbau der Bürokratie.
Priorisierung von Projekten und Investitionen, weniger externe Dienstleistungen, unterproportionales Wachstum von Stellen und Personalaufwand.
Vieles davon trägt die Handschrift des neuen CEO und der teilweise erneuerten Geschäftsleitung. Das Motto: Fokus auf die Kernaufgaben als Zentrumsspital.
Weiterhin hoch seien die jährlichen Notfälle, die gar keine sind, melden die Verantwortlichen. Knapp 30 Prozent respektive rund 20’000.
Sprich gut 2 Patientinnen und Patienten pro Stunde. Diese hätten „problemlos“ in einer Hausarztpraxis behandelt werden können.
Die Frage wird dringend: Wann wird dieser Hilferuf von der Front endlich erhört und von der Politik mit geeigneten Massnahmen entgegengewirkt?
Am Effektivsten wohl über „hinten rechts“, das Portmonnaie. Denn um „Real cash“ geht es „Big size“ auch beim KSW.
Der Verlust wurde zwar 2024 um über die Hälfte auf knapp 22 Millionen reduziert. Die EBITDA-Marge steigerte sich von -2.9 auf +2.1 Prozent.
Um wirtschaftlich nachhaltig auf eigenen Beinen zu stehen, wären aber 10 Prozent nötig.
Der Cash-flow ist mit über 20 Millionen Franken immer noch stark negativ und übertrifft sogar den Wert des Vorjahres.
Die abermalige Erhöhung des Kontokorrents vom Kanton um rund 8 Millionen auf mittlerweile über 22 Millionen reduzierte den Cash-burn optisch auf rund 12 Millionen.
Ende Jahr waren gut 13 Millionen in der Kasse, das bei einem jährlichen Umsatz von rund 650 Millionen.
Der finanzielle Dauerstress endet hier aber noch lange nicht. Im kommenden November wird ein kurzfristiges Darlehen über 15 Millionen fällig.
Noch früher, nämlich im September, läuft eine börsenkotierte 100 Millionen 0-Prozent-Anleihe aus.
Zwei Refinanzierungen. Permanent knappe Cash-Position. Das stets wachsende Kantons-Kontokorrent. Tariflich nicht gedeckte Immobilienkosten.
Wegen des sich zwischenzeitlich veränderten Zinsumfeldes sind höhere Finanzierungskosten garantiert.
Auch sind weitere Investitionen in Zusammenhang mit dem Masterplan 2030+ in der Pipeline. Der Spitalcampus soll weiter wachsen, das sanierungsbedürftige Bettenhaus S einem grösseren Ersatzneubau weichen.
Weit hinten im Annual Report wird festgehalten, dass „das KSW falls erforderlich auf den Kanton zugehen wird, damit eine Finanzierungslösung geprüft werden kann“.
In vergleichbarer Ausgangslage hat der Regierungsrat beim USZ jüngst einen unerwarteten Präzedenzfall geschaffen.
Preisschild: 690 Millionen. Als Kapitalerhöhung. Für die Finanzierung von Ausbauten. Für die Refinanzierung von Fremdkapital.
Does that ring a bell? Die Spitalkapitäne in der Eulachstadt haben davon sicher Kenntnis genommen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Private Spitäler bringen Rendite, öffentliche Verluste. Private Spitäler bauen funktional, öffentliche erstellen Kunstwerke. Private Spitäler rechnen, öffentliche Spitäler budgetieren.
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Warum fusioniert man eigentlich nicht das Kantonsspital Winterthur (KSW) mit dem Universitätsspital Zürich (USZ)? Welchen Mehrwert bietet der doppelte Wasserkopf in der Verwaltung eigentlich für den Kanton Zürich und die Bevölkerung? HR, Buchhaltung, IT, Kommunikation etc. und alles wird es ja wohl nur einmal brauchen.
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wäre zumindest ein Ansatz, aber was erwartet man bei einer solchen Gesundheitsdirektorin – NICHTS, somit wird es ein Ansatz bleiben
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Auch Winterthur ist Kanton Zürich, Kann jemand erklären was Regierungsrätin Rickli in ihrer Funktion als Gesundheitsdirektorin überhaupt sinnvolles auf den Weg bisher brachte oder managte . Eine Katastrophe reiht sich an die nächste, es wird zu spät oder gar nicht reagiert, Kispi, Wetzikon, USZ, Winterthur etc. , Handling von Skandalen, medizinischer Versorgung, Ärzte/Pflege Personal, Logistik, Neubauten – eine Katastrophe
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Triagierung in der Notfallaufnahme: Was problemlos durch Hausarzt/Permanence behandelt werden kann, wird entweder abgewiesen oder kommt gegen CHF 200 (sofort zahlbar, nicht rückerstattbar) in die Queue. Die Queue zeigt die geschätzte Wartezeit an, welche laufend aktualisiert wird. Echte Notfälle haben natürlich jederzeit Vorrang, was die Wartezeiten der Queue erhöht. Ist wegen renitenten Patienten oder Angehörigen ein Einsatz des Security-Personals erforderlich, wird der Einsatz vollumfänglich in Rechnung gestellt und/oder ggfs. eine Anzeige bei der Polizei gemacht. So ungefähr sollte es m.M.n. gehandhabt werden.
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Triage wird heute schon gemacht, Hausarzt hat nur während der Bürozeiten offen, Nachts und am Wochenende hast du keine Chance.
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@Triage: Das ist klar und ist mit „kann problemlos[sic] durch Hausarzt/Permancene behandelt werden“ natürlich berücksichtigt. Viele der vermeintlichen „Notfälle“ können problemlos bis am nächsten Morgen bzw. Montagmorgen warten. Für andere gibt es Permanencen mit erweiterten Öffnungszeiten sowie Notfallbereitschaftsdienste durch Verbunde von Hausärzten. Das Personal in der Notfallaufnahme kennt die verfügbaren Optionen in zumutbarer Distanz und informiert abgewiesene Nicht-Notfälle entsprechend. Sollte es keine Optionen geben, dann kommt der Fall in die Queue. Es besteht durchaus auch die Möglichkeit, dass sich Patienten selber über das Angebot informieren, bevor sie einfach Richtung Spital-Notfallaufnahme losziehen. Der Hausarzt gibt i.d.R. Auskunft über Notfalldienste ausserhalb seiner Öffnungszeiten.
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Ja wenn ich denn innert 14 Tagen einen Termin bei meinem Hausarzt bekommen könnte. Bleibt noch die Permanence; kann man machen, wenn auch etwas runtergerockt. Zweimal war ich in den vergangen Jahren dort und hatte doch Probleme die Ärzte zu verstehen, bzw. hatte Zweifel ob diese mich korrekt verstehen. Dementsprechend hat die Behandlung in beiden Fällen auch nicht sonderlich gewirkt. Bleibt die Alternative Hausarzt – dort bekomme ich den Termin allerding erst, wenn ich wieder gesund bin. Irgendwie kann ich die Leute verstehen, wenn diese dann ins Spital gehen – aber sinnvoll ist das natürlich in keiner Weise.
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Kantonsspitäler sind ein ‚Fass ohne Boden‘. Dies bleibt auch so.
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Alles muss erst sehr viel teurer werden, bevor es billiger werden kann, denn das strategische Endziel ist „eine Abschaffung der obligatorischen Krankenversicherung“, wie Natalie Rickli am 28.08.2023 in der Sonntagszeitung offenbarte.
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Dein Kommentar ist auch überflüssig, keine Ahnung von der Materie aber davon jede Menge.
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Auch Winterthur ist Kanton Zürich, Kann jemand erklären was Regierungsrätin Rickli in ihrer Funktion als Gesundheitsdirektorin überhaupt sinnvolles auf den…
Triagierung in der Notfallaufnahme: Was problemlos durch Hausarzt/Permanence behandelt werden kann, wird entweder abgewiesen oder kommt gegen CHF 200 (sofort…
Ja wenn ich denn innert 14 Tagen einen Termin bei meinem Hausarzt bekommen könnte. Bleibt noch die Permanence; kann man…