Mit dem Aufstieg Chinas zur wissenschaftlichen Supermacht verändern seine Universitäten – und ihre Studenten – die globale Bildungslandschaft.
Chinas begabteste Studenten haben zunehmend Plätze an den besten Universitäten des Landes ergattert, während viele aus wohlhabenden Verhältnissen – aber oft mit schwächeren akademischen Leistungen – sich westlichen Einrichtungen zugewandt haben.
Einst als Spitze der globalen Bildung angesehen, verlieren westliche Universitäten in den Augen zahlreicher chinesischer Familien nun ihren Vorsprung.
Als ich einen Professor an der Tsinghua-Universität – der renommiertesten Universität Asiens – fragte, warum chinesische Studenten weiterhin im Ausland studieren, gab er mir eine bemerkenswert ehrliche Antwort:
„Erstens: Viele sind Studenten, die keinen Platz an einer der Elitehochschulen Chinas bekommen haben.“
„Zweitens: Ihre Familien können sich die hohen Studiengebühren amerikanischer Universitäten leisten – ein Luxus, der für die meisten chinesischen Haushalte unerschwinglich ist.“
Gleichzeitig ist der Westen mit tiefen politischen und ideologischen Spaltungen und wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert.
Vor diesem Hintergrund werden die Bedenken hinsichtlich chinesischer Studenten als potenzielle Sicherheitsrisiken immer lauter.
Selbst die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich, eine der führenden wissenschaftlichen Einrichtungen Europas, ist von solchen Vorbehalten nicht ausgenommen.
In der Schweiz, wo Neutralität zunehmend an Bedeutung verliert, gibt es Pläne, den „chinesischen Einfluss“ an dieser Universität und anderswo weiter einzudämmen. Gleichzeitig ist die Einstellung einer grossen Anzahl amerikanischer Professoren vorgesehen.

Die ETH Zürich zählt seit jeher zu den weltweit besten Universitäten für Wissenschaft und Technologie. Im Times Higher Education World University Ranking 2025 belegt sie weltweit den 11. Platz.
Unterdessen setzt die Tsinghua-Universität ihren kometenhaften Aufstieg fort. Im „ShanghaiRanking’s Global Ranking of Academic Subjects“ liegt Tsinghua nun auf Platz 8 in den Bereichen Ingenieurwesen und Technologie – weit vor der ETH Zürich, die Platz 15 belegt.
Obwohl die ETH einen hervorragenden internationalen Ruf geniesst und einen hohen Anteil an ausländischen Studenten hat, sind die Grösse und die Entwicklung der Tsinghua beeindruckend.
Sie hat mehr Studenten, eine breitere Fakultät, ein wesentlich höheres Stiftungsvermögen und einen wachsenden Einfluss auf der globalen akademischen Bühne.
Um das chinesische Bildungssystem zu verstehen, muss man die allgemeine Regierungsphilosophie des Landes verstehen. Kaum jemand ist besser geeignet, Einblicke zu gewähren, als John L. Thornton, ehemaliger Vorsitzender von Goldman Sachs Asia und Ehrenpräsident der Brookings Institution.
Dank seiner langjährigen Beziehungen zur chinesischen Führung verfügt Thornton über eine einzigartige Perspektive.
„Die Kommunistische Partei Chinas funktioniert eher wie eine meritokratische Elite als wie eine traditionelle politische Partei – ähnlich wie die historische Mandarinenklasse“, erklärt Professor Thornton.
„Die Aufnahme in die KPCh – oder in die Tsinghua-Universität, die etwa die Hälfte der Spitzenpolitiker Chinas ausbildet – erfordert aussergewöhnliche Leistungen. Von den 10 Millionen Abiturienten pro Jahr werden nur 3’000 an der Tsinghua-Universität aufgenommen.“
„Das ist nicht unähnlich zum US-Militär, wo Generäle durch jahrzehntelange leistungsorientierte Beförderungen aufsteigen. Chinesische Führungskräfte kennen sich gut, haben echte Verantwortung getragen und müssen hohe Leistungsstandards erfüllen.“
„Aber wenn Amerikaner ‚kommunistisch‘ hören, fallen sie oft in Reflexe aus dem Kalten Krieg zurück. In Wahrheit betreibt China eine technokratische Meritokratie, die in einer 2000 Jahre alten Prüfungskultur verwurzelt ist.“
Thornton merkt auch an, dass China sehr stolz darauf ist, 800 Millionen Menschen aus der Armut befreit zu haben – die grösste Verringerung der Armut in der Geschichte der Menschheit.
Diese Errungenschaft prägt nun einen neuen politischen Schwerpunkt des „gemeinsamen Wohlstands“, der darauf abzielt, die extreme Ungleichheit einzudämmen, die die soziale Stabilität sowohl in China als auch im Westen bedroht.
Während chinesische Studenten im Ausland zunehmend misstrauisch beäugt werden, verfolgt Peking einen deutlich anderen Ansatz.
China heisst weiterhin zahlreiche internationale Studenten willkommen, wohl wissend, dass einige von ihnen als Spione und Unruhestifter von ausländischen Regierungen entsandt sein könnten.
Geheimdienste, darunter auch die CIA, nutzen beispielsweise soziale Medien, um chinesische Staatsangehörige anzuwerben.
Trotz dieser potenziellen Risiken setzt China weiterhin auf den Ausbau des globalen akademischen Austauschs.
Die Initiative „Study in China“ zielt darauf ab, ab 2025 jährlich mehr als 500’000 internationale Studenten aufzunehmen, wobei leistungsstarke Bewerber mit Abschlussziel Vorrang haben.
Um dies zu erleichtern, hat China die Visaverfahren für kurz- und langfristige Studienprogramme stark vereinfacht.
Chinas Universitäten arbeiten in einem hart umkämpften Umfeld und bereiten ihre Absolventen nicht nur auf Aufgaben im Inland, sondern auch auf Führungspositionen in der Welt vor.
Die dynamischen und wettbewerbsintensiven Märkte des Landes, die Unternehmen von Weltklasse hervorgebracht haben, spiegeln diesen Wettbewerbsgeist wider. Selbstverständlich profitieren sie von gut ausgebildeten Hochschulabsolventen.
Wie die Harvard Business Review beobachtet hat, holen viele dieser Unternehmen nicht mehr nur auf, sondern setzen mittlerweile globale Standards.
Chinas akademische Einrichtungen stehen nicht mehr im Schatten ihrer westlichen Pendants. Universitäten wie die Tsinghua steigen in den globalen Rankings weiter auf und tragen gleichzeitig dazu bei, die nächste Generation globaler Entscheidungsträger zu formen.
Die Präsenz chinesischer Studenten im Ausland und die zunehmend wettbewerbsfähige Stellung chinesischer Universitäten sollten nicht nur durch die Brille der Spionage oder des Misstrauens betrachtet werden.
In einer Welt, in der China in den meisten Technologiebereichen führend ist, sollte sich eher Peking um den Diebstahl geistigen Eigentums sorgen als seine zunehmend ins Hintertreffen geratenen westlichen Konkurrenten.
Die defensive Haltung des Westens spielt einen umfassenderen globalen Wandel wider – eine aufkommende, akademische und technologische Rivalität, in der nicht Ideologie, sondern Wissen zum wertvollsten Gut geworden ist.
Es handelt sich also nicht um eine Sicherheitsbedrohung. Es ist vielmehr eine Herausforderung – und eine Chance – für den Westen, seine eigenen Bildungsprioritäten in einer Welt, in der intellektuelles Kapital Macht definiert, zu überdenken.
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Das ist eine erbärmliche Propaganda. Novartis oder UBS, die ihre Produkte an chinesische Kunden verkaufen, sind gut, aber die ETH, die das tut, ist irgendwie schlecht? Dies ist ein freier Markt und es gibt einen freien Wettbewerb um neue Kunden.
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Sehr interessanter Artikel.
Die Hollywood-Propagandamaschine funktioniert wie geschmiert. Die Anderen sind immer die bösen. Seien es nun CHN, RUS oder sonst wer.
Die Milliarden von $ die jährlich in Hollywood ausgegeben werden zahlen sich aus. Der Normalbürger merkt vor lauter Propaganda gar nicht mehr, dass er von früh bis spät am TV von Propaganda berieselt wird.
Auf Blick war zu lesen, dass ein Vermieter einen CHN wohnungssuchenden aufs übelste beleidigt hat. Ein Spion soll er sein. Da sieht man, wie die Propaganda um sich greift.
Vergessen geht oft, dass gerade die USA und GB ein riesiges Netz an Spionen betreiben. Davon können andere Länder nur träumen.
Es der Westen der immer Hintergedanken hat, überall Gefahr und Krieg durch andere wittert. Aber der Westen ist es, der die letzten Hunderte von Jahren Krieg, Elend und Tod über die ganze Welt gebracht hat… Die anderen fürchten sich nicht um sonst vor uns und müssen vorsichtig sein.Die Anderen fürchte
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nein, nur gegen volle Kosten plus 1000 Prozent Marge. Der Schweizer Steuerzahler subventioniert seit Jahrzehnten ausländische Spione, z.B. über die ETH.
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Blöde Frage. N A T Ü R L I C H ; SONST WÄREN SIE NIVHT HIER.PRIVILEGIEN GIBT ES NICHT UMSONST
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100000000x mein persönlicher Dank für diese ehrlichen & sehr weisen Worte – wir sollten/werden ev jetzt bald von China lernen, wie man „Gesellschaft & Zusammenleben“ neu,fair, sinnvoll & sicher aufbaut und staatlich definiert 🙏🏼🙏🏼🙏🏼
„Sun Tzu Denken vs Cowboy Denken“. Ziemlich klar, wer überlebt. -
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Mir macht ein Satz schlaflose Nächte, „in der intellektuelles Kapital Macht definiert.“ Wo findet man auf diesem Planeten dieses Kapital.
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Es ist korrekt, dass China in gewissen Bereichen Spionage nicht mehr nötig hat, weil sie mittlerweile selber führend sind und Standards setzen. Diese Entwicklung hat der ganze Westen verpennt.
Es ist aber auch so, dass China früher absolut alles Know-How auf zwei Wegen erlangt hat, welche uns ebenso zu denken geben sollten:
a) Die allseits bekannte Spionage. Die findet immer noch statt. Und wenn wir im Westen wieder den technologischen Anschluss finden wollen, dann müssen wir diese konsequent bekämpfen (oder den Spiess umdrehen). Neue Erkenntnisse auf unserer Seite könnten auch allzu schnell wieder in China landen.
b) Die Chinesen, so scheint mir, sind sehr intelligent. Sie haben unsere Gier nach günstigen Produkten und die Gier unserer Wirtschaft nach grossen Profiten dazu benutzt um den Westen zu deindustrialisieren und unsere Wirtschaft hat freiwillig Produktionseinrichtungen inkl. Know-How nach China verschoben.-
„Nachdenker vs Vordenker“. „Nachahmer vs Vorreiter“
alles dreht sich jetzt um 180 Grad.
Pendel geht in die andere Richtung
(zum Glück) 👍✌️
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Endlich mal ein Author mit verstand und wissen.
Liegt es daran das er nicht im untergehenden Wertewesten wohnt sondern doe Realität einsieht?Egal.
Er hat recht.Das wird die Meinung in der Schweiz aber kaum beeinflussen, dort beharrt man auf Falschinformationen man sei so gut wie kein anderer, andere würden klauen kommen.
Sie kommen wegen der Erfahrung, dem Namen.
Um anzugeben.
Die ETH ist zum -
Zum ersten Mal durfte eine chinesische Studentin in Harvard bei der Abschlussfeier 2025 eine Rede halten. Parallel dazu hielt eine indischstämmige Studentin eine Rede an der Abschlussfeier am Massachusets Institute of Technology (MIT), dem Pendant der ETH.
Chinesische Netizens reagierten mit Verachtung für die chinesische Studentin und mit Bewunderung für die indisch-amerikanische Studentin. Wie kommt das? Hier ist die Antwort:
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Die Schweizer Hochschulen, die einst als Wegweiser für Innovation galten, verlieren zunehmend an Boden gegenüber den dynamischen Universitäten in China, wie der Tsinghua-Universität, die mittlerweile weltweit führend in Ingenieurwissenschaften und Technologie ist. Statt den internationalen Austausch und die Kooperation zu fördern, geraten Schweizer Institutionen immer mehr unter den Druck, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu behaupten.
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Es wird immer offensichtlicher, dass China nicht nur die Zukunft der globalen Technologie und Wissenschaft bestimmt, sondern auch in vielen Bereichen des Fortschritts weit vor Europa und insbesondere der Schweiz liegt. Während die westlichen Nationen zunehmend in ideologischen und politischen Gräben stecken, baut China auf eine pragmatische, leistungsorientierte Zukunft.
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Deshalb ist es so wichtig sie zu verachten, die Zukunft muss co2 neutral und basierend auf Madenprotein stattfinden.
Wirkliche Innovation ist abzulehnen.
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In letzter Zeit häufen sich die Diskussionen darüber, ob chinesische Studenten im Westen als Spione agieren. Diese pauschale Unterstellung, wie sie in einigen Artikeln und Foren geäussert wird, ist nicht nur unangebracht, sondern auch gefährlich.
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Es ist an der Zeit, dass wir den Dialog auf eine sachliche und respektvolle Ebene heben, anstatt uns in pauschale Verdächtigungen zu verstricken. Nur so können wir zu einer gerechten und zukunftsfähigen globalen Zusammenarbeit gelangen.
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Die wirkliche Herausforderung für den Westen besteht nicht in einem „Spionageproblem“, sondern im globalen Wettbewerb um Innovation und technologische Führerschaft. Hier geht es darum, sich selbst weiterzuentwickeln und nicht in alten Ängsten aus dem Kalten Krieg zu verharren.
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Europa, die Schweiz und die USA haben diesen Kampf bereits verloren.
Der Neid, die abschätzigkeit, der r a s s I s m u s schaden nur noch mehr.
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Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Studierende aus Ländern wie Iran oder China an unseren Hochschulen in Bereichen wie Quantenphysik, KI, Satellitenforschung oder sogar Nuklearphysik eingeschrieben sind. Gerade bei Studiengängen mit potenziell dualem Verwendungszweck fragt man sich manchmal, wie sorgfältig eigentlich geprüft wird, wofür dieses Wissen später eingesetzt wird und ob unsere Offenheit nicht auch unbeabsichtigte Risiken birgt.
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Wenn du meinst.
Studieren sie eben in China oder Russland.
Die haben, anders als die Schweiz, ein Atomprogramm, Sateliten können sie selbst starten und sind wehrhaft, keine Kolonie der USA und Europas, daher gibt es dort aktuelles wissen, kein 50 Jahre altes.
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Studieren an der Tsinghua University? Eine tolle Erfahrung an einer der besten Unis der Welt, was Professoren, Studierende, Campus, Mensa, Dorms, Freizeitaktivitäten etc. betrifft – ist in meinem Fall schon eine Weile her. Beruflich in der Schweiz ein Karrierekiller.
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Da chinesische Regime hat eindeutig Machtambitionen der üblen Art. Deshalb sollte sich der Westen möglichst nicht als Steigbügelhalter betätigen. Aber hier in der Schweiz hat man offensichtlich nicht den Weitblick dazu – nur schon Huawei lässt grüssen.
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Schon interessant. China wird das vorgeworfen, was die USA seit Jahrzehnten praktizieren, ohne Beweise vorzulegen. Also muss es schlecht sein
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Hat der Westen diese nicht? Schon über 100 Jahre?
Halb Afrika ist noch immer von Europa besetzt oder wird von Europa ausgenutzt.Wieso der Westen denkt noch irgend ein Mitspracherecht an der Zukunft zu haben?
Die Zukunft passiert nicht mehr in Europa und die USA haben ihren Platz auch aufgegeben und die Europäische Idee von Demokratie angenommen, leider.Es ist vorbei. Sehr es ein.
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Völlig richtig. Aus rein akademischer Sicht müssten westliche Unis um chinesische Studenten buhlen. Aber die USA möchten das natürlich nicht. Deshalb geraten Unis wie die ETH unter Druck. IP hat sich leider auch an dieser Kampagne beteiligt, so wie an einigen anderen.
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Naives Blabla. Zu 100% Spione. Alles andere ist glauben an den Storch.
Völlig richtig. Aus rein akademischer Sicht müssten westliche Unis um chinesische Studenten buhlen. Aber die USA möchten das natürlich nicht.…
Schon interessant. China wird das vorgeworfen, was die USA seit Jahrzehnten praktizieren, ohne Beweise vorzulegen. Also muss es schlecht sein
Studieren an der Tsinghua University? Eine tolle Erfahrung an einer der besten Unis der Welt, was Professoren, Studierende, Campus, Mensa,…