Mitte August, wenn London voll von Touristen ist und die Einheimischen Ferien am Meer machen, kam Bewegung in den bisher grössten Krypto-Konkurs der Schweiz.
Lykke heisst er, die Krypto-Plattform, die seit acht Monaten geschlossen ist. Dahinter steht der Zürcher Unternehmer Richard Olsen, 71-jährig, ein Urenkel des Privatbank Julius Bär-Gründers.
Der Hack sei von Cyber-Kriminellen aus Nordkorea durchgeführt worden, schreibt der „Telegraph“, eine britische Tageszeitung.
Das einsame kommunistische Land in Asien ist gefürchtet für seine staatlich organisierten Raubzüge auf Unternehmen weltweit. Mit dem gestohlenen Geld soll Diktator Kim Jong-il seine Armee und besonders die Entwicklung von Atombomben unterhalten.
Der Lykke-Hack, bei dem im Sommer 2024 angeblich ein Drittel der Kundengelder gestohlen wurden (Bitcoin und Ethereum im Wert von 20 Millionen Franken), führte zum Ende des Unternehmens mit Sitz in Zug.
Bisher haben die Lykke-Kunden nichts von ihren Einlagen zurückerhalten.
Der „Telegraph“ beruft sich auf das Office of Financial Sanctions Implementation (OFSI), einer Abteilung des britischen Treasury, Finanzministeriums, sowie auf Whitestream, eine israelische Krypto-Research Firma.
Die Zeitung ist im Grunde eine gute Quelle (man kann sie die NZZ Londons nennen).
Im Januar reichte eine Gruppe Geschädigter Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich gegen Richard Olsen ein (Straftatbestand: Veruntreuung et cetera).
Auf eine Rückmeldung zu den Ermittlungen des zuständigen Staatsanwalts Reto Steiger wartet sie über ein halbes Jahr später immer noch.
Abgesehen von einem Übermittlungszettel vom Februar 2025, in dem der Empfang der Anzeige bestätigt sowie weiter mitgeteilt wurde, dass Olsen im Kanton Zug Misswirtschaft vorgeworfen werde (und die Kantone die Strafverfahren koordinieren), erfuhren die Geschädigten: nichts.
(Enthüllung: Ich bin einer davon, habe die Strafanzeige miteingereicht.) Auch auf meine Anfrage für diesen Artikel erfolgte als Rückmeldung nur, dass man keine Rückmeldung machen könne.
Zudem haben einige der über tausend Geschädigten, unterstützt durch eine Finanzberatungsfirma (Interpath) und Wirtschaftsanwälte in Grossbritannien beziehungsweise in der Schweiz (Niedermann Rechtsanwälte), den kostspieligen Weg beschritten.
Ein Mitglied der Klägergruppe in Zürich schreibt mir in einer Whatsapp-Nachricht, sein Anwalt vermute, dass es sich bei Lykke um ein Vehikel handeln könnte, bei dem die vermeintlichen Renditen früherer Investoren mit Einlagen späterer Geldgeber bezahlt werden, statt aus erwirtschafteten Gewinnen.
Die erste Version – ausgeplündert von Profi-Hackern eines Schurkenstaats, was kann man schon tun dagegen? – dürfte dem gescheiterten Unternehmer Olsen besser gefallen.
So gut, dass er sie denkbarerweise selbst verbreitet haben könnte. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Die zweite Version, die einer kleinschweizerischen Variante von weniger Harmlosem, scheint glaubwürdiger. Unter anderem würde sie Folgendes erklären:
Olsen musste bereits vor einigen Jahren firmenfremde Mittel in Millionenhöhe in seine Börse stecken, wie dies ältere Jahresberichte zeigen, die erst später einsehbar waren.
Nach dem angeblichen Hack hat er 8 lange Monate entweder nicht eingehalten, was er versprochen hatte, nämlich jeden Kunden wieder „whole“ zu machen, also vollständig zu entschädigen.
Oder dann schwieg er. Um fair zu sein: Manchmal stand er für Auskünfte zur Verfügung, doch diese waren unverständlich, meist beantwortete er Fragen gar nicht.
Auch jetzt nahm er keine Stellung zu obigen Punkten, die ich ihm in einer Telegram-Nachricht sandte („last seen 4 hours ago“).
Für Gläubiger und, so sieht’s aus, Schweizer Ermittler ist Olsen ein Geist und sind seine Taten schwer durchschaubar – ist er bloss ein schlechter Unternehmer?
Oder steuerte da einer aus gutem Haus und ohne Not – seine Frau und sein Sohn haben Vermögen, Immobilien unter anderem; er selbst ist mittellos, falls man dem provisorischen Steuerausweis vertraut – im reifen Alter in trübe Gewässer?
In seiner Nachbarschaft, dem fast ländlichen Stadtzürcher Wohnviertel Witikon, sieht man ihn immerhin im Schrebergarten. Diesen teilt er mit einem Freund, pardon: früheren Freund.
Man habe sich entfremdet, sagt der Mitgärtner, mehr gäbe es öffentlich nicht mitzuteilen. Ausser das: „Hätten Sie Richard Olsen Geld anvertraut?“, frage ich den Ex-Freund. „Nein, auf keinen Fall.“
Not your keys, not your coins.
Es wäre so einfach und ich verstehe nicht wieso so viele Bildungsresistent sind wo es doch gratis ist. Btc to the moon:-)
Wenn man mittellos ist dann ist die Versuchung gross sich zu bedienen….
Ob die NZZ eine gute Quelle ist, ist fragwürdig. Sehr einseitig und ein Blatt für Euro Turbos und Fans von Flintenuschi.
Oh jö der SVP Stammtischler zeigt sich auch gerne öffentlich
Meiner Meinung gut geschriebener Beitrag. Nur müsste sich jetzt der Autor die Frage gefallen lassen, wieso er Olsen Geld anvertraut hat.
Weil er wie viele andere auch auf ihn reingefallen ist!
Warum wohl?
Es sind ja inzwischen so viele Fälle bekannt wo Naivlinge beim Wort Krypto gleich den ganzen Kopf in die Garderobe gehängt haben. Aus reiner Gier. Auch der einfache Edi von der Strasse ist gierig, er will mindestens 10% p.a., sonst würde er doch nicht sein Geld in warme Luft umtauschen und dabei noch meinen, er sei ein Investor.
Der Dicke aus Nord-Korea ist übrigens in der Schweiz aufgewachsen. Dieses Land lässt bekanntlich nichts aus wenn es um Schufte geht.
ALSO: Wenn 1/3 gestohlen wurde sind 2/3 noch da. Wo ist das Problem diese auszuzahlen?
Mir kommt da nur die Olsen Bande in den Sinn. Damals halt noch ohne Kryptos.
Der Bitcoin hat sich bislang weder als Wertaufbewahrungsmittel noch als Zahlungsmittel bewährt. Ihn dann aber auch noch auf einer x-beliebigen Plattform zu kaufen und die Coins nicht auf einem Ledger abzuspeichern, ist schon grob fahrlässig.
Nationalrat und Krypto-Lobbyisten Benjamin Fischer will die entsprechenden Regulierungen in der Schweiz unbedingt noch weiter abschwächen (Trump’s GENIUS Act folgen – gesponsert aus der Krypto-Industrie) und meinte auf einem öffentlichen Podium zur Lyyke-Pleite, «er sei bei Lyyke von Anfang an dabei gewesen, hätte jedoch den «Absprung» rechtzeitig geschafft, was halt jeder Investor selber im Griff behalten müsse». Wer solche Aussagen tätigt, disqualifiziert sich für die Mitwirkung bei der Ausarbeitung von regulatorischen Bestimmungen im Anlagebereich. Die FINMA ist gefordert.
Richard gehört zur erweiterten ‚Bär Familie‘ und ist somit für die Justiz und den Regulator unangreifbar. Dies gilt für alle der Gemeinschaft. Dies war immer schon der Fall.
@ Krypto m. Bingo
Darauf hätte man vorher kommen sollen ………
„ Aus gutem Hause“ ist eine weit gefasste Qualifizierung, bürgt aber niemals für Ehrlichkeit, geschweige denn für beruflichen Erfolg!
Olson reiht sich nahtlos ein in andere Gemeinschafts-Veranstaltungen!
Die Art u. Weise des Hängenlassens zeugt von organisiertem/ Freibeutertum mit Rückendeckung?
Motto: Nach mir die Sintflut.
Binsenweisheit: Man soll nur in die Dinge investieren, die man selber auch versteht.
Kein Mitleid.
Deŕ drittĺetzte Absatz ist der der am meisten Interessant ist!
Warum?
Wegen dem Vermögen seiner Frau und dem von seinem Sohn!
Mann müsste vielleicht noch
einige Jahre zurück gehen!
Warum?
Vielleicht wäre es ja möglich,das da einiges zum Vorschein kommt!
Was?
Zum Beispiel Richtung vorzeitiger Erbauszahlung,
Schenkungen und Überschreibungen!
Und das man dies machen muss
bevor die Hütte brennt,brauche ich ja keinem
zu Erklären!
Vielleicht war das ein längst von guter Hand geplanter Exit!
Wie auch immer!
Viel Erfolg beim Graben!
Was der Verfasser alles weiss. Jetzt. Sogenannte Journalisten werden immer dann superkompetent wenn es passiert ist.