Vor 2 Monaten bebte die Erde in Liestal. Die dortige Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB), die dem Bürger gehört, schrieb 105 Millionen ins Kamin.
Jetzt liegt der Bericht zum Drama vor. „Projekt Passo Gatto“ heisst die Untersuchung, durchgeführt von der externen Kanzlei GWP.
Diese nimmt alle ein wenig in Schutz. Grundsätzlich habe keiner der Verantwortlichen böswillig gehandelt.

Am Ende trage aber der Bankrat, also der VR, die Verantwortung „für das Scheitern eines strategischen Projekts“.
Gemeint ist die Fusion der BLKB-Tochter Radicant im Zürcher Seefeld mit der Numarics, einem Treuhand-Fintech in der Limmatstadt mit Ablegern in Serbien und im Kosovo.
Der Bankrat habe „zu spät, nämlich erst am 3. Juli 2025 mit der Ad hoc-Mitteilung über die Wertberichtigungen auf die radicant holding ag“ die Krise öffentlich gemacht.
Damit wollen die neuen Chefs, allen voran BLKB-Präsident und Ex-Finma-Chairman Thomas Bauer, nach vorn schauen.
Effektik kratzt Operation „Passo Gatto“ aber nur an der Oberfläche.
Im untersuchten „Zeitraum vom 1. September 2024 bis zum 3. Juli 2025“ spielten nämlich die Finanzchefs der BLKB, der Radicant und der Numarics die entscheidende Rolle.
Sie waren von ihren jeweiligen CEOs beauftragt, die Zahlen für die angestrebte Fusion von Radicant und Numarics aufzuarbeiten.
Die zwei CFOs auf Seiten der Baselbieter, jener der BLKB und sein Kollege bei der Radicant, spielten Versteckis.
Der Numarics-Finanzchef tappte im Dunkeln. Doch er und seine Numarics-Mitstreiter waren am Ende doch happy.
Der Schulterschluss der ungleichen Partner wurde Mitte Oktober 2024 verkündet. Als sich das Jahresende näherte, wurde es hektisch.
Die BLKB und die Radicant wollten den Deal mit der Numarics, sprich die formelle Fusion, unbedingt noch vor dem 31. Dezember 2024 mit allen nötigen Unterschriften vollziehen.
Das gelang. Warum aber die Eile?
Die Radicant war am Boden. Sie erzielte praktisch keine Erträge, dafür hatte sie Kosten, die durch die Decke schossen.
Das Minus wurde immer grösser. Nach ersten bereits eindrücklichen Abschreibern hätte Mutter BLKB per Ende 2024 ein nächster Wertberichtigungs-Hammer gedroht.
Die Rede ist von 40 bis 50 Millionen, welche die BLKB sich fürs Geschäftsjahr 2024 hätte ans Bein streichen müssen.
Mit der Fusion mit der Numarics konnte sie diesen Schlag abwenden. Die Numarics wurde mit 60 bis 70 Millionen bewertet.
Dem Doppelten, auf das die UBS, die sich mit 5 Millionen am Start-up beteiligt hatte, einige Jahre zuvor errechnet hatte.
Umsatz machte die Numarics nicht viel: rund 3 Millionen. Profit: keinen. Im Gegenteil, die Zahlen waren für 2024 rot.
Mit der stolzen Bewertung konnte die BLKB 2024 hinter sich bringen, ohne ein Giga-Loch mit ihrer Radicant-Tochter ausweisen zu müssen. Die konnte mit ebenfalls rund 70 Millionen Werthaltigkeit stabilisiert werden.
Aussicht auf goldene Zeiten dank Numarics-Deal sei Dank.
Die PwC als Revisorin gab den horrenden Bewertungen ihren Segen. Damit konnten die Verantwortlichen geschützt ins 2025 gehen.
In Frühling 2025 bekamen sie dann alle kalte Füsse. Anfang Juli war fertig mit Showtime. Der Abgrund war erreicht, die Köpfe rollten.
Das GWP-Gutachten mit dem Namen eines prächtigen Schweizer Passes hinter dem Nationalpark wäscht die „Schuldigen“ weiss. Selbst wenn der Bankrats-Präsident und der CEO der BLKB gehen mussten: Wirklich Schlimmes habe man nicht entdeckt.
Dabei hat das Drama längst Thriller-Ausmasse angenommen. Die Radicant mit ihrem Mini-Umsätzen und Maxi-Verlusten geht als Neobank-Flop des Jahrzehnts in die Geschichte des Finanzplatzes ein.
Die Fusion mit der Numarics als Manöver, das als Hauptzweck hatte, Zeit zu gewinnen und sich aus der Schusslinie zu bringen. Am Ende ist keiner wirklich verantwortlich, dafür sitzt der Steuerzahler auf einer Bank, die Geld und Ansehen verspielt hat.
„Passo gatto“, ein wenig misteriös, sicherlich anrüchig aber elegant mit einem Cappuccino genossen, dazu eine illegal importierte Havanna. Was willst du mehr im Leben. „fare qualsiasi cosa per denaro“.
Stimmt. Wäre gerne Italiener. Bin aber nur Beraterli.
wie dumm muss man sein, für alte schläuche zu arbeiten?
Köpfe Rollen ist jetzt ein wenig übertrieben. Vielmehr wurden die Verantwortlichen noch mit langer Lohnfortzahlung und sicher mit einem dicken Bonus verabschiedet. Finanzielle Konsequenzen für den Pfusch: keine
Der untersuchte Zeitraum ist wohl bewusst sehr eng gewählt. So wird die Rolle von bereits abgetretenen (clevere Strategie sich mit sich abzeichnender Krise zurück zu ziehen Herr Lauber) aber sehr wohl mitverantwortlichen Bankräten gar nicht erst unter die Lupe genommen.
Genau! Und man betrachtet auch nicht die Anfänge – wie z.B. die Auswahl und Wahl des ersten CEO‘s und dessen Leistungsausweis bzw. den Aufbau des Unternehmens. Nur auf das Ende zu schauen ist zu kurzsichtig!
Aber am Ende ist ja niemand schuld!?
Hat der CFO nicht schon wieder ein neues Plätzchen bei der VP Bank in Liechtenstein gefunden? Spannend, dass solche Personalien sofort wieder Unterschlupf erhalten.
Intern wissen alle wie überzeugend in diesen Teilen des Managements Nebel mit überragender Klarheit betrachtet wurde
Das ist doch kein Problem. Der neue CFO passt da sicher gut rein. Die haben doch auch immer noch diesen Steiner. Ob sich die Bank mit den beiden Herren einen Gefallen tut?
Mal schauen, ob die VP Bank aus Reputationsgründen den Arbeitsvertrag schon vor oder in der Probezeit auflöst.
wie geht`s Euch sonst so bei LLB? Alles ok soweit?
CEO und CFO waren die ausführenden „Tãter“. Der VR war der alle Augen zudrückende Kontrollversager.
Ob die Leute nun „schuldig“ sind oder nicht spielt keine Rolle. Alle werden (mit einem noch höheren Salär) an einem neuen Ort unterkommen und dort neue Untaten begehen.
Da spielt die EY Connection! (Bauer: ex-EY, Schneider: ex-EY, ex-CFO Radicant Kläy: ex-EY).
Sauhäfeli,Saudeckeli.
Kläy geht ja ins Ausland zur VP Bank…Problem exportiert 😅. Gab es da einen Background Check? FMA?
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Volksmund
ich scho weiss wie chlauä in eini Bank, machsch Trik in dini Basl mit verchaufä vo Datschia und zeige aber dini AMG. Scheff vo Clan in Basl isch nix schlau, schuscht nöd hettisch gmacht in Tsüri rosa quartier eini fintech wo nix verchaufsch. Drum isch dumm dini Basl, gseht nix underschiid vo heissi Luft wie us mim uusspuff vom AMG was isch würkli ein Datschia. Chasch wider machä so vil Trik in Schwiiz, isch nullproplem, weisch.
Interessant ist, dass die Verantwortlichen noch immer am Ruder sind: Da ist der Finanzchef der BLKB (und VR-Vize bei Radicant) und der frühere VR-Präsident der Radicant, welcher noch heute im Bankrat der BLKB sitzt. Warum rollen diese Köpfe nicht… Alles Prima(vesi)
Wieso will niemand das wahre Desaster aufdecken? Warum wird nur der Zeitraum seit der Fusion mit Numarics aufgerollt? Es wurde öffentlich darüber berichtet, Finews im Juli 2023, dass die UBS ca. CHF 10 Mio. in Numarics investiert hat. Warum kamen die entscheidend Gremien bei der BLKB und radicant zum Schluss, dass man eine deutlich höhere Summe investieren soll? So zu tun als hätte die GL bei diesem Deal schlecht informiert grenzt an einen Skandal. Torheit schätzt vor Strafe nicht! Der Eigner hätte nach der ganzen Vorgeschichte eingreifen müssen, aber Anton Lauber spielt lieber „Versteckis“!
No Risk – No Fun. Wozu haben wir schliesslich eine Staatsgarantie? Und Können muss man schon gar nichts.
🕺Copy paste Swissair Case 👉 Kapitäne & Steuer-Crew (inkl. aller WeitsichtKontrolleure) 👉 alle immer NUR einen TEIL etwas falsch gemacht. Aber NIEMAND trägt rechtlich trotz klaren, massiven Fehlentscheiden das Gesamte Desaster als Verantwortung. Demokratisch-Salomonische Urteile nach dem 0-Schuld Pattern/Prinzip👉 bald noch unser einziges CH USP.???
Da müssen noch mehr Köpfe rollen…
Der gesamte damalige Bankrat muss ausgewechselt werden! Hoffentlich haben die eine gute D&O Versicherung…
Mein Feedback vom 15.07.2025 um 15:58:
Ein Schelm wer denkt, dass die Fusion der Radicant AG mit der Numarics AG nur darum erfolgte, dass man das finanzielle Desaster nicht schon im Jahresabschluss 2024 der BLKB hätte aufzeigen müssen.
Der Bankrat, die GL der BLKB und insbesondere auch die GL der Radicant AG sind verantwortlich. Personelle Massnahmen im Strategieausschuss BLKB und insbesondere der gesamten GL der Radicant AG (Kündigungen auf den nächstmöglichen Termin) sind unabdingbar.
Die scheinen alle eine weisse Weste zu haben, wie ein alter Bekannter von der CS 😀
Die Verantwortlichen für den Griff in die Kasse wurden erfolgreich nicht gefunden. Keiner ist zuständig. Fast wie Ostberlin.