Heute (Montag) geht es im Zürcher Kantonsrat um die Bewilligung eines Kredits für die Finanzierung des Neubaus Campus Mitte 1 & 2 des Universitätsspitals Zürich (USZ). Grössenordnung: 690 Millionen.
Parallel, quasi unter dem Radarschirm, soll auch eine präzedenzlose Verschiebung von Finanzkompetenzen beschlossen werden.
Die vorberatende Kommission und mutmasslich alle Fraktionen stehen einstimmig hinter der eigenen Entmachtung.
Die Volksvertreter entziehen damit auch dem Stimmvolk und der eigenen Wählerschaft die zukünftige Mitbestimmung bei der zukünftigen kantonalen Spitalfinanzierung.
Das Gesamtprojekt ist bereits im Bau und dürfte die Milliarden-Grenze knacken. Genaue Zahlen sind nicht verfügbar. USZ und Regierungsrat sprechen lediglich von einem „langfristigen Fremdmittelbedarf von 820 Millionen“.
Unwägbarkeiten gibt es viele: Archäologie, Bauteuerung, Bauschäden, unterschätzte Kosten für das Provisorium und das Hinauffahren des Betriebs in den neuen Räumlichkeiten.
Hintergrund für den kantonalen Kredit: Eine Finanzierung am Kapitalmarkt direkt durch das USZ ist über die Laufzeit teurer, als wenn der Kanton Zürich mit seinem AAA-Rating das Geld aufnimmt und dann mit einer Marge von 0.25% weitergibt.
Anders ausgedrückt: Der Anleihemarkt signalisiert dem USZ ein bedeutend höheres Risiko. Dies trotz Staatsgarantie, da im 100%-Besitz des Kantons. Der Platzhirsch im Anleihen-Business kann sich bereits jetzt auf eine willkommene Fee Bonanza freuen.
Es geht um 51 Millionen für die Laufzeit bis 2040. Die kantonale Exekutive spricht von einer „Verbilligung der Fremdkapitalaufnahme“.
Dass auf die Finanzierungskosten von staatlichen Gesundheitsinfrastrukturen geschaut wird, ist löblich. Dass dies erst jetzt gemerkt wird, ist jedoch ärgerlich für den Steuerzahler.
Dennoch, einige Herausforderungen bleiben: Das USZ hat 2032 und 2036 zwei 150 Millionen-Anleihen selbst zu refinanzieren. So die Vorgabe aus dem Regierungsrat-Zimmer.
Bauprojekte im Gesundheitsbereich sind hochkomplex. Das Spital Wetzikon landete in der Nachlassstundung. Beim Kinderspital Zürich müssen der Steuerzahler und private Sponsoren die Finanzlöcher stopfen.
Die langfristige Profitabilität des laufenden Betriebs mit einer EBITDA-Marge zwischen 8 und 10%, um die Finanzierung der Infrastruktur nachhaltig zu sichern, ist in einer Welt des Überangebots von Spitälern mehr als ungewiss.
Somit rückt der Fokus auf die heutige und zukünftige Bilanz des USZ. Hier will sich der Regierungsrat auf Ewigkeit hin einen Blanko-Check ausstellen lassen, um die Vorgaben der Eigentümerstrategie betreffend der Eigenkapitalquote zu erfüllen.
Die knapp 700 Millionen sollen nämlich künftig in eigener Kompetenz von Fremdkapital in Eigenkapital (beim USZ: Dotationskapital) gewandelt werden können. Der Effekt einer solchen Umwandlung ist frappant und wird im Antrag mit keinem Wort erwähnt.
Das USZ hätte beim Kanton auf einen Schlag keine Schulden mehr. Dieser sitzt jedoch auf den eigenen ausgegebenen Anleihen fest. Eine Rückzahlung gibt es nur auf zwei Wege:
Emission von neuen Schulden (Refinanzierung); oder Schuldentilgung über Steuern in ferner Zukunft.
Dass auch die 11-köpfige Finanzkommission in ihrer Kurzmitteilung nichts dazu erwähnt, ist befremdend. Das Motto scheint zu sein: Durchwinken.
Gerade die Volkspartei (SVP) müsste in Erklärungsnot geraten. Volksrechte werden landauf, landab lautstark an Veranstaltungen und Reden verteidigt. Im Kanton Zürich scheint in der Realpolitik alles anders zu sein.
Offensichtlicher Hauptgrund: Zwei SVP-Exponenten sitzen an den Hebeln der kantonalen Finanz- und Gesundheitspolitik. Und auch die Finanzkommission wird von einem SVP-Exponenten präsidiert.
Dass die Mitbestimmung durch Parlament und Volk bei einer möglichen zukünftigen finanzpolitischen Fragestellung im Gesundheitswesen in der Grössenordnung von 700 Millionen mittels Federstrich beerdigt werden soll, ist ein Spiegel, wie sich die heutige „Classe politique“ selbst versteht.
Denn auch das neue kantonale Standortförderungs-Gesetz und das am nächsten Wochenende zur Abstimmung stehende neue nationale E-ID-Gesetz beinhalten Kompetenzen-Verschiebungen weg vom Stimmvolk.
Direkt-demokratische Einflussnahmen werden fast geräuschlos abgeschafft und deuten auf eine Annäherung an EU-Verhältnisse hin.
Beim vorliegenden Geschäft müsste eine Mehrheit nur römisch Ziffer II streichen, um ein gültiges Volksrecht zu wahren. Oder es müsste ein kantonales Referendum mit mindestens 3’000 Unterschriften zustande kommen, um wenigstens selbst über die eigene Entmachtung abstimmen zu können.
Das ist ja heute wie „Perlen vor die Säue werfen“ auf Inkompetent Parodie!
Oder nennt man das, die Berner Schnitzel den Löwen zum Frass vorwerfen?
Die gesamte Medbranche entwickelt sich SEHR rasant mit AI & Robotic.
(China hat schonAI- RoboticSpitäler ohne jegliche Ärzte vor Ort im Test- mit soliden outcomes bis jetzt). Dinge welche wir jetzt architek. & Ablaufmässig planen, sind in 5 Jahren ziemlich sicher zu 99% schon wieder „überholt“.
Wieso wollen die diese defizitären Spitäler noch weiter ausbauen, wenn sie finanziell bereits jetzt am Anschlag sind? Wird etwa ein massiver Anstieg an Patienten erwartet? Wenn ja, stellt sich dann nicht langsam mal die Frage wohin mit der ganzen Massenzuwanderung?
In der Schweiz wird so viel
gespart wie nirgends Staat
Kantone und Gemeinden.Meine
Gemeinde ist seit Jahren voll
verschuldet, aber jede Straße
wird wird neu asphaltiert.Am Bahnhof sehe ich immer mehr Asylanten nur weiter so !!
Ah, du bist der am Bahnhof mit der Bierbüchse?
Geschätzter Herr Gantner, lieber Alex,
Inside Paradeplatz sollte in der Lage sein, ein kantonales Referendum mit mindestens 3’000 Unterschriften zustande zu bringen.
Ich zähle auf deine Referendums-Vorarbeiten, danach folgt Unterstützung von deiner IP-Leserschaft und Dritten.
Eine Partei, die nur kritisch ist, wenn es andere betrifft, ist nicht glaubwürdig. Was man bei anderen kritisiert, tut man selbst, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Das führt unweigerlich zur bekannten Aussage, dass Politiker fast beliebig austauschbar sind – über alle Parteigrenzen hinweg. Das erklärt auch, weshalb die Stimmbeteiligung oft unter 50% liegt: Weil sich sowieso nichts ändert!
2012 wurde beschlossen, dass die Schweizer Spitäler künftig die Kosten ihrer Investitionen selber tragen würden, um das ruinöse, zu teuren Überkapazitäten führende ‚Wettrüsten‘ zu beenden. Die Kosten für die Prämienzahler wurden entsprechend erhöht. Jetzt kehrt auch der Kanton ZH ziemlich direkt zu verbotenen Subventionen zurück, damit sich die herrschende Spital- und Gesundheitslobby weiterhin selber bedienen kann. Und die eidg. Gesundheitsministerin, die hier zuständig wäre, beschäftigt sich stattdessen mit Drohungen bez. Frühfranzösisch, das sie nichts angeht.
Alles schön und gut aber: Wo ist der Überdosis-Artikel hin?? Luki wird schon wieder im Anwälte-Hack sein, der Arme. Diesmal von der SVP. Heb dure LukyLuke, wir zählen auf Dich! Du bist der letzte Unabhängige.
Gut geschrieben Winkelried, danke.
Als Wähler und Steuerzahler will ich wissen welcher Politiker (und welche Partei) integer und glaubwürdig ist. Deshalb sollte dieser Artikel nicht einfach verschwinden.
Auch wenn die Linksgrünen ein Problem sind (speziell in den grossen Städten), ist die Ursache von vielem Übel, dass die Bürgerlichen von Mitte, über FDP bis eben zur SVP oft kein Stück besser sind. Zum Super-GAU ist es auch schon öfters gekommen: Nämlich dann, wenn alle Parteien mit relevanter Grösse sich einig sind und man einstimmig dem Stimmbürger Mogelpackungen unterschiebt, mit welchen der Bock zum Gärtner gemacht wird. Politiker, Funktionäre und Geschäftsleute stossen sich daran gesund. Einzig der Steuerzahler wird dann von diesen Leuten gezwungen Verantwortung zu übernehmen.
Wann müssen Familienangehörige ihre Kranken im Spital selber verköstigen, weil die Gesundheitskosten für sie ansonsten nicht mehr tragbar sind? Das KISPI ist ein Paradebeispiel, wie mit Fremdkapital umgesprungen wird. Ob die Verantwortlichen im Privaten ihr Geld auch derart locker ausgeben?
Das Menü C ist nicht das Teure am Spitalaufenthalt und dazu noch schnell püriert.
Die Bettwäsche muss man ja auch bald schon selbst mitbringen …
Da ist es ja nur gut, dass das „Wasser“ für die Giesskanne vom Himmel regnet. Im Land, wo Milch und Honig fliessen.
Ich wage eine langfristige Prognose: Mit unseren Politik wird es irgendwann so herauskommen wie bei der CS, weil die Kosten für öffentliche Projekte zuzüglich den überrissenen Saläre der Politiker und Staatsangestellten höher als die Steuereinnahmen sind. Steuern kann man nicht unbeschränkt erhöhen. Dito die Krankenkassenprämien. Wenn die Mehrheit der Leute ihre Rechnungen nicht mehr zahlen kann, dann ist Ende der Fahnenstange!
Darüber redet man nicht gerne in der Politik.
100% Bingo 👍
„Methodische Rückspiegel-Denker“ planen weiter nach historischen Denkmustern & Dimensionen/Daten.
🇨🇭2025REALE Frontscheiben-Sicht? 👉Fehlanzeige (…dafür FrühFranz…)
Es fällt einem auf, dass seit massiv auf „Privatisierung“ und den freien Markt gesetzt wurde, auch immer alles teurer wurde und immer weniger rentierte.
Alle müssen zahlen, wenige profitieren, und am Ende sind alle Unternehmen pleite und der Steuerzahler muss einspringen.
Ist das nun Kapitalismus oder Sozialismus? Einfach: Wenn es funktioniert, ist es das jeweils eine, wenn es nicht funktioniert, ist es das jeweils andere.
Das politische Vertrauen in die Regierenden – völlig verfehlt auch in den Gemeinden https://inside-faellanden.ch/2025/08/11/gedanken-im-hinblick-auf-die-gesamterneuerungswahlen-2026-in-faellanden/#more-24734
«Die Scheu vor dem Stimmvolk».
Der Spitalrat kündigte einem fehlbaren Klinikdirektor am Universitätsspital Zürich USZ nicht – dem in einer unabhängigen Untersuchung ein «nicht tolerierbares» Verhalten nachgewiesen wurde, weil er einen Mitarbeiter zur Facharztprüfung durchgewinkte, der nicht einmal die die geforderten Eingriffe absolviert hatte.
Brauchen wir ein derartiges USZ?
Das Spital hat güstigere Zinsen und der Kanton hat überdurchschnittliche 0.25% Zins!
Gut, wenn die Risiken des Spitals so gross sind, dass sie sich nur teuer refinanzieren könnten, würde das heissen, dass der Kanton auch diese Risiken übernimmt. Ob diese mit 0.25% abgegolten sind, wage ich zu bezweifeln.
Da müsste die SVP dringend ihre Regierungsräte in den Senkel stellen.
Vielleicht gescheiter nachfragen, ob es jetzt wirklich sinnvoll sei, Epic als USZ-KIS einzuführen? Oder wälzen solche Gedanken nur die Linken?
Jeder weiss, wir haben zu viele Spitäler. Es wird immer teurer. Frau Rickli stoppen sie diesen Wahnsinn.
Die 690 Mio. sind nur der Anfang. Die wissen jetzt schon das sie in 2j. nochmals einen Notkredit brauchen.