Ein medizinisches System, das selbst dramatische Todesfälle verharmlost, hat für fast tödliche Fehler offenbar weder Augen noch Interesse.
So im Kinderspital Luzern. Dort kann scheinbar alles passieren. Kinder sterben, Warnungen werden ignoriert, Eltern als hysterisch abqualifiziert.
Und am Ende müssen jene keine Folgen gewärtigen, die Verantwortung tragen.
Der jüngste Freispruch von drei Ärzten des Kantonsspitals Luzern bestätigt dieses Bild auf erschreckende Weise, wie aus einem Bericht auf Zentralplus hervorgeht.
Die Urteilsbegründung ist noch unter Verschluss. Staatsanwaltschaft und Eltern haben aber bereits gesagt, sie würde das Verfahren weiterziehen.
Der Kern der Geschichte ist längst bekannt. Der Vater hatte mehrfach auf eine klare, genetische Problematik bei seinem Kleinkind hingewiesen und eindringlich vor Risiken gewarnt.
Trotzdem operierte man, ohne erkennbare Vorsichtsmassnahmen, möglicherweise sogar ohne wirkliche medizinische Notwendigkeit.
Die Warnsignale lagen offen auf dem Tisch – medizinisch wie elterlich. Man entschied sich dennoch, sie zu ignorieren.
Das Ergebnis ist ein totes Kind. Und Richter, die das offenbar nicht weiter stört. In Luzern scheint man solche Fälle als eine Art Naturereignis zu betrachten. Kann passieren.
Nur passiert es in Luzern eben auffallend oft.
Der aktuelle Todesfall reiht sich nämlich nahtlos ein in eine Serie von Ereignissen. Eines hatte das Kinderspital bereits im Sommer in die Schlagzeilen gebracht.
Laut Blick ging es um ein Zwillingskind mit Infektions-Anzeichen. Die Mutter warnte, insistierte, flehte förmlich darum, dass man ihr Anliegen und die Beschwerden ihres Kindes ernst nehme.
Doch anstatt zwei Minuten in Betracht zu ziehen, dass sie vielleicht recht haben könnte, schickte man sie nach Hause.
Im weiteren Verlauf starb der einjährige Junge an einer entgleisten Sepsis, einem Zustand, der bei rechtzeitigem Handeln mit grosser Wahrscheinlichkeit vermeidbar gewesen wäre.
Auch da die gleiche luzernerische Reaktion: Tragisch, man hätte das Beste getan und der Verlauf war ungewöhnlich, aber schauen wir nach vorne.
Konsequenzen? Keine.
Auch Eltern von überlebenden Kindern erzählen Geschichten, die man kaum fassen kann.
In einem Fall geht es um ein Kleinkind, das während Schmerzen, Fieber, Krampf-Anfällen und einer sichtbar wachsenden Schwellung im Gesicht hatte.
Doch das Kinderspital Luzern befand es nicht für nötig, es zu behandeln. Die Verantwortlichen empfanden die Mutter als überbesorgte Störquelle.
Die Ärzte hatten sich auf irgendeine ferne, genetische, aber nie bestätigte Schwäche versteift. Dass sich das Gesicht des Kindes sichtbar verändert hatte, eine Seite angeschwollen war, es ihm Tag für Tag schlechter ging – all das prallte an einer Wand aus Ignoranz und Arroganz ab.
Am Ende, erst nach massivem Druck der Mutter, führte das Spital eine Bildgebung durch. Die Diagnose hätte jedem Assistenzarzt das Blut in den Adern gefrieren lassen:
Ein riesiger, weit fortgeschrittener Abszess der Speicheldrüse, der längst den Kiefergelenk-Knochen zerfressen hatte.
Das Kind stand kurz vor einer komplett entgleisten Sepsis – einer weiteren. Eine Notoperation rettete ihm das Leben, aber die Schäden bleiben.
Und Luzern? Kann passieren, war ein ungewöhnlicher Verlauf, das Kind hat ja überlebt.
Die Schmerzen, der zerstörte Knochen, die Entwicklungs-Schäden, die belasteten Eltern – all das wischen die Zuständigen vom Tisch, reden die Tragödie klein.
Als habe es sich um eine verstopfte Nase gehandelt und nicht um einen wochenlang übersehenen, lebensgefährlichen Infekt.
Hätte man diesen frühzeitig entdeckt, hätten die Ärzte das Kind sofort mit Antibiotika behandeln können. Statt dessen erlitt das Opfer eine körperliche Schädigung.
Auch die Operation hätte man vermutlich vermeiden können. Für die Eltern sind solche medizinischen Katastrophen traumatisch: psychische Belastung, finanzieller Ruin, juristische Kämpfe.
Eine Zukunft voller Therapien, Sonderbetreuung, Sorgen. Das Spital hingegen hat vorgesorgt, mit Versicherungen, Anwälten, und einem System, das bei Fehlern nicht wegschaut, sondern strukturell dafür sorgt, dass diese nicht ans Licht kommen.
Man spielt auf Zeit, man lenkt ab, man verschleppt Verfahren. Und die Eltern, die alles verloren haben – ein Kind, die Gesundheit ihres Kindes, ihre Lebensgrundlage –, stehen allein da.
Wer weiter von Einzelfällen spricht, will nichts verstehen. Luzern hat nicht einfach Pech gehabt. Luzern bildet ein Muster.
Dieses Muster besteht aus Ignoranz, fehlender Verantwortlichkeit und einer erschütternden Gleichgültigkeit gegenüber den Warnungen jener Menschen, die ihre Kinder am besten kennen.
Solange dem niemand wirklich auf den Grund geht, solange keinerlei Sanktionen drohen, solange Transparenz ein Fremdwort bleibt, gibt Luzern zu reden. Gefordert sind die Spitalleitungen. Sie müssten dringend über die Bücher.
Ist das hier noch InsideParadeplatz oder irgendwie outside irgendwo und alle Themen.
Bisch öppe Lozärner??
Gut, dass IP bringt, was anderswo verschwiegen wird!
Wen interessieren die Luzerner???
Die spannendste Zentralschweizer Figur war Jolanda Spiess. Heute leider auch im schwarzen Loch verschwunden. Die SVPler vermissen sie 😉
Weil sich die Bankenskandale täglich wiederholen, ist mir lieber, ein Zürcher Journalist deckt hier themenfremde Missstände auf, welche unsere obrigkeitsergebene Journaille unter den Teppich wischt.
Oder haben Sie jemals davon gelesen oder gehört, dass ein/e Journi die Luzerner Unsitte (um nicht zu sagen Skandal ) anprangert, wonach Gemeindeschreiber gleichzeitig Notare sein können? In der Gemeinde, wo sie mit allen per Du sind??
Hat Luzern keine Journalisten mehr oder wie? oder sind alle bazahlt, damit sie nicht aufdecken?
Ja, immerhin leisten Herr Dr. Plass und Inside Paradeplatz hier echte Aufklärungsarbeit. Danke! Bei anderen Medienangeboten – ganz vorne natürlich MEDINSIDE – entsteht hingegen der Eindruck, dass kommerzielle Interessen deutlich stärker im Vordergrund stehen. In einem solchen Umfeld wirkt es wenig wahrscheinlich, dass man ausgerechnet jene Werbekunden kritisch hinterfragt, von denen man finanziell abhängig ist.
Die Kantonsspitäler haben Probleme. Zu wenig Ärzte, zu wenig Pflegepersonal. Zu viel Compliance und Admin. Keine Zeit für Patienten. Alle Gesundheitsdirektionen (26!) braucht es nicht. 5 würden genügen.
Das Luzerner Kinderspital LUKS – untersteht fachlich der medizinischen Fakultät UZH.
Derartige ärztliche Fehlleistungen beschädigen einerseits den Ruf der UZH und anderseits des Kantonsspital Luzern LUKS.
Gefordert ist jetzt Regierungspräsidentin Dr. iur. Michaela Tschuor, Die Mitte, Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartementes.
„beschädigen einerseits den Ruf der UZH“, da gibt es nichts mehr zu beschädigen! Skandale um Skandale!
ok, einem Arzt der den Tod eines Patienten feststellt, die Verantwortung dafür in die Schuhe zu schieben ist jetzt aber auch nicht ganz fair. Da bin ich voll bei den Göttern in weiss. Wäre ja fast so, wenn man den Schrotthändler verklagt, dass er den kaputten Karren abholt, den man jahrelang nicht gepflegt hat. Oder macht ihr den Schlachter für eure Gicht auch verantwortlich?
Oberschnurri in Weiss:
hast du den Artikel überhaupt gelesen?
du darfst sogar die Kommentare ordentlich durchlesen.
Wenn nötig auch mehrmals, bis es klingelt …
Lieber Herr Plass
Genau so ist es. Das Schweizer Gesundheitssystem muss Missstände endlich ernsthaft angehen. Es braucht mehr Transparenz, Verantwortlichkeit und den Mut, Missstände offen anzusprechen. Das Schweizer Gesundheitssystem kämpft mit Kunstfehlern, Nachlässigkeiten und erheblichen Schwächen. Patientensicherheit braucht mehr Realität als Mythos.
Wer niemanden hat, der wie ein scharfer Projektmanager alles überwacht, korrigiert und organisiert (z.B. aus der Familie….ist in diesem System bei komplexeren Geschichten schnell verloren. So brutal läuft es heute. Ich habe das selbst mehrfach erlebt.
Ein zutiefst erschütternder Bericht. Aufgrund dieser traurigen Fakten muss da schnellstens und zwingend eine unabhängige Untersuchungskommission ran. Jede weitere unnötige Komplikation muss ausgeschlossen werden.
Kommissionen bringen selten etwas. Bis daraus wirklich Taten werden, gibt es genug Wege, jede Wirkung wieder zu sabotieren.
Alles dreht sich endlos im Kreis – und am Ende liegt man selbst im Krankenbett, ohne Karten in der Hand.
The End.
Das tönt entsetzlich. Was ist da nur los? Solches habe ich bis jetzt nur über Deutschlands Spitäler gelesen. Das muss sofort gestoppt und wirklich tiefgreifend untersucht werden, samt Konsequenzen und Entlassungen.
Liebe Yvonne
„Solches habe ich bis jetzt nur über Deutschlands Spitäler gelesen.“
Genau darin besteht das Problem in der Schweiz. Wenn Missstände von der Presse nicht benannt werden, entsteht ein unvollständiges Bild der Realität und wichtige Themen geraten nicht nur in den Hintergrund, sondern verschwinden in der Bürokratie zwischen Ärzte und Krankenhauseinrichtungen gegenüber den Patienten und Öffentlichkeit. Es bestehen gravierende Missstände und dass diese Probleme von der Presse nicht benannt werden, verschärft die Lage zusätzlich. Die Rolle der Justiz muss kritisch hinterfragt werde
Haben wir nur noch Dilettanten sei es bei der Bank oder Spitäler ! Unglaublich traurig dieser Artikel!!
Das System Schweiz. Banker, Ärzte, Angestellte in öffentlichen Diensten, Leute die unter Alkohol oder Drogen Schaden verursachen werden von der Justiz mit Samthandschuhen angefasst. Und die Anwälte des Luzern Kinderspital werden natürlich auch mit Steuergeldern bezahlt!
eine Krake hakt der andern kein Bein aus, Brunner! – weisst du doch.
geile Info-Serie aus den 80ern!
die haben sogar vor Journalismus gewarnt.
Da weiss man was man hat …
Lerne das Leben zu lesen!
„Verantwortung“ übernehmen ist heute leider kein Thema mehr! Sei es in der Politik, im Gesundheitswesen und oder bis tief in die Wirtschaft hinein! Wir haben ein Heer von mittelmässigen Dilettanten in den entsprechenden Institutionen, die sich bei Fehlern gegenseitig decken. Die Fähigen mit Verantwortungsgefühl werden systematisch aus dem System rausgeekelt!
In der Schweiz wo jedes Jahr
im Spital 4000 Patienten an
einer Blutvergiftung sterben!!
Das sagt schon alles über die
Qualität der Spitäler.
ist wirklich nicht fein, anderen Wesen für Null-Leistungen und Ahnungslosigkeit das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das macht man doch nicht. Auch in der Schweiz nicht …!
Das teuerste Gesundheitssystem, leider nur teuer und immer teurer. Was sind denn da für Ärzte angestellt, haben die überhaupt eine Ausbildung zum Arzt/Ärtzin gemacht oder haben die ihr Diplom geschenkt bekommen. Eins weiss ich, so etwas passiert in einem amerikanischen Krankenhaus nicht. Die haben auch ein teures Gesundheitswesen aber dafür auch die besten Ärzte.
In rüüüdig Lööözääärn. Keiner Zuständig. Keiner Verantwortlich. Nix gesehen oder bemerkt. Alle das ganze Jahr am schmuDo (schmutzigä Donstig) … NB: in Züüüri dito nur beim Zunft-Bööög.