Der Herausgeber von „Rathuus“, einem Zürcher Polit-Blog, geriet der Samstagabend vor ein paar Wochen in den falschen Hals.
Nicht wegen des Essens und dem Wein im „Lulu“, dem neuesten Restaurant von Michel Péclard und seinem wachsenden Gastro-Reich.
Das Aufgetischte war zwar nicht billig, dafür schmeckten Speis und Trank offenbar, auch die Bedienung sei „zuvorkommend“ gewesen.
Doch mit Bestellung des „Mousse au Chocolat à 16 Franken“ kurz vor 20 Uhr sei im Personal „plötzlich Hektik“ ausgebrochen, so der Betroffene im „Rathuus“-Beitrag von dieser Woche.
„Kaum war das Dessert da, hiess es, man müsse zahlen. Der Tisch sei für eine Gruppe auf 20 Uhr reserviert.“
Zweiter Slot, die nächsten vor der Tür. Die erste Belegung mit dem Journalisten und seinem Schwager hatte nicht einmal zwei Stunden gedauert.
„Weil die Flasche Tessiner Merlot (95 Franken) noch zu einem Drittel voll war, mussten wir insistieren“, schildert der erfahrende Lokal-Medienmann das Erlebnis der ungewohnten Sorte.
„Und so wurden wir an die Bar beim Eingang bugsiert und schlürften unser letztes Glas halb stehend. Die Rechnung über 290 Franken hatten wir schon beglichen.“
Péclard nahm ausführlich Stellung zum Vorfall.

Auf Anfrage leitete der Unternehmer, der mit dem „Coco“, dem „Portofino“, „Fischer’s Fritz“, der „Milchbar“, dem „Mönchhof“, dem Ufenau-Restaurant und vielen mehr hohe Bekanntheit geniesst, seinen Austausch mit dem „Rathuus“-Mann weiter.
„Wir investieren in die Weihnachtsbeleuchtung, Zelt, Kugel“, so der Gastronom. Das mache rund 300’000 Franken aus – „pro Jahr“, meinte Péclard in seinem Mail an den Journalisten.
„Das Ganze ist unglaublich teuer. Sie wissen ja auch, wie es momentan um die Gastonomie steht.“
Wie genau? Die Preise schiessen durch die Decke, schon für ein anderthalbstündiges Arbeits-Mittagessen unter der Woche beim Italiener kommt man zu zweit selten unter 80 Franken davon.
Der Deziliter Wein hat bei den meisten Zürcher Restaurants, die etwas auf sich geben, längst die Schallgrenze von 10 Franken um Längen übersprungen, der Menüsalat ist praktische flächendeckend im zweistelligen Bereich – meist nördlich von 15.
Offenbar geht die Rechnung trotz des enormen Preisschubes im teuren Zürich nicht auf.

Jedenfalls nicht bei Péclard, der sein Investment ins „Lulu“ im lachsfarbenenen, wegen seiner zerquetschten Form einst „Fleischkäse“ genannten Gebäudes über stolze Preise und eine Intensiv-Belegung zurückholen will.
„Damit wir diese Kosten irgendwie relativeren können, machen wir drei Seatings“, schreibt er zum Fall „Lulu“-Rausschmiss vor 20 Uhr.
„Das können wir, da die Operngäste meist schon um 17.00 Uhr kommen und die anderen ab 22.00 Uhr. Das ist für uns natürlich ein Segen!“
Laut Péclard erhält man bei der Online-Reservierung einen Hinweis auf den Kurz-Slot. Der „Rathuus“-Herausgeber hat das im Nachhinein überprüft, weil es ihm bei seiner Buchung durch die Lappen gegangen war.
„Die Meldung mit den zwei Stunden erscheint kurz – aber erst ganz am Schluss, wenn man die Reservierung längst abgeschlossen hat. Bei der Bestätigung per E-Mail steht dann wieder nichts mehr von einem Zeitslot.“
Was Péclards neue Vorzeige-Gaststätte „Lulu“ hingegen laut und deutlich hervorhebt bei der Buchung: Ein No-show, also das Fernbleiben, kostet 100 Franken.

Es muss ja niemand hin.
Die blödsinnigen Staatsausgaben schlagen halt durch.
Fressen, Saufen, Labern, Reisen, Scheisen,
Konsumieren sind die Zentralhobbies der Helvetier!
Bist wohl ein f r u s t r i e r t e r
G u m m i h a l s aus dem grossen
Kanton.
Ich frage mich immer, wie ihr auf die Bezeichnung Star Gastronom oder König der Gastronomie kommt. Péclard ist ein Gastronom und ich hoffe, dass er den Bogen nicht überspannt und irgendwann auf die Nase fällt. Ich wünsche ihm jedefalls viel Glück auch wenn er mir nicht sonderlich passt.
Dass Tische mehrmals pro Abend belegt sind, ist nicht aussergewöhnlich. Das habe ich schon einige Male erlebt. Allerdings – und das scheint beim beschriebenen Besuch falsch gemacht worden zu sein – soll für die Gäste ersichtlich sein, dass der Tisch ab 20:00 reserviert ist, oder die Bedienung müsste beim Bestellen darauf hinweisen. Kurz vor Acht die nichts ahnenden Gäste wegscheuchen geht nicht. Das wäre mein letzter Besuch in der betreffenden Gaststätte gewesen.
Zwei Kommunikatoren streiten, da wundert man sich. Péclard ist ein Naturtalent und der Journalist ist Berufsmann. Und dennoch wird der wichtige Punkt, ob und wie die begrenzte Nutzungsdauer des Tisches vor Beginn der Konsumation bekannt war oder nicht, nicht erwähnt. Normalerweise ist dies nämlich der Fall. Wie war das denn bei diesem Dinner?
Wenn ich den Bericht lese, so scheint klar, dass bereits bei der Online-Buchung auf ein 2-stündiges Seating hingewiesen wird. Wer dann bucht, akzeptiert diese Bedingungen und sollte nicht hinterher rummeckern.
klar hat ein Betreiber eines Rathuus-Blogs grosse Schwierigkeiten mit der Essensaufnahme. Er wurde ja von Kindheit schon auf Abhängigkeit getrimmt. let the life go – just keep it short & Simple (j-kiss)
Wer solche Sprüche klopft, klingt eher nach jemandem, der mehr Zeit für Groll als für Arbeit hat. Kein Wunder, dass Sterne‑Restaurants für manche nur aus Google‑Bildern bestehen.
Ein Trauer Spiel . Personal , Mieten, Energie , Lebensmittel. Alle Preise sind gestiegen . 145 Franken in der Stunde für 2 Personen mit Essen und Wein in bester Lage und sich dann noch beschweren das man nicht den ganzen Abend den Tisch besetzen kann . Sorry dafür muss man nicht wirklich rechnen können . Eigentlich schon peinlich das sowas hier Anklang findet . Seltsame Geiz ist geil Mentalität. Natürlich geht ein Restaurant nach dem anderen zu Grunde wenn Gäste Stunden lang mit einer Flasche Wein die Tische besetzen . Vielleicht besser in Deutschland essen gehen da ist es noch günstiger 🙈
Ein weiteres ü50 Thema
Interessant, dass du über Ü50 redest, obwohl du g e i s t i g noch nicht mal bei 20 angekommen bist.
Gut so, der Journalist soll sich wehren, er ist Gast und Kunde.
Ich komme da immer durcheinander, ist das langjährige Loulou in St Tropez (und auch in Paris) gemeint, oder das in Zürich, das nicht nur namentlich sondern auch mit dem Logo dem Loulou nacheifert. Das Essen zumindest ist im Loulou besser und hat nicht diesen „ Katinentouch“ wie im Lulu. Im Übrigen das Zweite was mir immer einfällt ist Lulu machen. Passt eventuell auch.
Gastronomie in Zürich…unterirdisch seit langem. Die Gäste sind dumme Schafe, die geschoren werden.
290 Franken zahlen und dann rausgeworfen werden wie ein zu lange abgestandener Aperol?
Im Lulu scheint man weniger zu dinieren als vielmehr am Fließband abgefertigt zu werden.
Ein wenig mehr Flexibilität und Verständnis, auf beiden Seiten, und schon ist das Problem vom Tisch. Eine Entschuldigung und einen Hinweis, dass man vergessen hat zu erwähnen, dass der Tisch ab 20.00 Uhr wieder reserviert sei. Begleitung zur Bar für das letzte Glas Wein, ein Lächeln und vielleicht, ein Spruch, der Espresso geht aufs Haus, und schon sind alle wieder glücklich. Ach Gott, wie schwierig sind wir geworden…. seien wir doch froh, dass es auch noch Leute gibt wie Péclard, die ins Risiko gehen, und Beizen führen… trotz allen Widerwärtigkeiten in dieser Branche….
Das Gastgewerbe hat anscheinend vergessen, was ein Gast ist.
Seit dem Ende der Pandemie 😷 ist die Branche im freien Fall, während die Preise wie eine Rakete 🚀 durch die Decke gehen.
Kein Wunder, dass immer weniger Leute Lust auf einen Besuch im Restaurant haben.
Burger-King-Service zum Kempinski-Preis. Das kommt sicher gut…
Im Burger-King wird man übrigens nicht rausgeschmissen, wenn man noch nicht fertig ist. 😉
Einfach nicht mehr hingehen. Mittelmässiges überteuertes Essen, das von Aushilfspersonal in Badeshorts serviert wird (Seedestinationen). Der Dekofirlefanz kaschiert die Defizite. Das einzig Ärgerliche dabei ist, dass er sich zwischenzeitlich fast alle Restaurants am linken Seeufer geschnappt hat.
Kann dir die Suppenküche von Pfarrer Sieber wärmstens empfehlen, jeder soll hingehen wo er hingehört!
Wer in Zürich ein Restaurant ohne 2-Stunden-Limite zur Rushhour kennt, bitte sofort melden das wäre Weltkulturerbe. Zwischen 18 und 20 Uhr sind Zeitfenster Standard, kein Rausschmiss. Tische rotieren, sonst rotiert nur der Konkursrichter. Der Artikel tut überrascht, als hätte man ihm gerade erklärt, dass Wasser nass ist. Entweder nie auswärts gegessen oder sehr tapfer naiv. „Skandal“ verkauft sich halt besser als „ganz normaler Abendbetrieb“. 🍷😄
Bist wohl selbst Stammkunde in der Gassenküche der Caritas..
„Journalisten“ welche auf dem Niveau angekommen sind, wo sie über eine ihrer Meinung nach unfairen Behandlung in einem Restaurant schreiben … ist für mich erbärmlich. Nicht das Restaurant disqualifiziert sich, sondern der hochbegabte, sich selbstüberschätzte Verfasser solcher Nachrichten.
Es wirkt fast rührend, wie viel Empörung jemand in ein Thema investiert, das ihn offenkundig nur aus der Ferne betrifft. Wer sich über Restaurantberichte echauffiert, als ginge es um Staatsaffären, verrät weniger etwas über Journalismus und deutlich mehr über den eigenen Kontostand. Vielleicht ist die eigentliche „unfaire Behandlung“ ja die, dass manche Menschen Sterne-Restaurants nur aus Google-Bildern kennen.
Ich hatte ein ähnliches Erlebnis im Paneolio. Ein Essen mit meinen Cousins, die aus der ganzen Schweiz kamen. Wir freuten uns, doch dann wurden wir plötzlich bedränglerisch bedient, zum Zahlen aufgefordert. Alle wunderten sich. Wir hatten teuer gespeist, man fühlte sich wie Vieh herumgescheucht. Es machte den Abend irgendwie bitter. Ich war vorher oft dort, seither nie wieder. Bei Bindella ist mir das nie passiert, da fühlt man sich als Gast und Mensch immer willkommen. Herrn Pecklard hat auch recht, Gastro ist ein heavy, aber das ist keine kreative Lösung. Lieber keine Beleuchtung.
Selber schuld wer sich eine Péclard-Chnelle antut.
Der 2h-Kurz-Slot im Hinblick auf die Fokussierung auf Besucher des Opernhauses scheint mir hier angebracht, ist aber bei uns, im Gegensatz zu den Gewohnheiten z.B. in den USA, noch gewohnheitsbedürftig. Peclard sollte besser kommunizieren. Der Rathuus-Blogger war schlecht informiert und deshalb bei Lulu an der falschen Adresse.
alles korrekt.
die Tische müssen besetzt sein – die mieten fallen 24h/7d an. Dann sind Löhne nebenkosten versicherungen material undundund…