Trotz der Appelle und Proteste zehntausender von Menschen, Crossair-Mitarbeiter, Crossair-Fluggäste, -Lieferanten und -Freunde gab der Bankier Rainer E. Gut, Präsident der Credit Suisse, dem Verwaltungsrat der Crossair, einschliesslich Moritz Suters, den Schuh und stellte alle auf die Strasse.
Moritz Suter hatte bis zuletzt um sein Werk gekämpft.
In den Wirtschaftsmedien setzte eine Kampagne gegen ihn und die Leistungen der Crossair ein. „Sie beruhten auf Unwissen und Unwahrheiten“, schrieb Suter seinen Mitaktionären und Freunden.
In seinen Erinnerungen heisst es:
Die Gewerkschaft Aeropers (Vereinigung der Swissair-Piloten, Anmerkung der Redaktion) scheint noch bis heute ihr Interesse zu verfolgen, dem Ansehen der Crossair und von mir persönlich zu schaden, weil sie nicht akzeptieren konnte, dass die ‚heilige Kuh‘ Swissair in Konkurs gegangen war.
Dabei war die Beteiligung der Swissair an der Crossair wahrscheinlich das beste Geschäft, das sie je gemacht hatte, denn sie erhielt während ihrer Zeit als deren Hauptaktionär rund 100 Millionen Franken an Dividenden und machte damit das ursprüngliche Investment der Swissair von 80 Millionen im Jahr 1988, das sich später auf ungefähr 250 Millionen Franken erhöhte, mehr als wett.
Zudem brachte ihr die Crossair über die Jahre viele Millionen Anschlusspassagiere auf ihre Langstreckenflüge.
Ferner muss festhalten werden, wenn die Crossair LX Ende 2001 nicht bereitgestanden wäre, das Fluggeschäft 26/26 (Anzahl Mittel- und Langstrecken-Flugzeuge, AdR) der konkursiten Swissair SR samt seinen unzähligen Mitarbeitenden zu übernehmen, es heute auch keine Swiss geben würde, die ihre Flüge mit Crossair LX-Flugnummern durchführt.
Die Übernahme der Swissair durch die Crossair war eine absolute Herkulesaufgabe. Darum hätte man die Strukturen der Crossair stärken müssen; das wurde aber schlicht nicht gemacht. Im Gegenteil, man hat sie bewusst sofort ausradiert.
Der Weichensteller stellte die Weichen von Anfang an falsch. Der erste schwerwiegende Fehler war, dass man auf Drängen des Steering Committee den alten, erfahrenen Verwaltungsrat, der das Geschäft kannte, durch einen wild zusammengewürfelten neuen Verwaltungsrat ersetzte.
Zweitens engagierte man sofort einen sehr teuren Designer, um die viele Jahre weltbekannte Supermarke Crossair zu zerstören und einen neuen Brand zu liefern.
Damit schwächte man auch die Identität und die Kultur der Crossair massiv, anstatt sie zu stärken.
Tyler Brûlé kam zuerst mit dem fantasielosen Vorschlag, die Gesellschaft Swiss Airlines zu nennen. So hatte die Swissair anfänglich bei ihrer Gründung im Jahr 1931 geheissen.
Aus juristischen Gründen ergänzte man den Namen und entschied sich für Swiss International Airlines. Hätte man den Firmennamen bei Crossair belassen, hätte es diese Risiken nicht gegeben und man hätte erst noch viel Geld gespart.
Die Namensänderung und die daraus folgenden Anpassungen an den neuen Brand kosteten die Swiss insgesamt über 200 Millionen Franken. Am Telefon informierte mich André Dosé (CEO Swiss, AdR), dass er sofort Rainer E. Gut angerufen und ihn gefragt habe, ob er diesen Namen gut finde.
Der war darüber sehr erfreut gewesen. In dieser äusserst schwierigen Situation war André Dosé als CEO ohne erfahrenen Verwaltungsrat als Verantwortlicher einer Fluggesellschaft ohnehin stark überfordert.
Denn André Dosé hate zu diesem Zeitpunkt gerade mal ein paar Monate als mein Nachfolger die ersten Schritte als CEO gemacht. Das viele Geld der Aktionäre, rund eine Milliarde Franken, schmolz in rasantem Tempo dahin.
Die Löhne der Manager und der Mitarbeiter wurden diskussionslos auf Swissair-Niveau erhöht, ohne sich zu fragen, ob die Gesellschaft dies auch tragen könne. Die Preisverhandlungen mit grossen Lieferanten wurden schlecht geführt.
Es war ja klar: Da kam die Swiss mit dem vielen Geld und jeder wollte einen Teil davon haben. Ganz allgemein ging man, weil Geld in Hülle und Fülle vorhanden war, viel zu locker mit ihm um.
Doch es schmolz ziemlich schnell und wie der Schnee in der Sonne weg.
Vom Verkauf an die Lufthansa kann nicht die Rede sein. Man hat die Swiss verscherbelt. Einfache Aktionäre wie ich erhielten für ihre Anteile insgesamt noch 62 Millionen Franken, verglichen mit dem Börsenkurs vor der Krise war dies nur ein kleiner Bruchteil.
Die neuen Grossaktionäre, die Ende 2001 nochmals drei Milliarden investiert hatten, erhielten einen sogenannten Besserungsschein, der an die zukünftige Entwicklung der Lufthansa-Aktie gekoppelt war.
Nach ein paar Jahren erhielten sie noch eine Auszahlung von rund 260 Millionen Franken. Insgesamt zahlte die Lufthansa einen Schnäppchen-Preis von rund 320 Millionen, was ungefähr dem Werbebudget entsprochen haben dürfte.
Der damalige Bundesrat Hans-Rudolf Merz, der gerade frisch gewählt worden war und das Finanzdepartement führte, hatte das Dossier Swiss auf dem Tisch. Er stattete auf Wunsch der Deutschen dem damaligen Lufthansa-CEO Wolfgang Mayrhuber einen Besuch ab und bat ihn formell darum, die Swiss zu übernehmen.
Der Verkauf kam vor allem deshalb zustande, weil die bestehenden Grossinvestoren nicht mehr bereit waren, noch mehr Geld einzuschiessen, da sie nicht mehr an das Management der Swiss glaubten.
Der ganze Verkauf der Swiss zu einem Schleuderpreis an die Lufthansa ist aus Sicht der Aktionäre der Swiss unprofessionell und ohne Unterstützung des Verwaltungsrates und des Managements in Panik abgewickelt worden.
Man wäre wohl besser beraten gewesen, einer grossen internationalen Investmentbank das Mandat der Käufersuche zu geben, statt einen Bundesrat als Bittsteller zur Lufthansa zu schicken.
Die Swiss hatte zum Zeitpunkt der Übernahme durch die Lufthansa eine sehr grosse Anzahl wichtiger Slots weltweit. Diese wurden in London Heathrow für 20 Millionen je Slot gehandelt, in Miami für 40 Millionen.
In Zürich hielt die Swiss rund 50 Prozent aller Slots des Zürcher Flughafens, den sie damit quasi kontrollierte. Allein diese wären schon gegen eine Milliarde Franken wert gewesen, denn ohne Landeslots kann keine Fluggesellschaft fliegen.
Noch kurz vor der Krise war die Swissair an der Börse mit sechs Milliarden und die Crossair mit zwei Milliarden bewertet. Da konnte der Wert doch nicht plötzlich auf 320 Millionen Franken gesunken sein.
Aus diesen und anderen Gründen schätzte ich den Wert der Swiss damals mit vier bis fünf Milliarden ein.
Die Swissair war früher immer die Hauptkonkurrentin der Lufthansa gewesen, und die Lufthansa schnappte sich diese für ein Butterbrot. Das war genial und sicher das beste Geschäft, das die Lufthansa je machen konnte.
Es war das Ende der unabhängigen Schweizer Privatluftfahrt.
Ih der arme Moritz Sutter der Zeitlebens Zürich eins Auswischen wollte, eventuel liegt es auch daran, am Schluss haben Sie kein schönes Spiel mit Moritz gespielt, der Andre und andere, aber Moritz muss nicht weinen, er hatte es auch nicht besser verdient.
Es ist ME unzulässig, jemandem Handlungen und Aussagen zu unterstellen, wenn sich diese Person wegen Tod nicht mehr dazu äussern kann. Wer es trotzdem macht, offenbart seinen Charakter und qualifiziert sich selbst. Und der Abschreiber offenbart sich in gleicher Weise wie der Buchautor.
Buchautor und Abschreiber haben die gleichen ethischen Defizite.
Wenn einer eine Pfeiffe war oder ist, dann muss man das auch nach dem Tod nicht schönreden wollen. Es sollen nicht nur immer die guten Taten in Erinnerung bleiben. Man muss auch lernen, dass es Grossmäuler gibt und gab, die eine ganze Volkswirtschaft in Geiselhaft nimmt oder genommen hat. Einfach weil die Person überheblich und eitel war.
@Schorch
Es geht nicht um schönreden, es geht lediglich darum Aussagen und Unterstellungen zu prüfen. So sind leider viele ungeprüfte Aussagen im Umlauf. Ob Suter immer die Wahrheit geschrieben hat ist somit nicht geklärt. Übrigens bin ich überhaupt kein Fan des verstorben Rainer E. Gut.
Bundesräten sollte während ihrer Amtszeit die Ausreise verboten werden. So könnte die Schweiz sich manche Blamage ersparen.
Suter schreibt: Ferner muss festhalten werden, wenn die Crossair LX Ende 2001 nicht bereitgestanden wäre, das Fluggeschäft der konkursiten Swissair SR samt seinen unzähligen Mitarbeitenden zu übernehmen, es heute auch keine Swiss geben würde, die ihre Flüge mit Crossair LX-Flugnummern durchführt.
Die Übernahme der Swissair durch die Crossair war eine Herkulesaufgabe.
Suter war ein schlauer Fuchs. Er sah, das Management der Swissair war völlig überfordert. Als Gut endlich merkte, dass Suter die Swissair der Crossair einverleiben wollte, zog er die Notbremse. Ob das besser war weiss niemand.
@ Panama Papers: Für 2026 wünsche ich dir vor allem eines:
dass wir vielleicht endlich weniger von dir lesen müssen.
Das wäre für viele tatsächlich ein Geschenk, das unbezahlbar bleibt.
Es lohnt sich nicht zu kommentieren wenn die von der Parteilinie abweichenden Kommentare nicht aufgeschaltet werden.
Habe mein gesamtes Vermögen mit Swissair Aktien in den Sand gesetzt.
Schade um die 10 Swissairaktien.
Letztlich war es ein Powerplay zwischen Basel und Zürich, genau wie bei den Banken. Die Zürcher haben es einfach jahrelang nicht gemerkt was da läuft. Suter wollte auch den Flugplatz Basel aufwerten. Verloren haben alle, vor allem die Schweiz.
Als die Basler sahen, dass der Plan der Übernahme von Swissair durch Crossair nicht klappte, haben sie der Swissair den Stecker gezogen.
Die Schweiz ist Weltmeister im Geld horten, aber richtig handeln und verhandeln konnte sie noch nie, was auch das aktuelle Zolldebakel eindrücklich zeigt. Darum, auch Hände weg von den Bila-III.
Erinnerungen aus dem Altersheim
Und der Herr sprach: Es werde Laich et Laich facta est
Uns bleibt nur die Hoffnung, eines Tages nicht mehr von egozentrischen Autoerotikern regiert zu werden. Meiner Meinung nach hätten wir noch Werte und Qualitäten, die bewahrenswert und nicht ‚best price‘ veräusserbar wären, aber leider nicht die richtigen Leute in den Eliten, diese zu bewahren.
Hallelujah Bruder, und gut 2026. Viel Glück, Ihr werdet es brauchen