Der Sylvester Stallone des Investment Bankings gibt sich in seinem ersten grossen Interview in der Schweiz geläutert. Der Steuerzahler dürfe „niemals wieder für uns zahlen müssen“, meint Andrea Orcel in der „Bilanz“.
Wie um zu beweisen, dass es ihm mit „New Investment Banking“ ernst ist, betont der UBS-Bigshot das Leistungsprinzip. „Wer schlecht arbeitet, bekommt bei uns viel weniger.“
Dabei redet sich Orcel ins Feuer. Denn nun sagt er: „Wir sind auch gegen Garantien.“
Wirklich? Als Orcel im Frühling 2012 der grossen Bank of America ausgespannt wird, kriegt der Superstar still und heimlich einen Sonderbonus.
Erst ein Jahr später, als die UBS ihre Boni im Rahmen der Berichterstattung offenlegen muss, wird Orcels sagenhaftes Antrittsgeschenk publik.
25 Millionen Franken hatte die UBS dem Italo-Master of the Universe versprochen, noch bevor dieser das erste Mal seine Füllfeder gezückt hatte.
Orcel und sein „Golden-Hello“ gehen in die Geschichte ein; weil der Betrag astronomisch ist und das Timing miserabel.
Beträge über 20 Millionen gehörten vermeintlich in die Zeit der Nuller-Jahre. Orcels Sonderbonus strafte diese Annahme Lügen.
Heute verkündet ausgerechnet jener Manager, der bei bei der UBS den Jackpot geknackt hat, dass er „gegen Garantien“ bei den Boni sei.
Zuerst kassieren, dann moralisieren – für Orcel kein Problem. Das ist verständlich. Persönlich geht für den Bankenstar die Rechnung auf.
Im Interview lässt sich der UBS-Kapitän als Erfinder eines neuen Modells feiern; jenes der gezähmten Investmentbank.
Die Grösse sei nicht mehr das Mass aller Dinge. „Für mich ist die risiko-adjustierte Rendite auf das eingesetzte Kapital wichtig“, sagt Orcel in der „Bilanz“.
Der Topshot meint damit eine sichere und gleichzeitig rentable Investmentbank.
Geht das?
Oberflächlich liefert Orcel brillante Zahlen. Im ersten Quartal 2013 erzielte seine UBS-Investmentbank einen „Return on attributed equity“ von horrenden 50 Prozent.
Es ging auf hohem Niveau weiter. Im zweiten Quartal waren es immer noch sagenhafte 43 Prozent.
Dann kam der Knick. Von Juli bis September des letzten Jahres brachte es Orcel plötzlich nur noch auf 13 Prozent, in den Schlussmonaten 2013 waren es unwesentlich mehr: 15 Prozent.
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Der Auftakt ins laufende Jahr gelang dann wieder besser, war aber bei weitem nicht mehr so berauschend wie bei Orcels Antritt. Die UBS-Investmentbank erzielte in den ersten drei Monaten eine Rendite aufs riskierte Kapital von 22 Prozent.
Was sagen diese Zahlen aus?
Erstens: Sie geben keinen Aufschluss über die Nachhaltigkeit des Geschäfts. Zweitens: Sie lassen Zweifel offen, ob die UBS überhaupt noch eine Zukunft im Investment Banking hat.
Schwankungen zwischen 13 und 50 Prozent bei der Rendite sind wahnwitzig. Wenn das Pendel derart stark ausschlägt, dann bedeutet das, dass das Geschäft zufällig statt gefestigt ist.
Alles steht und fällt mit einzelnen Deals. Tatsächlich war die UBS in der Anfangszeit von Orcel bei grossen Transaktionen wie der englischen Mobilfirma Vodafone dabei.
Das wiederum wirft die Grundsatzfrage auf. Ist das Modell einer „kleinen“, erfolgreichen Investmentbank überhaupt möglich? Oder wird eine solche „Bank“ früher oder später zu einer besseren Abteilung innerhalb eines globalen Finanzkonzerns?
UBS-Master Orcel scheint selbst nicht sicher zu sein, wohin die Reise geht. Gegenüber der „Bilanz“ betont er jedenfalls die Vorteile seiner verkleinerten Division.
Da sagt er Dinge wie: „Wir halten Positionen nur, um das Kundengeschäft zu unterstützten, und nicht, um damit Geld zu verdienen.“
Worum geht es denn sonst im Investment Banking, als Geld zu verdienen? Solch Widersprüchliches hinterlässt Fragen.
Möglicherweise geht es um Orcels eigene Positionierung für kommende schwere Zeiten. Die UBS steht im weltweiten Devisenskandal an vorderster Front.
Orcel spielt dabei eine wichtige Rolle. Die vermuteten Betrügereien reichen bis Mitte 2013, passierten also noch zu einer Zeit, als der Italo-Banker bereits das Zepter bei der Grossbank schwang.
Wenn der UBS die nächste Milliardenbusse ins Haus flattert, dann könnte auch Orcel unter Druck geraten. Da ist es von Vorteil, das Image des grossen Investmentbank-Zähmers zu haben.
STELLUNGNAHME DER UBS:
„Im Artikel zu Andrea Orcel, Verantwortlicher der UBS Investment Bank, wird zu Unrecht unterstellt, Herr Orcel hätte bei Antritt seiner Stelle einen Antrittsbonus („Golden Hello“) erhalten. Richtig ist, dass es sich um eine aufgeschobene Ersatzzuteilung gehandelt hat, wie dies bereits im Geschäftsbericht der UBS für das Geschäftsjahr 2012 erläutert ist. Im Einklang mit der Marktpraxis erhielt Herr Orcel von UBS einen Ersatz für aufgeschobene Vergütungen und Nebenleistungen seiner früheren Arbeitgeberin, die infolge seines Eintretens bei der UBS verfielen. Von einem garantierten Antrittsbonus („Golden Hello“) zu sprechen, ist verfehlt. Die Kompensation ist zudem nicht garantiert. Sie ist dem Kursrisiko ausgesetzt und kann sogar verfallen.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Sonntsgszeitung berichtet, dass ein unabhängiger Branchenbeobachtungsdienst damit rechnet , dass die UBS bis zu 8 Millarden Strafe im Devisenkursmanipulation Skandal zahlen muss. Vielleicht bringt dies die selbsternannten Masters of the Universe zur Raison.
Die UBS würde als Wiederholungstäter gelten.
Meiner Ansicht nach müssen die Strafen so lange erhöht werden, bis die Betrügereien aufhören. Und Durchgriffshaftung auf das Management, sonst wirkst dies nicht. -
Jaja Lukas, genau! We are the 99%!!
Lasst uns doch ein Iglu-Dorf bauen am Paradeplatz und dann geben wir’s denen. Aber nicht zu knapp.
Jippie-ei-yeah (..oder so)
Schorsch G.-
Und was ist Ihre Alternative?
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Wir werden nicht ruhen, heisst der Slogan der UBS. Das gilt offenbar auch, wenn es um die Höhe der „welcome gadgets“ oder um die Höhe der Boni an die GL geht.
UBS wird nicht ruhen, bis die bis jetzt jämmerlich wirkenden Grossaktionäre der Kragen platzt und sie dem Treiben einen Riegel vorschieben. Ursprünglich habe ich mal gedacht, dass A. Weber diesen Job übernehmen würde. Aber eben, auch er ist nur von Gier getrieben und hat sich nahtlos in die Abzocker Elite eingereiht. Wir müssen akzeptieren, dass die Grossbanken nichts gelernt aus der Krise. Die Party geht weiter, als ob es die Finanzkrise niemals gegeben hat. Wie hat es Marcel Ospel vor der Finanzkrise umschrieben? „You either join the party and shut up, or you leave the party and look for another job. Wo die UBS das hingeführt hat wissen wir ja. Wie gesagt, nur die Aktionäre können dem Treiben ein Ende setzen. Die Politik ist machtlos.-
Axel Weber begrüsst ja nicht mal seine eigenen Mitarbeiter, wenn er in ein Meeting kommt mit einem schwerreichen UBS-Kunden. Wenn jemand so wenig Anstand hat, wird er sich sicherlich auch hüten, das Salär-Thema dieser Blutsauger zu berichtigen.
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Axel Weber, der Banken-Eitel aus D, den hier nun wirklich niemand gebraucht hat.
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Was ist bloss aus der Bankenbranche Schweiz geworden? Skandal um Skandal und die geldgierigen Typen kassieren noch ab auf Teufel komm raus. Das könnte früher oder später ein schlimmes Erwachen geben. Leider räumt auch keiner den Platz freiwillig(siehe CS). Ergo: Es wird erst dann Rotationen geben, wenn sich die Aktienkurse splitten.
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Da war doch mal der Patron, der noch persönliche Verantwortung gelebt hat…
Dann waren es noch Manager…
Hochgelobt als Leader und Lichtgestalten…
Aber zu sehen sind rundherum nur bemitleidenswerte Charakterlumpen… -
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Es war von Anfang an klar, dass Orcel (Mini Ospel?) nicht viel bringen würde. Andernfalls wäre er bei der BofAML geblieben und hätte sich einen Ruf als Top-Banker erarbeitet.
Ich bin noch froh, dass er das Wort Ethik nicht gebraucht hat – wäre aber amüsant gewesen.
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…gehe ‚mal davon aus, dass die UBS vor der Auszahlung der 25m auch geprüft hat, dass bei der BofA tatsächlich für 25m aufgeschobene Entschädigung lag, die er beim Uebertritt zur UBS angeblich verloren hätte…(wäre eigentlich sein eigenes Risiko). Ansonsten hätte Orcel bloss gut geblufft und die 25m gar frühzeitig kassiert…
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Richtig so, für wirkliche Leistung werden die ja nicht bezahlt. Die dürfen sich selbstverständlich bedienen. Die Mitarbeiter denen wird gekürzt wo andere zu viel nehmen.
Richtig so, für wirkliche Leistung werden die ja nicht bezahlt. Die dürfen sich selbstverständlich bedienen. Die Mitarbeiter denen wird gekürzt…
...gehe 'mal davon aus, dass die UBS vor der Auszahlung der 25m auch geprüft hat, dass bei der BofA tatsächlich…
Es war von Anfang an klar, dass Orcel (Mini Ospel?) nicht viel bringen würde. Andernfalls wäre er bei der BofAML…