„Farewells are what bind us.“ Ein Titel für eine Party am 23. März erhitzt die Gemüter. Er steht über der Einladung von Hanspeter Kurzmeyer für das Abschiednehmen der 1500 Clariden-Leu-Mitarbeiter von ihrer Bank. Diese geht Anfang April im grossen Reich ihrer Mutterbank Credit Suisse (CS) auf.
Die Integration fordert Opfer. 550 Mitarbeiter von Clariden Leu landen auf der Strasse, rund 1000 finden eine neue Anstellung bei der CS, doch oft zu schlechteren Konditionen. Clariden-intern empfinden einige Angestellte Kurzmeyers Einladung offenbar als stillos. Sie ziehen Vergleiche zu Kurzmeyers umstrittenen Vorgänger Olivier Jaquet und dessen gestrichenen Früchtekörben und Weihnachtspartys. Die sinkenden Margen würden diese „Goodies“ nicht länger rechtfertigen, hatte Jaquet die Kürzungen begründet. „Immerhin sparte Jaquet, statt wie Kurzmeyer noch Geld zu verjubeln“, sagt eine Clariden-Quelle.
Die neuen Clariden-Herren aus dem CS-Konzern lassen sich nicht lumpen. Sie laden zum Frühlingsbeginn um 6 Uhr abends zum rauschenden Fest. „Please mark your calendars for this event“, forderte Clariden-Boss Kurzmeyer das Personal kürzlich auf.
Der Ort ist noch offen und könnte von der Anzahl Teilnehmenden abhängen. Unzufriedene Clariden-Mitarbeiter, die ihren Job verlieren oder als „Banker zweiter Klasse“ zur CS wechseln, könnten sich überlegen, dem Anlass fernzubleiben.
Clariden-Chef Kurzmeyer verwendete für den Titel seiner Einladung ein Zitat des Innerschweizer Theologen und geweihten Priesters Josef Vital Kopp. Kopp wird auch als Kirchenrebell und Humanist bezeichnet. Sein Roman „Der Forstmeister“ gilt laut Wikipedia „als verschlüsselte Kritik an der Unbeweglichkeit der Hierarchie der Katholischen Kirche“.
Vital war in Luzern als Jugendseelsorger tätig und ist dem Innerschweizer CS-Topshot Kurzmeyer offenbar ein Vorbild. In seinem kurzen Text zur grossen „Farewell“-Party mit Huldigung des Kirchen-Rebellen unterläuft Kurzmeyer allerdings ein Patzer.
„I am pleased to invite you to bid farewell to Clariden Leu, and to raise a glass to the future“, versucht der CS-Manager die Stimmung für das Fest nämlich anzuheizen. Weil aber ein grosser Teil der Belegschaft das Schiff verlassen muss, dürfte vielen nicht darum zumute sein, das „Glas auf die Zukunft“ ausgerechnet mit jenem Mann zu erheben, der als Sterbebegleiter der 257 Jahre alten Privatbank in die Geschichte eingehen wird.
Daran dürfte auch Kurzmeyers grosse Offenheit im Integrationsprozess nichts ändern. Per 31. Januar informierte er die Clariden-Mitarbeiter über den Stand der Dinge.
„Die rechtliche Fusion wird per 2. April 2012 vollzogen“, steht da geschrieben. „Ab diesem Datum gehen von Gesetzes wegen alle Rechte und Pflichten der Clariden Leu auf die Credit Suisse über.“ Damit ist die Clariden-Bank formell am Ende. „Nach dem rechtlichen Zusammenschluss werden die Mitarbeitenden der Clariden Leu Mitarbeitende der Credit Suisse und die Kunden der Clariden Leu Kunden der Credit Suisse“, heisst es im Dokument. Und weiter: „Ziel ist es, den Merger Ende 2012 operativ abzuschliessen.“
Die entscheidende Frage wird von den CS-Managern gleich selbst aufgeworfen. „Rechnet die Credit Suisse damit, Kunden zu verlieren – zum Beispiel jene, die sich explizit nicht von einer Grossbank betreuen lassen wollen?“, wird in den „Hintergrundinformationen und FAQ“ von Ende Januar gefragt.
Mit diesem heissen Eisen tun sich die CS-Verantwortlichen sichtlich schwer . „Wir können nicht ausschliessen, dass bestimmte Kunden die Betreuung durch eine reine Privatbank vorziehen“, gibt die Grossbanken-Mutter kleinlaut zu.
Worauf sie sofort die bekannte PR-Platte auflegt: „Es ist ein wesentliches Ziel, dass die Kunden der Clariden Leu auch in den nächsten Monaten auf den bestmöglichen Service zählen können und dass unsere Kundenberater ihnen die Chancen der Integration sowie das zusätzliche Angebot der integrierten Bank vermitteln können.“
Interessant ist der Unterschied zwischen diesem „Nur für den internen Gebrauch“-Dokument und dem Auftritt von Hans-Ulrich Meister von letzter Woche an der grossen Credit-Suisse-Jahreskonferenz.
Als Chef von Hanspeter Kurzmeyer ist Meister der Ober-Integrator von Clariden Leu. „Die Integration der Clariden Leu verläuft planmässig“, sagte Meister am Donnerstag auf eine entsprechende Frage. „Wir verzeichnen lediglich einen marginalen Abfluss von Kundenassets. Selbst von den Senior-Kundenberatern hat eine Mehrheit unsere Job-Angebote akzeptiert.“
Meisters Auftritt kontrastiert mit Meldungen über erste Milliardenabflüsse zur Konkurrenz. Eine interne Clariden-Quelle betont zudem, dass keiner der grossen Kundenberatern mit verwalteten Vermögen in Milliardenhöhe das Angebot der CS akzeptiert habe.
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Solange Eckert den Wein für die Party liefert, ist das Ganze doch ganz o.k.
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@Hans – Auch wenn ich glaube dass Dougan Brady die Worte „volkswirtschaftliche Verantwortung auf deutsch kaum buchstabieren kann – denke ich doch nicht dass es nur Ausländer sind die diesen Kurs der Grossbanken bestimmen. Ein Felix Gutzwiller ist einige Jahre im VR der ClaridenLeu gesessen und hat wohl nicht einmal den Mund aufgemacht um einen einzigen Arbeitsplatz in Zürich zu retten oder auch nur einmal den Kurs der CS in Frage zu stellen.
Und so gibt es auch weitere Schweizer die da eines vor allem gut beherrschen: Vorauseilenden Gehorsam. Den sie leisten um ihre bescheidene Karriere nicht zu gefährden – und dafür lieber jeden Rest Würde „verkaufen“ -
Das Wort volkswirtschaftliche Verantwortung der Grossbanken für die Arbeitsplätze in der Schweiz hat das derzeitige CS Topmanagement wohl noch nie gehört. Kein Wunder wenn nur Amerikaner, Engländer und Norddeutsche im Top-Management sitzen. Die Schweiz und deren Arbeitsplätze interessieren Sie wenig bis gar nicht.
Es ist eine Schande was hier geboten wird.
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Ich stelle mir eine „Farewell“-Party an der CS-Generalversammlung vor – wo Aktionäre und Mitarbeitern ganz anderen „Farewell“ zurufen würden als den nun entlassenen Mitarbeitern des Konzerns. – Nämlich denen die abkassieren und in vielerlei Hinsicht versagen.
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Voll auf den Nagel getroffen!
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Ein wütender Grossaktionär
Eine Farewell Party ist schlicht unsensibel und geschmacklos, angesichts der Tatsache, dass mit der Schliessung der Clariden Leu viele Mitarbeiter den Job verlieren.
Das Topmanagement der CS hat auf der ganzen Linie versagt, inkl. VR (non stop Umstrukturierungen, verunsicherte Mitarbeiter, die nie wissen, ob sie am andern Tag ihren Job noch haben etc.) und dafür belohnen sie sich mit Millionen (Bankräuber in Nadelstreifen). Der Witz ist noch, dass sie tatsächlich glauben, dass sie so viel wert sind. Diese Top-Banker sind arrogant, unangenehm, selbstsicher und abgehoben, für den Rest der Bevölkerung “Persona non grata”.
Die Leidtragenden sind immer die Mitarbeiter, jegliche Motivation geht dabei verloren.
Die neuen UBS Manager haben offensichtlich eingesehen, dass es nicht mehr so weitergehen kann und scheinen auf dem vernünftigen Weg zu sein, indem sie eine Reduktion der Kader-Gehälter
kommunizieren. -
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Ein excellenter Kommentar und diesem kriminellen CS Management
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Ich bin einer der 550 Betroffenen. Und lieber Lukas Hässig: Ich muss Sie enttäuschen, ich finde die Einladung nicht zynisch; ich finde sie wertschätzend und nett. Hätte man nichts gemacht, hätten Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit geschrieben, dass CS / CL nicht genug Stil hat, um den Leuten einen würdigen Abschied zu geben. Fehlender Stil ist nicht nur das Problem der CL und CS Oberen; ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie, sehr geehrter Herr Hässig, zu einem stillosen Boulevard-Journalisten mutiert haben. Sie waren mal gut.
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oder – kleines Thema am Rande. – Wieviel Verlust muss ein Investmentbanker generieren bis ihm der Bonus ganz gestrichen wird ?
– Zur Erinnerung >> CS im 4. Quartal – ein Minus von knapp 1 Mia CHF.Ich finde die Fehler die wohl sicherlich bei der CL auch gemacht wurden sind fast samt und sonders auf „Befehlshörigkeit“ und auf die von CS eingesetzten Leute zurückzuführen.
Dafür zahlen müssen nun andere.-
Voll einverstanden
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Vielleicht könnte das management auch noch über andere themen sprechen:
– wie generiert man mit einem kunden in asien 180 mio. verlust?
– wie verbratet man 30 mio für eine filiale in london?
– wieso schafft man es trotz 10 jahren projektphase nie zu einer filiale im grossen kanton?
– und mein favorit: wieso unterschreibt man 2006 den sponsoringvertrag mit dem grössten schweizer sportler aller zeiten nicht? (er hatte schon unterzeichnet…)
btw bis heute hat cl aufgrund integration 4 mia aum verloren
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Oder auch, warum hat man seit 5 Jahren jedes Jahr 30-50mio in Asien investiert und kein Erfolg gehabt, ausser grosses Geschwätz. Lustig, dass die ganze Konkurrenz in Asien Wachstum gezeigt hat. Das Latin America Geschäft war nun ja auch keine Erfolgsgeschichte.
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Noch einer: …wie beschäftigt man jahrelang Knalltüten und alle wissen es?
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nicht auszumalen was für CL möglich gewesen wäre…im Zusammenhang mit Sarasin oder nun der Bank Wegelin. – Wie dilettantisch sich auch die CS-Bosse hier verhielten, der Stellenabbau kann prima mit „Strukturbereinigung“ in der Schweiz erklärt werden, CS-Bosse machen ja keine Fehler. Und dass „Sparen“ (wenn auch notwendig) – keine Strategie ist – sei nochmals erwähnt.
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Joachim Straehle / CEO Sarasin konnte 700 Arbeitsplätze in der Schweiz retten durch die Lösung Sarasin / Safra.
Pierin Vinzenz / CEO Raiffeisen konnte 700 Arbeitsplätze in der Schweiz retten durch die Lösung Notenstein / Raiffeisen.
Credit Suisse Management stellt 550 Mitarbeiter von CL und weitere Mitarbeiter von CS auf die Strasse – zusätzlich werden 15 – 20 % weitere Mitarbeiter von CL die Bank freiwillig veranlassen. Wirklich eine Glanzleistung vom Credit Suisse Management für den Arbeitsplatz Schweiz.
Schlechter könnte man es gar nicht machen – es ist eine Schande für den Finanzplatz Schweiz was hier das Credit Suisse Management bietet. -
550 Mitarbeiter entlassen – viele wichtige Angestellte in allen Bereichen haben bereits gekuendigt – viele weitere Kuendigungen von gutem Personal wird noch folgen in den naechsten Monaten. But who care’s – nobody give’s a shit.
In 2-3 Jahren werden von den 1600 Angestellten von Clariden Leu vielleicht noch 200 bis 300 Angestellte dasein. Dann war die Zerstoerung der Clariden Leu aus Credit Suisse Sicht erfolgreich und perfekt.
Man hat ja die Kosten massiv runtergefahren – alles andere interessiert wenig bis ueberhaupt nicht. Es ist einen menschenverachtende Haltung des Credit Suisse Managements. Es gibt keine Worte fuer ein derartiges Management.
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Das grösste ist, dass diese CS-Superbanker gar nicht gemerkt haben, wieviel Wert sie vernichteten, denn dazu fehlt Ihnen schlicht das Wissen. – Ueber die PS-Zahlen von Porsche oder Ferrari oder die schönsten Resorts in den Malediven oder der Karibik könnten sie dagegen kompetent Auskunft geben.
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Eine groessere Geschmacklosigkeit und Perversion als noch ein Fare Well Party Clariden Leu zu machen gibt es wohl gar nicht. Ich hoffe, dass niemand von Clariden Leu an dieser bloedsinnigen Party teilnimmt.
Ich kenne keinen einzigen Kunden von Clariden Leu, welcher diese Liquidation und Zerstoerung von Clariden Leu begruesst – ich kenne auch keinen einzigen Mitarbeiter von Clariden Leu welcher heute mit Begeisterung in die Credit Suisse geht.
Das ganze ist eine Debakel ohne Ende, welches hier die Herren Hans-Ulrich Meister und Urs Rohner veranstaltet haben.
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…ganz cool wäre quasi als Tombola-Preise die einzelnen Markenrechte ‚Bank Leu 1755‘ und „Clariden“ zu bekommen. Diese Tombola-Gewinner – der hier zu Verabschiedenden CL – mit echt unternehmerischem Flair und Handelnden hätten so die Möglichkeit zu einem spannenden re-Start. Ob als PB oder WM oder EAM könnte sich weisen. Ideale Neukunden-Perspektive: Der erste SNOWWHITE Finanzdienstleister der Schweiz…
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Bin dabei!
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ob da altgediente ClaridenLeu Kader wie Jacquet und Nützi eingeladen sind ?
nun – ich könnte mir hier ein durchaus interessantes Rahmenprogramm vorstellen,
vielleicht mit folgenden Themen:Brady Dougan – Was ist ein 250 Jahre alter Brand wert. Wie sehe ich als Ami die Schweiz.
H.U. Meister – Die wahren Gründe der Schliessung der ClaridenLeu – oder über das Wesen von „ausführlichen Analysen“
H.P. Kurzmeyer – Wer bin ich und wenn ja wie viele.
O. Jacquet – Steueroptimierung ist eine Autostunde entfernt.
H. Nützi – Aufplustern von Assets bei gleichzeitiger Minimierung von Erträgen
Felix Gutzwiller – Zusammenhänge zwischen Medizin und Banking. – oder „warum es im VR einer Bank Mediziner braucht“
Es müsste also nicht unbedingt ein Leichenmahl werden, auch Banker können mit der Wahrheit umgehen. Und da gäbe es so einiges nachzuholen.
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hätten Sie es besser machen können als Herr Nützi und co?
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Hans Nuetzi hat vieles richtig gemacht im Vergleich zu seinem Nachfolger Oliver Jaquet, welcher nach 8 Monaten rauskatapultiert wurde. Oliver Jaquet war lediglich ein aufgeblasener Wichtigtuer und Steuerbetrueger.
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@Anonym. Jawohl, in den 4 Jahren nach Fusion hätte Mr. Vaduz effektiv viel mehr aus dem Kombi CL gemacht. Wär auch nicht so schwierig gwesen mit etwas präziserem Kundenfokus und wachem Marktverständnis.
Und wenn der GL der CS die Steuerproblematik von O.J. vor dessen Ernennung zum CEO CL bekannt gewesen, die Auflösung von Clariden-Leu bereits im Fokus/resp. beschlossen, dann erscheint die Ernennung und kurz darauf die Aus-„Meisterung“ von O.J. vielmehr als ideale Variante der Mit-Entsorgung im Rahmen der Schliessung der CL.
Vielleicht war da ja noch mehr dahinter… -
Guter Kommentar!
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Dies ist keine Farewell-Party, dies ist ein Leichenmahl. Die sind manchmal ganz lustig, in diesem Falle ist dies jedoch wenig vorstellbar.
Wie wär’s mit dem altbekannten Motto: … und keiner geht hin?
Schade nur, dass die CS beim Erbe die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat, denn es werden wesentlich mehr Gelder abfliessen als prognostiziert. Aber das wird (wie immer bei solchen Flops) gut vertuscht werden.-
Wie sagt man doch so schön: ‚der Fisch stinkt immer am Kopf‘. CS ‚top‘ Management setzt sich aus Leuten mit leichtem Schulsack und schlechten Manieren und cowboys ohne Bezug zur Schweiz… sorry, ausser zum CHF.
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Well, den Schulsack haben die vielleicht noch, aber sonst nicht viel mehr wirklich geleistet. Ach ja, phantasievoll sind sie auch noch, beim Aushecken optimaler Bonusprogramme und deren diskreter Steuerung „into the Money“.
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Wie sagt man doch so schön: 'der Fisch stinkt immer am Kopf'. CS 'top' Management setzt sich aus Leuten mit…
Ein wütender Grossaktionär Eine Farewell Party ist schlicht unsensibel und geschmacklos, angesichts der Tatsache, dass mit der Schliessung der Clariden…
@Hans - Auch wenn ich glaube dass Dougan Brady die Worte "volkswirtschaftliche Verantwortung auf deutsch kaum buchstabieren kann - denke…