In der Zentrale der drittgrössten Schweizer Bank geht es zu und her wie im hölzernen Himmel. Privates und Geschäftliches der obersten Chefs der Raiffeisen verschwimmen immer mehr.
Im Fokus stehen der alte und der neue CEO einer Bank, die nach UBS, CS und ZKB das vierte Too-Big-To-Fail-Institut mit ungeahnten Risiken für die Schweiz darstellt.
Einer hat Probleme mit seiner Frau, der andere hievt seine in letzter Minute in eine Machtposition.
Patrik Gisel, designierter CEO der Genossenschaftsbank, informierte vor seiner kürzlich erfolgten Wahl die Kollegen in der Raiffeisen-Führung in St. Gallen über sein Privatleben.
Gisel legte in einer Sitzung der Geschäftsleitung und dann auch dem Präsidenten der Raiffeisen dar, dass er von zuhause ausgezogen sei und sich von seiner Frau getrennt habe.
Aus Gisels Kreisen ist zu vernehmen, dass die Trennung, die vor rund 2 Monaten erfolgte, noch nicht definitiv sei.
Gisel und seine Frau haben zwei Kinder im Schulalter. Der Grund liege nicht in einer neuen Beziehung, heisst es.
Was als Gisels Privatsache daherkommt, wird öffentlich, weil es Raiffeisen-intern für Aufregung sorgt.
Erstens handelt es sich beim über das ganze Land verteilten Bankriesen um eine spezielle Firma.
Mit vielen Ablegern in Bauerndörfern und Provinznestern spielen Traditionen und konservative Lebensführungen der Chefs bei der Raiffeisen eine grössere Rolle als bei den globalen Multis.
Zweitens hat die Raiffeisen unter Gisels bisherigem Bigboss, dem scheidenden Pierin Vincenz, seit langem ein „Frauenthema“.
Als dann auch beim Kronfavoriten als Erstes ebenfalls eine Ehegeschichte auf dem Radarschirm aufleuchtete, fürchtete der Verwaltungsrat um den Ruf des Unternehmens.
Um allfälligen Schaden einzugrenzen, hielt man Gisels „Coming out“ unter Verschluss.
Das gelang nur kurz. In den letzten Wochen verbreitete sich Gisels Ehegeschichte in der Raiffeisen-Zentrale wie ein Lauffeuer. Es wurde zum internen Kaffeegespräch.
Brisanter als Gisels Auszug von zuhause ist, was Pierin Vincenz wenige Monate vor seinem Auszug aus dem Raiffeisen-Olymp beschlossen hat.
Unter seinem Noch-Kommando wurde soeben entschieden, dass seine Ehefrau Nadja Ceregato einen grossen Sprung in der internen Hierarchie macht.
Ceregato steigt auf von ihrer Funktion als Zuständige für Compliance und wird neue Chefin für den gesamten Rechtsbereich unter der Bezeichnung Legal & Compliance.
Nadja Ceregato, also Frau Vincenz, die mit ihrem Mann vor anderthalb Jahren eine zweimonatige Weltreise genoss, wird damit einflussreiche und mächtige Rechtschefin der ganzen Bank.
General Counsel heisst das in der Fachsprache. Der bisherige Stelleninhaber Roland Schaub wurde in eine Stabsfunktion verschoben.
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Die Wahl von Ceregato kurz vor dem Ausscheiden ihres Ehepartners als allmächtiger Herrscher des Raiffeisen-Konzerns lässt aufhorchen.
Vincenz hat in seiner über 15-Jährigen Ära als CEO der Raiffeisen viel bewegt. Dabei nahm der ehemalige UBS-Investmentbanker gewaltige Risiken in Kauf.
Bei seinen Deals waren die Rechtsrisiken zentral. Diese mussten von Legal & Compliance geprüft und abgesegnet werden.
In Erinnerung bleibt die Nacht-und-Nebel-Übernahme der Bank Wegelin im Januar 2012.
Innert weniger Tage kaufte die Raiffeisen für weit über eine halbe Milliarde die in den USA bedrängte Sankt-Galler Privatbank.
Um den Deal im Expresstempo über die Bühne zu kriegen, mussten die Juristen und Compliance-Leute mitspielen.
Dass mit Nadja Ceregato die Ehefrau mitten drin sass, war kein Nachteil. Entsprechend gab die Rolle von Vincenz‘ Frau zu reden.
Weit weniger beachtet wurde ihr Anteil am ungestümen und kostspieligen Aufbau der TCMG. Dabei scheint dort vieles fragwürdig.
Das Kürzel bedeutet „The Capital Management Group“, ein Assetmanagement-Sammelsurium des umtriebigen Zürcher Bankers Beat Wittmann.
Wittmann, wie Vincenz ein Ur-Bündner, baute mit 40 Millionen von der Raiffeisen eine zusammengewürfelte Gruppe von Finanzfirmen auf.
Wo investiert wurde, wurde in einem Committee beschlossen. Dort sass mit Nadja Ceregato nicht nur die Compliance-Chefin von Raiffeisen, sondern auch die Frau von Oberchef Vincenz.
Letzten Herbst zog die Raiffeisen ohne Ankündigung den Stecker. Die einzelnen Teile der TCMG wurden in die Grossbank und ihre Tochter Notenstein integriert.
Wittmann, der noch kurz zuvor grosse Ausbaupläne gehegt hatte, verlor seinen Job. In Zürcher Finanzkreisen gingen Gerüchte um, dass Wittmann von Raiffeisen „vergoldet“ würde.
Die Rede war von mehreren Millionen Franken, welche der umtriebige Anlage-Spezialist zum Abschied erhalten soll.
Die Raiffeisen-Zentrale unter Vincenz Führung dementierte Abgangszahlungen oder andere Sondervergütungen für Wittmann.
„Beat Wittmann ist aus allen Verwaltungsräten der Boutiquen zurückgetreten und steht für eine gewisse Zeit (bis voraussichtlich 1. Semester 2015) operativ der TCMG für die Umstrukturierung zur Verfügung“, meinte ein Sprecher.
Was aus den von Vincenz in Wittmanns TCMG investierten 40 Millionen wurde, bleibt offen. Wie viel vom Geld ist noch da, wie viel verloren?
Ein von Vincenz unabhängiger Rechtschef könnte der Frage nachgehen. Dass Vincenz‘ Frau Ceregato dies tun wird, ist weniger wahrscheinlich.
Mit ihr als Rechtschefin besteht für Vincenz die Aussicht, dass seine Deals – auch bei Leonteq und der neuen IT-Tochter Arizon – nicht vertieft angeschaut werden.
Nachfolger Patrik Gisel müsste ein Interesse haben, dass allfällige Leichen im Raiffeisen-Keller rasch gefunden würden. Werden sie erst später bekannt, dann gehen sie auf sein Konto.
Doch Gisel lässt Vincenz gewähren. Seine Ehegeschichte hilft nicht, ihn bei den Raiffeisen-Fürsten draussen im Land zu stärken.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Was ist das für eine traurige Geschichte dieser Banker.
Wenn man bedenkt ,dass doch die Raiffeisenbank von einem mutigen Christen , der seine Ethik auf Christlichen Werten gründete, sowohl privat , wie geschäftlich.
Man kann nur hoffen, dass alles ans Tageslicht kommt. -
Ihr Kommentar ist genau so, wie er ist.
Die Frau gehört schon lange nicht mehr in die oberste
„Schublade“ der Raiffeisenbank. Einfach lächerlich und unverständlich, dass Herr Gysel dies immer noch akzeptiert.
sehr schwach. Dass Herr Vinzenz ein Machtmensch ist, ist ja auch schon lange bekennt. Ich bin ein guter Kunde bei Helvetia und ich einfach nicht verstehen, wieso man Herr Vinzenz als Verwaltungsratspräsident vorgeschlagen hat.
Bei der Helvetia bringt er auch alles durcheinander und wieso ist der sehr gute CEO Loacker gegangen.
Eine Schande für Vinzenz……aber dies doch diesem egal. -
Perin Vinzenz hat als Unternehmer nicht als Buchhalter gewirkt.
Bravo. -
Ich arbeite selber bei Raiffeisen Schweiz und sage dazu folgendes:
Diese Geschichte zeigt, das Gisel auch nur ein normaler Mann ist und Beziehungsprobleme hat. Aber ich kann nachvollziehen, dass diese Geschichte für Herrn Hässig sehr interessantes Futter darstellt.
Also liebe Leute, nehmt es doch nicht so tragisch….
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Absoluter Blödsinn was Herr Hässig da zum Thema Gisel schreibt. Was geht die Öffentlichkeit die Eheprobleme an. Gehört definitiv nicht in die Medien. Heute wird jede zweite Ehe geschieden/getrennt. Ist ja gut, dass es Leute gibt die in der Öffentlichkeit stehen und einen „Fehltrittt“ machen, so hat die Boulevard-Presse wiedermal was zu schreiben und die Masse kann dann getrost Ihre Probleme einfach auf die Seite schieben. Denn es ist ja wichtiger den „Mist“ der Anderen zu be- und verurteilen, als seinen „eigenen“ zu verarbeiten. Wir sind alle nicht perfekt! Zudem wissen nur Gisel’s selber was läuft und was nicht! Und das geht niemanden etwas an!
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Gisels Eheprobleme sind Privatsache. Punkt.
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Jedenfalls hat so der Ehemann P. Vincenz für sich und seine Frau auf diese Weise und für einige Jahre ein schönes Einkommen gesichert und kann so die bescheidene AHV aufbessern 🙂 In den meisten anderen grossen Firmen sind solche familieninterne Begünstigungen verboten und kollidieren mit den Ethikrichtlinien, selbst wenn das Familienmitglied qualifiziert ist.
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Quatsch mit Sauce
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diese geschichte vom ehepaar gisel gehoert definitiv nicht in die oeffentlichkeit.
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Na ja, wenn die Ehefrau mit dem ex-IT Chef durchgebrannt hätte, dann wäre es knapp berichtenswert…sonst geht eine Trennung niemand an. Punkt.
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Das Verhalten von Vinzenc sowie seiner Ehegattin ist problematisch. Unverständlich, dass Vincenz mit der Notenstein noch eine Privatbank einkaufte. Eine Privatbank im wahrsten Sinne des Wortes hat er ja schon …. die Raiffeisengruppe gehört offensichtlich Vincenz und seiner Angetrauten PRIVAT. Wie es sich in einer Privatbank gehört, hat Vincenz seinen Nachfolger (praktisch) bestimmt und auch die neue Chefin des Rechtsdienstes in Eigenregie auserkoren.
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Neider…
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JJ. Richtig. Raiffeisen wird an Notenstein und dem hoch erfolglosen Asset Management scheitern. Es passt nicht zusammen, es fehlt die nötige Grösse. Der „Sanierungsfall Raiffeisen“ wird in die Bankengeschichte eingehen.
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Man mag den Herr Vinzenz mögen oder nicht. Nicht wegschneiden kann LH, dass Vinzenz eine positive Ausstrahlung hat, initiativ und ganz offensichtlich einiges Durchsetzungsvermögen aufweist. Solche Personen wünsch ich mir für die Schweiz viel mehr! Hoffen wir doch für uns alle, dass der Erfolgsausweis für die Raiffeisen positiv bleibt und Herr LH sich in Zukunft auf wirklich kritische Punkte konzentriert.
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Die Ehekrise find ich unwichtig, weil sie mehr als die Hälfte aller Eheleute mal trifft. Trotzdem krallt sich die Leserschaft zu Unrecht an der Ehekrise von Gisel fest. Hässig schreibt ja explizit, dass weitaus „brisanter als Gisels Auszug von zuhause ist, was Pierin Vincenz wenige Monate vor seinem Auszug aus dem Raiffeisen-Olymp beschlossen hat“: Die Berufung seiner Frau zum „Head Legal, Risk & Compliance“. Darüber müsste sich der VR schon Gedanken machen, denn das hat mit Compliance wenig am Hut.
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Herr Hässig hat immer kritisiert, dass Frau Ceregato im L&C arbeitet und ihr Mann der CEO ist – nun ist Herr Vincenz nicht mehr CEO (in Kürze) – was spricht nun also dagegen!? Komisch Sichtweise!
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Sehe ich genau gleich. Ist doch ein völliger NoGo. Mag Pierin Vincenz eigentlich ganz gut, aber es geht überhaupt nicht, dass Ehepartner portiert werden, das ist Vetternwirtschaft und das hätte es auch aus Compliance Gründen nie geben dürfen.
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Wie lange schauen die RB Banken (sind eigentlich die Chef’s der sanktgaller Zentrale) dem Tollhaus noch zu?
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Wie bitte? Weil sich Herr Gisel von seiner Frau getrennt hat?
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Wir Raiffeisenbanken stehen voll und ganz hinter der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz. Gibt keinen Grund warum nicht! Die Geschäfte laufen auf Hochtouren.
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Nebst beschränkt originellem und poetisch dürftigem Kalauer als Headline DER Gähner was Ehe als auch Corporate Governance Geschichten anbelangt.
Leider sind keine Fakten zu lesen bezüglich Qualifikationen und Leistungsausweise der beiden Protagonisten in dieser lauen Story zum Wochenende. -
Sie glauben doch wohl selbst nicht, was Sie schreiben, Herr Hässig: der VR soll sich um den Ruf der Bank Sorgen machen, weil sich der designierte CEO von seiner Frau trennt? Welch glückliche Bank, welche in der heutigen Zeit keine grösseren Sorgen kennt!
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Uffh, Lukas Hässig!
Why don’t u give us a break?
Vorgestern die TA-Titelgeschichte „Operation neuer CS-Chef blieb bis zuletzt geheim“, heute die Titelgeschichte im TA-Wirtschaftsteil „Fall Sika: Warum der Deal das akzeptierbare Mass sprengt“. Und gleichentags auch noch diese IP-Topstory….
Trotzdem werde ich an der Raiffeisen-Party heute Abend im Wettinger Tägerhardsaal Herrn P. Vincenz (falls möglich) darauf ansprechen.
Wenigstens dürfte das Einkommen von Neo-CEO Gisel problemlos ausreichen, um auch zwei Familienhaushalte finanzieren zu können.
P.S. Nicht nur in der Ostschweiz, auch in der Nordwestschweiz gibt es einen langjährigen „Head Legal, Risk & Compliance“, dem die Irrungen und Wirrungen seines Arbeitgebers und seine „herausragenden“ Leistungen in diesem Z’hang mit einer GL-Beförderung verdankt wurde.
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Herr Hässig, heuern Sie doch bei Blick oder zwanzig Minuten an.. wer keine Fakten findet macht aus einer Trennung eine Story. Nur stillos
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LH kommt mir langsam vor wie Herr Faber, der jahrelang ruft, es gäbe einen Börsencrash, es gäbe einen Börsencrash – wenn es dann an der Börse etwas runter geht, wird er bejubelt, da er ja quasi „recht hatte“. Wenn ich mir die Entwicklung der letzten 100 Jahre von Raiffeisen anschaue, sieht es nicht so schlecht aus. Was die Zukunft bringt werden wir sehen. Man beachte: Der Umgang mit Risiken ist das Geschäft der Banken. Es gibt einfach Unterschiede im Umgang mit diesen, da müssen wir Raiffeisen jedoch ein Kränzchen binden. Bis heute in keinem der Sümpfe gelandet wie unsere Gross- oder Kantonalbanken.
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Böser Mann, die Zukunft ist jetzt da. Drei Jahre später dürfen wir RCH tastsächlich „ein Kränzchen binden“, und zwar ein Beerdigungs-Kränzchen für den „Umgang mit Risiken“, wie Sie so schön schrieben. Hier ruhen die Glaubwürdigkeit, die Governance und die Compliance einer gescheiterten Bank.
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Soviel zur angeblichen Risikostrategie: http://2014.geld-und-werte.ch/
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Guten Morgen, Frau Ceregato, sind Sie auch schon wieder auf IP, wie es scheint…
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Diese Geschichte ist nun mal wirklich lächerlich und schon fast traurig. Ich glaube rund die Hälfte aller Eher geht auseinander – und das soll einen Kunden stören!? Ach sooooo, Herr Hässig meint die Leute aus den Schweizer Bauerndörfer, die sind wohl etwas dümmer als die Stadtmenschen – verstehe ich das richtig!?
Jedenfalls hat so der Ehemann P. Vincenz für sich und seine Frau auf diese Weise und für einige Jahre ein…
Das Verhalten von Vinzenc sowie seiner Ehegattin ist problematisch. Unverständlich, dass Vincenz mit der Notenstein noch eine Privatbank einkaufte. Eine…
Sehe ich genau gleich. Ist doch ein völliger NoGo. Mag Pierin Vincenz eigentlich ganz gut, aber es geht überhaupt nicht,…