Am 18. Juli machte der ungeliebte Leonteq-Präsident Pierin Vincenz den Weg frei. Er würde zurücktreten, sagte er dem Verwaltungsrat der Derivate-Firma.
Am 19. Juli gingen wie wild Leonteq-Optionen über den Tisch, die Aktie stieg. Am 20. Juli kommunizierte die Leonteq den ausserordentlichen Rücktritt ihres Präsidenten. Die Aktie schoss durchs Dach. Plus 10 Prozent.
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„Waren bei Leonteq Insider am Werk?“, fragte der Tages-Anzeiger eine Woche später, und liess den bekannten Zürcher Wirtschaftsanwalt und Aktienrechtler Peter Nobel zu Wort kommen.
„Diese Kursbewegungen sind so auffällig, dass es genügend Anlass für eine Untersuchung gibt, ob ein Insiderdelikt vorliegt“, sagte Nobel.
Nun ist es soweit. Die Six Börsenaufsicht, eine von der grossen Schweizer Infrastrukturgruppe abgesonderte Spezialeinheit, hat eine Abklärung gestartet.
Erste Stufe ist ein sogenanntes „Auskunftsersuchen“ an die Firma, hier also die Leonteq. Das Derivatehaus, das sich nach einem tiefen Fall erholt hat, muss alle gewünschten Daten liefern.
Laut einer Quelle haben keine operativen „Insider“ der Leonteq in der fraglichen Zeit mit Aktien ihres Unternehmens gehandelt. Die Manager rund um CEO Jan Schoch seien „sauber“.
Damit richtet sich das Augenmerk auf die Externen. Das können Leute im Verwaltungsrat sein oder gänzlich Aussenstehende, die Tipps von Involvierten mit Insider-Wissen erhalten haben.
Ob die Six-Polizei eine formelle Untersuchung initiiert, ist offen. Kommt sie zum Schluss, dass ein genügend starker Anfangsverdacht besteht, stellt sie Antrag bei der Finanzmarktaufsicht Finma.
Diese müsste dann gegen die vermuteten Leonteq-Insider ermitteln.
Payoff, ein Finanzblog, schrieb zum 19. Juli, den Tag vor der Ankündigung des Vincenz-Rücktritts, über eine sprunghaft hochschnellende Nachfrage nach Leonteq-Optionen.
„Insbesondere die Transaktionen auf den Warrant LEOXJB von Julius Bär um 16.21 Uhr wie auch die Last Minute Transaktionen um 17:09 und 17.22 laut www.swissquote.ch erscheinen nun in einem ganz speziellen Licht“, meinte der Blog.
„Ab 17:00 Uhr stiegen die Preise des Julius Bär Warrants überproportional an. Sogar Produkte mit einem tiefen Hebel von unter 2 wurden den Banken aus den Händen gerissen. Noch eindeutiger sind die Transaktionen beim WLEAPV von Vontobel mit Verfall September 2017.“
Rund um Leonteq sind schon im letzten Dezember Insider-Verdachtsmomente aufgetaucht. Damals musste das Unternehmen eine Gewinnwarnung verschicken.
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Im Vorfeld hatte es einen massiven Anstieg von Aktientransaktionen gegeben. Ein regelrechter Exit hatte stattgefunden.
„Am letzten Freitag schrillten die Alarmlampen“, war an dieser Stelle zu lesen. „Börsianer verkauften massenhaft Leonteq-Aktien. 132’000 Aktien mit dem Kürzel LEON gingen über den Tisch.“
Am Montag folgte dann die Hiobsbotschaft mit dem „Profit Collapse“, einem überraschenden Einbruch beim Gewinn. Nach der Ankündigung schossen die Volumina weiter in die Höhe.
Die jetzt von der Börse initiierte Voruntersuchung rund um Leonteq-Insider bezieht sich laut einer Quelle nicht auf die Dezember-Vorfälle, sondern auf die aktuellen von Juli dieses Jahres.
Der Rücktritt von Pierin Vincenz war die grosse Neuigkeit in der Mitteilung der Leonteq am 20. Juli. Dass das Halbjahres-Resultat in etwa eine schwarze Null wäre, war schon bekannt.
Vincenz selbst äusserte sich in den Folgetagen zunächst in der Sonntagszeitung. Dort stellte er sich als verantwortungsvoller Kapitän dar.
„In einer schwierigen Restrukturierungsphase darf ein Verwaltungsratspräsident nicht zurücktreten, sondern muss gemeinsam mit dem Management das Unternehmen aus der Krise führen“, meinte Vicenz.
Wenige Tage später konfrontierte ihn der Tages-Anzeiger mit der Frage, warum er nach seinem Rücktritt 2 Tage bis zur Kommunikation verstreichen liess.
Vincenz meinte, es seien nach der Dienstags-Sitzung „noch ein paar fundamentale Fragen zu klären“ gewesen. Unter anderem der genaue Fahrplan.
Das ist nicht gelogen. Nur war alles viel dramatischer.
Vincenz stemmte sich lange mit aller Kraft gegen einen vorzeitigen Abgang. Er wollte sich zumindest über die Zeit bis zur ordentlichen Neuwahl im Frühling 2018 retten.
Seine Gegner, allen voran CEO Schoch und der neue Grossaktionäre Rainer Frey, liessen das nicht zu.
Schliesslich knickte Vincenz ein. Ein letztes Manöver war, den Zeitpunkt seines Rücktritts hinauszuschieben.
Das liessen die Widersacher nicht zu. Am Nachmittag des 19. Juli, einem Mittwoch, gab Vincenz auf.
Kurz darauf rückten die Optionen-Käufer auf den Plan.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sehr geehrter Herr Hässig
Die SIX schreibt sich SIX und nicht Six. -
Der gierige Schweizer Banker Pierin Vincenz , die Raiffeisen handelt wie die UBS in den 80iger Jahren, jedem Schweizer-Kaff eine Bank.
Wenn die Immo-Kriese kommt, sehen die Banken alt aus. Und sie wird kommen………………………cheers. -
Auf dem Grunde jeden großen Geschäftes
liegt ein großes Verbrechen.Honoré de Balzac
* 20. Mai 1799 † 18. August 1850 -
SIX Polizei schickt …. Es ist erstaunlich, dass es über einen Monat an Abklärungen benötigt, bis etwas unternommen wird. Dies darf keine drei Tage dauern!
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Die aufgezeigten Daten mit den Kursen auf der schwarzen Kurstabelle sind aus dem Jahr 2016 ???
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Nicht alle, die ins Gras beissen, sind Vegetarier. Sowie; „Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man nicht kriegt, was man will.“
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Würde nicht verwundern, bei Pierin Nimmersatt.
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Tja, da haben es doch andere Insider einfacher. So zum Beispiel der neue CEO von Nestlé, Ulf Schneider. Kurz nach seinem Antritt hat er sich doch einfach seine „Kompensation“ um eine ganze Schiffsladung Geld nach oben gehebelt in Zusammenarbeit mit dem mitprofitierenden VR: Das Aktienrückkaufsprogramm um ca. 10% (= 20 Milliarden!!!) der Börsenkapitalisierung hat über Nacht die Werte der im „Kompensations-Paket“ zugesprochenen Aktien und vor allem der zugesprochenen Optionen auf einen Schlag um zig. Millionen vergrössert, ohne einen kleinsten Furz überhaupt geleistet zu haben…. – So geht’s oder auch so wie der heutige Blackrock- „Schnaps von Hilde“ mit seinen Optionen (wo natürlich niemand nachforschen wollte..)
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Kurz nach dem Fall Ziegler so etwas zu tun ist schon fast sträflich dumm.
Oder braucht da jemand Geld und kann nicht anders? Oder fühlt er sich zu sicher (die Untersuchung im Dezember scheint ja versandet zu sein)?
Würde nicht verwundern, bei Pierin Nimmersatt.
Nicht alle, die ins Gras beissen, sind Vegetarier. Sowie; "Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man nicht kriegt, was…
Tja, da haben es doch andere Insider einfacher. So zum Beispiel der neue CEO von Nestlé, Ulf Schneider. Kurz nach…