Mike Bär ist ein bekannter Name auf dem Finanzplatz. Bis Ende 2004 gehörte er zur Spitze der gleichnamigen Julius Bär. Diese gab damals die Familienbindung auf und wurde zur Bonus-Bank.
Nun kehrt Mike Bär zu den Wurzeln zurück. Im Sommer hat er ein Gesuch für eine neue Bank bei der Finanzmarktaufsicht in Bern deponiert. Bereits nächstes Jahr könnte er an den Start gehen.
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Sein neues Baby heisst MBaer Merchant Bank. Der Markenname wurde als geistiges Eigentum registriert.
Derzeit ist ein halbes Dutzend Spezialisten – von Risk über Operations bis zu ihm selbst als CEO – an Bord. Sobald es losgeht, werden es mehr.
Bär sieht im Gespräch gute Chancen für sein Vorhaben. „Mit unserer Bank wollen wir Unternehmer weltweit bei all ihren Finanzgeschäften begleiten“, sagte er letzten Freitag am Firmensitz in einem Geschäftshaus im Seefeld.
Es sei ein Back to the Roots von Swiss Banking. Merchant Banking, also Handels- und Kreditfinanzierung, hätten „bis in die 1980er Jahre hinein“ den Kern praktisch aller Schweizer Banken ausgemacht.
Das Motto im klassischen Merchant Banking laute: wenige Kunden, tiefe Beziehungen. Dies sei so lange Trumpf auf dem Finanzplatz gewesen, bis die hiesigen Verantwortlichen „alles dem Neugeld unterordneten“, meint Bär.
Das habe dann zur heutigen Bonus-Kultur mit den exorbitanten Entschädigungen an der Spitze geführt. Diese würden zunehmend zur Belastung – innerhalb der Institute und auch der Gesellschaft.
Bärs MBaer Merchant Bank, kurz MBMB, will beim Lohn und dem Bonus neue Wege gehen. Es soll keine Bonus-Kultur enstehen.
„Alle unsere Mitarbeiter werden Partner, mit Grundlohn und zusätzlicher Gewinnbeteiligung“, sagt Bär. „Nur so ist sichergestellt, dass es nicht um den eigenen Bonus geht, sondern um die Kunden.“
Die Chancen für eine Unternehmerbank betrachtet Bär als intakt. Die anvisierten Kunden hätten weit reichende Bedürfnisse, sowohl für ihre geschäftlichen Aktivitäten als auch privat.
Wer die Unternehmer ganzheitlich betreue, werde als Bank anders betrachtet, ist Bär überzeugt. Das sei der grosse Fehler von Swiss Banking im letzten Jahrhundert gewesen: Alles der Steigerung der Assets under Management zu unterwerfen.
Inzwischen habe die Mentalität zu nachhaltigen Schäden geführt. Kunden seien nicht mehr zufrieden mit den Leistungen ihrer Geldhäuser.
„Vor anderthalb Jahren begann ich, mit einem guten Freund und Ex-Spitzenmann über eine andere Form von Banking nachzudenken. Der Grund war einfach: Ich war nicht mehr zufrieden mit den Leistungen der Geldinstitute.“
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Die Gründung von MBaer Merchant Bank fällt in eine Zeit des anhaltenden Niedergangs und Schrumpfprozesses des Finanzplatzes.
Gemäss der jüngsten Statistik der Bankiervereinigung namens „Bankenbarometer 2017“ sank die Zahl der Finanzinstitute in der Schweiz weiter.
Per Ende des letzten Jahres waren es noch 261 Banken, die aktiv in der Schweiz um Kunden buhlten.
Vor 10 Jahren lag diese Zahl bei 330 Banken. Das Minus um rund 70 Geldhäuser bedeutet einen Rückgang um mehr als einen Fünftel.
Er dürfte noch nicht zu Ende sein. Insbesondere die Auslandbanken ziehen sich nach dem Ende des alten Steuer-Bankgeheimnisses zurück. Für sie lohnen sich die steigenden Kosten nicht mehr.
Auch die Privatbanken geben mehr und mehr auf. Sie versuchen sich, wie beispielsweise die Finter Bank, zu verkaufen – oder sie stellen den Betrieb gleich ganz ein.
Manchmal auch mit einem kleinen Knall. Die Bank Hottinger, ein Traditionsinstitut mit langer Geschichte, wurde nach einem Genfer Skandal dicht gemacht, ihre Assets verscherbelt.
Vontobel-Chef Zeno Staub rechnete schon vor längerer Zeit mit dem Verschwinden von einem Drittel der rund 300 Banken. Das wären Hundert. Er dürfte wohl bald recht erhalten.
Das Problem sind nicht nur steigende Regulatorien, ausbleibende Ausland-Kunden und sinkende Margen.
Sondern es fehlt auch an Spirit und Einsicht; Letzteres beim Festhalten an der Devise „Alles für mich“ beim Bonus.
Ersteres ist langfristig einschneidender. Seit der grossen Finanzkrise vor 10 Jahren entsteht viel Neues im Finanzgeschäft, getrieben durch die Möglichkeiten, die das Internet bietet.
Cyber-Währungen, Mobil-Zahlungen, Billig-Börsen, reine Online-Banken – ein Universum an „Opportunities“.
Doch das Gros von Swiss Banking mit seinen hochbezahlten Aushängeschildern hoffte auf eine Rückkehr der guten alten Zeiten, mit Offshore-Kunden, Gambling-Gewinnen und Retro-Tricks.
Das war nicht der Fall. Nun fährt der Zug ohne Swiss Banking ab. Die Gewinne der ganzen Branche stagnieren.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mike kenne ich persönlich und wünsche ihm viel Glück und Erfolg! Ob sein Geschäftsmodell im digitalen Zeitalter von Crowdfunding und -lending aufgeht, wird sich zeigen. Mit guter Beratung und Betreuung könnte es dennoch klappen.
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Der Mike Baer ist ein ganz feiner Mensch ich durfte ihn einmal persönlich kennenlernen. Wünsche ihm viel Glück bei seinem Vorhaben. Bin sicher Er wird es schaffen.
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Aus volkswirtschaftlicher Sicht spricht nichts gegen ein solches Vorhaben. Wir wünschen der Bank Bär deshalb ein Bärenglück!
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Wenn man bedenkt wie schwach er in der Vergangenheit Geschaefte sowie gute Leute beurteilte, dann kann man nur fern bleiben von diesem neuem Konstrukt. Ohne seine Baer Vorfahren waere er nie bekannt geworden.
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Hoffentlich hat er diesmal den besseren Riecher in der Personalauswahl und schart nicht nur Blender um sich.
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Ja mit genug Geld in der Kaffee- excüse Kriegskasse kann man schon ein solches Vorhaben starten.
Good Luck MB und achte darauf keine Prosche Cayenne Blender’s einzustellen. -
Wenn noch eine Private Equity Abteilung hinzukommt, welche zwischen Unternehmern und Managerlis unterscheiden kann wäre das was. Firmen in Schieflage gibt es genug, und nicht wenige davon bieten eine intakte Marktfähigkeit.
Diese Revitalisierungs-Perlen wieder proaktiv auf Kurs bringen beeindruckt auch andere Firmeninhaber. Etwa auch für eine bevorstehende Nachfolgeregelung. Über Leistung gutes Geld verdienen und neue Kunden gewinnen spricht sich schnell rum. -
Tja, es tönt eigentlich gut! Kompliment.
Wir leben in ein komischen Zeit: es wie in Universum alle schauen nur auf eine Sterne, vielleicht die wichtigste für unsere Sonnensystem, die Sonne selber, aber man weiss in unsere Universum gibt es trilionen von Sternen!
In Swiss Banking ist ähnlich: alle schauen nur auf Vermögesverwaltung, da diese Sektor, viel Geld gebracht hat, aber in Universum Finance gibt vielleicht nicht trilionen von Möglichkeit aber sicher milionen, die auch rentabel sind! Innovationen können auch wieder erfinden von etwas altes, wieso nicht? -
Bitte lasst den Fruchthof bei seinen Landmaschinen! Dort richtet er weniger Schaden an.
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Wieviele Traktore hat er wohl schon geblendet? 🙂
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Na ja, mit Fruchthof hat die Aebi-Schmidt-Gruppe neben Kehrmaschinen, Landmaschinen und Schneefräsen nun auch einen grossen Heissluftföhn im Angebot.
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Vielen Dank an LH, für einmal ein positiver Bericht und Lob für einen Banker!
Mike Bär wünsche ich viel Erfolg mit seiner MBMB, der Weg wird bestimmt nicht einfach werden.
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Endlich auch mal wieder etwas positives aus der Bankenwelt. Ich wünsche Mike Bär viel Glück, seine Geschäftsphilosophie könnte Vorbildfunktion haben, wenn sie denn so umgesetzt wird. Was mir auch gefällt ist die dringend nötige Absage an die heutige „Bonus-Kultur“.
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Wünsche MB viel Glück. Wird nicht einfach… Bank für Unternehmer wollen alle sein, siehe etwa die Neue Helvetische Bank (Th. Matter). Und: Wie mit einer „Gewinnbeteiligung für alle Mitarbeiter“ sichergestellt wird, dass das Interesse des Kunden vor dem Interesse der Bank kommt, bleibt mir verborgen…
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Indem das Gewinnbeteiligungsmodell eben ein echtes Gewinnbeteiligungsmodell ist und nicht ein „Garantierte-Kohle-für-teilweise-„Erreichung“-von-irgendwelchen-beliebig-manipulierbaren-an-den -Haaren-herbeigezogene-Teil-Zielgrössen-auch-wenn-es der Firma-mies-geht“-Modell eines gekauft-korrupten Compensation-Dummschwätzers bzw. -Beraters. – Es gibt nur Geld, wenn die gesamte Firma echten Gewinn erzielt, sonst nicht. Also müssen alle am gleichen Strick ziehen und die Kunden zufrieden stellen, damit er Kunde bleibt und auch bereit ist, etwas zu zahlen. Je einfacher desto besser.
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T. Matter und Bank? Der ist damit beschäftigt im Kassensturz seine Geschichten zu erzählen. Auftritt demnächst im SVP Stallgwändli, Kopf passt!
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Gute Idee und Initiative. Hoffe, er und seine Crew haben ein gutes Händchen bei der Personalselektion. Es laufen in dieser Branche einfach zuviele Blender und Selbstdarsteller herum.
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Wünsche ihm viel Glück. Er braucht jetzt vor allem ein gutes Händchen bei der Personalauswahl, damit er nur absolute Spitzenkräfte (nicht Spitzenschwätzer, -schauspieler und -abzocker) mit echter und weltläufiger Businesserfahrung an Bord holt. Das schliesst ja bereits mindestens 98% aller potentiellen Kandidaten aus dem Swiss-Banking- und Berater-Fundus aus.
Tatsächlich braucht es eine Bank für Unternehmer, denn was die CH-Banken und ihre angestellten Junior-Aushilfsschauspieler und unerfahrenen und desinteressierten (ausser am Bonus und am Standing beim Vorgesetzten) Pausenclowns mit grossartigem Auftritt zu leisten vermögen und wollen löst nur noch Kopfschütteln aus bei Unternehmern, die über Jahre unter intensivsten Bedingungen und in einem internationalen Konkurrenzumfeld mit 24/7-Engagement Werte und Arbeitsplätze geschaffen oder zumindest erhalten haben und Steuern abdrückten.
Viel Erfolg, Mr. Baer! -
Endlich mal eine positive News zu Banken und ein Banker, der über den (Bonus-)Tellerrand hinausschaut. Tut dem Finanzplatz gut und ich hoffe, dass die neue Bank die Bankenszene richtig aufmischt….
Wünsche ihm viel Glück. Er braucht jetzt vor allem ein gutes Händchen bei der Personalauswahl, damit er nur absolute Spitzenkräfte…
Endlich mal eine positive News zu Banken und ein Banker, der über den (Bonus-)Tellerrand hinausschaut. Tut dem Finanzplatz gut und…
Gute Idee und Initiative. Hoffe, er und seine Crew haben ein gutes Händchen bei der Personalselektion. Es laufen in dieser…