Die Six mit ihren 4’000 Mitarbeitern stand jahrelang still. Nun will sie innert weniger Monate alles auf den Kopf stellen: Verkauf des Paradepferds Payment, cooler Umgang untereinander.
Der Mann, der die 180-Grad-Drehung vollziehen soll, stammt aus dem Norden. Jos Dijsselhof heisst er, ein Holländer, der seit Anfang Jahr als CEO bei der Six am Drücker ist.
Nun macht der fliegende Holländer vorwärts. Gestern war er in der NZZ, diese Woche präsentiert er die Resultate einer Befindlichkeits-Studie im Personal.
Dann soll es Schlag auf Schlag gehen. Die Division Payment landet bei einem Ausländer, die rund 1’000 abgestossenen Mitarbeiter sollen in einem baulich abgetrennten Bereich im Six-Headquarter im Zürcher Kreis 5 bleiben.
Schliesslich will man vom neuen Partner profitieren. Ziel ist, eine Minderheit an der neuen Firma zu behalten.
Holländer Jos sieht den Schnitt als Chance. Der Rest der Crew, also die übrig bleibenden rund 3’000 Leute, sollen auf neue Ziele und neue Werte eingeschworen werden.
Dafür lanciert der Six-Chef ein Programm. Es trägt den Namen „Spirit“ und meint … genau das: Spirit.
Glaube. Hoffnung. Einstellung. Mumm.
Das will Jos, der für alle so heisst und alle einlädt, ihm direkt E-Mails zu schicken, mit der Six und ihrer Rest-Crew erreichen.
Kein leichtes Unterfangen, wie die durchgeführte Personal-Umfrage gezeigt hat. Mit dieser wollte Jos den Leuten den Puls fühlen. Was geht gut, was schlecht, wo drückt euch der Schuh?
Das Schlimmste, was bei einer solchen Übung eintreffen kann, drohte Tatsache zu werden. Niemand machte mit.
Nur 34 Prozent aller Six-Mitarbeiter hatten bis kurz vor Abgabetermin die Fragen beantwortet. Gerade mal ein Drittel der Crew war bereit, eine Meinung abzugeben.
Beim grossen Rest: Schweigen im Wald.
Bringt ja sowieso nichts. Eine Umfrage mehr, was soll’s? Gut gemeint von Jos, aber uns reicht’s.
Etwa so musste Jos der Holländer die Stimmung interpretieren. Da griff er ein. Via interner Kommunikation liess er einen Aufruf an die Mannschaft ergehen.
He, Ihr da, macht mit, füllt den Bogen aus.
Befehl von der Brücke. Er zeigte Wirkung. Laut dem Sprecher der Six hätten sich schliesslich „77 Prozent des Personals“ an der Umfrage beteiligt.
Die Erkenntnisse aus der Befragung würden nun in den nächsten Worten den Mitarbeitern mitgeteilt und die nötigen Schlüsse daraus gezogen.
Danach ginge es los. „Wir wollen eine neue Kultur, ein Mit- statt Gegeneinander“, meint der Six-Mann.
In der Vergangenheit habe Silodenken vorgeherrscht. Jeder der vier Divisionen, die je einen CEO gehabt hätte, hätte für sich selbst geschaut.
Geführt worden seien sie vom Ober-CEO mittels finanziellen Zielvorgaben. „Das hat dazu geführt, dass wir für jedes Bleistift einen Antrag stellen mussten“, meint der Sprecher.
Nun soll erstens die Six zu einer Firma werden, bei der alle am gleichen Strick ziehen – wenn möglich in die gleiche Richtung.
Und: Der früher an vielen Orten vorherrschende Kasernenton soll einem coolen Ambiente Platz machen.
Google-Stimmung an der lärmigen Pfingstweidstrasse, der Verkehrsader von und nach Bern-Basel.
Schafft Jos das Kunststück, die geplünderte Six – in den letzten Jahren befriedigte die Börsen- und Infrastrukturfirma ihre Grossaktionäre mit dem Verkauf ihres Tafelsilbers – und deren gebeutelte Mannschaft moralisch aufzurichten?
60 Botschafter sollen der Operation „Spirit“ zum Erfolg verhelfen. Das sind zunächst vor allem externe und später interne Leute, welche die Vorstellungen von Jos dem CEO von ganz oben nach ganz unten und in alles Kapillaren der Six ausbreiten sollen.
Der Plan steht. Ob er wirkt, bleibt abzuwarten. 2020 soll die Six neu dastehen, als One Firm mit One Spirit.
Wie immer stirbt die Hoffnung zuletzt.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich hatte mal eine Katze, die kam völlig verstört von ihrem Tierheimaufenthalt zurück. Sie war clever und eine kompetente Jägerin. Wir wussten nie so genau was im Heim geschah. Doch sie erholte sich wieder. Manche Dinge heilt nur die Zeit.
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Wenn ich als Aussenseiter den Bericht und die Leserkommentare lese komme ich zum Schluss, dass es nichts kränkeres als die Finanzwelt gibt.
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bei einer Branche wo es eine Seite wie den In$ide Paradeplatz gibt wohl war…
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zur Info
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Bla bla bla was zur Info??????
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Eigentlich unglaublich wie so einer wie der Jos zu so einem Job kommt. Er hat nicht mal einen Uni Abschluss, kommt aus der Provinz und war Passagier bei ABNAMRO.
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@Kadermann Hoch 3
Und seit wann bitteschön ist ein Uni-Abschluss ein Qualitätsmerkmal? -
Blödsinn. Der hat studiert, und hat auch noch einen interessanten Werdegang. Abgesehen davon geb ich meinem Vorredner aber Recht.
An dieser Stelle kann man ansonsten aber ohnehin noch nichts sagen, ausser dass er Kante zeigt. Per se, nichts Schlechtes. Was daraus resultiert, steht auf einem anderen Papier…
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Sollen die Leute ernsthaft ihren Job auf‘s Spiel setzen? Hallo! Wir sind in der Schweiz!
Wichtig sind hier:
– Pünktlichkeit
– Gehorsam
– ApartschnikWeniger wichtig:
– LeistungBedrohlich für die Etablierten:
– Top-LeistungTabu:
– Wachrütteln
– KritikDies habe ich aus mehreren Einsätzen als IT-Contractor erfahren. (Wer bei der gleichen Firma bleibt sieht dies nicht.)
In den Zeitungen liest man der aufmüpfigen und fordernden Generation Y. Viel Vergnügen mit denen! Die Chefs werden sich umorientieren müssen, oder die Generation Y wird arbeitslos!
Mail an CEO schreiben? No, thanks! Ich bin ja nicht blöd!
Firma bekommt so nützlichen Input nicht? Und verliert mit der Zeit den Anschluss? Nochmals: wir sind in der Schweiz, und nicht im Silicon Valley.
Kann die Kollegen von der SIX gut verstehen.
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„Via interner Kommunikation…..“
Haben sie denn nicht aufgepasst in ihren vielen Führungskursen, direkte Ansprache, sich zeigen, vorleben, miteinander reden, das ist Kommunikation.
Lebt die Führungsriege ein offenes Verhältnis zu den Mitarbeitenden, dann geht’s vorwärts.
„Via interne Kommunikation“, zeigt in Wirklichkeit Angst vor dem Gegenüber!-
Das kann ich zu 100% unterschreiben. „Spirit“ wäre so einfach liebe Mänäger! Hebt euren Ar… und geht zu euren Leuten und zeigt denen mit persönlicher Präsenz, dass sie euch wichtig sind (wenn das wirklich so ist …). Da braucht es keine Umfragen und keine interne Kommunikation sondern schlicht und einfach „Management by walking around“.
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Alles nur Bla Bla Bla, 1000 x kopiert von Grosskonzernen und Gspürschmi-Beratungsfirmen. Der Graben zwischen der Geschäftsleitung und dem Fussvolk werden immer grösser. Dies ist das Resultat der Geldgeilheit der Teppichetage. No commitment any more just working for salary. There is no spirit for SIX.
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Vertrauen lässt sich nicht befehlen. Sicher ein positives Zeichen vom Management dass es sich die Probleme anhören will. Jetzt kommt es darauf an wie die Mitarbeiter mit dem Angebot umgehen und was mit den Antworten passiert.
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Gelebte Idiotie: „Oh, wir haben unzufriedene Mitarbeiter – lass uns eine Umfrage machen und dann die Resultate auf dem Buckel der Mitarbeiter umsetzen…“ X-mal erlebt. Umsetzung war eher eine Bestrafungsaktion. Wirkung gleich Null, schon gar nicht langfristig.
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Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin,
dass du dein Leben ändern kannst,
indem du deine Geisteshaltung änderst.Albert Schweitzer
* 14. Januar 1875 † 4. September 1965 -
Wie immer lernen sie nichts dazu. Externe versuchen diesen angeblichen Spirit vorzuleben. Immer noch Geld für solche Übungen und externe MA?
Diese ext. MA werden dann irgendwann interne, somit werden andere dafür Platz machen müssen.
Meiner Meinung nach sollten diese Managerlis einfach mal die MA arbeiten lassen und nicht im 6 Monats Takt Reorgs aufgleisen. Die Vorgesetzten werden im Wochen Takt ausgetauscht, kann mir gut vorstellen das viele MA nicht mal wissen wer ihr direkter Vorgesetzter ist 😉
Scherz bei Seite.
Die Stimmung ist schlecht. Ich denke eine Umfrage nach ca 60 Tg des neuen CEO’s zeigt wie kurzfristig diese Chefs denken und leben. Soll sich die SIX Welt in 60 Tg verändert haben, nach über 10 Jahren katastrophalen Management?
Die Antwort könnt ihr euch selbst geben 😉-
Mit Keyloggern, Programmen zur Überwachung der Arbeitsproduktivität, versteckten Kameras und Abhören durch die Freisprechmikrofone der Tischtelefone läßt sich keine motivierende und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre aufbauen.
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Gelebte Idiotie: "Oh, wir haben unzufriedene Mitarbeiter - lass uns eine Umfrage machen und dann die Resultate auf dem Buckel…
@Kadermann Hoch 3 Und seit wann bitteschön ist ein Uni-Abschluss ein Qualitätsmerkmal?
Wie immer lernen sie nichts dazu. Externe versuchen diesen angeblichen Spirit vorzuleben. Immer noch Geld für solche Übungen und externe…