Um die bekannte Gerüstfirma Nüssli mit Sitz in Hüttwilen, einem Kaff zwischen Frauenfeld und Stein am Rhein, ist ein wüster Machtkampf ausgebrochen. Mitten drin: die CS Schweiz.
Deren oberste Chefs halten in diesen Tagen das Schicksal von 400 Mitarbeitern in den Händen. Sie entscheiden, ob es Angreifern aus „honorigen“ Goldküsten-Kreisen gelingt, Nüssli zu erobern.
Die CS Schweiz als Einheit der globalen Credit Suisse hält sich bedeckt. Ihr Präsident Peter Derendingerwollte sich nicht zu Fragen äussern.
Der Machtkampf um Nüssli ist ein Krimi der Sonderklasse. Er wirft ein Schlaglicht auf Zustände, wie es hinter den vermeintlich biederen Kulissen von kleinen und mittleren Firmen zu- und hergeht.
Die Nüssli Gerüstbau war nach forscher Expansion in eine Krise geraten. Vor gut einem Jahr kam sie in neue Hände. Investoren unter Führung von Bernhard Hammer, einem Mann aus der Bauindustrie mit langer Familientradition, und Fred Gamper, einem Sanierer, stiegen ein.
Hammer und seine Partnerin, die aus einem reichen Geschlecht stammt, hielten rund einen Viertel der Nüssli-Aktien. Weitere Investorin wurde ein CS-Unternehmerfonds, der eng liiert ist mit der Helvetica Capital, einer Private Equity-Firma in Zürich.
Der Plan lautete, dass Nüssli unter dem Gespann Hammer als Präsident und Gamper als CEO die Nüssli nach einem Grossabschreiber mit den USA, die 15 Millionen nicht bezahlten, wieder gesund würde.
Doch dann wurde bekannt, dass Hammer ein privates Problem hat. In Genf wurde gegen ihn ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Als sich Hammers Verfahren in der Nüssli herumsprach, kams zur hitzigen Debatte im Verwaltungsrat. Im letzten Frühling hämmerten Hammers Mitinvestoren auf diesen ein: Warum hast Du uns nichts davon erzählt?
Statt sich da vom Nüssli-Präsidenten zu trennen, sprachen die CS und die Leute von Helvetica Capital Hammer das Vertrauen aus.
Entscheidend war die Helvetica. Dort haben Flughafen-Präsident Andreas Schmid und Johannes Suter, ein Ex-Manager von UBS und CS, das Sagen. Schmid hält offenbar selber einen kleinen Anteil an Nüssli.
Vordergründig schien die Sache mit der Kropfleerete erledigt. Hammer durfte mit dem Segen der übrigen Investoren und der CS als Kreditgeberin der Nüssli im Amt bleiben.
Dann aber ereignete sich Eigenartiges. Auf einen Auftrag von unbekannter Seite hin kam es im Sommer 2018 zu einer versteckten Detektiv-Operation.
Aus Deutschland heraus wurde versucht, mehr über Nüssli-Präsident Hammers Genfer Fall herauszufinden.
Es ging offenbar um viel. Jedenfalls wurden kaum Anstrengungen gescheut, um mehr zu den Ermittlungen der Behörden in der Rhonestadt herauszufinden. Diese sagen auf Anfrage, der Fall sei weiter pendent.
Was war der Grund für den Effort aus Deutschland? Worum ging es den unbekannten Auftraggebern?
Ende November des letzten Jahres kam es zur Generalversammlung der Nüssli-Aktionäre. Dort wurden überraschend harte Fragen zu Hammers Privatproblem gestellt, nachdem dieses aufgrund der Aussprache im Frühling bereits erledigt schien.
Überraschend war der Vorstoss deshalb, weil er von unerwarteter Seite kam.
Es waren die ehemaligen Besitzerfamilien unter Führung des Ex-CEOs der Nüssli, die den Verwaltungsrat des KMUs nun bedrängten und wissen wollten, was rund um Hammers Verfahren laufe.
Diese Familien hatten die Macht über Nüssli Ende 2017 abgeben müssen, weil es zum erwähnten Grossabschreiber und weiteren Problemen gekommen war. Doch sie blieben mit einer Aktien-Minderheit an Bord.
Nun also schossen sie scharf gegen Hammer als Präsident der Nüssli. In dessen VR machte sich kein Geringerer als Johannes Suter, genannt Jonny, stark für seinen Präsidenten.
Suter, der starke Mann von der Helvetica Capital; Suter, der Mann mit den engen Links zur CS; Suter, der mit Thomas Gottstein, dem operativen Chef der CS Schweiz, stundenlang an seinem Golf-Handicap feilt.
Jonny Suter stand somit im November 2018 wie eine Eins vor seinen Nüssli-Präsidenten hin. Am Verdacht der Genfer Behörden sei nichts dran, meinte er laut, Nüssli-Präsident Hammer geniesse das uneingeschränkte Vertrauen.
Hammer blieb im Amt, der Angriff war verpufft – so schnell, wie er gekommen war.
So schien es.
Der Eindruck verstärkte sich, als Hammer und sein operativer Chef, Sanierer Fred Gamper, Anfang Februar gemeinsam vor die Medien traten und Fortschritte beim Turnaround ihres KMUs verkündeten.
„Salto rückwärts vom Exodus: Investoren retten die Thurgauer Firma Nüssli“, titelte darauf das St.Galler Tagblatt überschwänglich.
Kaum war die Tinte trocken, brach hinter den Kulissen der Machtkampf aus.
Der Strippenzieher: offenbar Jonny Suter, Chef der Helvetica Capital, die viel Geld von sehr reichen Zürchern in Schweizer Mittelstands-Firmen investiert.
Suter zog nämlich Gamper, den Nüssli-CEO, auf seine Seite. Zumindest macht es diesen Anschein.
Gamper forderte Anfang März dieses Jahres wie aus dem Nichts den Kopf von Nüssli-Präsident Hammer – seines eigenen Weggefährten, mit dem er sich einen Monat vorher als Happy-Duo im Medien-Licht sonnte.
Nüssli-CEO Gamper liess bis heute früh Fragen unbeantwortet, Nüssli-Präsident Hammer reagierte nicht auf Emails.
Jonny Suter von der Helvetica Capital liess Fragen von Mittwoch ebenso unbeantwortet. Der wohl entscheidende Mann im Drama um die bekannte Nüssli ist auf Tauchstation gegangen.
Mehr als 400 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe, und die Verantwortlichen treiben ein Spiel – um Macht, Millionen und Prestige.
Sie scheuen dabei keine Mittel. Die verdeckte Operation aus Deutschland zeigt das. Ebenso gibt es eine ausformulierte Strafanzeige der Nüssli gegen die früheren Nüssli-Besitzerfamilien. Diese halten rund einen Viertel der Aktien.
Möglicherweise werden diese mit der Drohung gekördert. Wir verzichten auf unsere Anzeige, Ihr springt dafür hinüber in unser Boot?
Von wem könnte so eine Offerte stammen: von den Angreifern um Jonny Suter, seinen Zürcher Millionarios um Andreas Schmid – und der CS als deren Hausbank?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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IP Beitrag vom 23.2.2018?
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Es wird in Zukunft immer mehr solche Streitereien geben, weil die Banken nie über das Geld, das sie mit ihren Kreditverträgen verliehen haben, verfügten. Alle Kredite entstehen über Buchungen und systematischen Banken-Bilanzverlängerungen. Weil das Geld auch ihnen selbst fehlt, wollen die Banken immer ein Pfandrecht auf die Realwerte. Mit solchen Fiatmoney-Buchungstricks gehören dann letztendlich all die Realwerte den Bankstern. Alles wird immer finanziert, aber nicht wirklich bezahlt, weil das echte Geld grösstenteils fehlt.
Wenn jetzt dass Kreditschneeballsystem des Bankenkartells in die Rückabwicklungsphase eingetreten ist, werden überal immer mehr Streitereien und Pleiten entstehen.
Die Finanzwirtschaft ist bis jetzt immer gewaltig viel schneller gewachsen wie die Realwirtschaft. Irgendwann kommt eben die Umkehrphase, und dann wird alles wieder rückläufig verlaufen. Das Kreditschneeballsystem könnte jetzt zu Ende sein.
Was gibt es noch zu verleihen und zu verdienen für die Bankster bei 0%-Zins??
Was wir brauchen ist ein SCHULDENSCHNITT (!!), dann werden die Banken endlich für ihr faules System der systematischen Bilanzverlängerungen bestraft. Wir müssen zurück zur Realwirtschaft, mit echtem Geld. -
Nüssli einfach als Gerüstbauer zu bezeichnen, ist stark untertrieben. Die Firma hat ein spezielles Know How und ist u.a. in der Lage, ganze Stadien mit Gerüstbauelementen zu erstellen. In Schieflage ist sie geraten, weil sie für die Weltausstellung in Mailand den USA-Pavillon gebaut hat, und die USA sie nun offenbar mit einer Schlaumeierei auf Forderungen von 15 Mio. sitzen lässt. Dass nun aus gewissen Kreisen offenbar versucht wird, sich die Firma unter den Nagel zu reissen, ist durchaus verständlich. Wenn der Abschreiber einmal verdaut ist, könnte die Firma durchaus wieder Potenzial haben.
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Zum Glück reicht der Radar von IP auch in die Provinz! 🏆️
CS-Gottstein tritt zur Abwechslung wieder einmal als Golfer in Erscheinung? Wird wahrscheinlich herumerzählen, dass auch das Golfspielen nur harte, entbehrungsreiche Arbeit mit Kunden sei? Das sei sehr anstrengend und überhaupt? Und im Ernst glaubt, das glaube jemand?
Der Mann also mit dem grotesken Profi-Handicap und der mit Leuten wie zum Beispiel Didier Denat sehr gut auskommt?
Gottstein hat Format: https://insideparadeplatz.ch/2019/03/22/thiam-hat-in-35-jahren-60-millionen-kassiert/#comment-266923
Gottstein sollte IP lesen.
Wirklich. -
Jetzt aber nicht im Ernst, eine Gerüstfirma in Hinterfultigen, ein Sanierungsfall (KMU). Wen um Gottes Willen interessiert so etwas?
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Mich du Dödel
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Lieber Lukas Hässig: Hüttwielen ein Kaff zu nennen finde ich eine Frechheit. Grossartige Aussicht, Sonne den ganzen Tag und lauter anständige Leute!
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Lol – mehr kühe ald einwohner?
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Das ist kein kaff sondern ein schönes Dorf namens Hüttwilen.
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In China ist ein Sack Reis umgefallen.
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Ostschweizer Provinzposse mit D Promis. Gääääähn!
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Was hat Peter Deredinger damit zu tun? Mir fehlt hier die Verbindung.
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Ein weiterer Ämtli-Profiteur und Beisitzer ohne Visionen und Initiative? Darum braucht es ja immer grossmaulige Sarnierer.
Bezahlen dürfen dann am Ende immer die Kleinen Angestellten, mit ihrem Job Verlust.
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Was ein unglaublich nichtssagender Artikel
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Was für Vorteile hat der, der Eigentümer einer schweizer (!) Gerüstbaufirma am Ende des Immobilienbooms dort ist?
Mit diesen Kapazitäten zu versuchen, in Europa ersatzweise Aufträge zu aquirieren, dürfte einigermaßen sinnlos sein?
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Alpha Associates sollte man mal etwas durchleuchten. Da steht doch etwas gar viel hohles Blabla auf der Website. Asset Manager mit bloss CHF 250k AK? Echt jetzt?!
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@Bob the Builder
Nüssli ist eben alles andere als ein „normaler“ Gerüstbauer.
Er baut – mit den Elementen der Gerüstbauer – ganze temporäre Stadien, z.B. bei den Eidgenössischen Schwingfesten, aber auch bei anderen Grossveranstal-tungen weltweit(!), wie den Olympischen Spielen (z.B. temporäre Stadien für Beach Volleyball und andere Randsportarten, wo sich der Bau dauernder Stadien nicht lohnt) usw. Der Know-How ist sehr speziell, da in den in Frage kommenden Ländern die Vorschriften und das ganze Drum und Dran immer wieder verschieden ist.
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Alpha associates ist aus CS Kollegen entstanden die für die PK luftige PE gutachten erstellen und die assets verwalten. Würde m.e. ohne CS buddies auf CS Seite kaum existieren. Ich bin mir auch sicher dass die CS PK die ja jetzt voll auf alternative Anlagen (sprich heisse Luft auch als PE bekannt) setzt, damit keine Verluste machen wird
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Was ein unglaublich nichtssagender Artikel
Das ist kein kaff sondern ein schönes Dorf namens Hüttwilen.
@Bob the Builder Nüssli ist eben alles andere als ein "normaler" Gerüstbauer. Er baut - mit den Elementen der Gerüstbauer…