Marcel Stalder tanzte bis letzten Oktober auf allen Hochzeiten von Big Economy. Dann holte ihn ein Harassment-Fall von 2016 um einen seiner engsten Vertrauten ein.
Nun ist Stalder endgültig Geschichte, nachdem er Anfang 2019 bereits die Leitung von EY Schweiz abgegeben hatte, aber auf Europastufe geblieben war.
Zum endgültigen Abschied erhält Stalder von seiner Langzeit-Chefin ein Lob der Extraklasse. „I deeply regret that Marcel will be leaving EY“, teilte Julie Teigland kürzlich dem Personal mit.
Teigland leitete bis vor kurzem die Region Deutschland, Schweiz und Österreich. Neu ist sie Europa-Chefin des 250’000 Personen starken Beratungsunternehmens.
Stalder habe eine „exemplary execution of our strategy“ angeführt, meinte Teigland. Dabei habe er „bold steps to transform our business“ unternommen.
Mutig, entschieden, weitsichtig, so Teigland über Stalder. Der wird damit zum Helden von EY. Jedenfalls für Frau Teigland, eine der höchsten Frauen der globalen Ökonomie.
Die EY-Spitzenfrau kann sich für die nächste Wahl in ein paar Jahren aufgrund ihres Europa-Chefjobs Chancen auf die Welt-CEO-Position bei EY ausrechnen.
Teigland schliesst ihre Lobeshymne auf Stalder mit einer persönlichen Note ab. „(…) his support and contribution has been of inestimable value for me personally“, schrieb sie in ihrem Mail.
Von unschätzbarem Wert.
Ein Bilderbuch-Abgang eines Beraters also, der weit über seine Industrie bekannt geworden war. Zunächst durch seine forsche Art, dann durch sinkende Umsätze und zentrale Partner-Abgänge, schliesslich durch sein Verhalten in der Harassement-Krise.
Letzteres hat zu einem Dammbruch geführt. Der neue EY-Schweiz-Chef ist daran, seine Crew frisch zusammenzustellen.
Mehrere Kader werden in den nächsten Wochen das Unternehmen verlassen, heisst es aus EY-Kreisen. Bereits von Bord gegangen ist Stalders Kommunikationsfrau. Die Sprecherin ist neu beim Bauriesen Implenia.
Die Abgänge dürften sich Schlag auf Schlag folgen. Sie sind die Konsequenz aus dem Harassementfall vor 3 Jahren und wie die alte Führung diesen unter den Teppich kehren wollte.
Im Sommer 2016 hatte eine Assistentin schwere Vorwürfe gegen einen Partner von EY Schweiz erhoben, der gleichzeitig einer der engsten Verbündeten von Marcel Stalder war.
Stalder war damals im Juli, also just, als die Vorwürfe erhoben wurden, zum neuen CEO Schweiz von EY gekürt worden. Die junge Frau hatte SMS mit plumpen Sprüchen über ihre Oberweite und ihr Äusseres vorgelegt.
Statt die Sache rigoros durch Externe aufzuarbeiten, zahlte EY der Frau 10 Monatsgehälter. Im Gegenzug musste sie Stillschweigen versprechen.
Problematisch für die EY-Führung unter ihrem damals neuen CEO Stalder war, dass es einen Verweis gegen den Partner gab. Dieser landete im Personaldossier des Partners.
Als dieses Medium vor drei Viertel Jahren den Fall an die Öffentlichkeit brachte, betonte CEO Marcel Stalder gegenüber den EY-Partnern stets, es sei nichts an seinem Freund und Partner hängengeblieben; die Vorwürfe seien aufgebauscht.
Er verklagte das Medium vor Handelsgericht, später kam noch eine Strafanzeige dazu. Der Fall ist hängig, der Ursprungsartikel musste auf richterlichen Befehl hin gelöscht werden.
Der Druck stieg trotzdem. Als der Tages-Anzeiger im Dezember 2018 die SMS des Partners offenlegte und gleichzeitig ein Plakat einer Whistleblower-Organisation direkt vor dem Zürcher EY-Sitz beim Prime Tower ausgerollt wurde, konnte Julie Teigland nicht mehr zuwarten.
Sie suspendierte den Partner und löste eine externe Untersuchung aus. Diese brachte den Verweis in der Personalakte des Partners zum Vorschein. CEO Stalder räumte seinen Posten, nun geht er ganz von Bord. Sein Partner und Freund begann neu als Finanzchef einer Zürcher Industriefirma.
Eine weitere wichtige Organisation könnte die Folgen des Skandals zu spüren bekommen: Digital Switzerland. Dort sind von Ringier über SBB und weitere Staatsfirmen bis zu den Banken und übrigen Multis alle Wirtschafts-Mächtigen des Landes vertreten.
Marcel Stalder und seine EY nahmen in der Initiative eine besondere Position ein. Sie steuerten einen grossen Teil zum Budget des Verbunds bei, der das Land zu einem Pionier des Online-Zeitalters machen will.
Als EY-Chef profitierte Stalder von der Mitgliedschaft im Lenkungsgremium von Digital Switzerland. Dort fand er eine Plattform vor, um mit den Entscheidungsträgern der Schweizer Wirtschaft auf Tuchfühlung zu sein.
Mit seinem Ausscheiden bei EY dürfte Stalder auch bei Digital Switzerland bald Geschichte sein. Die Frage lautet nun, ob EY Schweiz die Initiative weiterhin mit viel Geld unterstützen wird.
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Die beliebtesten Kommentare
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….sodeli…..das Mäselein ist auch weg…..fehlt also noch die Marionette, welche sich an der HR-Spitze rumtreibt. Derjenige, der Stalder und SMS all die Jahre deckte.
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Dafür fördert Marcel das Gastgewerbe. Am Montag Abend wurden wegen seinem Abgang einige Flaschen Champagner zusätzlich umgesetzt.
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Die Basis bei EY nimmt wenig bis keine Kenntnis von diesen Vorgängen.
Wichtig ist vielmehr:
Oliver Blum
Managing Partner Legal Services at EY SwitzerlandProud to support Pride. I want my children to grow up in a world where sexual orientation or color of skin is just another feature, like blue eyes or blonde hair. Very happy (and proud) to work in an organization where this goal is actively pursued and taken seriously.
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Was ist eigentlich mit dem Tabledance-Heini passiert? Arbeitet der noch dort?
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@Klaus: Hab gedacht, den hätte EY doch auch hochkant rausgeschmissen, oder nicht?
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Herr Hässig, wo ist denn Mr. „Show Me Your Assets“ Finanzchef geworden? Habe recherchiert und nicht gefunden. Das interessiert mich brennend!
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Keine Hobbys?
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Bei der UBS glaub ich 😉
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Mehrere Kader werden in den nächsten Wochen das Unternehmen verlassen
Viel zu tun demnächst bei HR…ist V auch auf der Liste?
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Herr V ist ein zahnloser Tiger, ein Ja Sager, 0 Power, 0 Leadership und möchte gern Enthusiast. Ich kenne ihn persönlich.
Vor kurzem sagte mir ein neuer EY Manager (seit knapp 10 Monaten bei EY ist und hat in mehreren globalen Unternehmen gearbeitet) „Frederic, honestly, this is the weakest HR that I have seen in my entire career“
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Mittlerweile sind Beweise an die Öffentlichkeit gedrungen, dass X den damaligen, internen Untersuchungsbericht eigenhändig angepasst und Aussagen bewusst anders wiedergegeben hat. Der Anwaltsheini von Lenz & Staehelin hat dies leider (bewusst?) nicht bemerkt oder bemängelt. So überlebte X bisher, wird in den nächsten Wochen aber fallen! LH wird dafür sorgen.
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Danke 🙏!
Das macht Mut!
Dann lassen wir mal Lukas „Judge Dredd“ Hässig seines Amtes walten. Her mit dem Popcorn!
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Was ist eigentlich mit dem Lab Dancer los? Habe gehört, hat bei der Konkurrenz angefangen, scheint aber ein bisschen scheu geworden zu sein. Keine Präsenz auf der Homepage. Wie wollen denn die Kunden wissen, wo sie Ihn erreichen können?
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Unbestätigtes – aber glaubhaftes – Gerücht: Hässig hat noch viel mehr gegen „Lapdance Man“ in der Hand.
Aber der Star-Anwalt vom Lapdance Man hat es geschafft zu beweisen, dass Lapdance Man ein unbedeutendes Würstchen und in Branche völlig unbekannt ist. Darum sei ein Artikel nicht im öffentlichen Interesse.
Nehmen wir nun an: Lapdance Man geht wieder in die Öffentlichkeit: Was passiert nun? Na klar: Hässig schlägt sofort erbarmungslos zu.
Ergo: Er bleibt in Deckung und hofft, dass er irgendwie Vergessen geht.
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Alles Fake News!
Das stimmt nicht, alle Business Units unter MS waren immer profitabel! Die GSA Zahlen waren immer sehr gut.
Sehr enttäuschend!!!
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Das scheint mir mehr Fake News. Schliesslich hatte MS schon länger mit den Zahlen zu kämpfen und jeder bei EY weiss das. Es wurde einfach „schöngeredet“, so wie das unter MS üblich war,
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Bullshit. Der Profit ist unter Stalder sowohl deutlich gesunken als auch war massiv unter Benchmark.
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Nach der PV-Raiffeisen Truppe dürfte Marcel einer der grössten Umstrittenen in Business-Switzerland sein. Egal wo er wieder auftaucht, sein „Charisma“ geht direkt auf seinen neue Arbeitgeber über…
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Würde mich interessieren, wo Stalder untergekommen ist bzw. Welches Unternehmen sich einen solchen Dampfplauderi leistet.
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Mich auch. Vielleicht eine ausländische Firma, die den Markt nicht kennt?
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Ich tippe auf Collardi gleich und gleich gesellt sich gern.
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Wir hatten einmal mit Marcel Stalder geschäftlich zu tun. An Hochnäsigkeit und Arroganz war er kaum zu übertreffen. Nun ja, bekanntlich kommt hochmut ja vor fall. Ich glaube nicht, dass EY mit seinem Abschied viel verloren hat. Ob Digital Switzerland gut beraten ist, ihn an Board zu haben, bezweifle ich doch sehr.
Er besteht in erster Linie aus Show und viel bla bla bla…-
@Heinz
Nein, Sie hatten nie mit Marcel Stalder zu tun gehabt. Sie arbeiten irgendwo als Assistant Auditor und haben mühe 4 Stunden Überzeit im Monat zu leisten. Bis mal ehrlich!
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Da ist er nicht der einzige in dem Laden. Was ich in den letzten Monaten mit den Mitarbeitern erlebt habe, ist unter aller Kanone. Arrogant ist noch der Vorname.
Bei denen läuft alles unter SABTA: Sicheres Aufreten bei totaler Ahnungslosigkeit.
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Old News! Das weiss man seit Anfangs letzte Woche. Lukas, was ist mit dir los?
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wie wahr!!!!
LH ist eine loose cannon – wasser predigen und wein trinken. und seine voraussagen treffen nichtmal 15% zu!! seine geschichten haben max. 40% wahrheitsgrad. Seine 4 Kinder werden staunen und es bereuen zu wissen was sie für einen versager als vater haben. hirn und potenz ist eben nicht das selbe 🙂
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Gratuliere Marcel und danke für den Einsatz!!
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Danke wofür? Hat der Stalder Sie etwa auch „gedeckt“?
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Ja, Worte kosten ja nichts. „Wegloben“ nennt man dies in der Praxis.
Bin ja gespannt, wo und in welcher Rolle er wieder auftaucht. Besonders gut kann der Laden nicht sein, zumindest in Bezug auf die Due Dilligence… 😜 -
Group CEO wo? Weshalb?
Ich tippe auf Collardi gleich und gleich gesellt sich gern.
Wir hatten einmal mit Marcel Stalder geschäftlich zu tun. An Hochnäsigkeit und Arroganz war er kaum zu übertreffen. Nun ja,…
Würde mich interessieren, wo Stalder untergekommen ist bzw. Welches Unternehmen sich einen solchen Dampfplauderi leistet.