Roger Studer ist ein Cooler. Chef der Sparte Investment Banking bei der Zürcher Vorzeigebank Vontobel, in allen wichtigen Gremien dabei, Vielfach-Millionär, Bentley-Raser, Richard Gere-Look.
Ein Banker aus dem Bilderbuch, dem alles leicht von der Hand geht. Bis jetzt. Nun hat der Wind gedreht. Und was tut der vermeintlich abgebrühte, erfahrene Trading-Master?
Er schlägt wild um sich. Stösst seinen engsten Leuten das Messer in den Rücken. Verbreitet Angst und Panik. Verliert die Übersicht und Kontrolle.
Alles, weil sein Schiff am Kentern ist. Die Umsätze brechen ein, das Geschäft mit den Strukturierten Produkten, die lange die grosse Goldmine von Swiss Banking waren: Es läuft nicht mehr.
Roger Studer müsste ruhig Blut bewahren. Er müsste sich fragen, was schiefgelaufen ist und wie er mit seiner Crew aus dem Tümpel findet.
Stattdessen gibt er allen anderen die Schuld an der Misere. Und so folgen die Abgänge in Studers Reich in diesen Wochen Schlag auf Schlag.
Soeben sind drei bekannte Figuren von Bord gegangen. Sie waren lange mit von der Partie, gehörten zum Kernteam, galten als Integrationsfiguren.
Und nun: weg.
„Alle drei Kollegen haben sich aus unterschiedlichen Gründen entschieden unterschiedliche neue Aufgaben ausserhalb von Vontobel zu übernehmen“, sagt ein Sprecher der Bank.
Einer der Fahnenflüchtigen war ein Teamleiter. Laut dem Vontobel-Sprecher sei bereits ein Nachfolger installiert worden. Zudem würde eine neue Frau das Team verstärken.
Überhaupt: Von Krise und Niedergang könne keine Rede sein, insinuiert der Vontobel-Botschafter. „Zum Ende des 3. Quartals beschäftige Financial Products 131 Mitarbeitende. Zum Jahresanfang waren es 119 Mitarbeitende.“
Daraus schlussfolgert er: „Diese Zahlen unterstreichen erneut, dass in Financial Products weiter investiert wurde.“
Financial Products: So heisst die Division von Roger Studer, einem Banker vom Typ Sonnyboy. Sein Problem ist, dass auch wenn der Bestand an Mitarbeitern nach oben zeigt, das Business nach unten geht.
Der Grund liegt nur beschränkt im Markt. Dieser hat sich bei den Strukturierten Produkten, die im Zentrum des ganzen Bereichs namens Financial Products befinden, abgekühlt.
Das trifft alle. Doch speziell an der Misere bei der lange Zeit boomenden Vontobel-Division ist: Studer, der Chef, hat seinen einzigartigen Vorsprung auf die Konkurrenz eingebüsst.
Seine Plattform Deritrade bedeutete ein Quantensprung. Die Vontobel war die erste Bank, die einen Marktplatz für „Strukis“ und andere alternative Finanzprodukte eröffnete.
Anfänglich schien es, dass alle Anbieter aufs Deritrade wechselten und damit Vontobel einen eigenen Börsenplatz geschaffen hätte. Damit hätte die Bank die Konkurrenz für immer aus dem Feld geschlagen.
Doch dann schlich sich der Wurm ein. Vontobels Deritrade kam nicht auf Touren, gleichzeitig erholte sich die ewige Rivalin Leonteq von ihren Wirren um die einstigen Gründer.
Statt dass Studer auf und davonschwamm, holte ihn Leonteq ein. Heute sind die beiden Struki-Marktführer auf Augenhöhe.
Historische Chance verpasst. Damit ist auch Studers Macht innerhalb der Vontobel-Spitze eingebrochen. Der neue Big Man, der auf seine „Kollegen“ hinunterschaut, heisst Axel Schwarzer, Chef des Asset Managements.
Schwarzes Anlage-Maschine für die Pensionskassen boomt. Der Deutsche dürfte aus einer Position der Stärke Richtung Rente steuern.
Umgekehrt der noch einige Jahre jüngere Studer. Er kämpft um seine lange Zeit unangefochtene Stellung.
Wichtige Helfer haben ihm den Rücken gekehrt. Georg von Wattenwyl, Mitstreiter der ersten Stunde, baut im fernen Singapur eine Plattform für externe Vermögensverwalter auf.
Im Verkauf für die wichtigen Strukturierten Produkte hat ein Neuer das Kommando übernommen.
Was Studer wohl als Befreiungsschlag gedacht hatte, könnte zum Bumerang werden. Im Verkaufsteam häuften sich zuletzt die Abgänge erfahrener Leute. Statt dass Studer die Lage beruhigt, giesst er Öl ins Feuer. Nun durchlebt der Mann, dem lange alles gelang, seinen persönlichen Stresstest.
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Deritrade ist schon recht innovativ, oder war es. Inzwischen machen das etliche Banken, auch die grossen. Wenn einer wie dieser Manager R. Studer die Contenance verliert weil das Geschäft gerade etwas schwieriger ist weil es mehr Konkurrenz gibt, so outet er sich eben als Schönwetterkapitän. Solange das Geschäft brummt, weshalb auch immer, kann jeder an der Spitze sitzen und teure Zigarren rauchen. Die Managerqualitäten zeigen sich bei Schwierigkeiten, dann muss auf den Markt fokussiert gehandelt werden. Da nützt es nichts wenn man die Leute verrückt macht oder bewährte Mitarbeiter durch neue ersetzt.
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@ George Gaggo
Deritrade goes Demitrade
Wie Khan von zweier Banken Gehälter tut schwanken,
bringt Leon’scheck auch rögu auf gute Gedanken !
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Studer ärgerte sich bestimmt Schwarzer.
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Sehr geehrter Herr Hässig
Leck Bobi… Sie sind ja richtig gut informiert. Leider stimmt alles was Sie oben geschrieben haben, aber ich hoffe nur, dass sich nun was ändert und Roger und Co. (seine Marionetten) bald an die Leine genommen werden.
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Die Stimmung war gem. Insidern niemals schlechter, ergo getraut sich vermutlich hier kein Member zu monieren-
Das Bankenspiel heisst oben klotzen und nach unten Druck zu erhöhen (burnouts gem. BAfS). Danach einfach ersetzen. Problem gelöst, Patron und Patient gestorben. Es leben die Verwalter, die unproduktiv am eigenen Stuhl festhalten, ohne sich zu bewegen, od. sich zu exponieren.
Das ist die Führungsstärke jener Führungskräfte, wie mir X-Fach bestätigt wurde. Wertschätzung ist nicht bloss Lohn und ein Osterhase, falls überhaupt.
Kein Wunder, darben die Banken.
Zeit für Aktienrückkäufe, mit geborgtem Gratisgeld (zu 0,12345%), um die Dividende schnell zu steigern, und um den blinden Investor zu täuschen (erfreuen).
Die neuen Wanderpokale wurden scheinbar zu teuer erkauft, da bleibt kaum was für deren Maschinenraum, ausser Abbau und Überstunden. Das AWA schläft wie immer mit Finma im Dornröschen Schlaf.Der Vorteil ist, wir übernehmen sehr gern ihre erste und zweite Garde 🙂
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Wer die Webseite der Vontobel-Bank anschaut, sieht auf den ersten Blick, daß er überall gelandet ist, aber nicht bei einer althergebrachten seriösen Schweizer Bank im Sinne der bisherigen Generation.
Sondern bei Bentley, bei „weiblicher Selbstbestimmung durch Wrestling in Bolivien“ (kein Scherz, siehe Startseite Vontobel.ch) usw. usf.
Die frühere Traditionsbank Sal. Oppenheim läßt grüßen.
Auch dort wandelte sich die Geschäftspolitik plötzlich.So steht nun auf der Seite von Vontobel, man sei ein „global agierender Finanzexperte mit Schweizer Wurzeln“.
Tja, wieviel Wurzelwerk da überhaupt noch vorhanden ist wird die Zukunft zeigen.
Allein die Inhalte der Startseite dürften jeden Anleger, der noch seinen Verstand beisammen hat, sehr zum Nachdenken bringen.
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Shittt! Die weibliche Selbstbestimmung in Bolivien ist tatsächlich kein Scherz.
Jetzt muss ich aber schnell in die Migros rüber, um mir trockene Unterhosen zu kaufen. -
Starke Webseite, Message: „Vontobel, die Bank für Leute, die sich die Sonntagszeitung nicht leisten können.“
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Strukturierte Produkte? Gibt es tatsächlich noch Leute, die sowas kaufen? Selber schuld!
Für mich kommen nur ETFs, CFDs und Optionen in Frage. Und sicher keine ETFs von irgendwelchen möchte gern Schweizer Banken.
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Wer CFDs kauft sollte nicht über Strukis lästern.
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Nur Idioten kaufen Strukturierte Produkte.
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Sehr geteerter Herr Studer,
Gemäss einer bankinternen umfrage sehen wir schwarzer für Sie !
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Aber eins muss man Herrn Studer einfach lassen.
Er kennt seinen unberechenbaren Charakter !
Hat er doch seine Marionetten-Truppe vorsichtshalber schon frühzeitig um 10%
aufgestockt, um beim absehbaren Supergau Verlusten entgegenzuwirken.Seien sie unbesorgt Herr Studer, denn Ihr Khan wird untergehen.
Ihr Khan erwartet Ihre baldigste Be(w)erbung !
Leider ist ein persöhliches Treffen im Hetropol nur in kugelsicheren Westen
zu verantworten !Liked Inn empfiehlt Ihnen Photosch(t)op !
Mann sollte nicht immer das wahre Gedicht zeigen. -
Ich glaube der Vontobel-Botschafter schönt die Mitarbeiterzahlen, die letztlich kein Aussenstehender verifizieren kann. Auch eine Form der Krisenbewältigung.
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Ein Star in der Bankenwelt ? Da kann ich auch sagen ich habe einen weissen Schimmel im Stall.
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Es stimmt alles was im Artikel steht, aber der Vergleich mit Richard Gere scheint mir doch stark übertrieben, ja eigentlich eine veritable Beleidigung für den Verehrer der Pretty Woman.
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Hallo Herr Hässig. Gällezi, wenn Sie ehrlich sind, hier werden Non-Events beschrieben, oder ?
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@Albert Kohler:
Definieren Sie „Non-Event“.
Demnach ist 99% der Presse ein Non-Event? -
Na so ein non event ist dies auch nicht. Ist doch intressant was so hinter den Kulissen abläuft oder was man so nicht hört
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Unglaublich, auf wie vielen Zeilen hier LH nichts beschreibt… das an und für sich ist bereits eine tolle Leistung!!
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Das grausame Spiel der grösseren Banken geht weiter. Strukkis sind eh nur Kohlenschaufler für die Bosse.
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Goldmiene oder eher Goldmine???😕😕😕
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Im Bentley aufs Gas drücken, im Business die Handbremse angezogen. Oder einfach gesagt: was im Bentley sitzt muss nicht zwingend Premmium sein!
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Immerhin fährt man den Bentley noch selber im Gegensatz zum Rolls
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Das grausame Spiel der grösseren Banken geht weiter. Strukkis sind eh nur Kohlenschaufler für die Bosse.
Im Bentley aufs Gas drücken, im Business die Handbremse angezogen. Oder einfach gesagt: was im Bentley sitzt muss nicht zwingend…
Hallo Herr Hässig. Gällezi, wenn Sie ehrlich sind, hier werden Non-Events beschrieben, oder ?