Der Skandal rund um die eigene Pensionskasse überschattet den heutigen Investorentag der Credit Suisse. Dort ist neu die Rede von „zusätzlichen Investitionen in Höhe von bis zu CHF 600 Mio.“.
Diese müssen verdient werden – mit Entlassungen. Umso gravierender sind die Vorgänge rund um die PK. Bei dieser klafft ein dreistelliges Millionenloch wegen ILS-Investments.
Gemeint sind sogenannte Insurance-Linked-Strategies. Ein spezialisiertes Team im Asset Management der CS baute solche exklusiv für grosse Kunden – darunter die hauseigene PK.
Chef des ILS-Teams ist Niklaus Hilti, ein mächtiger Manager der Grossbank, von dem ausserhalb der Mauern am Paradeplatz kaum einer je gehört hat. Er soll einer der höchstbezahlten CS-Banker sein.
Zusammen mit seinen Weggefährten wurde Hilti der König der ILS-Vehikel. Diese spekulieren mit Rückversicherungen. Gibts keine Tornados, resultiert happiger Gewinn.
Statt Naturstürme wütet nun ein Virus. Liechti, der König der ILS-Produkte, gerät darob unter die Räder.
Dabei ist seine Performance nicht erst seit diesem Jahr lausig, behaupten mehrere Insider.
Der von seinem ILS-Team verwaltete Vermögensbestand sei seit längerem regelrecht am Zusammenbrechen.
Letzte Woche wurde bekannt, dass zwei CS-ILS-Vehikel namens Humboldt Re und Kelvin Re dichtmachen mussten.
Humboldt Re war von Hilti exklusiv für die PK der CS gebaut worden. Hilti selbst nahm Einsitz bei der Humboldt Re als „Director“.
Bei der PK wiederum ist bis heute ein Guido Bächli der grosse Investmentzuständige. Bächli wird per 2021 abgelöst.
Bächli soll laut einer Quelle ein enger Vertrauter sein von Philip Hess, der rechten Hand von CS-Präsident Urs Rohner.
Hilti baut Vehikel, verkauft sie Bächli als König der PK, der wiederum ist ein enger Buddy von Hess, dem Vertrauten von Urs Rohner. Gleichzeitig amtet Hess als Präsident der PK der CS.
Ein einziger enger, verschworener Zirkel rund um 17 Milliarden Vermögen der CS-Rentner und -Versicherten. Mit Hilti als dessen Strippenzieher.
Niemand soll dem Chef der ILS-Truppe die Stirn bieten können, heisst es. Hilti schalte und walte wie es ihm beliebe, so jedenfalls eine Auskunftsperson.
Das Problem ist nun explodiert. Der oberste Chef des weltweiten Asset Managements der CS, der Amerikaner Eric Varvel, versucht, die Granate namens ILS zu entschärfen.
Deshalb wohl die überraschende Schliessung der beiden Vehikel von letzter Woche. Sie dürfte auf eine Intervention Varvels zurückgehen.
Dieser ist an allen Ecken und Enden gefordert.
In seinem Asset Management musste die CS kürzlich einen Abschreiber von fast einer halben Milliarden offenlegen rund um die Beteiligung an York, einen New Yorker Hedgefund.
Schon zuvor waren „Zirkeldeals“ rund um die japanische SoftBank aufgeflogen. Die CS musste diese überstürzt in ihren Supply Chain-Fonds beendigen.
Varvel, so meint eine Quelle, würde innerhalb des Asset Managements jetzt durchgreifen. Was er mit dem mächtigen Niklaus Hilti vorhat, der über Topbeziehungen verfügt, bleibt abzuwarten.
Die CS verweist auf eine eigene Stellungnahme ihrer Pensionskasse, die sie nach der ersten Story zum Thema vom letzten Freitag online aufgeschaltet hat.
„Auch wenn der Wert unserer ILS-Anlagen für sich allein betrachtet 2019 um rund 20% abgenommen hatte, erzielten wir 2019 eine überdurchschnittliche Performance von 11,3% für unser PK-Vermögen“, hält die CS-PK darin fest.
„Auch für das laufende Jahr werden wir eine ausgezeichnete Performance (4,4% YTD per 30.11.2020) ausweisen können, zu dem auch die erwartete Aufwertung unserer ILS-Anlagen in diesem Jahr um über 10% beigetragen hat.“
Es handle sich nicht um ein „dreistelliges Millionenloch“, betonte die CS in einer Email.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jetzt mischt die CS auch noc im Betäubungsmittelhandel mit. Es wird immer spezieller in diesem Saftladen.
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Wird am Ende die Philosophie der CH-PK durch die Banken und SNB ausgehebelt? Erhalten die Mitglieder nur eine marginale Pension, welche die Differenz ihrer Ausgaben zwischen AHV und Lebensstandard bei weitem nicht abdeckt? 10 Jahre Nullzins, da fehlen Milliarden bei den PKs.
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Das ist wie der Ranking der digitalen Banken Europas. CS nur got weiss warum (Excels?) Platz 31. Hypi 60. Und in Top 5 zwei polnische Banken und ein slowakisches. Buahahahaha.
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Wetten nicht nur Urs weiss von nichts, sondern auch der Michel aus Basel nicht?… Beide bitte weg, sofort!
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Der Artikel erinnert mich an die Gute alte Zeit als es auf dem Arbeitsmarkt noch Nachfrage nach Mathematikern gab.
Der Sinn und Zweck solcher Konstruktionen liegt doch just darin, dass keine Aufsicht nötig ist.
Da die Risiken an institutionelle Investoren verkauft werden (die das Investitionsrisiko kennen) springt für den Betreiber der Vehicle eine relativ hohe Marge raus.
Selbst kaufen, sollte man das Zeug natürlich nicht.
Verluste entstehen erst dann, wenn solche Vehicle mit Gewalt verkauft werden. In der Abwesenheit von Verkäufern, geht der Preis in die Knie. Da die potentiellen Käufer im Homeoffice arbeiten, sind sie oft nicht telefonisch zu erreichen.
Mit Excel würde ich das auch nicht machen.
Eine der Top-5 Beratungshäuser hat hierfür Spezialsoftware im Angebot. -
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Wie bereits am 11. Dezember kommentiert, haben solche hochspekulative, verschachtelte und undurchsichtige „Anlagekonstrukte“ in einem PK-Portefeuille nichts, aber auch gar nichts zu suchen. Erst recht wenn ein solches Konstrukt von Unwägbarkeiten der Natur abhängig ist. Ein No-Go.
Da müsste die zuständige kantonale Aufsichtsbehörde über BVG-Vorsorgeeinrichtungen des Kantons Zürich die nötige Chuzpe haben zu untersuchen, ob da nicht nur BVG-Anlagerichtlinien verletzt wurden, sondern eben auch noch andere relevante Handlungen stattfanden. Sollte die genannte Aufsichtsbehörde selber nicht in der Lage sein, was höchst wahrscheinlich der Fall sein dürfte, wird sie es halt an unabhängiger Stelle delegieren müssen.
Und noch was: wie siehts aus mit zivilrechtlichen Klagen der PK-Destinatäre für den möglichen Schaden gegen die PK-Verantwortlichen?
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@ Paul: Es gibt ja nicht sehr viele Weisheiten in der Börsenwelt, welche wirklich über Jahrzehnte Bestand haben. Aber eine schon: Nicht alle Eier in den selben Korb, deshalb schön diversifizieren. Daher macht es durchaus Sinn, wenn man auch in Produkte investiert, welche keine Korrelation zum Finanzmarkt haben, wie es eben bspw. Versicherungen von Naturkatastrophen haben.
Das Problem liegt hier anderswo: Hilti kann schalten und walten in der CS wie er will, ihm ist es egal wer unter ihm CEO oder VRP ist, er kassiert seine unglaubliche Gage sowieso, weil die CS Angst hat, dass er gehen kann. Ab einem gewissen net-profit für die Firma, werden alle Warnlampen „übersehen“ und die Chefs lassen ihn gewähren, schließlich trägt er auch ganz direkt zu ihrem Bonus bei. Man melkt die Kuh, bis sie verreckt, die Leiche können dann andere entsorgen. Hilti managed alternative Produkte, da ist er schlauer als die CS, welche zu ihm keine Alternative sieht…. -
ILS ist nichts Hochspekulatives. Sonst wäre jedes Investment in ein Versicherungs- oder Rückversicherungskonzern hochspekulativ. Zudem ist die Natur im Vergleich zu den Finanzmärkte geradezu einfach prognostizierbar, weil Physik nicht rekursiv ist.
Die Frage nach der Corporate Governance im Zusammenhang mit den CS Verflechtungen ist allerdings eine ganz andere. -
@ Lukas Hässig
Sie haben wichtige Puzzlestücke meines obigen Kommentars herausgefiltert. Ich weiss nicht was das bezwecken soll, finde es jedoch nicht nachvollziehbar, da kein Regelverstoss zu erkennen war. Es erinnert mich leider an Zensur. Schade!
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Das macht der liebe LH regelmässig und mit Absicht. Deshalb verliert er die besten Autoren/innen und die Kommentare werden immer nichtssagender.
LH ist eigentlich genau gleich unterwegs und keinen Deut besser als die Manager, die er an den Pranger stellt!Eine verlogene und zutiefst unehrliche Welt.
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Und ohne IP würde das alles schön verdeckt bleiben. Bitte dranbleiben. Ländle und CS Filz kombiniert gibt Stoff für einen Krimi.
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Das eine hat definitiv nichts mit dem anderen zu tun. Sachlich bleiben!
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Hallo FINMA, hat die CS die Kompetenzen ILS zu überwachen?
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Urs weiss von nichts.
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Dafür weiss Philip alles. Deshalb ist er auch seit Jahrhunderten dabei.
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Ich hatte vor ca. 10 Jahren einmal ein Vorstellungsgespräch im ILS-Team beim CS Asset Management beim Sihlcity. Eingeladen war auch Niklaus Hilti, der gute Herr war sich dann allerdings zu fein um selbst beim Termin aufzukreuzen und schickte eine Stellvertetung aus dem Team. Es ging darum die Vehikel Performance und Accounting-seitig im Excel(!!!) zu überwachen. Schon da hiess es Hilti sei ein mächtiger Mann und Herrscher über Milliarden, zuerst trauerte ich diesem Job noch nach, dass ich diesen nicht kriegte. Heute bin ich gottenfroh 😉 und es verwundert mich auch nicht dass Ihnen nun ihre Excel-Sheets um die Ohren fliegen 🪰
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Excel – ich lach mich tod! The most admired bank basiert auf Excellisten!!!
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Hatte mal knapp drei Monate Einblick in diese Abteilung. Dort hatte es eine Handvoll Underwriter meist jüngeren Alters, die vorher bei Rückversichern tätig war. Diese „grasten“ quasi weltweit Rückversicherungsportefeilles ab, um die entsprechenden Cat Bonds zu füllen. In einer normalen Rückversicherung sind in der Regel unterschiedliche Teams für die jeweiligen Regionen zuständig, d,h., es ist viel mehr Kompetenz vorhanden. Es erstaunt von daher auch nicht, das diese Art von „nicht-traditioneller Rückversicherung“ seine Heimat bei den risikofreudigeren Banken beheimatet ist und bei den klassischen Rückversicherern nur mit spitzen Fingern angefasst wird. Sie bleibt eine Casino-Anlage-Klasse und ich hoffe, dass nicht noch mehr Pensionskassen hier investiert sind🙄.
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Lieber Herr Jost. Vielen Dank für Ihren tollen Brief. Seien Sie dem lieben Gott dankbar, dass Sie damals den Job nicht angetreten haben.
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Könnte wohl heissen, die neue Parole der PK-Grossmanager lautet: Rette sich wer kann, der Damm ist gebrochen?
Gunther Kropp, Basel-
Sehr geehrter Herr Gunther Kropp, Basel
Die Schliessung der NZZ-Kommentarfunktion muss ein herber Schlag für Sie gewesen sein.
Seither fluten Sie IP tagtäglich mit eher belanglosen Kommentaren, in welchen Sie in rund 70% der Fälle die Marbella-Sache mit ins Spiel bringen, und in 100% der Fälle Konjunktive benutzen (könnte, wohl, etc.). Im Interesse des Wohlergehens der restlichen Leserschaft – wie wäre es mal mit 14 Tagen kommentarfreier Zeit?
Kommen Sie, das schaffen Sie!
Mit besten Grüssen,
Heidi Ganzoni-Hösli, Hinterfultigen -
@Heidi Ganzoni-Hösli
Verehrte Frau Ganzoni-Hösli
Ich danke Ihnen, dass Sie es für wichtig halten die sogenannte „Marbella-Sache“ auf einer prominenten Plattform zu kommentieren und den Bezug Neuen Zürcher Zeitung erwähnen. Wie man hört, sollen einflussreiche Wirtschaftskreise die Chefredaktion „gebeten“ haben die „NZZ-Kommentarfunktion“ zu schliessen, weil meine Kommentare im Ausland sehr gut ankommen und das die Gemütsseligkeit stört. Zum Glück gibt es IP eine unabhängige Plattform, die nicht von Grossmanagern der sogenannten Marbella-Konzerne bevormundet wird und nun auch international beachtet wird.
Beste Grüsse nach Hinterfultigen, das nun weltweite Beachtung erfährt, dank einer couragierten Mitbürgerin. -
@ Heidi Ganzzoni-Hösli: Der unzufriedene Mensch findet keinen bequemen Stuhl.
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@Fritz Kunz
Wikipedia: „Benjamin Franklin (* 17. Januar 1706 in Boston, Province of Massachusetts Bay; † 17. April 1790 in Philadelphia, Pennsylvania) war ein amerikanischer Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Staatsmann.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin_Franklin
Mein lieber Herr Kunz
Wenn Sie schon ein Zitat auf IP veröffentlichen , dann sollten auch aus Fairness erwähnen, dass es Benjamin Franklin stammt. Abkupfern ist nicht schicklich, oder haben den Glauben ein grosser Erfinder zu sein?
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Wundert mich nicht. Mandate in der Vermögensverwaltung der Banken funktionieren ähnlich. Man hat fast nur bankinterne Produkte im Portefeuille.
Besser man wählt einen ‚unabhängigen‘ Vermögensverwalter oder noch besser man macht es selber wenn man den dafür notwendigen Zeitaufwand aufbringen kann.-
Ja, seit ein bisschen Preiskampf tobt, füllen die Banken die diskretionären Portfolios bis mit 60 % eigenen Produkten ab. Keiner kann dabei behaupten, die gewählten Lösungen seien besser als der Markt. Und das müsste doch der Anspruch sein!
Selber die Wust all der verfügbaren Fonds, GPs und andere Investitionsmöglichkeiten seriös zu prüfen ist ein Ding der Unmöglichkeit – auch wer viel Zeit dafür hätte. Ohne Daten aus Bloomberg und viel Wissen läuft da nichts.
Die Lösung ist ganz klar ein guter Unabhängiger. Der bekommt auch Access für die Investors Share Class und tiefe Custodian und Brokerage Fees bei Banken.
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..im Hinblick auf das Private Equity Vermögen der CS PK könnte man vermutlich ähnliche Schlüsse ziehen…
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Die Schliessung der beiden Vehikel bedeutet nur einen internen Machtkampf damit Varvel dem anderen seine Macht demonstriert und zeigen kann dass er besser ist. Logisch, wenn man dem anderen seine Arbeit zerstört dann sieht die eigene gleich viel besser aus.
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Das Schmierentheater geht munter weiter bei der CS, aber die UBS holt auf.
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Hilti wird sein ganzer Rückversicherungs-Saftladen wegen Corona & Co mit Überschallgeschwindigkeit um die Ohren fliegen, der kann abdanken und dichtmachen, nur weil er Hilti heisst ist er nicht unfehlbar und unantastbar.
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Die Zeche werden ja dann wohl die Angestellten zahlen müssen. Ist eine Deckung noch vorhanden oder heisst es dann eines schönen Tages, höhere Abzüge weil eine Unterdeckung vorliegt? Wann wird dieser Augias-Stall bei der CS endlich ausgemistet? Subalterne hätte man für kleinste Verfehlungen schon längstens rausgeschmissen!
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Wir wuenschten uns noch weitere LH/IP, um auch in anderen Grossfirmen und im Oeffentlichen Dienst diese Filzmachenschaften offenzulegen. Sie schaedigen unsere Wirtschaft zutiefst, da nicht mehr Leistung, sondern „Vernetzung“ das Fortkommen bestimmen. LH’s „unnoetige“ „kalten Kaffees“ sind fuer Aussenstehende aeusserst hilfreich und auch anderswo erhellend. Weiter so !!!
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Gibts Firmen in der Schweiz in dennen das anders ist?
Ich hatte vor ca. 10 Jahren einmal ein Vorstellungsgespräch im ILS-Team beim CS Asset Management beim Sihlcity. Eingeladen war auch…
Und ohne IP würde das alles schön verdeckt bleiben. Bitte dranbleiben. Ländle und CS Filz kombiniert gibt Stoff für einen…
Hallo FINMA, hat die CS die Kompetenzen ILS zu überwachen?