Der Krankenversicherer Visana macht sich Sorgen über die Krankenkassenprämien, die bei ihm selbst 2024 im Schnitt um 6,5% steigen.
„Diese Entwicklung wird für viele Menschen zu einer immer grösseren Herausforderung“, heisst es auf seiner Webseite mitfühlend.
Im Kontrast dazu steht die Sorglosigkeit, mit der die Berner Gruppe an anderer Stelle ihr Geld mit vollen Händen ausgibt. Ein Profiteur ihrer Spendierfreudigkeit ist Spitalkönig Antoine Hubert.
Der Walliser gebietet über die fragile, weil hoch verschuldete Privatspital- und Luxushotelgruppe Aevis Victoria und sucht ständig Geld.
Der 11. Juli 2023 muss für ihn ein Glückstag gewesen sein. An jenem Dienstag verkündete die börsenkotierte Aevis Victoria, dass ihre Spital-Betreiber-Tochter Swiss Medical Network mit Visana einen neuen Financier erhalten habe.
Konkret: Visana Beteiligungen kaufte sich bei Swiss Medical Network im Rahmen einer Kapitalerhöhung ein und zahlte 150 Mio. Fr. für einen Anteil von 11,1%.
Dieser Preis ist sagenhaft hoch: Er misst Swiss Medical Network einen Unternehmenswert, inklusive Nettoschulden, von 2,2 Milliarden Franken zu.
Das ist etwa das 33fache des von der Spitalbetreiberin im vergangenen Jahr erzielten Betriebsergebnisses vor Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda).
Das Verhältnis von Unternehmenswert zu Ebitda (EV/Ebitda) ist an der Börse ein gängiger Massstab für die Bewertung.
Zum Vergleich: Ein absolutes Topunternehmen wie der Techkonzern Apple wird zurzeit mit einem EV/Ebitda von 21 gehandelt.
Beobachter schütteln über die Transaktion zwischen Visana Beteiligungen und Swiss Medical Network den Kopf.
Das frische Geld ist Aevis und Swiss Medical Network gerade recht gekommen, um die drückende Verschuldung zu senken.
Aber warum hat Visana so einen hohen Preis für ihren Einstieg in Swiss Medical Network bezahlt?
Auf die Anfrage antwortet sie ausweichend und bemerkt, die Bewertung von Swiss Medical Network sei durch eine der vier grossen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im Rahmen einer sechsmonatigen Due Diligence-Phase zuhanden der Visana analysiert und validiert worden.
Was immer das heisst.
Umstritten ist auch der Zweck der Partnerschaft zwischen Aevis mit Swiss Medical Network und der Visana.
Bereits im Oktober 2022 hatte sich der Versicherer an einer Tochter von Swiss Medical Network beteiligt, am Hôpital du Jura Bernois.
Aus der Spitalgesellschaft wurde dann das „Réseau de l’Arc“, wie es hiess, die erste integrierte Gesundheitsorganisation der Schweiz, die regional medizinische Dienstleistungen in Kombination mit einem Krankenversicherungsprodukt anbieten wird.
Die Ambitionen der neuen Partner sind hochfliegend. In den vollmundigen Worten des Berner Versicherers: „Visana und Swiss Medical Network gehen proaktiv gegen die explodierenden Gesundheitskosten vor“.
Die Partnerschaft ermögliche es, die integrierte Versorgungsregionen in der Schweiz nach dem Vorbild des „Réseau de l’Arc“ weiterzuentwickeln und das neue Grundversicherungsmodell „Viva“ zu etablieren.
Es sei, so Visana, „eine strategische Partnerschaft für einen Paradigmenwechsel im schweizerischen Gesundheitsweisen“.
Ebenfalls schwärmerisch klingt Spitalkönig Hubert.
In einem Interview mit der „NZZ am Sonntag“ durfte er ausführlich erklären, wie er mit dem neuen Versicherungsmodell die Gesundheitskosten senken will.
Weit nüchterner sehen Aussenstehende das Ganze.
Der von Visana und Hubert gern beschworene Paradigmenwechsel orientiert sich am Modell der amerikanischen Gruppe Kaiser Permanente – die stark umstritten ist.
Das Fachmedium „Medinside“ meint: „Ob sich dieser vermeintliche ‘Paradigmenwechsel’ tatsächlich positiv auf die Versorgung und die Bedürfnisse der Bevölkerung auswirkt oder ob möglicherweise andere Interessen im Vordergrund stehen, wird die Zukunft zeigen.“
Nachdem Visana und Hubert ihr System der integrierten Versorgung mit dem „Réseau de l’Arc angekündigt hatten, meldeten Parlamentarier, darunter auch Ärzte, in einer Interpellation Vorbehalte an.
Grosse Pläne und grosse Worte im Verbund mit hohen oder überhöhten Preise für Beteiligungen und hohen Schulden – das Muster klingt irgendwie vertraut.
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Die beliebtesten Kommentare
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Antoine Hubert mit seinen komischen Geschäften, lacht sich dabei ins Fäustchen und schaut zu, wie sein Konto immer voller wird. Die Herren von Visana und Konsorte machen mit.
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11.1% zu 150 Mio ergibt bei mir eine Bewertung von 1.35 Mia. und nicht 2.2 Mia. ???
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@Loops: Ich weiss nicht, wie viele Bewertungen Sie schon gemacht haben aber der Unterschied zwischen Enterprise Value und Equity Value sollte bekannt sein. Daher ist auch im selben Satz des Artikels der Hinweis auf die Verschuldung…
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1.35 Milliarden ist der Equity Value. 2.2 Milliarden ist der Enterprise Value oder Unternehmenswert (mit Nettoverschuldung dazugerechnet)
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Kranke Kassen. Punkt.
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Bei der Visana sitzen doch höchstqualifizierte bezahlte LobbyistInnen im Verwaltungsrat – die werden schon ihre Gründe für dieses absurde Investment gehabt haben.
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Ich finde es lobenswert, dass Journalisten wie Herr Kälin den Finger auf einen wunden Punkt im Gesundheitswesen legen. Die Raubritter der Branche, allen voran ein Antoine Hubert oder andere Investoren von Privatkliniken, verdienen ihr Geld auf Kosten der Kranken, die sie dann in (hoch)rentable und unrentable einteilen. Aber solange alle Lobbyisten mitspielen, wird sich nichts ändern.
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Wer ist CEO bei Visana? Herr Eggli, noch Fragen?
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Die Berner Mafia beglückt die Walliser Mafia… Eine Frechheit was sich da die KK Visana erlaubt. Das sollte verboten sein! Visana will ja per 01.01.24 mit Atupri fusionieren. Wieder so ein Leerlauf. Und günstiger wird es auch nicht! Und die sogenannte Aufsicht pennt wie immer. Werden in diesem Land eigentlich nur noch „Schweinereien“ gemacht, siehe Banken, KK usw.?????????????? Und der Dummbürger soll dann gefälligst zahlen!!?? Die CH wird immer mehr ein Land „ZUM VERGESSEN“ bzw. „ZUM DAVONLAUFEN!!!
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Eigentlich hätten wir ein BAG Aber die sind so unfähig wie die Finma. Das sollte man alles auf Effizienz trimmen.
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Da irren Sie sich. Das BAG ist ausschliesslich für die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) zuständig. Aus diesen Versicherungsträgern wird Visana die Beteiligung kaum erworben haben. Falls die Finanzierung aus einer Gesellschaft im Bereich der Zusatzversicherung getätigt wurde, wäre die Finma zuständig. Da m.W. ein Beteiligungsvehikel der Visana die Anteile erworben hat, ist wohl kein Regulator zuständig resp. hat keiner eine Handhabe, das genauer anzuschauen.
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Danke, Herr Meier, für den Lobbywatch-Hinweis. Ich wollte soeben CHF 400.- einzahlen, las mich vorgängig durch die Namen der „Supporter/innen“ durch.
Beim Namen Gasche habe ich mich dann mühelos eines Besseren besonnen . . .-
Werter Rmpass, ich verstehe Ihre diesbezügliche Zurückhaltung. Urs P. Gasche ist jedoch weder im Vorstand noch im Team „Redaktion und Recherchen“, sondern lediglich im „Patronatskomitee“. Persönlich unterstütze ich „Lobbywatch“ mit einem kleinen jährlichen Beitrag, da „Lobbywatch“ die einzige Organisation ist welche die Interessensbindungen unserer Parlamentarier aufzeigt.
Also: Zuwendungen hier kommen nicht Herr Gasche zugute.
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Etwa gleich absurd wie der joint-venture zwischen Mobiliar und Ringier (der mir seinerzeit Anlass gab, sämtliche meiner Policen bei der Mobi aufzulösen)!
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Ein showman, bezahlt die Mitarbeiter miserabel und stellt unfähige Junge ein, die nur Fehler machen. Er wird viele Spitäler schliessen müssen. Ende 2024 wird das Zürcher Spital Pyramide geschlossen. Aevis ist ein Fehlkonstrukt, viel zu schnell gewachsen und hat viele Schulden. Erinnert mich stark an den gerade gescheiterten Benko. Genau dasselbe.
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Ursprünglich hiess Swiss Medical Network „Clinique Genolier“ und in Genolier liessen sich vor allem betuchte Ausländer behandeln. Das hat sich in der Zwischenzeit total verändert und die Klinik hilft heute praktisch allen Versicherten. Alles ist bei Swiss Medical Network auf Luxus getrimmt und immer mehr Privatspitäler wurden von dieser Gruppe aufgekauft. Gegenwärtig wird in Genolier gewaltig investiert und ausgebaut. Scheinbar soll dort ein riesiges Krebsforschungszentrum entstehen. Keine Frage, eine begrüssenswerte Initiative aber wer finanziert dieses Forschungszentrum und wie ist dieser Antoine Hubert im Stil eines Benko zu all diesen Kliniken und Hotelbeteiligungen gekommen?
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Danke, werter Herr Kälin, unsere Gesellschaft spaltet sich immer mehr in Superreiche Millionäre/Milliardäre und ein Heer von Menschen die kaum mehr wissen, wie sie Ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen können. Und unser krankes Gesundheitswesen ist dabei ein planwirtschaftlicher Selbstbedienungsladen erster Güte für CEO und Verwaltungsräte wo man schamlos zugreift und wo v.a. auch einträgliche Mandate für Politiker vorhanden sind. Ich habe dies hier auf „insideparadeplatz“ mehrmals aufzeigte. Das kann man alles in den Geschäftsberichten der KK und bei Lobbywatch nachlesen. Ich bin gespannt wo das enden wird?
https://lobbywatch.ch/de
https://insideparadeplatz.ch/2023/09/15/mehr-als-jede-3-haushaltung-erhaelt-praemienverbilligung/
https://insideparadeplatz.ch/2021/04/03/25-jahre-kranken-versicherungs-gesetz-wo-stehen-wir-heute/
https://insideparadeplatz.ch/2021/10/16/was-laeuft-schief-in-unserem-gesundheitswesen/-
Sehr geehrter Dr. Meier
Was dies für Haushalte mit mittleren und tiefen Einkommen bedeutet, ist klar: Sie werden zusätzlich einen überproportionalen Anteil der gestiegenen Gesundheitskosten selbst tragen müssen. Und dies, obwohl sie diese Kosten oftmals keineswegs mit verursachen, im Gegenteil: Gemäss neusten Zahlen des Obsan verzichtet jede zweite Person in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen aus Kostengründen auf gesundheitliche Behandlungen. Und als Mediziner wissen Sie, wohin dies in vielen Fällen führt….die Kantone stehen finanziell weiterhin sehr gut da und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, können die Privathaushalte (Verschuldung auf nahezu 150% des BIP) nicht mit einer Entlastung rechnen. Dies gilt insbesondere für die Prämienverbilligungen….sehr grosse Summen fliessen unaufhörlich in Vermögensaufbau („Schuldenbremse“), welches eine gigantische Umverteilung von FLeissig nach REich bedeutet. Immerhin, kann nächstes Jahr mit der 13 AHV-Rente (4 Mrd. Zusatzkosten) ein kleines Korrektiv herbeigeführt werden.
Grüsse
P.S. Schreiben Sie weiter….
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Bei Visana erstaunt mich schon lange nichts mehr, die sucht und findet überall Fettnäpfchen.
Die Visana ist ja echt eine kranke Kasse, passt doch bestens.
Wünsche den Mitgliedern viel Mut zum Kasse wechseln. -
Ist Antoine Hubert der Spital Benko?
Waren sicher Walliser Freunde bei der Visana daran beteiligt.
Und wenn man eine Due Dilligence nicht selber schaft sollte man keine solche Investement eingehen. Ein Versicherung hat per se kein Knowhow wie ein Spital oder Praxisketten organisiert werden. Gleicher Mist wie Banken und Versicherungen zusammenbetreiben.
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Das zeigt explizit, unser Gesundheitssystem wird an die Wand gefahren. Anderes schlechtes Beispiel, das Spital Einsiedeln. Gewinnmaximierung hat im Gesundheitswesen nichts verloren. Wer zahlt denn die Abenteuer der Visana? Eben!!!!
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Das mit den individuellen Krankenversicherern ist gestorben. Die „gesunde Konkurrenz“ treibt die Kosten lediglich in die Höhe (Werbekosten, Kosten für Kassenwechsel, etc. und nun auch noch idiotische individuelle Investitionen).
Die Kosten können aber auch mit den tollsten Finanzabrobatien nicht in den Griff gebracht werden, wenn nicht die Kosten sinken.
Ich wäre dafür, die Grenzen für Medikamente zu öffnen (Verhinderung der Arbitrage zwischen Schweiz und Ausland), Krankenkassen sollen auch Behandlungen im Ausland zahlen. Das alles soll auch aktiv unterstützt werden: 20% der Preisdifferenz (Medikamente und Behandlungen) wird dem Kunden gutgeschrieben).
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Sie schreiben mir aus dem Herzen. Das sage ich schon lange. … und wieso geschieht das nicht? Weil Politiker davon profitieren. Sie werden ganz einfach gekauft. Anders ist das nicht möglich. Diese Argumentation ist dermassen rational wie 2×2 viert gibt. Soll mir noch einer das Gegenteil beweisen!!!
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Das zeigt explizit, unser Gesundheitssystem wird an die Wand gefahren. Anderes schlechtes Beispiel, das Spital Einsiedeln. Gewinnmaximierung hat im Gesundheitswesen…
Danke, werter Herr Kälin, unsere Gesellschaft spaltet sich immer mehr in Superreiche Millionäre/Milliardäre und ein Heer von Menschen die kaum…
Das mit den individuellen Krankenversicherern ist gestorben. Die "gesunde Konkurrenz" treibt die Kosten lediglich in die Höhe (Werbekosten, Kosten für…