Der grosse Turnaround der UBS würde eigentlich von allen 60’000 Mitarbeitern Leistung und Opferbereitschaft verlangen. Doch für CEO Sergio Ermotti gibts die Auserwählten und den Rest.
Soeben hat Ermotti im UBS-Intranet die Beförderung von 36 Schlüsselleuten bekanntgegeben. Die auf den Schild gehobenen tragen neu den Titel eines Group Managing Director (GMD).
Ein GMD entspricht dem früheren Generaldirektor und ist bei der UBS der Sprung in den Olymp. Ob man dann noch zur Konzernleitung gehört, ist weniger entscheidend.
Ermotti begründet die Beförderungen mit der Bedeutung der Gewählten und mit der Lage des Unternehmens. Es handle sich um wichtige Botschafter für den laufenden Umbau.
Die neuen GMDs werden reich beschenkt. Ihre Gesamtentschädigung steigt im Schnitt von 500’000 Franken im Jahr auf rund 1,5 Millionen.
Einen Grossteil davon gibts in Cash. Bei den GMDs werden gemäss UBS-Reglement erst „Barvergütungen oberhalb der Grenze von 1 Million Franken/US-Dollar als aufgeschobene Aktienzuteilung“ berappt.
Bei Konkurrentin Credit Suisse ist der Baranteil für die Spitzenleute und Risikoträger deutlich tiefer.
Bei 36 Beförderungen würde die UBS ihr Lohnrechnung allein wegen drei Dutzend neuen Generaldirektoren mit zusätzlich rund 40 Millionen Franken belasten.
In einer Gesamtbetrachtung erscheint das als Peanuts.
Doch es geht um mehr. Die Bank setzt damit ein spezielles Zeichen.
Mitten in dem wohl grössten strategischen Umbruch in der Geschichte der Bank, weg vom riskanten Geschäft mit Eigenwetten hin zu stabiler Vermögensverwaltung, verstärkt die UBS das Kastendenken.
Ihr droht der Ruf einer Bank mit einem System, bei dem wenige Obere den Grossteil der „Beute“ unter sich verteilen und die breite Masse knapp hält.
Dieses Image wollte die Chefetage nach den Exzessen des letzten Jahrzehnts loswerden. Dafür installierte sie ein neues Vergütungsreglement und sprach viel von neuer Kultur.
Intern macht das Wort von Neo-Feudalismus die Runde. Der Begriff stammt aus dem europäischen Mittelalter und hat sich später in der französischen Aufklärung etabliert.
Gemeint war, dass es wenige Mächtige und Begüterte zu Wohlstand brachten, indem die Masse mit wenig auszukommen hatte.
Die Anzeichen eines neuen feudalen Systems bei der UBS sind da. Während die Bank ihre obersten Chefs vergoldet, dreht sie an der Basis jeden Stein um auf der Suche nach Einsparungen.
Das laufende Milliarden-Kostensparprogramm hat für Tausende von Mitarbeitern einschneidende Konsequenzen. Es gibt massenhaft Stellenabbau, Kündigungen und Auslagerungen von Prozessen ins Ausland oder zu spezialisierten Zulieferern.
Alle Schichten unterhalb der auserwählten Managing-Director-Kaste, zu der rund 2’500 Topshots gehören, sind betroffen.
Zahlreiche Direktoren (Directors) mit Jahrzehnten UBS auf dem Buckel verlieren ihre Aufgabe und landen im internen „Coach“-Personalprogramm zur Abfederung von Härten.
Dort können sie sich wenige Monate lang intern für neue Stellen bewerben. Danach beginnt die offizielle Kündigungsfrist.
Nicht immer geht es um Entlassungen – aber immer geht es ums Sparen.
Wer einen neuen Job innerhalb der Bank findet, muss Einschnitte akzeptieren. Oft wird man um einen Grad degradiert.
Aus einem Director wird dann ein Vice President (VP, früher Vizedirektor), aus einem VP ein Assistant Director (ehemals Prokurist).
Mit der Rückstufung soll gemäss Abmachung zwischen der Bank und ihren Angestellten kein Lohnabstrich verbunden sein. Doch beim Bonus gibts für den Betroffenen deutlich weniger. Insgesamt hat der Karriereknick somit trotzdem monetäre Folgen.
Unter den 36 neuen Group Managing Directors der UBS dürften sich viele Investmentbanker finden. Diese verspüren derzeit besonderen Aufwind.
Das überrascht, steht doch ein Ausbau der Investmentbank quer zur verbreiteten Meinung, wonach mit dem angekündigten Strategiewechsel hin zur Vermögensverwaltung die Investmentbanker Federn lassen müssen.
Der neue Chef der Investmentbank, der Italiener Andrea Orcel, ist ein enger Vertrauter von CEO Sergio Ermotti aus früheren Zeiten bei Merrill Lynch. Orcel kam mit einem Antrittsbonus von 25 Millionen zur UBS und baut sich nun sein Reich aus.
Ende Mai meldete Reuters, dass die UBS die Fixgehälter für Schlüsselleute in der Investmentbank massiv erhöht.
Markante Lohnerhöhungen und Beförderungen in der UBS-Investmentbank kontrastieren mit den Resultaten.
Das zweite Quartal war kein gutes für die Grossbank. Gemäss neuen Rankings ist UBS in wichtigen Teile des globalen Investment Bankings zurückgefallen. Auch die CS verlor Marktanteile, während die US-Banken vorne davonzogen.
Ins Bild passt ein Auftritt von UBS-CEO Sergio Ermotti.
Anfang Juni stimmte der Grossbanker die Investoren auf schwierige Zeiten ein. „Clients‘ risk appetite remains (…) almost paralyzed, (with) very high level of cash balances“, meinte der Schweizer auf CNBC, einem US-Fernsehsender.
Für die 36 neuen Group Managing Directors haben die Rückschläge im Business keine persönlichen Folgen. Ihre Karrieren wurden soeben gesichert.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MM – Mastmanager – nicht zu toppen!
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Wie wär’s mit Mastmanager?
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Als Zwangspensionierter wird mir übel wenn ich das lese.
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NUR Negatives wird stets über die Banken (hier z.B. UBS) geschrieben, nichts Objektives oder Positives. Ich bin kein Banken-Liebhaber aber es gibt doch sicher auch positive Seiten—oder sind die Kommentarverfasser ausschliesslich frustriete Banker? Dann Branche wechseln, das gibt wieder Motivation!!!
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Leider ist das so. Ein Branchenwechsel nützt da nichts, da man in unserer Gesellschaft aktuell (noch) in jeder Lebenslage mit Banken (oder mit Geld) umzugehen hat.
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@Stardust. Absolut richtig, dummerweise bleiben die meisten Leute lieber frustrierte Banker, als auf einen Teil des übertrieben Salärs zu verzichten, und dafür einen sinnbringenden und zufriedenstellenden Job zu haben.
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Mich stört die oft verallgemeinernde Schlechtmacherei der Grossbanken (und die Schönrederei anderer Institute) auch.
Diesen Artikel kann ich als einer unter vielen Direktbetroffenen (bei mir auch mit Lohnkuerzung) nur bestätigen.
Der Geist der Anti-Abzocker und der Minderinitiative ist unbekannt – soziale Verantwortung wird (nur) in Form der Gewinn-Optimierung wahrgenommen.
Wer 10’000 Arbeitsstellen anbieten kann, soll sich bitte melden – es werden viele „Banker“ die Branche wechseln …
Zudem sind da leider noch die „goldenen Fesseln“.
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Wurde wirklich jemand degradiert? Wieso hört man von diesen Menschen nie was? Wie sich das wohl anfühlen muss…
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Ja, nicht nur einer.
Ist nicht lustig, damit mag man nicht hausieren.
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die spitze der ubs muss jedes Quartal gute Resultate präsentieren, da kann sie auf die Mitarbeiter und die kunden keine Rücksicht nehmen. heute muss viel Geld verdient werden, was morgen ist, interessiert doch keinen. oder vielleicht doch ? zum Beispiel die Mitarbeiter und die kunden….
eines ist klar. Loyalität in solchen betrieben kann man vergessen. zum glück für die ubs gibt es noch loyale kunden.
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Der letzte Satz ist treffend. – Nur, die UBS-GL verdiente eine solche Loyalität gar nicht!
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…muss (an den loyalen, dummen Kunden) viel Geld verdient werden. Für wen? Nicht für die Aktionäre. Eher für die Mastgänse.
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who the hell still deals with UBS?
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…und wieder ein neuer Titel, eine neue Funktion, mehr Gehalt, mehr Bonus… unfassbar.. seit bald 20 Jahre wird uns erzählt, dass es diese Schlüsselpersonen braucht, um den anstehenden Herausforderungen begegnen zu können.
Fakt ist: Der Bankplatz ist und war auf keine Herausforderung in den letzten 20 Jahren vorbereitet… es geht nur ums abkassieren der Manager… wenn der Gewinn zurückgeht weil wieder eine Entwicklung verpennt wurde, wird einfach Personal entlassen oder in Billigländer verlagert….
Die Schweiz hat.. sorry hätte einen business case.. aber es wurden nur Manager gemästet, keine unternehmerische Verantwortung geschaffen. Deswegen. No hope!
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Manager gemästet ! das finde ich ein absolutes, treffendes Wort für das ganze.
Gemästete Manager würde ich zum Wort des Jahres wählen. -
@Trudi: das sind aber zwei Wörter. Ich hoffe Sie arbeiten nicht in der Buchhaltung.
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Mit den Rängen scheint der Autor ein Durcheinander zu haben. Die sind bei UBS wie folgt:
Managing Director – Direktor
Executive Director – Stellvertretender Direktor
Director – Vizedirektor
Associate Director – Prokurist
Authorized Officer – Handlungsbevollmächtigte(r)
Non Officer – ?In diesem Artikel werden die Ränge ein „bisschen“ vermischt, wie es um den restlichen Wahrheitsgehalt bestellt ist, kann ich nicht beurteilen…
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oder Du kennst nicht alle ränge 😉
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Eselsbrücke: Alle Ränge die mit einem „A“ anfangen wie
Associate (Director)
Assistant Manager
Authorized Officer
Assistant Vice Presidentgehören zum „unteren“ Kader. Fringe Benefits wie z.B. steuerbefreite Spesenpauschalen gibt es in der Regel erst ab Stufe Director rsp Vice President
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Herr Lehrer sie sind sicher Physiklehrer und beschäftigen sich mit der Spaltung des Haares? Ich selber bin 72gi und Pensioniert und fleissige Leserin dieser Seite.
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Das eigentliche Desaster neben den finanziellen Einbussen für den einfachen Mitarbeiter (die Titel sind eh ein Witz – „Vice President“?? „Hey Joe Biden, look, I’m a Vice President, too“…) ist der totale Verlust an Glaubwürdigkeit an die Unternehmensführung der kleptokratischen MDs, GMDs-whatever. Nicht mal mehr in den Banken selbst werden diese Leute in irgendeiner Weise (ausser aus Angst vor zum Teil psychopatischem Auftreten) ernstgenommen. Ein paar Opportunisten versuchen noch irgendwie, selbst an die Pfründe zu gelangen, indem sie deren Führungsstil(-losigkeit) nachäffen. Der Rest hat längst resigniert, büezt, und versucht über die Runden zu kommen. Jegliche Nachhaltigkeit in der Führung ist verloren gegangen, die Unternehmenskultur implodiert.
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Gut geschrieben, dem ist nichts beizufügen ausser dass ich die vielen sich abmühenden einfachen Mitarbeiter bedaure.
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Die Grossbanken haben zu viel Speck angesetzt. In unteren Chargen. In guten Zeiten konnte man diesen Speck durchfüttern. Nun ist es an der Zeit, das kranke Fleisch abzuschneiden.
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Ach so, und oben ist nur Filet-Fleisch? – Denke eher, da findet sich bloss viel Sitz-Fleisch, und der Speck steckt dafür im Gehirn.
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Ja, aber richtig müsste man das machen. Heute wird einfach all der seit Jahren angefallene und aufgeblähte Mist (Ineffiziente Prozesse, Tools und Applikationen, Organisationsstrukturen) 1:1 ins Ausland verlagert – Ohne Optimierung. Das ist einfach und spart Geld – kurzfristig. Denken muss man auch nicht. Der Mist wird dadurch ja nicht kleiner.
Was ich von den Grossbanken erwarte, ist deren Konzentration auf ihr Front Business und eine Strategie, wie man die Back-Offices in einer Transaktionsbank (SIX?) zusammenführen kann. Die Deutsche hat’s mit der Postbank ja auch geschafft. Dies spart dem Aktionär viel und die Arbeitsplätze bleiben hier.
Um bei Ihrem Wording zu bleiben: Die Hirne bleiben an der Front und den Speck führt man zusammen und nutzt ihn gemeinsam.
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Ich sag ja…. Grossbanken verstaatlichen.
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Für mich war das schon lange absehbar, da die UBS nur (absolut nur) die Maximierung der Managergehälter fokusiert.
Die MA wissen sich aber auch zu helfen indem sie immer mehr Bürokratie erzeugen und oft im Homeoffice „faulenzen“…
Erstaunlicherweise werden solche schlechten Machenschaften an den Börsen nicht abgestraft.
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Die UBS hat nichts, aber rein gar nichts gelernt. Im Gegenteil, unter Ermotti und Co. sind die Perspektiven für „normale Angestellte bis zum Rang eines Stellvertretenden Direktors“ noch viel schlechter geworden. Langjährige, loyale Mitarbeiter aus der Schweiz werden zurückgestuft oder entlassen und mit Leuten angelsächsischer Herkunft ersetzt. Um die oberen, so genannten Starbankers bezahlen zu können, werden ganze Prozesse in Billiglohnländer ausgelagert. Die Gier der Chefs kennt keine Grenzen mehr, aber selbst bei Ihnen gilt der Grundsatz „das letzte Hemd hat keine Taschen“.
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Mir scheint die UBS hat wider zu viel Geld! Daher kann sie ja „Grosszügig einige zu Könige küren“ Das dass Geld „unten“ eingespart wird, scheint ja ein Trend zu sein. Aber irgendwann wenn es keine Indianer mehr gibt sondern nur Häuptlinge, dann werden diese ja wieder Indianer, ausser die oben können wirklich preise durchsetzten wo völlig ins kraut schiessen. Und dass es ihnen wirklich so gut geht das bezweifle ich sehr, die CS wurde ja gerade auf A runtergestuft. Mir scheint eher das Herr Ermotti die Bodenhaftung verloren hat.
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Ein sehr seltsamer Kommentar, Trudi. Die UBS hat zu viel Geld und zu wenig Indianer. Von Preisen, die durchgesetzt werden ist die Rede. Und dann wieder thematisieren Sie den Rating-Downgrade der CS. Das ist alles sehr verwirrlich und lässt auf einen unruhigen Geist schliessen. Wollten Sie sich nicht auf Beiträge in der ‚Glückspost‘ oder alternativ in der ‚Schweizer Illustriereten‘ konzentrieren?
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@Altenpfleger: IP finde gut, Trudi bringt gute Kommentare, sowie einige Andere auch. Ich hab es verstanden was Trudi sagen wollte. Von „unruhigen Geist“ ? bin erstaunt über so eine Aussage! Arbeiten Sie für die PR bei der UBS? na Prost! Sollten sie mal lesen was die Schweizer Illustriere schrieb über Ermotti.
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Naja mich interessiert vor allem wie man einen IB als CEO ernennen kann, wenn die Strategie nun mehr Fokus aufs WM und PB legt. Der IB kenn diese Bereiche gar nicht und dann werden nur IB in die Spitzenpositionen berufen. Wartet nur, bald kommen noch die McKinsey Consultants, dann wird aus der UBS die nächste Swissair (wenn dies nicht schon mit der CS geschehen wird)
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Die Meckies industrialisieren schon seit Monaten! Somit hat Fregonas jetzt wenigstens Zeit um sein „GMD Upgrade“ zu feiern. Cisullu macht sicher gern den Champi-Sponsor 🙂
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Das „Spiel“ spielt sich nicht nur in den Banken so ab. Es ist ein genereller Trend, der vor ca. 15 Jahrn einsetzte. Die obersten Angestellten (GL +) strukturieren und optimieren sich ohne Hemmungen und echte Kontrollen ihre Pfründen-Pötte, und irgendwo muss das Geld ja herkommen. Wenn es aus dem Markt durch nachgefragte, rentable Produkte und DL kommen sollte, dann müsste man ja noch a) richtig gute, innovative Ideen haben, die Präferenzen und Margen generieren, b) langfristig investieren (und der Nachfolger könnte ernten…), c) einen eventuell langen Atem haben und d) wirklich hart arbeiten! – Da ist doch ein bisschen Schauspielern und dann bei den eigenen Mitarbeitern (welche man unter Kontrolle hat) die Kosten zu optimieren die viel einfachere und sofort zu verteilendes Geld generierende „Strategie“.
Die Meckies industrialisieren schon seit Monaten! Somit hat Fregonas jetzt wenigstens Zeit um sein "GMD Upgrade" zu feiern. Cisullu macht…
Ach so, und oben ist nur Filet-Fleisch? - Denke eher, da findet sich bloss viel Sitz-Fleisch, und der Speck steckt…
oder Du kennst nicht alle ränge ;-)