Walter Stürzinger ist ein Phänomen. Obwohl als UBS-Risikochef mitverantwortlich für 50 Milliarden Subprime-Verluste und US-Offshore-Versagen, hielt sich Stürzinger an der Macht.
Nun geht der Unverwüstliche in die Pension. Mitte 2014, dann als 60-jähriger, verlässt Stürzinger die Grossbank. Das bestätigen zwei Quellen. Die Bank liess eine Anfrage gestern Abend offen.
Mit Stürzinger verliert der zweitwichtigste Manager der UBS eine zentrale Figur. Ulrich Körner, Chef Corporate Center, wollte immer CEO werden. Heute führt er neben CEO Ermotti die Bank.
Als Körner 2009 im Auftrag von Oswald Grübel das ganze UBS-Backoffice mit über 20’000 Mitarbeitern übernahm, brauchte der Deutsche mit Schweizer Pass rasch eine Vertrauensperson.
Körner entschied sich für Stürzinger. Ob ihm dessen Versagen in der Krise bewusst war, ist offen. Sicher ist, dass sich Stürzinger seinen Chefs stets als beflissener Subalterner anzupreisen wusste.
Unter Körner stieg Stürzinger rasch zur spielbestimmenden Figur auf. Er leitete entscheidende Projekte wie die Aufarbeitung des Derivate-Crashs von Adoboli und organisierte Körners Bereich.
Auf die Nähe zu Körner folgte die Beförderung in schöne Positionen. Zusätzlich zum Corporate Center organisierte Stürzinger für Körner bald auch den Bereich Europa, Middle East und Afrika.
Damit war Stürzinger der absolute Comeback-Mann der Bank. Er hatte zum Inner circle von CEO Peter Wuffli und Präsident Marcel Ospel gehört, welche die UBS mitten in den Eisberg lotsten.
Stürzingers Verdienste sind umstritten. Letztendlich geht es beim Crash der UBS um Risikoversagen. Als Chief Risk Officer trug Stürzinger die Verantwortung für alle Risiken.
Handkehrum ist Stürzinger nach langen Jahren in einflussreichen Positionen ein einzigartiger Kenner der UBS-Geheimnisse. Er weiss, was passiert, wenn an bestimmten Hebeln gezogen wird.
Zudem bescheiden ihm UBS-Kenner grossen Einsatz auf dem Höhepunkt der Krise. Keiner der Topführung habe sich nach dem Desaster von 2007 derart ins Zeug gelegt wie Stürzinger.
Stürzinger wurde für die neuen Chefs offenbar zum unentbehrlichen Crack. Ulrich Körner übertrag Stürzinger gar das Management seines ganzen Zuständigkeitsbereichs.
Für Körner hatte das Vorteile. Die wichtige UBS-Führungsfigur konnte diesen Frühling an eine mehrwöchige Rally gehen. Körner wusste, Stürzinger war präsent.
Selbst im derzeit wichtigsten Projekt spielt Stürzinger eine Schlüsselrolle. Der beschleunigte Rückbau der Investmentbank wirkt sich massgeblich im Corporate Center von Körner aus.
Dort fällt ein grosser Teil des durch „Accelerate“ ausgelösten massiven Stellenabbaus an. Überhaupt hat die Verkleinerung der Investmentbank im UBS-Backoffice die grössten Auswirkungen.
Stürzinger wurde von Körner trotz seinen vielen anderen Aufgaben mit der Leitung von „Accelerate“ beauftragt. Bis zur Pensionierung soll Stürzinger den Umbau vorantreiben.
Für Körner bedeutet Stürzingers freiwilliges Ausscheiden ein weiteres Problem an der Personalfront.
In den letzten Monaten hat Körner mehrere entscheidende Positionen neu besetzt, darunter die Leitung der weltweiten Kommunikation und jene der Informatik. Körner entschied sich für zwei SAP-Manager.
Zuvor schon setzte Körner auf frische Kräfte: einen Amerikaner von JP Morgan als Chef des globalen Personalwesens und einen Europäer als Strategiechef. Dieser war schon bei der UBS.
Die neuen Chefs müssen zuerst das UBS-Imperium kennenlernen, sich intern Respekt verschaffen und Vertrauensleute bestimmen.
Dass Körner viele Personalwechsel im obersten Kader hat, kommt für Beobachter wenig überraschend. Sie werfen Körner Führungsschwäche vor.
Der Fall der gescheiterten IT-Chefin ist ein Beispiel für misslungenes Personalmanagement unter Körner. Michele Trogni sah sich selbst nicht als IT-Spezialistin, sondern als gute Projektmanagerin.
Die komplexe UBS-IT braucht aber an der Spitze einen Experten. Dafür war Trogni die falsche Wahl. Dass Körner sie jahrelang gewähren liess, spricht nicht für den Spitzenmann.
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lieber Walter
wir haben schon seit einiger Zeit nichts mehr voneinander gehört. Ich blicke gerne auf die erfolgreichen Zeiten bei der CS zurück. Du warst mein erfolgreiches Zugpferd. Du hast Deine Dir sehr breit und anspruchsvoll gestellten Aufträge zusammen mit Deinem Team zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt.
Ich bin überzeugt, dass Du Deinen Aufgaben als oberster Risk-Manager der UBS stets nachgekommen bist. Inwieweit die Verantwortlichen den Mut aufbrachten, die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist für mich sehr fraglich. Jeder wollte höchstwahrscheinlich seinen Kopf aus der Schlinge ziehen.
Die Lehre hieraus gilt es für den VR-Präsidenten zu ziehen; keine VR-Mitglieder mit Prestige oder guter Räsonanz in der Presse und Wirtschaft, sondern Personen mit dem entsprechenden Fachwissen. Dies dürfte nur bei wenigen Fachleuten wie z.B. Hochschulprofessoren mit Bankfachrichtung vorhanden sein. Damit wird es auch möglich klare Limiten, welche mittels EDV eng überwacht werden können. Alles was nicht geregelt ist und intensiv überwacht werden kann, gibt gewissen Mitarbeitern einen zu grossen Spielraum. Die Drähte müssen enger geschnürt werden.
Jede Privat- und Grossbank freut sich zur Zeit, dass insbesondere die asiatischen Märkte die Vermögens-Negativentwicklung des Westens mehr als aufgefangen wird, durch die Zuwächse aus dem asiatischen Raum. Ich habe meine Zweifel, ob uns bei politischen Veränderungen in diesen Staaten nicht Gleiches ereilen wird wie mit Amerika und Europa. Bleiben wir bei unseren Stärken Grosskunden allround zu betreuen und uns auf das Onshore-Kundengeschäft zu konzentrieren.
Das Investmentbanking muss klar definiert werden und mit EDV-mässig überprüfbaren Limiten versehen werden. Es darf nicht mehr sein, dass die 2 schweizerischen Grossbanken bei vielen skandal- und verlustträchtigen Geschäften dabei sind.Nur bei klaren Vorgaben eines kompetenten Verwaltungsrates haben die Grossbanken eine gute Chance wieder gewinnträchtiger zu werden. Es muss alles im Keime erstickt werden, was nur den Hauch eines Verlustrisikos trägt.
Vorläufig hüte ich mich vor Bankaktien. -
Körner richtet ein Chaos an und lässt dann die Leute im Regen stehen. Er hat keinerlei Empathie.
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Einen Stefan Arn in den eigenen Reihen zu haben, garantiert ein erfolgreiches Weiterkommen. Wäre ich Herr Körner,täte ich sofort Stefan Arn einen Platz an meinem Pulte anbieten.
Michael Glowacki ex UBS-
Stimmt, lieber ein Platz am Pult als unter dem Pult…
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‚Körner – Der Deutsche mit Schweizer Pass‘ – muss man diesen Unsinn jedes Mal verbreiten?
War ist: Körner lebt seit seinem 16ten Lebensjahr in der Schweiz, also ca. 35 Jahre. Er spricht Schweizerdeutsch, ist mit einer Schweizerin verheiratet und wurde vor zwei Jahrzehnten eingebürgert. Inside Paradeplatz darf da ruhig etwas ehrlicher sein. -
Wenn ich mich richtig erinnere, war Herr Stürzinger schon in den 80er-Jahren SBG-Chef-Inspektor. Deshalb überrascht, dass er noch nicht 60 ist.
Er könnte doch für den untragbaren Bruno Frick in den FINMA-VR nachrücken, wo er auf seinen Kollegen und Kreditspezialisten Joe Rickenbacher treffen würde?
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Wie bitte? „Die komplexe UBS-IT braucht aber an der Spitze einen Experten?“
Frage: Ja, woisserdenn, der Experte?
Antwort: Sitzt doch schon dort, muss nur noch offiziell gewählt werden!Meine Stimme hätte er jedenfalls, der gute Freund, aber das ist ja bei meiner Berichterstattung ziemlich offensichtlich, schon seit längerem… n’est ce pas.
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Spielen Sie auf den äusserst innovativen ex-Softwareunternehmer aus Z. an? Habe ihn zu Zeiten kennengelernt, als er in seinen hochtrabenden IT-Experten-Referaten mit beiden Mittelfingern gegen Bill Gates und Microsoft fuchtelte. Zum Gaudi des anwesenden Mobs, versteht sich.
Dégoûtant, celui-ci! -
@Sandra Niggli: Reden wir da etwa von S.A.? Wie dem auch sei: Von Microsoft halte ich auch nicht sehr viel. Allerdings könnte ich wohl meine Mittelfinger etwas besser kontrollieren 🙂
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Körner. – Hat die UBS wirklich nichts Besseres zu bieten? Und dann noch CEO-Ambitionen gehabt. – Wohl ein Witz, oder?
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Stürzinger wurde damals von Präsident, Niklaus Senn, zur SBG geholt. Herr Senn wurde Ehrenpräsident und offenbar auch der Schutzengel von Stürzinger!
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Am besten geht Körner auch gleich in Pension, damit neue visionäre interne Kräfte an das Ruder kommen.
Am besten geht Körner auch gleich in Pension, damit neue visionäre interne Kräfte an das Ruder kommen.
Stürzinger wurde damals von Präsident, Niklaus Senn, zur SBG geholt. Herr Senn wurde Ehrenpräsident und offenbar auch der Schutzengel von…
Körner. - Hat die UBS wirklich nichts Besseres zu bieten? Und dann noch CEO-Ambitionen gehabt. - Wohl ein Witz, oder?