„Dear Dorothee. Kindly, please arrange for the signing ot the attached Amendment Agreement on behalf of Slater.“
Der Auftakt zum E-Mail-Schlagabtausch vom 13. Oktober 2011 stammt von Ekaterina, einer Mitarbeitern des schwerreichen Grossaktionärs des russischen Norilsk-Nickel-Konzerns. „We need to provide it to the bank, since the incoming funds to the account of Interros Invest 2 exceed 400 mio.“
Die Mail-Empfängerin, eine Angestellte von Bodmer Fischer, der Zürcher Vertrauenskanzlei des Nickel-Oligarchen, reagiert sofort. Fünfviertel Stunden später schickt die Bodmer-Frau der Nickel-Mitarbeiterin die gewünschten Kreditverträge.
Innert Stunden schiessen weitere Mails zwischen Zürich und Russland hin und her. Es geht um die Bestätigung riesiger Geldflüsse aus der Schweiz nach Moskau.
Die Akteure hinter den Deals sind immer die gleichen. Fast dreiviertel Milliarden Dollar fliessen in jenen Herbsttagen 2011 von Konten des Nickel-Chefs – er heisst Vladimir Potanin – bei der Zürcher Hyposwiss Privatbank zur Rosbank in Moskau.
Die Summe entspricht in etwa dem Betrag, den Potanins grosser Widersacher anprangert. Die Rede ist vom russischen Alu-König Oleg Deripaska.
Deripaska besitzt eine Minderheit am Nickel-Imperium seines Kontrahenten. Laut dem Herausforderer soll der Nickel-Zampano über verschlungene Deals, die alle über dessen Hyposwiss-Konten gelaufen seien, rund 1 Milliarde Dollar in die eigene Tasche abgezweigt haben.
Für die Hyposwiss, eine Tochter der St. Galler Kantonalbank, entwickelt sich der Russen-Krieg immer mehr zum Gau. Der Bank und ihrem Mutterhaus droht ein teurer Reputationsschaden. Dieser könnte den Verdienst aus dem Vermögen des Nickel-Oligarchen weit übersteigen.
Wie Unterlagen zeigen, beauftragten Nickel-Mann Potanins Leute ihre Zürcher Banker zwischen dem 14. und dem 26. September 2011 mit dem Abzug hoher Summen aus der Schweiz und der Überweisung nach Russland.
Von zwei Firmen-Konten – eines mit Namen Slater Corporation, ein zweites lautend auf Ketan Enterprises – wurden in jener Zeit in sechs Tranchen insgesamt 724 Millionen Dollar nach Moskau verschoben.
Letztes Valutadatum war der 27. September. Dann war der gesamte Betrag von der Hyposwiss weg und lag neu auf einem Konto der Interros Invest 2nd Ltd. bei der Rosbank OAO in der russischen Hauptstadt. Interros ist die private Obergesellschaft des Nickel-Oligarchen.
Um was für Firmen es sich bei Slater und Ketan handelt, ist nicht bekannt. Der Zeitpunkt des Geldabzugs aus der Schweiz legt jedoch einen Bezug zum Streit zwischen den zwei Russen nahe.
Möglicherweise wurde es dem Nickel-Oligarchen damals zu heiss bei der kleinen Schweizer Hyposwiss. Heim ins Riesenreich, könnte der Schlachtruf gelautet haben.
Am 13. September 2011, einen Tag vor dem ersten Überweisungsauftrag an die Hyposwiss, liessen die Nickel-Vertrauensanwälte von Bodmer Fischer eine „Schutzschrift“ bei den hiesigen Strafbehörden einreichen. Die vorauseilende Interessens-Offenlegung sollte Bodmer Fischer bei den Strafverfolgern als Opfer des Russen-Kriegs dastehen lassen.
Bisher ging das Kalkül auf. Alle Klagen gegen die Anwälte wurden abgeschmettert. Der Fall liegt nun beim Bundesstrafgericht in Bellinzona.
Für die Hyposwiss Privatbank und ihre Mutter in St. Gallen wird die Lage trotzdem ungemütlich. Ein Freispruch bezüglich Geldwäscherei durch PwC, welche das ordentliche Revisionsmandat der betroffenen Kantonalbank hat, könnte sich als nur vorübergehende Hilfe entpuppen.
Die Chefs der Kantonalbank geraten angesichts der Geldverschiebungen von ihrer Hyposwiss-Tochter nach Moskau in Erklärungsnot. Es stellt sich die Frage, ob der Oligarchen-Vermögensabzug hinter dem Rückgang bei den verwalteten Vermögen stecken, den die Sankt-Galler diese Woche ausgewiesen haben.
Laut dem „Tages-Anzeiger“ hegt das Alu-Angreifer-Lager genau diesen Verdacht. Gegenüber der Zeitung dementierte allerdings der CEO der St. Galler KB. „Diese Vermögen sind nicht abgeflossen“, meinte Roland Ledergeber. Der Vermögensrückgang sei allein die Folge einer Reporting-Änderung und habe mit dem Oligarchen-Streit „überhaupt nichts zu tun“.
Wie Ledergebers Aussagen zu den Hyposwiss-Überweisungen nach Moskau passen, muss sich noch weisen.
Skandalöse Geldwäsche. Nur interessiert das in 2-3 Jahren kein Schwein mehr. Die jetzt zuständigen Behörden werden schwanger, einen anderen Arbeitsplatz haben, und die Banker sind längst bei einer anderen Bank, und die ehemaligen Kunden sowieso nicht mehr greifbar.
so
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