Du hast keine Chance, aber nutze sie. An das bekannte Bonmot klammert sich die Zürcher Vontobel. Als Non-valeur im Private Banking setzt sie alles auf die Karte Vermögensverwaltung.
Beim letzten eigenständigen Zürcher Bankenhaus von Renommee und Gewicht geht es derzeit Schlag auf Schlag. Ein neues Private Banking ist am Entstehen.
Eine frische Truppe unter völlig ausgetauschter Führung soll die andauernde Misere beenden.
Es gibt viel zu tun.
Endlich hat sich die Privatbank unter ihrem jungen CEO Zeno Staub für eine Strategie entschieden.
Statt wie Julius Bär Banken zu kaufen und mit den übernommenen Assets schlagartig zu wachsen, setzt Vontobel auf Brains und Connections, sprich auf Köpfe.
Jüngster Transfer ist Werner Rüegg, bis letzten Herbst Chef des Private Bankings von Sarasin. Rüegg zählt zu den Seniors der Szene und geniesst dort einen guten Ruf.
Rüegg war gestern nicht erreichbar.
Sein Abgang vor einem halben Jahr bei den Baslern, die sich seit ihrer Übernahme durch die brasilianische Safra weitgehend einbunkern, gab zu reden.
Konkrete Vorwürfe an Rüeggs Leistung waren nicht zu hören.
Ein Sprecher der Vontobel-Bank bestätigt den jüngsten Zuzug.
„Werner Rüegg wird in unserer Basler Niederlassung aktiv sein“, sagt Reto Giudicetti.
Rüegg ist der letzte von mehreren Neuzugängen bei Vontobel.
Vor wenigen Tagen zeigte sich die Familienbank mit dem bald 100-jährigen Hans Vontobel als graue Eminenz erfreut über einen vermeintlichen Coup, den sie platzieren konnte.
Die Rede ist von Jean-Pierre Stillhart, einem Senior-Banker der Baron-Rothschild-Bank und mit früherer Erfahrung bei UBS und ZKB.
Stillhart wird neuer Chef Schweiz im Private Banking der Vontobel-Bank.
Die Mutationen zeigen, dass der Personalmarkt in einem entscheidenden Segment des Schweizer Private Bankings in Bewegung geraten ist: dem Inlandmarkt mit seinen vermögenden Kunden.
Früher waren es die Offshore-Banker, die zu teuren Preisen zwischen UBS, CS und Julius Bär pendelten und sich vergolden liessen.
Mit dem unablässigen Trommelfeuer aufs Bankgeheimnis haben sich die Vorzeichen gedreht.
Nun haben es alle Banken von Rang und Namen auf die „sauberen“ Vermögen von Reichen mit Wohnsitz in der Alpenrepublik abgesehen.
Diese versprechen lukrative Erträge bei wenig Compliance-Aufwand und geringen Rechtsrisiken.
Ganze Teams bieten sich potenziellen neuen Arbeitgebern an und loten so ihren Marktwert aus.
Um Oes und seine Crew buhlten mehrere Banken. Dass zuletzt die liechtensteinische Fürstenbank das Rennen machte, ist ein Beleg für deren Ambitionen und Finanzkraft.
Den Ausschlag gab das Portemonnaie. Die LGT bot Oes & Co. mehr als die Konkurrenz.
Mit den „Einkäufen“ Rüegg in Basel und Stillhart in Zürich steigt nun auch die Bank Vontobel ins Rennen um die Seniors mit viel Schweizer Weissgeld ein.
Ob die Zürcher nach endlosem Scheitern im Private Banking damit endlich erfolgreich sein werden, hängt von Georg Schubiger ab.
Schubiger ist seit letztem Jahr Chef Private Banking bei Vontobel. Zuvor war er bei McKinsey und leitete das Operations der skandinavischen Danske Bank.
Schubiger hat von Vontobel-CEO Zeno Staub einen klaren Auftrag: Vontobel zu einer führenden Adresse im Schweizer Private Banking machen.
Eigentlich wäre das die Aufgabe von Staubs Vorgänger auf dem operativen Chefstuhl gewesen.
Herbert Scheidt stiess vor über 10 Jahren als vermeintlicher Superstar der Vermögensverwaltung von der Deutschen Bank in Genf zur Zürcher Vontobel.
Unter Scheidt verschlief die Bank die Entwicklung. Sie hielt sich zurück, als Erzrivalin Julius Bär eine Übernahme nach der anderen tätigte. Heute spielt Bär in einer anderen Liga.
Scheidt, seit 2011 Präsident des renommierten Instituts mit Sitz leicht abseits des quirligen Paradeplatzes, verfolgte andere Ziele. Er wollte einer „Grossbank“ mit Aktivitäten in allen wichtigen Segmenten – Vermögensverwaltung, Asset Management, Investment Banking – vorstehen.
Wegen Scheidts Onebank-Allüren steht Vontobel heute ohne klares Profil da. Die Positionierung der Traditionsbank ist unklar.
Die Suppe auslöffeln muss CEO-Nachfolger Zeno Staub und seine Führungcrew.
Staub gilt als Intellekto-Banker, dem die Streetsmartness eines Pierin Vinzenz abgeht.
Bei Auftritten überzeugt Staub dafür durch wohldosierte, intelligente Ausführungen, vorgetragen mit einer Prise Witz und Selbstironie.
Staub weiss, dass er am Erfolg oder Misserfolg im Private Banking gemessen wird, heisst es in Vontobel-Kreisen.
Ob seine Strategie der Einzelköpfe statt Bank-Käufe aufgehen wird, muss sich weisen.
Parallel zum strategischen Game steigt der Druck bei den Kosten. Der drohende Absprung von Langzeitpartnerin Raiffeisen in der Wertpapier-Verarbeitung verschärft das Problem der Überkapazitäten im Vontobel-Rechenzentrum.
Immer wieder versuchen die Zürcher, neue Kooperationspartner zu finden – bisher erfolglos.
Derzeit würde über eine Auslagerung der IT und später eventuell der Wertschriftenabwicklung der Liechtensteiner VP Bank an Vontobel gesprochen, heisst es in Zürich.
Vaduz dementiert.
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Die beliebtesten Kommentare
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Rüegg ist einmal mehr ein hochgejubelter Möchtegern, der spätestens in einem Jahr sang- und klanglos von der Vontobel-Bildfläche verschwunden sein wird. Je mehr sie hochgejubelt werden, desto weniger Erfolg ist das Resultat.
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Die verzeifelten ‚Einkäufe‘ welche Schubiger tätigt zeigen dass er defintiv den Onshore Mark Schweiz nicht kennt. Sonst hätte er weder Stillhart noch Ruegg eingestellt. Der eine hat nicht die Erfahrung eine grössere Organisation zu führen der anderer hat bei Sarasin für sich sehr viel Geld verdient aber ganz sicher nicht für die Bank.
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Treffend formuliert!
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Werner Ruegg hat schon bei Sarasin versagt, warum soll er bei Vontobel plötzlich Erfolg haben? Schubiger bekommt die PS im Vontobel Private Banking einfach nicht auf die Straße!
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@H.S.: Ihr unsachlicher Kommentar lässt tief blicken. Neid und Missgunst scheinen Sie zu plagen. Get some help.
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Eine Handvoll neuer (vielleicht motivierter) Mitarbeiter trifft bei Vontobel auf eine grosse Zahl desillusionierter Mitarbeiter, die innerlich bereits gekündigt haben, aber aus Angst vor Veränderung bleiben.
Besteht gute Führung nicht darin, aus der bestehenden Crew das beste zu machen anstatt ständig auf neue Leute zu setzen, weil man die besten Leute vertrieben hat?
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@Urs: Die besten Leute vertrieben? Offenichtlich hat genau diese vermeintliche ‚Elite‘ in Private Banking nicht geliefert, aber dafür viel gekostet. Die Suppe auslöffeln dürfen die Kundenberater, die jetzt am Drücker sind und ich glaube nicht, dass die aktuelle Mannschaft im PB von Vontobel den Vergleich mit der Konkurrenz zu fürchten braucht.
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Rüegg war schon für die Sarasin nur heisse Luft … und wird auch bei Vontobel gar nichts leisten! Hat weder die Klasse noch das Können eines Duri Prader …
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Also doch, die Sal. Oppenheim Leute haben vor allem wegen des Geldes gewechselt. Ich bin ja mal gespannt, ob die LGT wirklich weiss, was genau sie da eingekauft hat. Ich wette darauf, dass in 2 Jahren nicht mehr alle 15 Leute bei der LGT sein werden. Von welchen Schweizer Geldern sprechen die immer ? oder gibt es in Lateinamerika, Spanien, Israel, Südafrika usw. Schweizer Weissgeld ? Oppenheim war doch nicht bekannt für ein grosses Schweizer Geschäft !
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LGT hat auch in Dubai so einen Heisslüfter eingestellt. Der gibt von sich, dass er zur Expansion über 40 Private Banker anstellen will. Der war schon vorhin bei einer Privatbank mit grossen Tönen unterwegs. Liechtenstein Gnomen vs. Emirati Lifestyle. Kommt sicher gut.
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hm…hat JP stillhart seinen case bei der rothschild erfüllt? viel heisse luft…..pf…………………
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Ein ‚gescheiter‘ Vontobel-CEO ist mir alleweil sympathischer als ein Testosteron-gesteuertes Raiffeisen-Cheflein.
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Vontobel: Die letzte Schweizer Privatbank welche diesen Namen wirklich verdient. Châpeau!
Den Fight mit Raiffeisen wird sie auch noch gewinnen. Gebrochene Verträge haben kurze Beine. Selbst dann wenn der Partner Muskeln protzend daherkommt -:)
“Es gibt nun mal da eine Genossenschaft,
die es immer wieder in die Presse schafft!‘-
Es wird Zeit, dass sich Vontobel von Raiffeisen emanzipiziert, auf die 10 Mrd. Assets kann Vontobel locker verzichten. Staub muss einfach so besonnen und clever weitermachen wie bisher, dann kommt sehr gut. Scheidt kann von seinem jungen CEO bereits jetzt einiges lernen!
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@ Konrad Dreyer. Da wäre ich mir aber gar nicht sicher, wie locker VT auf 10 Mrd. Assets mit ansprechender Marge verzichten könnte.
VT PB zieht sich gerade aus Auslands-Engagements zurück. Eher ein Indikator, dass es dort nicht lief. Auch der Kauf der Commerzbank Schweiz mit 4.5 Mrd. AuM von vorwiegend internationalen Kunden sind wohl auch sunk costs und nicht mehr Teil der jetzt gültigen Strategie.
Das Staub / Scheidt Duo müsste dann schon mal zusammen die Richtung richtig treffen… Die Kosten steigen munter durch die immer wieder ambitiösen Pläne an.
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Allen Unkenrufen zum Trotz hat Vontobel in letzter Zeit auf allen Stufen sehr gute Leute eingestellt. Es wäre Vontobel gegönnt, wenn diese Investments aufgehen würden!
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Bei CEO Pierin Vinzenz sehe ich keine Streetsmartness sondern Streetstupidity. Er kauft mit dem Kapital der Genossenschafter überteuerte Assets ein.
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Solche Behauptungen sind ja lachhaft! Da muss man kein Rechengenie sein um zu wissen, dass 0.75% für die Assets von Notenstein alles andere als überteuert war 😉 Hauptsache was gesagt wie es scheint! Eher peinlich….
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@zampano
Wie kommst Du auf 0.75%? 550 Mio.bezahlt für 20 Mia. Assets gibt 2.75%
Davon sind übrigens noich einige Mia. für Institutionelle Kunden, welche einen bedeutend tieferen Ertrag generieren als Privatkunden.
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Totgeglaubte leben bekanntlich länger. Vontobel kommt in die Gänge. Ich wäre nicht überrascht, wenn das Duo Schubiger/Staub entgegen vielen Unkenrufen hält, was es verspricht. Dagegen scheint der Hype um Raiffeisen-‚Zampano‘ Vincenz und die meines Erachtens klar überbewertete Kooperation mit St.Gallen etwas abzuflachen. Auch das ist zu begrüssen. Vontobel go!
Totgeglaubte leben bekanntlich länger. Vontobel kommt in die Gänge. Ich wäre nicht überrascht, wenn das Duo Schubiger/Staub entgegen vielen Unkenrufen…
Bei CEO Pierin Vinzenz sehe ich keine Streetsmartness sondern Streetstupidity. Er kauft mit dem Kapital der Genossenschafter überteuerte Assets ein.
Allen Unkenrufen zum Trotz hat Vontobel in letzter Zeit auf allen Stufen sehr gute Leute eingestellt. Es wäre Vontobel gegönnt,…