Sergio Ermotti muss liefern. Heute war erster Payday. Das Ergebnis seiner UBS mit einer Milliarde Nettogewinn fällt besser aus als befürchtet.
Ende gut, alles gut? Dafür ist es zu früh. Ermotti liefert bisher genau das, was von ihm verlangt wird.
Doch der Ticino-Banker weiss, dass die UBS jetzt vor allem gut dastehen muss. Die Zukunft kann warten, wichtig ist der Eindruck im Moment.
Das kann sich rächen. Unter Ermotti ist die UBS eine gigantische Baustelle geworden. Bei laufendem Betrieb baut er die Bank komplett um – vom Casino-Tradinghaus zum weltweit führenden Wealth-Manager.
Da wird gehauen und gestochen, niemand hat mehr den Überblick. Der Mann, der im Hinterzimmer die Fäden in den Händen halten sollte, geht für ein paar Wochen auf Rally.
Das Neckische am Jahrhundertumbau ist, dass der grosse Wandel weg vom riskanten Handelsgeschäft hin zur vermeintlich stabilen Swiss-made-Vermögensverwaltung ausgerechnet unter dem bekennenden Investmentbanker Ermotti passiert.
Wie ernst es dem starken Mann an der Spitze der grössten Schweizer Bank damit ist, muss sich noch weisen.
Zweifel werden wach, wenn man Ermottis verschwore Truppe unter die Lupe nimmt. Seine engsten Verbündeten kommen allesamt aus der gleichen Küche.
Investmentbank-Chef Andrea Orcel und Bob McCann als Chef von UBS Amerika sind wie Ermotti ehemalige Stars von Merrill Lynch.
Aber nicht nur das. Alle drei haben auch den gleichen Werdegang. Sie wurden im Aktiengeschäft gross. Aktienhändler sind Verkäufer, Sales men. Hoch und runter, kaufen und verkaufen – das ist ihre Welt.
Im Unterschied dazu verstehen die Spezialisten des Zinsgeschäfts die Zusammenhänge. Sie müssen sich mit den Zinsen als Preis des Geldes und der Zukunft auseinandersetzen, die Folgen auf die grosse Bilanz gehört zu deren täglichem Brot.
Gut verkaufen heisst, eine überzeugende Story erzählen. Das können Ermotti und seine Merrill-Boys ausgezeichnet.
Das Story telling ist ihre Welt, dort wurden sie gross.
Bei Merrill Lynch, der Bank mit dem Bullen im Logo, pflegten Ermotti & Co. selbst für Wall-Street-Verhältnisse aggressivstes Investmentbanking.
Zuletzt krachte Merrill in die Wand und musste von der riesigen Bank of America gerettet werden.
Den Connections aus alter Zeit konnte der Untergang nichts anhaben. Die Merrill-Boys vertrauen sich bis heute. Sie fördern sich gegenseitig und befeuern so ihre weiteren Karrieren.
Heute sind es die 3 UBS-Stars mit Testosteron im Blut, welche die ganze Bank nach ihrem Gusto lenken.
Widerstand haben sie praktisch keinen zu befürchten. UBS-Präsident Axel Weber, ein Ex-Zentralbanker, lässt das verschworene Trio ungestört schalten und walten. Weber liebt die hohe Kanzel, das Operative überlässt er seinem Management.
Selbst in der Schweizer Spezialität, dem Wealth Management, breiten sich Ex-Merrill-Leute aus. Das Family Office für besonders Betuchte wird von einem früheren Spitzenmann der US-Investmentbank und engen Vertrauten Ermottis geleitet.
Sales guys wie Ermotti wissen um die Bedeutung von Schein und Sein. Wichtig ist das Image, der Rest kommt später.
Ermottis Vorgänger Oswald Grübel war von einem anderen Kaliber. Der Deutsche mit Schweizer Grundeinstellung hatte praktisch seine ganze Karriere im Zinsengeschäft gemacht. Das befähigte ihn, die grossen Zusammenhänge von Bilanz und Weltentwicklung einzuschätzen.
Zwar stand auch Grübel im Ruf eines Traders, der in Sekundenbruchteilen grosse Deals abschloss. Nichtsdestotrotz war Grübel ein Kenner der komplexen Grossbankenmaterie, weil er das Trading eben von der Zinsseite und nicht von der Aktienseite her kannte.
Wie sich Ermottis auf gutes Verkaufen und Glamour ausgerichtete Strategie innerhalb der Bank auswirkt, zeigt sich exemplarisch im Hinterhof.
IT, Human Resources, Finanz und Risk werden zerlegt, verschoben und umgebaut. Tausende von Stellen gehen verloren, kein Stein bleibt auf dem anderen.
Dass Ermottis UBS dabei im ersten Quartal eine Milliarde netto verdient hat und seine Bank 24 Milliarden Neugeld an Land ziehen konnte, ist so gesehen eine gute Leistung.
Doch der Tessiner Gambler ist schlau genug, die Zukunft ungewiss zu halten.
„Weitere Ergebnisverbesserungen wären unter solchen Marktbedingungen unwahrscheinlich“, schreibt Ermottis UBS heute mit Blick auf die unsichere Weltlage.
„Dies wiederum würde bedeuten, dass das Ertragswachstum, die Nettozinsmargen sowie die Nettoneugeldentwicklung unter Druck geraten.“
Die Ausrede für den Fall, dass seine „Big Story“ schlecht endet, hat sich der smarte Ermotti bereits zurechtgelegt.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die meisten Analysten sind sich klar darüber, dass das CH-Geschäft das profitabelste der UBS ist. Auch die Investmentbank (gutes Börsengeschäft) hat grösstenteils davon profitiert (Ausländerdepot hier domiziliert).
Nicht klar ist, ob sie ihre Markstellung im
Devisengeschäft verstärkt hat. Bestimmt hat sie nicht die von 2005. Wäre sie nicht mit ihren inkompetenten Amerikaner der US-Chimäre nachgelaufen, könnte sie heute relativ billig die UNICREDIT Osteuropa kaufen. Wahrscheinlich holt sich das die Deutsche Bank. Wo ist die grösste Goldhandelsbank Schweizerische Bankgesellschaft? -
UBS Personnel Expense Development (Mio. CHF):
Q1 12: 3378, Q2 12: 3601, Q3 12: 3789, Q4 12: 4014
Q1 13: 4100 = Steigerung von ca. 22% (zu Q1 12)Employees:
Q1 12: 64243, Q1 13: 61782 = Reduktion von ca. 4%Weniger MA, aber deutlich höhere Personalkosten! Hier bräuchte es eine klare Erklärung vom Management.
Net Trading Income to make it or break it für UBS:
Q1 12: Net Trading Income 976 Mio.
Q1 12: UBS Operating Profit: 1567 Mio.Q1 13: Net Trading Income 2222 Mio.
Q1 13: UBS Operating Profit: 1447 Mio.!!!Ohne den aussergewöhnlich hohen Trading Profit im Q1 13 wäre (ceteris paribus) der Operating Proft sehr mager ausgefallen. Im Vergleich zum Q1 12 resultierte sogar ein tieferer Operating Profit! Das wirft Fragen auf. Kostet der Kozernumbau etwa mehr als die UBS zugibt? Wieso die stetig und stark steigenden Lohnkosten?
WM und AM sind skalierbare Gechäfte und bei grossen Volumen hoch profitabel. Davon ist wenig zu sehen.
Die UBS ist weiterhin vom volatilen IB abhängig um gute Zahlen zeigen zu können. Die unklare Kostenallokation des Corporate Centers auf die Profit Centers verzerrt (und beschönigt) wie bei der CS das tatsächliche Bild der Profitabilität.
Eine gute Headline Figure – eher schwaches Fundament.
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Warum Maya Hässig macht Dein Mann solchen Schlamm? Du hast ja auch in dieser Bank gearbeitet – weist Du noch!!
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Typisch Insideparadeplatz-Hässig, etwas Hitze generieren hier, etwas Schlamm aufwühlen dort, immer hoffen, dass auch noch ein Festkörper hängen bleibt, ein Catch im Netz landet. „Das Neckische am Jahrhunderumbau…“, so formuliert Blogger-Lukas also heute seinen Wurf, im Sinne von… treffe ich wenigstens das Gebüsch, fällt vielleicht ein Vogel tot vom Ast.
Wo Blogger Hässigs Schrott dennoch Casualties hervorruft: Der IT-Umbau, der Verlust an Kompetenzen, die Auslagerung des IT-Knowhows wird die UBS dereinst teuer zu stehen kommen wenn nicht gar ruinieren – siehe laufende Untersuchungen beispielsweise zu China-HUAWEI, siehe radikale Entfernung von HUAWEI aus USA.
Wer den Asiaten die Programmierung in Teilen oder ganz überlässt, dies meist erst noch ohne rechtlich durchsetzbare ServiceLevelAgreements und ohne reale Möglichkeit, Daten und Datenströme wirksam zu schützen, wird ausgehölt und ausspioniert.
Kundendaten ahoi! Das wird die übernächste mächtige Katastrophe für die Banken werden. IT ausgelagert – und Kunden werden von aggressiven Asia-Hackern ausspioniert. Wer Asien nicht kennt, soll sich aus der Diskussion raushalten. Alle anderen werden bestätigen: IT-Lösungen, basierend auf asiatischem Knowhow, sind eine absolute Zeitbombe gegen westliche Unternehmen, die tickt und hochgeht, wenn wir es nicht vermuten werden.
Da wären einige Millionen Honorare pro Jahr an Schweizer IT-Fachleute, einige tausend IT-Arbeitsplätze für junge, kommende IT-Spezialisten in der Schweiz die Alternative, die definitiv günstiger zu stehen kommt, auf Dauer. Und die Alternative, die UBS bei den Schweizern nachhaltig positionieren würde. Aber, so wissen alle, die sich mit IT täglich beschäftigen – so ist UBS einmal mehr daran, den nächsten Supergau in eigener Sache anzubohren.
Achtung: Boomerang, Blubber-Blogger! Diese Story kommt bestimmt – Zeitpunkt der digitalen Chinesen-Invasion nicht verpassen.
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a real old china-hand!
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Sehe ich auch so. Keine Ahnung was die CH-Banken (und andere Unternehmen) so toll finden ihre IT Kompetenz den Asiaten zu delegieren. Total dämlich.
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Papier ist geduldig, das gilt auch für diese Homepage. Da werden die wildesten Verschwörungstheorien gesponnen aber nie wirklich Fakten geliefert.
Vielleicht ist das Thema einfach zu komplex für Herrn Hässig. -
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‚Nie wirklich Fakten geliefert‘? Das stimmt nun aber definitiv nicht. Es war, um nur das bekannteste Beispiel zu liefern, doch immerhin diese Homepage, die Vasellas 70 Mio. aufgedeckt hatte…!!
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Na, vielleicht etwas an den Haaren herbeigezogen. Natürlich gehen diese UBS-Dressmen vielen mit ihrem „Pseudo-Dynamik-Sales-Men-Habitus“ auf den Sack. Aber ob sie ganz so ahnungslos sind, wie von LH beschrieben, möchte und kann ich nicht beurteilen.
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Nana, Herr Hässig, jetzt aber mal nicht übertreiben… Sie schreiben, ‚bei laufendem Betrieb baut er die Bank komplett um‘. Soll er dazu denn den Betrieb einstellen? Sie sind ja einer von denen, die fordern, weg vom Trading, hin zum profitablen und risikoarmen WM. Und wer sonst ausser einem langjährigen Investmentbanker kann beurteilen, wie gross die Risiken im Trading sind? Ob Ermotti dies aus Überzeugung macht oder nicht kann ich nicht beurteilen, aber Hauptsache, er macht es. Und ob Merrill wegen Ermotti an die Wand gekracht ist, wie Sie schreiben, wage ich mal stark zu bezweifeln.
Ich gebe Ihnen aber Recht, dass die Auslagerung von Back Offices und IT ein zu kurzfristiges Denken ist und auch mir Unbehagen bereitet. -
Ach lh, beim Lesen dieses Artikels glaub ich weniger, dass sich Sergio Ermotti um eine zunkünftig gute Salesstory fürchten muss denn du… die gelinde gesagt kreativen Hintergrundinfos, zu einem Boulevard-Artikel mit einer versuchten Prise Skandal zusammenvermischt… Das riecht nach einem Hilfe- oder gar Protestschrei von dir, dass dir die Themen ausgehen könnten…
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Gute Stories erzeugen hohe Erwartungen – Dass diese nicht immer befriedigt werden, liegt in der Natur der Sache. Wenn sie bei IP schon einschlafen, können sie dann überhaupt eine normale Zeitung lesen? 😉
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Ach lh, beim Lesen dieses Artikels glaub ich weniger, dass sich Sergio Ermotti um eine zunkünftig gute Salesstory fürchten muss…
Nana, Herr Hässig, jetzt aber mal nicht übertreiben… Sie schreiben, ‚bei laufendem Betrieb baut er die Bank komplett um‘. Soll…
Na, vielleicht etwas an den Haaren herbeigezogen. Natürlich gehen diese UBS-Dressmen vielen mit ihrem "Pseudo-Dynamik-Sales-Men-Habitus" auf den Sack. Aber ob…