Jörg Müller-Ganz hat im „ZKB-Gate“ seinen ersten Skandal zu bewältigen. Der Freisinnige an der Spitze der Zürcher Kantonalbank versucht dies per Video.
Die disziplinarische Massnahme wurde ergriffen, nachdem das Personal der grössten Kantonalbank durch entsprechende IT-Massnahmen flächendeckend überwacht worden war.
Intern ist die Rede von „ZKB-Gate“, in Anlehnung an den US-Skandal Watergate in den 1970er Jahren.
Ob das Präsidium der ZKB hinter der Massnahme stehe, fragt der Interviewer, ein Mitarbeiter der Bank. „Ja, voll und ganz“, gibt Müller-Ganz zur Antwort.
Mit der Video-Botschaft sendet die ZKB-Spitze das Signal an die Mannschaft, dass sich Präsidium und operative Führung unter CEO Martin Scholl nicht auseinander dividieren lassen würden.
Obwohl nicht auf der Traktandenliste, war „ZKB-Gate“ unter Verschiedenem ein Thema. Dabei stellte sich der Bankrat geschlossen hinter Scholl und seine Kollegen in der Geschäftsleitung.
Somit ist klar: Die oberste Führung der ZKB ist unisono der Meinung, dass an internen Kritikern ein Exempel statuiert werden soll.
Getroffen wurden nicht Kaderleute, von denen die Führung der Bank besondere Loyalität einfordern könnte.
Laut Insidern handelt es sich um zwei „einfache“ Mitarbeiter, mit durchschnittlichen Salären und ohne „Vorstrafen“.
Einer der Entlassenen arbeitete im Privatkundengeschäft, kümmerte sich also um kleine und mittelgrosse Kunden, die das Stammpublikum der ZKB ausmachen.
Der Zweite war im Firmenkundengeschäft in der Region Winterthur tätig. Dieser Bereich der Bank ist für die vielen kleinen und mittelgrossen Unternehmen im Raum Zürich zuständig.
Gegen die beiden gewöhnlichen Mitarbeiter lag offenbar bisher nichts vor.
Alles, was die zwei ZKB-Banker gemacht haben ist, dass sie ihrem Unmut über die Entwicklung der Bank und die dafür verantwortliche Führung im Internet freien Lauf gelassen haben.
Was sie genau schrieben, ist weiterhin unbekannt. Auch die Namen der Entlassenen sind unter Verschluss.
Weitere Mitarbeiter seien nach der Überwachung ins Visier genommen worden, sagen Insider. Mögliche Bestrafungen sind Verwarnungen oder Bonus-Kürzungen.
Ob Präsident Müller-Ganz mit der harten Haltung die Stimmung drehen kann, ist ungewiss. Diese ist gemäss Umfrage bereits zuvor gesunken.
Man soll offen kritisieren und kommunizieren, meinte Präsident Müller-Ganz im Video an die Adresse der Mitarbeiter. Was hingegen nicht gehe, sei Kritik in aller Öffentlichkeit.
Das sei, wie wenn eine Hostess (heute Flight Attendant) in luftiger Höhe in der Kabine ausrufen würde: Der Pilot ist eine Pumpe.
Die Metapher aus der Aviatik könnte auf Müller-Ganz‘ Kollege im Präsidium zurückgehen. Bruno Dobler von der Volkspartei war Chefpilot und CEO der Helvetic Airways. Wegen finanzieller Schieflage kam Banker Martin Ebner an Bord.
Dobler wollte 2011 ZKB-Präsident werden, hatte aber gegen Müller-Ganz keine Chance.
Präsident Müller-Ganz und seine zwei Vize wollen ihre eigenen Löhne erhöhen. Das Geschäft ist im zuständigen Kantonsrat hängig.
Kommt der Antrag durch, dann würde Müller-Ganz auf 472’000 Franken kommen, ein Sprung um 32 Prozent. Heute verdient Müller-Ganz 357’000.
Mehr Lohn für mehr Härte, lautet das Motto der ZKB-Rennleitung. Sekundiert wird sie von René Hoppeler.
Hoppeler ist Personalchef der ZKB und sitzt in der Aufsicht der Pensionskasse. Er gilt als Hardliner und war zuvor bei Mövenpick und Sihl Papier, wo er bei Sanierungen mithalf.
Nun stellt sich der HR-Chef in den Dienst der Führung. Hoppeler unterstützt die Überwachungsübung und die Entlassungen wegen unliebsamer Kommentare, sagen Quellen.
Für das Klima innerhalb der ZKB lässt das wenig Gutes erahnen. Statt sich vor Mitarbeiter zu stellen, würde das HR der ZKB in diesem Fall als verlängerter Arm der Machthaber agieren.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die ZKB mit den Grossbank-Allüren:
1. Der Bankrat ist kein Verwaltungsrat im Sinne einer AG, sondern es sind oft politisch gepuschte Leute mit irgendwelchen politischen Dienstleistungen an die Herrschafts-Klüngel.
2. Man kann mit Fug und Recht annehmen, dass bei solchen politisch unterlegten Gremien die Nomenklatura nach belieben schalten und walten kann, vor allem wenn es um die Entfernung störender Mitarbeiter geht. Die DDR lässt grüssen.
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Tja, das wird langsam zur Farce.
Im Mittelalter standen die „Chefs“ noch vor den Leuten, heute stehen sie nur noch „hinter“ ihnen.Wieso geht bei Personalreduktionen nicht der Personalchef mit gutem Beispiel voran? Ich weiss, unrealistisch, aber nur schon die Vorstellung……. Bei der ZKB hoppelt der lieber noch ein bisschen rum.
Kosten eigentlich die politischen Diskussionen nichts? Oder ist die Erhöhung von „Ganz Müller-oder-was“ etwa zur Abdeckung der Leerkosten (müsste es da heissen „Lehrkosten“?
Dennoch bleibt: Wer Kritik üben will, braucht a) Rückgrat und b) eine Alternative oder c) genügend Kohle. Ansonsten gilt (Z)iemlich (K)ritikfreies (B)ewusstsein.
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hans muster: Gefällt mir Ihre Ausführungen ! Sehe das genau so ! Der Personaldruck in der Bankenwelt insgesamt wird noch enorm werden und bei leisester Kritik ist Flugwetter angesagt !Es muss nämlich mit der neuen Strategie von Bundesrätin EWS noch viel Bankpersonal abgebaut werden. Denn wer glaubt, dass viel europäisches Geld in der CH bleibt, der täuscht sich ! Für die anderen Weltregionen (ausser natürlich die USA) gilt das Bankkundengeheimnis ja weiterhin !
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Die Gebühren der Maestrokarte wurden nicht einfach nur erhöht, sie wurden verdoppelt. Wie viele Karten hat die ZKB in Umlauf? Einfacher lassen sich Gewinne kaum erzielen… Das ist doch eine tolle Managementleistung.
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JMG weiss ganz genau, dass ihm kein Ungemach ins Haus steht. Warum? Weil seine Position pol. determiniert ist. Und Zürich will nun mal, dass genau diese Leute vom Schlag eines JMG & cons. am Drücker bleiben sollen. Also: in ein paar Tagen, alles tiefste Vergangenheit, keine Kontosaldierungen und: business as usual. In Italien hätte dieses System einen Namen
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Scholl und M-G machen sichselber hiermit völlig lächerlich. Diese Art der Kommunikation löscht das Feuer nicht. Bei Aussenseitern löst das nur Kopfschütteln aus. Der Ruf der Bank steht aufs Spiel und diese Herren bedienen sich weiterhin von bombastischen Sprüchen ohne Gefühl für Selbstanalyse oder fürs Gestehen von Fehlern. Diese Herren sind Fehlerfrei. Die, die gehen mussten waren Nestbeschmutzer und faule Aepfel. Das ist die Mitteilung. Vielen Dank nochmal.
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Wie weit sind wir in der Schweiz gekommen, dass unser Grundgut, die freie Meinungsäusserung unter Strafe stehen sollen? Und wie schwach ist die Führung, dass ihr solche unbilligen Mittel zum Verstecken diesen dürfen?
WIDERLICH!-
Widerlich trifft voll ins schwarze!
Genau so sieht es mit der Mitarbeiter umfrage aus. Diese wird mit dem Vorgesetzten besprochen (null anonymität) und falls etwas Negatives drin stehen sollte, bist du auf der schwarzen Liste, sprich deine Tage neigen sich dem Ende und jegliche Ansprüche auf ein Minimum gestrichen!
Nur wer kriecht und schleimt, kommt weiter… toll 🙂
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„Das sei, wie wenn eine Hostess (heute Flight Attendant) in luftiger Höhe in der Kabine ausrufen würde: Der Pilot ist eine Pumpe.“ Diese gesuchte Metapher schiesst einerseits am Ziel vorbei und ist zudem in diesem Kontext falsch platziert. Der Unterschied: wir können in luftiger Höhe nicht aus dem Flugzeug springen und sind daher vom Piloten abhängig und somit gefangen. Die ZKB dagegen ist auf der Mutter Erde und und es kann jeder hinauslaufen . Ein Crash der ZKB führt nicht zum Tod des Mitarbeiters; anders ein Flugzeugcrash. Die ZKB Führungscrew mit einem Piloten zu vergleichen zeugt von massloser Selbstüberschätzung. Daher: eine wenig differenzierte Aussage ohne Bodenhaftung, und man darf nur hoffen, dass die Entscheidungsfindung in andern Bereichen im ZKB-Rat weniger plakativ und differenzierter ausfällt
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Förderlich ist doch wohl eher eine lösungsorientierte Kooperation statt auf Eskalation zu setzen. Scholl und JM-G vertrauen auf ihre Entourage. Die Gegenwart zeigt, auf Gefolgschaft zu setzen ist ein Auslaufmodell und für die Bank ohne jegliche Nachhaltigkeit. Insgesamt ist dies für die ZKB eine sehr unangenehme und gefährliche Entwicklung, die unter anderem nun auch vermehrt in der Öffentlichkeit ausgetragen wird. Schade für die ZKB, schade für die vielen guten Mitarbeitenden und deren Potential.
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Die Gier schafft Schweizer Werte ab. Wär ich ZKB Kunde, ich würde ein saftiges Schreiben verfassen und den Herren Oberen zustellen – Cc: an die Presse als Leserbrief.
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Dieser Müller-Ganz soll verschwinden, aber ganz ganz schnell! Was fällt dem eigentlich ein! Kassiert von uns Kontoinhabern schon viel zu viel Kohle und hat die Frechheit, sogar noch mehr zu verlangen. So ganz nach dem Motto: Die Kleinen hängt man auf, aber für sich selber gibts keine Grenzen.
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Zum Glück für die Topshots ist die ZKB nicht an der Börse kotiert.
Sie würde ähnlich wie der Basler KB PS täglich neue Tiefststände erreichen.
Man kann sich für diese wenig fähigen Bankräte nur noch fremdschämen bezüglich der Vergütungen, welche sie für sich selber einfordern! Gehört eigentlich Matter-Freund Kaufmann immer noch zu diesem Club?
P.S. Es hat sich hier ja auch ein Raiffeisenbank Kommentarschreiber geoutet, welcher ebenfalls entlassen wurde.
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Es tut mir leid, ich wollte nur Aufmerksamkeit erregen – ich wurde von meiner Raiffeisenbank gar nicht entlassen, weil ich hier einen Kommentar geschrieben haben, sondern weil ich einfach zu faul bei der Arbeit war und in die Kasse gegriffen habe 🙁 Sorry
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@ RBler
Kopf hoch! Es kommen wieder bessere Zeiten. Unbedingt „gutes“ Zwischenzeugnis verlangen und ev. einen Anwalt nehmen.
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Generell finde ich richtig, was Herr Frei unten ausführt.
Jedoch stellt sich für mich auch die Frage, ob die ZKB von der Struktur her richtig aufgestellt ist und sich das Management genügend dem marktwirtschaftlichen Auswahlprozess stellen muss. So wie die Mitarbeiter das „neuerdings“ müssen….
Nun fällt mir aber auch positiv auf, dass viele unfundierte, bissige und ehrverletzende Kommentare nicht mehr „geposted“ werden. Aber auch konstruktive Kritikansätze nehmen in den Blogs ab, was das Downside ist (auch für das Management, das um eine Infoquelle beraubt wird). -
@ Trudi: Sehe auch nicht ein, weshalb einem Scholl für seine Wenigleistung und -kompetenz ein Millionensalär plus saftige Pensionsleistungen in den Allerwertesten geschoben werden. – Witzig auch die geforderte Lohnerhöhung der Bankräte. – Das sind doch alles relativ abgehalfterte bzw. eher wenig Licht ausstrahlende Gestalten, die sich nun als Partei-Pöstlihuber noch die Taschen füllen wollen. – Klar, als Gründer einer „Fluglinie“ dann Präsident bzw. Vizepräsident der drittgrösten CH-Bank werden (wollen), aber sicher, Schätzchen!
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Mein Deutsch ist nicht gut.
Was ist der Unterschied zwischen „offen“ und „in aller Öffentlichkeit“, bitte? Das Beispiel mit die Hostess/Flight Attendant, meiner Meinung nach, passt hier gar nicht.-
Hi Sergio,
Öffentlich heisst, auch aussenstehende Leute können die Aussagen lesen. Alles was hier gelistet wird ist öffentlich.Mit offen ist hier gemeint, dass man intern seine ehrliche Meinung kundtun darf ohne bestraft zu werden. Und dass das Management auch zuhört.
Doch ist die ZKB Führung tatsächlich noch offen für Feedback der Mitarbeiter? Schwer zu sahen von aussen. Die vielen frustrierten Kommentare deuten aber auf das Gegenteil hin.
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Hat die ZKB Angst abzustürzen? Damit die ZKB an Höhe gewinnt, werden den Passagieren ab 2014 höhere Kosten belastet. Gleichzeitig wollen die Piloten 32 Prozent höhere Löhne. In die USA wird nicht mehr geflogen und die letzten Amerikaflüge sind noch nicht abgerechnet.
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32% Lohnerhöhung riecht für mich nach Abzockerei, ja eventuell sogar nach persönlicher Bereicherung. Die FDP darf sich nicht wundern, wieso die Partei immer weniger Wähler hat. Und wieso ein CEO einer KB über eine Million Franken verdienen muss, ist mir auch ein Rätsel. Interessant ist auch, dass die Gebühren nächstes massiv erhöht werden, um die Exzesse in Management zu finanzieren. Im Bankrat sitzen Vertreter aller größeren Parteien. Keiner scheint sich über eine fette Bezahlung für einen Nebenjob zu stören, weder die Vertreter der SVP noch diejenigen der SP. Ich bin einverstanden, wenn Personen, die Risiken eingehen (z.B. selbständig Erwerbende) auch gut verdienen. Ich habe jedoch kein Verständnis, wenn sich Personen auf Kosten der Allgemeinheit bereichern.
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Ich finde es richtig, dass diese Mitarbeiter Konsequenzen betreffend der Kritik in aller Öffentlichkeit tragen müssen – ob es direkt eine Entlassung sein musste liegt wohl im Ermessen der Bankführung, eine Abmahnung wäre meiner Meinung nach intelligenter gewesen.
Aber es kann nicht angehen, dass Mitarbeiter ihren Arbeitgeber in aller Öffentlichkeit schlecht machen! Ansonsten sollten sich diese Leute besser einen anderen Job suchen – schon von sich aus…
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Wünsche den beiden Betroffenen viel Erfolg vor dem Arbeitsgericht! Der Tatbestand einer missbräuchlichen Kündigung scheint mir gegeben und ich hoffe, dass die ZKB für dieses diktatorische Gebaren wenigstens finanziell noch ein bisschen bluten muss.
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Ja, das die ZKB wenigstens finanziell bluten muss finde ich auch. Aber die ZKB hat ja letzte Woche massive Gebühren Erhöhung bei Maestro Karten und Konten angekündigt. Ist das die Managementleistung wo solche Saläre rechtfertigt? Willkürlich Mitarbeiter feuern und dann die Kosten den „Kleinsparen“ abknüpfen. Der Bankrat hat leider eine Chance verpasst, oben mal einem zu künden und mit dem eingespartem die Gebühren reduzieren. So wie es für eine Staats und Volksbank sich gehören würde.
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Wünsche den beiden Betroffenen viel Erfolg vor dem Arbeitsgericht! Der Tatbestand einer missbräuchlichen Kündigung scheint mir gegeben und ich hoffe,…
Ich finde es richtig, dass diese Mitarbeiter Konsequenzen betreffend der Kritik in aller Öffentlichkeit tragen müssen - ob es direkt…
Ja, das die ZKB wenigstens finanziell bluten muss finde ich auch. Aber die ZKB hat ja letzte Woche massive Gebühren…