Claudio Cisullo ist ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Der Secondo aus Italien hat es mit IT-Unternehmen zu viel Geld und Connections gebracht.
Diese setzt Cisullo jetzt clever ein. Vor allem in der Grossbank UBS hat der Mann, der inzwischen als Investor und Verwaltungsrat auftritt, einen beachtenswerten Einfluss.
Bis Ende des Jahres hat Cisullo ein eigenes Büro im 3. Stock des UBS-Headquarters an der Bahnhofstrasse 45 in der Zürcher City. UBS-Präsident Axel Weber hat dort ebenfalls seinen Raum.
Ab nächstem Jahr verzichtet Cisullo auf die Loge im Präsidentenstock der Grossbank. Diese war Teil des Deals für Cisullo von Ex-Chef Oswald Grübel.
Es war der Alt-CEO der Bank, der Cisullo 2010 ins Advisory Board für Informatik geholt hatte. Daraus wurde später ein Einsitz im Steering Comitee für die Industrialisierung.
Diese harzt unter Eros Fregonas, einem Cisullo-Mann.
Aus dem Steering Comitee ist Cisullo draussen, nachdem er den Einkauf der UBS übernommen hat. Dieser landet in der neuen Cisullo-Firma Chain IQ.
Entgegen der Annahme, dass damit Cisullo gänzlich aus der UBS ausscheidet, bleibt der Unternehmer mitten drin in der Grossbank.
Sein Advisory-Mandat für die IT behält er ebenso wie einen Auftrag fürs Wealth Management. Dort soll Cisullo potenzielle Kunden gewinnen.
Vermögensverwaltung für Superreiche macht die DNA der neuen UBS aus. Sie untersteht Jürg Zeltner. Dieser lässt Cisullo offenbar freie Hand.
Unter dem Projektnamen „Circle“ darf der Unternehmer unter Namen und Logo der UBS an einem Netzwerk einflussreicher Unternehmer und Manager knüpfen.
Diese treffen sich auf Einladung von Cisullo regelmässig zu einem Gedankenaustausch. Ziel ist es, möglichst viele der einflussreichen Prominenten neu zur UBS zu lotsen – oder dass sie der Bank mehr Geld anvertrauen.
Gesponsert wird Cisullos „Circle“ von der UBS. Dazu gehört die Administration der Anlässe und die Verköstigung der Gäste.
Cisullo wollte keine Stellung nehmen. Auch die Bank hielt sich bedeckt.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Cisullos UBS-Aktivitäten geben im Management der Bank zu reden. Dass Cisullo mit seiner Neugründung Chain IQ den Einkauf der UBS übernehmen kann, gilt als Coup.
Die UBS erhofft sich offiziell jährliche Einsparungen von mindestens 40 Millionen. Diese könnten auf bis zu 120 Millionen ansteigen.
Das wirft Fragen auf. Wie kann es sein, dass ein Multi wie die UBS mit rund 200 Mitarbeitern im weltweiten Einkauf keine effiziente Organisation auf die Beine stellen konnte?
Und: Wenn Cisullos neue Chain IQ soviel besser arbeitet, warum überlässt die UBS den ganzen Gewinn ihrem Berater, statt sich in Form einer Beteiligung einen Teil davon zu sichern?
Die Antwort liegt bei Sergio Ermotti. Der oberste operative Chef hat die Abtretung des globalen UBS-Einkaufs an den Externen Cisullo dem VR empfohlen. Dieser stimmte vor 2 Monaten zu.
Ermotti und Cisullo lernten sich offenbar in der UBS kennen. Neben Ermotti-Vorgänger Grübel war es vor allem Konzernleitungsmitglied Ulrich Körner, der Cisullo zur Bank gebracht hatte.
Cisullo fand rasch einen Draht zu Ermotti. Der Tessiner und der Zweitgenerations-Italiener sprechen die gleiche Sprache. Cisullo rühmte sich öffentlich, das Ohr von „Sergio“ zu haben.
Das Geschenk UBS-„Einkauf“ an Cisullo geht aufs Konto von Ermotti. Der CEO trägt die Verantwortung dafür, dass ein zentraler Teil der Infrastruktur einem Externen übergeben wird.
Dass es sich um ein Geschenk handelt, hängt mit der Struktur des Deals zusammen. Die UBS hatte die Einkaufsorganisation aufgebaut. Cisullo kann sich gratis ins gemachte Nest legen.
Aus Insider-Kreisen wird auf entsprechende Fragen gesagt, dass eine professionelle Bank wie die UBS sich keine Beziehungsdelikte erlauben könne. Die Transaktion sei mehrfach geprüft worden.
Die Beziehungen zwischen der UBS und Claudio Cisullo gehen tief. Cisullo hat eine besondere Nähe zu Eros Fregonas.
Fregonas stiess vor ein paar Jahren von der Swisscom IT zur UBS. Er war Teil des Steering Comitees. Als dieses einen Mister Industrialisierung suchte, kriegte Fregonas den Job.
Seither versucht der Tessiner, das Jahrhundertprojekt ab Boden zu bringen. Bisher halten sich die Resultate in Grenzen.
Am meisten zu reden gibt ausgerechnet die Auslagerung des Einkaufs an „Partner“ Cisullo. Ansonsten dauere es lange, bis Entscheide gefällt würden, heisst es intern.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Chapeau, die Leute kennen ihre modernen Klassiker. „The Circle“ von Dave Eggers (2013) ist vermutlich das beste Buch bis jetzt, über die Gefahren von social networks. Siehe zB: http://www.nybooks.com/articles/archives/2013/nov/21/eggers-circle-when-privacy-is-theft/
-
Wann wird diesem Treiben endlich ein Ende gesetzt? Die Zeiten sind vorbei, in welchen man ungeachtet der Kosten einfach alles tun konnte. Heutzutage muss man klüger wirtschaften. Die IT verzeiht solche Fehler nicht. Der Einkauf ist ein heikles Pflaster – nicht nur bei den Grossbanken: Es git auch wohlbekannte Kantonalbanken, welche den Einkauf in fragwürdiger Weise betreiben. Die angesprochenen wissen es – Stichwort BILDSCHIRMEINKAUF, etc.
-
Heute in einer Kolumne gelesen, aber passt auch zu Cisullo und Freundchen: „Just because you got a ride on the lucky bus doesn’t mean you should be teaching other people how to drive.“
-
Brisant ist, dass Cisullo’s Partnerin Bei der Rivalin CS angestellt ist und sich dort im UHNWI Segment als Advisor tummelt und auch immer Gast bei allen Party’s ist u.a. auch bei den CS Sports Awards.
Ob da nicht auch UHNWI Networking betrieben und ausgetauscht wird?
-
Auch wenn nur die Hälfte zutrifft, von dem was die Story als möglich aufzeigt, ist es erschreckend, dass eine UBS ihren Einkauf nicht selbst in den Griff bekommt.
Freier Handel sieht jedenfalls anders aus und das schockiert, besonders aus Schweizer Sicht. -
-
Mal im Ernst, Leute: Welcher ernsthafte, echte Unternehmer möchte in einem von Hr. Cisullo „gemänätschten“ Circle Mitglied sein?
-
Schon erstaunlich, wie die Leute einem Cisullo auf den Leim gehen. Hat der wirklich schon Substanzielles geleistet oder verkauft er jeweils nur heisse Luft? Rätsel über Rätsel.
-
Alles ein bisschen gar suspekt, nicht wahr?
Mal im Ernst, Leute: Welcher ernsthafte, echte Unternehmer möchte in einem von Hr. Cisullo "gemänätschten" Circle Mitglied sein?
Alles ein bisschen gar suspekt, nicht wahr?
Schon erstaunlich, wie die Leute einem Cisullo auf den Leim gehen. Hat der wirklich schon Substanzielles geleistet oder verkauft er…