Jan Schoch und seine Struki-Boys kennen nur den Weg nach oben. Aus der unbekannten EFG Financial machten sie Leonteq, brachten diese an die Börse, wo der Kurs auf 185 Franken explodierte.
Nun hat Himmelsstürmer Schoch sich den Kopf angeschlagen. Seit Frühling bewegt sich die Leonteq-Aktie seitwärts. Die Luft ist draussen.
Jetzt folgen schlechte Nachrichten. Gestern meldete Schoch, ein cooler Appenzeller mit Goldman-Sachs-Erfahrung, den Abgang seiner Nummer 2.
Michael Hartweg heisst der, er war einer der engsten Mitstreiter Schochs beim einzigartigen Aufbau von Leonteq.
Hartweg habe sich entschieden, „sich künftig vom Tagesgeschäft zu entlasten und sich vollumfänglich auf die „Smart Data“ Initiative (…) zu konzentrieren“, vermeldete das Unternehmen.
Was hinter dem neuen Projekt von Leonteq steht, ist für Aussenstehende schleierhaft. Die Rede ist von Wandlung der „proprietären Investmentservice-Plattform“ in ein „Analysewerkzeug für Endnutzer“.
CEO Schoch greift tief in die Kiste der Modewörter. Die „optimale Verwertung“ von Daten gelte als „Game-Changer“, wofür Leonteq „hervorragend positioniert“ sei.
Die coolen Wörter wirken wie Nebel rund um einen unangenehmen Kern. Der Rückzug von Buddy Hartweg aus dem Topmanagement könnte für Leonteq zur Zäsur werden.
Hartweg war nicht irgendein Manager, sondern er leitete als Stellvertreter von Schoch den wichtigsten Teil des ambitiösen Finanzplayers: das White-labeling und die Platform-Entwicklung.
Gemeint sind Strukturierte Produkte für Partner wie die Notenstein Privatbank. Mit der Raiffeisen-Tochter ist Leonteq dank einer 23-Prozent-Beteiligung des Genossenschafts-Riesen eng verbunden.
Hartweg war Schochs wichtigster Mann. Wie Schoch hatte sich auch Hartweg beim Börsengang im Herbst 2012 verpflichtet, mehrere Jahre an Bord zu bleiben.
Nun geht er; nicht definitiv zwar, aber doch lässt er das operative Steuer los und wechselt in eine wolkig anmutende Denker-Funktion.
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Dass hier ein Problem vorliegt, zeigt allein die Tatsache, dass kein Ersatz bereitsteht. Leonteq-CEO Jan Schoch muss sich bis auf weiteres selbst ums Tagesgeschäft kümmern.
Die Aufruhr an der Spitze kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Der anhaltende Erfolg von Leonteq an der Börse hat die Erwartungen nach oben geschraubt. Die Gefahr des Absturzes steigt.
Auslöser eines solchen könnte sein, wenn sich die Meinung durchsetzt, dass Leonteq vor allem eine gute Marketing-Geschichte ist.
Auf der Business-Ebene verlief das Rennen in letzter Zeit jedenfalls anders. Da sorgte Haupt-Konkurrentin Vontobel mit wichtigen Deals für Aufsehen.
Für ihre Deritrade-Plattform konnte Vontobel im März Marktführerin UBS gewinnen. „Vontobels Plattform wird zum Marktplatz„, titelte die nicht zu Übertreibungen neigende NZZ.
Schon zuvor hatten sich die Deutsche Bank und weitere wichtige Anbieter von Strukturierten Produkten für einen Wechsel auf das Deritrade-System entschieden.
Damit hatte Vontobel einen zentralen Etappensieg gegen Schoch und seine Leonteq erzielt. Die eigene Plattform wurde dank den Grossen der Branche zu einer Art unabhängiger Börse.
Der Grund, warum Vontobels Deritrade bei den Profis auf Anklang stösst, ist die Fähigkeit, für verschiedene Emittenten Produkte kreieren zu können.
Man spricht von Multi-Issuer-Plattform, welche die Bank Vontobel anbieten kann. Bei Leonteq ist nicht klar, ob und wenn ja wie weit deren System dazu ebenfalls fähig ist.
Schoch und seine Leonteq reden zwar gerne vom Multi-Issuer-Können, doch in der Branche heisst es, dass dies nicht zutrifft – zumindest nicht im Ausmass wie bei Vontobel.
Die entscheidende Frage wird sein, wie technologisch führend das Leonteq-System tatsächlich ist.
Die Pressemitteilung von gestern betonte die „markführende IT- und Investmentservice-Plattform“. Einmal mehr liessen die Leonteq-Chefs die Gelegenheit nicht ungenutzt, ihre vermeintliche IT-Extraklasse herauszustreichen.
Ein Insider sprach vor einiger Zeit von viel Handarbeit, die für den Betrieb der Leonteq-Anlage nötig sei.
Auf der Kanalinsel Guernsey würde eine Handvoll Mitarbeiter „Excel-Tabellen aus Zürich zu Produkt-Emissionen verarbeiten„, behauptete die Quelle.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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@Tobias
„Neid ist die höchste Form der Anerkennung.“
Happy to be a shareholder from day 1! -
Die „Quellen“ von Lukas Hässig scheinen ähnlich wie die IP-Website laufend an inhaltlicher Qualität zu verlieren – obschon Letzteres einigermassen schwierig zu erreichen ist.
Die heutige Pressemitteilung zur Zusammenarbeit zwischen Leonteq und Avaloq ist vorallem Eines – smart!
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@ Frank Burri
Wenn smart erst folgt, was war denn bis jetzt der Zustand – Top professionell?
Also bitte – nicht bei der IP Webseite fehlt es an Qualität – mit Ihrem Kommentar versuchen Sie genau davon abzulenken. Bei Leonteq sah man von Anfang an schön gross aufgebauschtes Marketing und wie oft- selten was dahinter. Kein Wunder dass erste Risse bald auch nach aussen sichtbar werden. Man kann den Abgang von Hartweg runter reden aber bitte verkaufen Sie uns nicht hier noch eine geniale Strategiestorry.
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Sollte das Institut auch Strukis für Verrechnungssteuer-Ansprüche von ausländischen Banken, defraudiert via Schweizer Adresse, emittiert haben, müsste Leonteq heisse Puts auf ihre Aktien anbieten?
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/Der-Dividendentrick/story/16218274
Diese Nachricht im TA lässt erahnen, wie viel kriminelle Energie in diesem Geschäfts-Modell Verrechnungs-Steuer-Betrug steckt.
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Wieso explodiert der Aktienkurs gerade heute? bad timing…
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Schon mal was von ‚Kurspflege‘ gehört?
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In der Tat. Das Timing der Ankündigung der „Smart Data-Initiative“ scheint perfekt zu sein. Gerade zu dem Augenblick, wo der Aktie die Puste ausging, werden neue Fantasien geweckt und schlagartig ein neues Allzeithöchst erreicht.
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‚ Habe fertig!‘
so könnte es demnächst lauten, wenn die himmelwärts strebenden Aktien die längst erwartete Baisse einläuten werden.
Mit Strukis ist dann nur noch zu verlieren, bzw. das Geschäftsmodell macht Pause. Weil kaum bis gar keine alternative Strukturen in der Firma vorhanden sind, ist guter Rat teuer. Der Markt signalisiert seit vielen Wochen: der Zenith ist überschritten, was bares Gift ist für eine Struki-Boutique.
Andiamo molto piano!
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Das war abzusehen. Die aufgeblasene Marketing-Story namens Leonteq stösst an ihre Grenzen. Der Laden ist schlicht nicht zukunftsfähig. Schoch und seine Boys haben es verpasst, eine MiFID-2-taugliche Multi Issuer Plattform auf die Beine zun stellen. Stattdessen operieren sie mit einem Single Issuer System, dass keine Zukunft hat. Zudem erweist sich die White Labeling-Strategie als eine Sackgasse. Viel Wind um nichts, möchte man sagen. Ich habe meine Aktien auf dem Peak verkauft. Jetzt geht es wohl nur noch talwärts. Rette sich wer kann.
Das war abzusehen. Die aufgeblasene Marketing-Story namens Leonteq stösst an ihre Grenzen. Der Laden ist schlicht nicht zukunftsfähig. Schoch und…
' Habe fertig!' so könnte es demnächst lauten, wenn die himmelwärts strebenden Aktien die längst erwartete Baisse einläuten werden. Mit…
Wieso explodiert der Aktienkurs gerade heute? bad timing...