Bei der Credit Suisse geht alles viel schneller als vielerorts vermutet. Tidjane Thiam, der seit einem Monat offiziell im Amt ist, legt seinen Weg aus dem grossen Stillstand bereits in 2 Wochen offen.
Am jährlichen Sommer-Verwaltungsratstreffen, das heuer vom 19. bis 21. August stattfindet, präsentiert Thiam seinen Plan.
Der VR der Grossbank tagt dafür wie immer im Grand Resort, dem 5-Sterne-Palast von Thomas Schmidheiny, einem bekannten Industriellen und Grossaktionär von LafargeHolcim.
Bei den August-Jahrestreffen des obersten Gremiums der Credit Suisse geht es jeweils darum, die Leitplanken für die nächste Zukunft zu setzen.
Dieses Jahr ist dies besonders wichtig. Thiam, vor einer Woche 53 geworden, muss die CS aus der Krise führen.
Die Bank hinkt hinter der UBS her, sie leidet unter einer unklaren Ausrichtung, ihr mangelt es an Kapital, und die Moral ist bei vielen Mitarbeitern am Boden.
Gleichzeitig hat sich der Aktienkurs seit dem Tiefpunkt Anfang Jahr massiv erhöht. Die Hoffnungen auf einen Thiam-Boom sind gross.
Thiam will den Kurs auf über 50 Franken treiben. Dafür braucht er eine Strategie, die sich erstens abhebt von der Konkurrenz und zweitens für die CS passt.
Am VR-Meeting in zwei Wochen wird er Präsident Urs Rohner und den übrigen 11 Mitgliedern des Verwaltungsrats aufzeigen, wie er all die Probleme mit einem Wurf lösen will.
Gefordert ist nichts weniger als das Zerschlagen eines gordischen Knotens.
Ein Ding der Unmöglichkeit. Was Thiam machen kann, ist viel prosaischer.
Er muss, gleich wie der neue Chef von Standard Chartered, die Kosten weiter senken. Das führt dann zu mehr Gewinn und mehr Kapital.
Eine Abkehr vom Investmentbanking ist nicht wahrscheinlich. Investoren wie die französische Oddo, welche auf die UBS statt auf die CS setzen, rechnen auf Finews mit Blut, Schweiss und Tränen.
CS-Grossaktionäre wie Harris Associates meinten schon früher, dass Thiam nicht einfach frisches Kapital kriege, um eine Grossübernahme in Asien zu finanzieren.
„He can’t just pay anything“, sagte kürzlich ein Harris-Manager.
Was also wird Thiam seinem Verwaltungsrat in Bad Ragaz vorschlagen?
Der Franzose mit Herkunft Elfenbeinküste lässt McKinsey eine Strategie ausarbeiten. Dafür holt er bei allen Konzernleitungsmitgliedern Informationen ab.
Der Prozess läuft französisch-formell ab. Kein Vergleich zum hemdsärmligen Vorgehen unter Vorgänger Brady Dougan, der auf jedes E-Mail innert Stunden ausführlich und detailreich antwortete.
Bei Thiam führt kein Weg an dessen Stabschef vorbei. Der heisst Pierre-Olivier Bouée und folgte Thiam bei dessen Stellenwechseln der letzten 13 Jahre auf Schritt und Tritt.
Bouée, so ist aus der CS heraus zu hören, agiere als eine Art Staatssekretär.
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Im Auftrag des CEO koordiniere er Meetings mit Thiam, sammle Informationen, führe Gespräche mit den Spitzenleuten der Divisionen und zentralen Dienste.
Der französische Landsmann ist Monsieur Thiams Zeremonienmeister.
Bouée bestimmt, wer zum neuen „PDG“ – Président-directeur général, wie die Konzernchefs im Französischen heissen – vorgelassen wird.
Für die machtbewussten CS-Bigbosse, darunter viele Angelsachsen, aber auch Hans-Ulrich Meister als hemdsärmliger Schweizer, bedeutet der Stilbruch eine Herausforderung.
Auf der Teppichetage von New CS geht es seit neuestem aristokratisch-korrekt zu und her, nicht mehr im Hüst-und-Hott-Modus wie zu Brady’s Zeiten.
Das hat sein Gutes und sein Schlechtes.
Für die CS als Unternehmerbank, die immer „Tausend Blumen blühen“ lassen wollte, wie dies Ehrenpräsident Rainer Gut ausdrückte, bedeutet die Veränderung eine Verlangsamung.
Zur Kultur des Investment Bankings, bei der einzig der nächste Deal zählt, ist Thiams Formalismus wie eine Faust aufs Auge. Das Geschäft könnte darunter leiden.
Gut scheint die Entschleunigung hingegen, weil die CS sich grundsätzlich überdenken muss.
Ihr Modell einer bonus-getriebenen Investmentbank, die sich günstig bei der internen Privatbank refinanziert, hat sich überlebt.
Entscheidend ist so oder so anderes. Die CS braucht ganz oben neue Köpfe. Nur so wird ihr Wandel glaubwürdig.
Bill Winters von der Standard Chartered – die Entwicklung der beiden Banken lässt sich gut vergleichen – hat diesbezüglich vorgelegt.
Nun könnte Thiam folgen.
Seine französische Distanziertheit schafft die Ausgangslage, um langjährige Seilschaften zu kappen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bin gespannt, was morgen angekündigt wird. Ob mein Job nach Polen verlagert wird oder nach Singapur. ich schätze mal ich muss mir eine neue Stelle suchen.
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Schon jetzt weht am Paradeplatz ’ne heiße Brise
doch bald weist TT seinen Eleven den Ausweg aus der Krise.
Die Großaktionäre werden seine Rede segnen
derweil wird die Weisheit wie Manna aus dem Himmel regnen.
Wichtig ist nur der Bonuserhalt
der Rest lässt die altgediente Managerriege kalt.
Um den Weg gibt es ein hartes Ringen
doch mit mehr Oursourcing wird dies wohl gelingen.
Für manchen Mitarbeiter wird es ein Schreck
der Arbeitsplatz ist dann mal weg.
die Mörkte wandern dann wohl die Ferne
der Wirtschaftsminister hört das gar nicht gerne. -
Müllemann und Wellauer habe ja schon vor 15 Jahren probiert, die CD gegen die Wand zufahren, Dougan war nicht nur ein Anschlag auf den Geldbeutel der Aktionäre, sondern auch auf den Verstand der Mitarbeiter. jetzt wird der zweite Versuch von der PowerPoint-Mackies gestartet, die CS kaputt zu machen. Vielleicht gelingt’s ja diesmal…
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Nein, dieses Schicksal wünsche ich Herrn Thiam ganz bestimmt nicht. Aber nach sieben vergeudeten Jahren, jetzt, wo man sich nach dem Aufwachen aus diesem Alptraum die Augen reibt, muss klar sein, dass die CS mit ihrerseits verrotteten Firmenkultur nicht mehr viel Freischüsse hat, um wieder auf die Beine zu kommen. In der Liste der gefährlichsten Banken der Welt liegt sie auf Platz 8. Die Belegschaft ist flächendeckend gelähmt und das Senior Management blickt auf seinen eigenen Bauchnabel und meint, es habe den Nabel der Welt entdeckt.
Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit gehören zu den Primärtugenden, um die sich die CS mit höchster Priorität kümmern sollte.
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Den Zynismus und die Missgunst wird auch diese Strategie nicht beseitigen. Bitterkeit ist ein Gift.
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Egentlich sollten die meisten Kommentatoren Herrn Rohner dankbar sein. Dank des neuen CEO können sie sich jetzt mit neuer Begeisterung in ihrem xenophobischen, rassistischen Sumpf suhlen. Viel Vergnügen.
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@ rba: Naja, wenn man es böse nehmen will, kann man vielleicht den einen oder anderen Kommentar xenophobisch nennen. Aber welcher Kommentar soll denn bitteschön rassistisch sein?!? Oder bist Du so ein Gutmensch, der die grosse Political Correctness-Keule rausholt, um alle anderen Meinungen platt zu hauen?
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Hoffe für die CS, dass Thiam wirklich etwas ‚drauf hat und nicht nur ein opportunistischer Showman ist, der mitsurft und mitnimmt, solange er kann und sich dann rechtzeitig auf die nächste Welle schwingt, die ihn wieder eine Zeit lang (er-)trägt.
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@Sandra Gstöhner
Sagt man deswegen ‚der dumme August‘?
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Französische Manager kommen alle aus der gleichen Ecke, nämlich aus den grossen Hochschulen wie ENA etc.. Dort wird allen Studierenden der gleiche Unsinn eingebläut z.Bsp. dass Franzosen alles à priori mal besser wissen und können und dass Frankreich eh das beste Wirtschaftssystem hat und dergleichen mehr. Dazu gesellt sich auch ein gewisser Feudalismus. Also CEO einer grossen Unternehmung hält man Distanz zu seinen Untergebenen und residiert wie Louix XIV. Man lässt Hof halten und entscheidet dann wie die absolutistischen Herrscher – ganz willkürlich.
Beinahe alle französischen Grossfirmen funktionieren in dieser Art (wie z.Bsp. Schneider Electric, Alstom, Areva). Und eigentlich keine dieser grossen Firmen hat wirtschaftlich Erfolg. Meist muss dann der französische Staat hin und wieder mal eingreifen und das zuvor verbrannte Kapital wieder aufstocken.
Da kann man nur hoffen und beten, dass dies bei der CS nicht eintreffen wird.-
Warum nicht, wenn der französische Staat eintrifft? Das ganze ist doch schon gestorben! CS bleibt eine kriminelle Organisation, Thiam ist kein Wunderknabe und andere machen es besser! Im Prinzip wissen das alle, nur keiner wagt es auszusprechen und die „Mänätscher“ der CS, dieses inkompetente Kopfnicker-Rudel, hofft dass das System noch bis zu ihrer Pensionierung hält:
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Dieser ganze Thiam Hype geht mir so etwas auf den Sack. Er macht selber überall einen auf Show. Seine Leitsätze und mit seiner überklugen Sprache in Bildern machte er einen auf Superkluh. Dieser Herr wird so untergehen wie er aufgestiegen ist. Dasselbe haben wir ja schon Lukas M. von McK erlebt! Alles wiederholt sich leider im Leben und so auch bei der CS……
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Was für ein Unterschied!
Als vor einige Monaten Brady Dougan ging, tönte er noch, dass die CS eines der führenden Finanzinstitute und Marktführer der letzten Jahre sei, und auch so agiert habe.
Jetzt wird allmählich er wahre Schaden klar, den er angerichtet hat. Die CS ist in einer tiefen Krise, und der VR und die MDRS haben sich unter BD mit einem warmen Bonusdauerregen gerne einlullen lassen.
Ich habe den letzten Chef der CS schon immer für einen Bonusjäger und Sprücheklopfer gehalten, der die CS in eine tiefe Krise geführt hat.
Schön zu sein, englisch zu sprechen, tagsüber Marathon zu laufen und nachts eine Wachmarathon durchzuhalten reicht einfach nicht. Es braucht auch eine gewisse solide Persönlichkeitsstruktur mit Bodenhaftung, wenn man, wie einst Gaius Julius Cäsar sagte, sich“gloriam querere et momoriam efficere“ auf die Fahnen geschrieben hat.Die CS ist eine Windbeutel-Fabrik.
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Schön zu sein? Wer denn???
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Brady Dougan hat spätestens im Februar 2014 vor dem US-Senatsausschuss bewiesen, dass er unglaubwürdig ist. Nach dem Motto „You never get a second chance to make a first impression“ kam er vor den Kameras rüber als „Big Bullshitter“.
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@Heinz Fahrni
Noch nie habe ich so einen dummen und meiner Ansicht nach so unglaubwürdigen Auftritt gesehen wie den von den Untersuchungsausschuss. Es war ja zu offensichtlich, das die oberste CS Riege selber nicht glaubte was sie da erzählte. In der Schweiz wusste und weiß das jedes Kind dass es Schwarzgeld bei den Banken gab, wieso bekommen dass die Chefs der GROßBANKEN das nicht mit („mein Vorgänger hat nicht mit mir darüber gesprochen“). Ja, ist jetzt Denken für Großverdiener nicht mehr erlaubt?
Diese Bank hat auf Jahre hinaus Ihren Kredit verspielt, nur gut dass der big bullshitter wieder abgedampft ist. Urs Rohner sollte auch
gehen, bevor alle CS Angestellten aus Protest mit einer weißen Weste in die Arbeit kommen.
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Formalismus ist in Krisensituationen wichtig. Nur so ist gewährleistet, dass sich die Obersten schadlos halten können und rechtzeitig abspringen werden, um dann an einem anderen Ort formalistisch eingesetzt zu werden.
Besonders der französische Formalismus ist ja Gewähr für das Gewinnende, schuldenfreie und innovative der Grande Nation. Und, wie die Franzosen wissen: Paris ist ja der Nabel der Welt.
Endlich kommt in der Zürcher Provinz – nach den erfolgreichen Amis, den schlauen Italienern und den sympathischen Deutschen – die französische Kultur zum Tragen. Und gleich noch die muslimische?Gut gemacht, Herr Rohner!
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@Handshaker
Der Kommentar trifft voll ins Schwarze. Herr Rohner, Sie sind eine Bereicherung für die CS Firmenkultur.
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Es geht nur darum dem Grossaktionär zufrieden zu halten. Alles andere ist zweitrangig. Culture always wins, die wird sich nicht verändern.
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Ja, halten wir also dem Grossaktionär zufrieden – welch kluger und eloquent formulierter Kommentar….
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Überflüssiger Kommentar
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Nur schon die französischen Namen und Ausdrücke sind wohltuend. Ich wünsche dem Chef und allen, die tagtäglich gewillt sind, einen guten Job machen, alles Gute und viel Erfolg, auf dass die McKKraken vor der Einhausung in die Wüste geschickt werden können.
PS: Das ist keine Neujahrskarte. Und es darf wieder (Schul-)Französisch und Deutsch gesprochen werden, Oder irre ich mich?-
Französische Namen und Ausdrücke wohltuend? Total abschreckend, würde ich eher meinen. Wer schon mit französischen Finanzfirmen zu tun hatte, weiss wieso. Unzuverlässigkeit und Unprofessionalität ohne Ende.
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vom Regen in die Traufe…
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Jetzt kommt die Antithese zur amerikanischen Investmentbanker Hemdsärmlichkeit. Von einem Extrem ins andere Extrem. wichtig wären Bodenhaftung, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit. Damit diese Bank wieder zur Ruhe kommt. DIE MITARBEITER sind ja schon ganz verwirrt und orientierungslos. Jetzt ist wieder ein abgehobener
MA-Nager bei der CS gelandet, der versucht, den Mitarbeiter die Krümmel vom Teller wegzuessen. vorsichtshalber gibt die CS gar nicht bekannt, wieviel sie berappen musste.
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Na toll, das hat der CS noch gefehlt, ein abgehobener, unerreichbarer CEO. Kann mir allerdings nicht vorstellen, dass er damit bei Prudential durchkam, das sind ja Angelsachsen durch und durch.
Bei CS wird es zu einer weiter Stärkung der Lokalfürsten führen, einfach weil sie sich bei TT die Strategie und ihre finanz. Ziele absegnen werden lassen, um dann operativ schnell und direkt agieren zu können. Das hat insofern sein Gutes, als dann endlich der zentralistische Wahnsinn, alles nach Polen und Indien auszulagern, wegfallen könnte. Aus Bereichssicht hat das noch nie Sinn ergeben.
Die Gefahr besteht allerdings auch, dass die CS noch träger wird, sollten die Bereichsleiter ihrem Chef folgen und selbst Vorzimmer-Drachen einstellen. Der neue Titel PDG wird einige dazu anspornen… Dann adieu CS, weil es zu einer noch weiteren Entfernung der „Führungsebene“ vom Tagesgeschäft führen wird.
Insgesamt hilft die ganze Sache sowieso nicht. Will TT erfolgreich sein, muss er erst neue gelebte, nachhaltige Werte schaffen. Das geht nur wenn er die marode Führungsschicht auswechselt, eine Blut Schweiss Tränenrede hält, die Bonusgeilheit verdammt und mit eigenem gutem Beispiel vorangeht. Dann, und nur dann, kann eine neue Strategie überhaupt erst erfolgreich sein. Ohne dies wird jede Neuausrichtung zur Farce, weil nämlich all die MDs und Ds wie einst in Louis XIV‘ Versailles primär am eigenen Machterhalt und ihren Pfründen interessiert sind, und beides sicherlich nicht wegen eines neuen CEOs der kaum erreichbar ist aufs Spiel setzen werden.
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OMG, ein distanzierter CEO? Überhaupt nicht Zeitgemäß. Passt eher zu einer Firma mit duzenden Hierarchiestufen, in der jeder Teamleiter mit zwei Leuten denkt er sei nun ein großer Manager, als zur modernen CS.
Ich hoffe Ihre Befürchtungen treten nicht ein. Wäre schade um den Aktienkurs.
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Es ist klar, dass das Management vor grossen Useforderungen steht. Nur mit einer gemeinsamem Anstrengung aller Mitarbeiter wird es gelingen, in Zukumpft erfolgreich zum sein dass alle zufrieden sind.
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Sehr tiefgreifender und gehaltvoller Kommentar … hauptsach debi si gäll
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@Paddy: Es ist eben schon wichtig, der Zukumpft ein paar Gedanken zu widmen und die Useforderungen anzupacken!
So, jetzt war auch ich dabei.
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@ Bierjunge: sitzt!
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Es ist klar, dass das Management vor grossen Useforderungen steht. Nur mit einer gemeinsamem Anstrengung aller Mitarbeiter wird es gelingen,…
Na toll, das hat der CS noch gefehlt, ein abgehobener, unerreichbarer CEO. Kann mir allerdings nicht vorstellen, dass er damit…
Sehr tiefgreifender und gehaltvoller Kommentar ... hauptsach debi si gäll